Georg Friedrich Händel – dieser klingende Name hat bis heute nichts von seiner Faszination eingebüßt. Der Opernschaffende, der auch mit Oratorien wie „Der Messias“, „Alexanderfest“ und „Judas Maccabaeus“ Weltruhm erntete, wurde von musikalischen Größen wie Mozart geschätzt. Goethe machte dem Meister ein ganz besonderes Kompliment, indem er äußerte, sich beim Hören der Werke Händels „von Händelscher Geistesgewalt durchdrungen zu fühlen“ . Georg Friedrich Händel gehörte unbestreitbar zu den internationalen Superstars der barocken Musikszene. Sein opulent inszeniertes Begräbnis diente nicht nur der letzten Ehrenbezeugung für ein Genie, sondern ebenso zur Demonstration englischer Hochkultur. Bereits 1784, also 99 Jahre nach Händels Geburt, feierten die Engländer mit riesigem Aufwand und unter Beteiligung von 500 Musikern in der Westminster Abbey Händels 100. Geburtstag. Selbst Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Deutsche anlässlich des Händelfestes 1883 mit 500 Orchestermusikern, 4.000 Chorsängern unter der Beteiligung von rund 87.000 Briten gefeiert.
Wie konnte ein Junge aus relativ bescheidenen Verhältnissen eine dermaßen steile Karriere starten? Johann Sebastian Bach schaffte es unter ähnlichen Bedingungen nicht, das kleinstädtische Umfeld zu verlassen, wodurch sein Talent erst nach seinem Tod ans Tagelicht kam. Wie konnte sich Händel vom provinziellen Umfeld bis in die Weltmetropole London vorkämpfen, um dort für den König zu komponieren? Was machte ihn auf musikalischer Ebene so interessant, dass er die Reichen und Schönen seiner Zeit von sich dermaßen überzeugen konnte? Interessant erscheint auch die Frage, welche Verdienste ein deutscher Komponist erworben haben muss, um ein Staatsbegräbnis in der Westminster Abbey zu erhalten – ja, schließlich sogar als Bestandteil englischer Hochkultur zu gelten.
Um befriedigende Antworten zu finden, zog ich biographisches Material über das Leben des Komponisten und Arbeiten über sein breit gefächertes musikalisches Lebenswerk zu Hilfe. Auffallend war, dass auch im Internet einige sehr brauchbare Quellen zu finden waren. Unter anderem gab es Artikel und Websites von Händel-Verehrern und natürlich eine stattliche Zahl von musikwissenschaftlichen Aufarbeitungen.
Inhaltsverzeichnis
1. Prolog
2. Georg Friedrich Händel – von Halle in die weite Welt
2.1. Familiäres Umfeld
2.2. Der Hof von Weißenfels – ein Ort der Musik
2.3. Opernstandort Hamburg
2.4. Georg Friedrich Händels Karriereschub im Mekka der Oper: Reisen nach Florenz, Rom, Neapel und Venedig
2.4.1. Händel in Rom
2.4.2. Durchbruch in der Stadt der Oper – Venedig
3. Georg Friedrich Händel erobert die englische Opernwelt
3.1. London
3.2. Die königliche Opernakademie – „Royal Academy of Music“
3.3. Händel – auch ein Meister des Oratoriums
3.3.1. Der Messias – „Messiah“
3.3.2. Samson
3.3.3. „Judas Maccabaeus“
3.3.4. „Feuerwerksmusik“
4. Epilog
5. Appendix
5.1. Literaturverzeichnis
5.2. Werksverzeichnis (Opern und Oratorien)
1. Prolog
