Ein elementarer Begriff der Theologie des Ersten Testaments stellt der ,,Bund" (im Hebräischen ,,berît") dar. Er tritt im theologischen Bereich in engem Zusammenhang mit der ,,Erwählung" auf. Allerdings ist anzumerken, dass trotz der hohen Bedeutung der Bundestheologie der Begriff ,,berît" und das Verständnis der Erwählung des Volkes Israel (bzw. einzelner Personen(gruppen) oder der ganzen Menschheit) erst relativ spät auftreten. Frühestens im achten Jahrhundert v.Chr., sicher aber im siebten und sechsten Jahrhundert tauchen diese beiden Begriffe auf. Somit kommt dem Begriff der ,,berît" in der deuteronomistischen Reformbewegung ein hoher Stellenwert zu. Zentraler Bestandteil der Bundestheologie des Ersten Testaments, ist der sog. ,,Bundesschluss am Sinai" (Ex 24,1-1). Die Priesterschrift kennt einen solchen ,,Bund" am Sinai jedoch nicht. Sie legt vielmehr wert auf einen ,,Noah-,, und einen ,,Abrahambund". Genaueres soll später noch ausgeführt werden.
Zu erwähnen sei hier noch, dass der Begriff der ,,berît" zunächst nicht in theologischen Zusammenhängen auftaucht. Im Sprachgebrauch des Ersten Testaments ist von berît vorerst nur im zwischenmenschlichen, profanen Bereich die Rede. Welche Bedeutungen diesem Begriff, sowohl im Theologischen, als auch im Profanen zukommen, soll später noch erläutert werden.
Hans-Jürgen Hermisson trifft für beide Begriffe (,,Bund" und ,,Erwählung"), die doch so eng zusammengehören, eine erste grobe Unterscheidung: ,,Bund" bezeichnet den ,,Innenaspekt" des Verhältnisses zwischen Jahwe und Menschen, während die ,,Erwählung" den Außenaspekt", die Sonderstellung Israels unter den Völkern, kennzeichnet. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitendes
- berît Bund?
- Jahwes Versprechen an Abraham (Gen 15 und Gen 17)
- Unter den Schutz Jahwes gestellt (der sog. Noahbund, Gen 9)
- berît am Sinai (Ex 24,1-11)
- Abschließende Betrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Begriff „Bund“ (im Hebräischen „berît“) im Ersten Testament und dessen Bedeutung für die Theologie des Alten Testaments. Sie untersucht die verschiedenen Formen des Bundes zwischen Jahwe und Menschen und zeigt, wie sich die Bedeutung des Begriffs im Laufe der Zeit entwickelt hat.
- Die verschiedenen Bedeutungen von „berît“ im Hebräischen
- Die Beziehung zwischen „Bund“ und „Erwählung“
- Die Rolle des Bundes in der deuteronomistischen Reformbewegung
- Der Bund mit Noah, Abraham und am Sinai
- Die Bedeutung des Bundes für die Theologie des Alten Testaments
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitendes: Der Begriff „Bund“ im Ersten Testament wird eingeführt und seine Bedeutung im Zusammenhang mit der Erwählung des Volkes Israel erläutert. Die Arbeit stellt heraus, dass der Begriff „berît“ erst relativ spät auftritt und in der deuteronomistischen Reformbewegung eine zentrale Rolle spielt.
- berît Bund?: Die Übersetzung des Hebräischen „berît“ mit „Bund“ wird kritisch betrachtet und die Argumentation von Ernst Kutsch, der die Bedeutung von „