Georg Friedrich Händel – dieser klingende Name hat bis heute nichts von seiner Faszination eingebüßt. Der Opernschaffende, der auch mit Oratorien wie „Der Messias“, „Alexanderfest“ und „Judas Maccabaeus“ Weltruhm erntete, wurde von musikalischen Größen wie Mozart geschätzt. Goethe machte dem Meister ein ganz besonderes Kompliment, indem er äußerte, sich beim Hören der Werke Händels „von Händelscher Geistesgewalt durchdrungen zu fühlen“[1]. Georg Friedrich Händel gehörte unbestreitbar zu den internationalen Superstars der barocken Musikszene. Sein opulent inszeniertes Begräbnis diente nicht nur der letzten Ehrenbezeugung für ein Genie, sondern ebenso zur Demonstration englischer Hochkultur. Bereits 1784, also 99 Jahre nach Händels Geburt, feierten die Engländer mit riesigem Aufwand und unter Beteiligung von 500 Musikern in der Westminster Abbey Händels 100. Geburtstag. Selbst Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Deutsche anlässlich des Händelfestes 1883 mit 500 Orchestermusikern, 4.000 Chorsängern unter der Beteiligung von rund 87.000 Briten gefeiert.[2]
Wie konnte ein Junge aus relativ bescheidenen Verhältnissen eine dermaßen steile Karriere starten? Johann Sebastian Bach schaffte es unter ähnlichen Bedingungen nicht, das kleinstädtische Umfeld zu verlassen, wodurch sein Talent erst nach seinem Tod ans Tagelicht kam. Wie konnte sich Händel vom provinziellen Umfeld bis in die Weltmetropole London vorkämpfen, um dort für den König zu komponieren? Was machte ihn auf musikalischer Ebene so interessant, dass er die Reichen und Schönen seiner Zeit von sich dermaßen überzeugen konnte? Interessant erscheint auch die Frage, welche Verdienste ein deutscher Komponist erworben haben muss, um ein Staatsbegräbnis in der Westminster Abbey zu erhalten – ja, schließlich sogar als Bestandteil englischer Hochkultur zu gelten.
Um befriedigende Antworten zu finden, zog ich biographisches Material über das Leben des Komponisten und Arbeiten über sein breit gefächertes musikalisches Lebenswerk zu Hilfe. Auffallend war, dass auch im Internet einige sehr brauchbare Quellen zu finden waren. Unter anderem gab es Artikel und Websites von Händel-Verehrern und natürlich eine stattliche Zahl von musikwissenschaftlichen Aufarbeitungen.
2. Georg Friedrich Händel – von Halle in die weite Welt
2.1. Familiäres Umfeld
1685 wird Georg Friedrich Händel als Sohn von Georg Händel, der als Kammerdiener und Leibchirurg im kirchlichen Taufbuch angegeben wird, in Halle geboren. Seine familiären Wurzeln begründen sich sowohl väterlicherseits in einer Linie von Handwerkern als auch von Theologen und Juristen mütterlicherseits. Georg Friedrich Händels Vater Georg war im Dreißigjährigen Krieg Feldscher bei den Kursachsen, den Schweden und den Kaiserlichen und heiratete danach zunftmäßig in ein florierendes Barbiergeschäft ein. Als er mit geschickter Feldscherkunst den gebrochenen Arm des Herzogs von Sachsen-Mereseburg heilt, erhält er den Titel „Leib-Chirurg und Geheimer Kammerdiener von Haus aus“ am Hofe von Weißenfels. Dem Vater gelang es mit viel Ambition und taktischem Kalkül, die soziale Stellung der bürgerlichen Familie stetig zu verbessern. So war auch die berufliche Zukunft des Sohnes Georg Friedrich vom Vater schon geplant – er sollte Ehre und Aufstieg der Familie durch das Studium des Rechts festigen.[3]
2.2. Der Hof von Weißenfels – ein Ort der Musik
Obwohl sein Vater, ein eher praktisch orientierter Mann, wahrscheinlich wenig Muße für musikalisches Amüsement an den Tag gelegt haben dürfte, wuchs sein Sohn dennoch in einem sehr musikalisch interessierten Umfeld auf. Es wurden nicht nur Schulkomödien mit Musik für den Nachwuchs aufgeführt, am Hof in Weißenfels gab es auch eine Oper und ein Ballett. Auch in der weiteren thüringisch-sächsischen Landschaft fand man das „Who is who“ deutscher Musiker der Zeit wie die „drei großen S“ (Schütz, Scheidt, Schein) sowie Kuhnau, Reinhard Keiser, Johann Beer und zeitgleich mit der Entwicklung Händels natürlich den großen Johann Sebastian Bach, dem im Gegensatz zu Händel eine Karriere großen Stils versagt blieb.[4] Inwiefern Georg Friedrich als Kind vom musikalischen Angebot der Region profitieren konnte, lässt sich heute nicht mehr nachvollziehen. Fest steht jedoch, dass sich der Junge trotz kolportierten Widerstandes des Vaters zu Hause gerne – mehr oder weniger heimlich – an einem Clavicord übte. Erfüllung fanden die musikalischen Ambitionen des jungen Händel im Zuge eines Besuches bei Hof, den er gemeinsam mit seinem Vater absolvierte. Als der Junge nach der Messe selbst an der Orgel spielte, beeindruckte er den Fürsten so sehr, dass dieser den Vater veranlasste, dem Kind eine entsprechende Ausbildung angedeihen zu lassen. In John Mainwarings 1760 veröffentlichter Biographie – „Memoirs of the Life of the Late George Frederic Handel“ – die auf den Aufzeichnungen von Händels langjährigem Mitarbeiter John Christopher Smith basierte, wird dieser Bahn brechende Moment im Leben Händels folgendermaßen beschrieben: „Ihm zufolge nahm Händels Vater diesen, noch bevor er acht Jahre alt war, auf einen Besuch bei einem Sohn aus erster Ehe mit, der Kammerdiener in Weißenfels war. So lernte er die Hofmusiker kennen und machte den Herzog von Weißenfels auf sich aufmerksam. Es begab sich, da der kleine Händel nach geendigtem Gottesdienst sich zum Ausgang auf der Orgel hören ließ, dass der Herzog eben in der Kirche zugegen war. Die Art zu spielen erweckte seine Aufmerksamkeit dergestalt, dass er bei der Wiederkehr aus der Kapelle seinen Kammerdiener frug, wer es gewesen, der sich auf der Orgel so wohl gehalten hätte, und erhielt zur Antwort, sein Bruder habe solches getan. Hierauf ließ ihn der Herzog rufen. Er erschien. Und nachdem Ihro Durchlaucht sich bei ihm nach allem erkundiget, was ein Herr, der Verstand und Geschmack besitzet, natürlicherweise erfordern kann, sagten sie zum Vater, es müsse zwar ein jeder am besten wissen, wozu er seine Kinder anführen wolle, allein meines Erachtens, fuhr der Herr fort, wäre es eine Sünde wider das gemeine Beste und die Nachkommen, wenn man die Welt eines solchen anwachsenden Geistes gleich in der Jugend beraubte.“[5]
Georg Friedrich Händel ging darauf beim erfahrenen Organisten Friedrich Wilhelm Zachow in eine drei Jahre dauernde Lehre (1692-95). Bei ihm bekam das junge Talent eine umfangreiche und differenzierte Ausbildung, die selbst Schreib- und Setzarten anderer Völker umfasste. Ein früher Biograph beschreibt diese wichtige Zeit im Leben Händels folgendermaßen: „Zachau wusste nicht wenig mit diesem Untergebenen, der schon anfing, die Aufmerksamkeit der Liebhaber in Halle herum auf sich zu ziehen, da sie mehrenteils seinetwegen hinkamen. Der gute Organist war auch froh, einen solchen Gehülfen zu haben, dessen ungemeine Gaben ihn fähig machten, des Meisters Stelle zu vertreten, wenn derselbe etwa abwesend seyn würde (…).“[6] Neben dem Studium bei Zachow begann Händel bereits in seinen jungen Jahren zu komponieren „wie der Teufel“[7] und lernte Latein sowie wahrscheinlich auch Französisch. Sein Hamburger Jungenfreund Mattheson lobt diesbezüglich später seine „feinen Studia“[8].
Die Reisen als Leibmedicus führten seinen Vater auch nach Berlin, wo Georg Friedrich beim Preußenkönig Friedrich I und dessen Gattin Sophie vorspielen durfte. Die hannoveranische Sophie verpflichtete bekannte italienische Komponisten wie Ariosti oder Bononcini. Hier konnte Händel Beziehungen zum musikinteressierten Hause Hannover knüpfen und erlebte hochqualitative Opernaufführungen, die ihn im eigenen Schaffen inspirierten.[9]
2.3. Opernstandort Hamburg
Nach einem kurzen Intermezzo an der Universität Halle arbeitete Händel wieder an seiner musikalischen Karriere und begann als zweiter Geiger im Orchester in Hamburg. Die Hansestadt gilt im 17. Jahrhundert mit ihrem „Opern-Theatrum“ am Gänsemarkt als ein Zentrum der Oper im deutschen Raum. 1678 mit einem biblischen Singspiel von Johann Theile eröffnet, war dieses Opernhaus kein Hoftheater, sondern wurde von Kunst liebenden Bürgern der wohlhabenden Hafenstadt verwirklicht.[10] In Hamburg liebte man opulente Opernaufführungen mit prächtigen Kostümen und üppigen Dekorationselementen. Für die Oper „Cara Mustapha“ wurden beispielsweise 48 verschiedene Szenerien und Maschinen verwendet. Es gab „Fliegwerke“, Ballette, Akrobatik und mehr oder weniger derbe Possen. Wenn Klaus Störtebeker hingerichtet wurde, floss echtes Blut aus gefüllten Schweinsblasen. Abgesehen von solchen Opern-Spektakeln wurden aber auch sehr anspruchsvolle Opern aufgeführt wie Reinhard Keisers[11] Xerxes, an dem sich auch Händel orientierte, oder Werke von Lully sowie biblische und italienische Opern. Allmählich wurden ambitionierte Laien von Berufsmusikern abgelöst, wobei sich eine italienisch-deutsche Gesangsmischung besonderer Beliebtheit erfreute.[12] Händels erste Oper- „Almira“ (8. 1. 1705) – erweist sich als großer Erfolg, die darauf folgende Oper „Nero“ (25 .2. 1705) fällt ebenfalls nicht durch. Weitere Opern – „Florindo“ und „Daphne“ – werden in Hamburg erst 1708 aufgeführt, als der Komponist bereits in Italien weilt.[13]
[...]
[1] Joseph Müller-Blattau, Georg Friedrich Händel (Mainz 1959) 1.
[2] Christopher Hogwood, Georg Friedrich Händel (Stuttgart, Weimar 1992) 329.
[3] Richard Friedenthal, Georg Friedrich Händel mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, ed. Kurt Kusenberg (Hamburg 1998) 11f. Und: Müller-Blattau, Georg Friedrich Händel 7.
[4] Friedenthal, Georg Friedrich Händel 14.
[5] John Mainwaring, Memoirs of the Life of the Late George Frederic Handel. In: Walter Siegmund-Schulze, Georg Friedrich Händel. Beiträge zu seiner Biographie (Leipzig 1977) 47.
[6] Friedrich Wilhelm Zachow. In: http://www.bach-cantatas.com/Lib/Zachow-Friedrich-Wilhelm.htm ( Zugriff: Wien, am 5.7.2006).
[7] Friedenthal, Georg Friedrich Händel 18.
[8] Ebd.18.
[9] Ebd 19.
[10] Geschichte der Oper in Hamburg. In: http://www.hamburgballett.de/d/oper.htm (Zugriff: Wien, am 5.8.2006).
[11] Reinhard Keiser (1674-1739) erlangte mit seinen Werken als Hauptkomponist der renommierten Hamburger Gänsemarktoper Weltruhm, wo er seit 1697 als Kapellmeister wirkte. Siehe auch: http://www.reinhard-keiser-verein.de/rkvdeu.shtml?host=www.reinhard-keiser-verein.de&site=lebenslauf4.htm (Zugriff: Wien, am 5.8.2006).
[12] Friedenthal, Georg Friedrich Händel 24.
[13] Geschichte der Oper in Hamburg. In: http://www.hamburgballett.de/d/oper.htm (Zugriff: Wien, am 5.8.2006). Und: Müller-Blattau, Georg Friedrich Händel 23-30.
- Arbeit zitieren
- MMag. Silvia Kornberger (Autor:in), 2006, Georg Friedrich Händel – ein kosmopolitischer barocker Starkomponist, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/124955
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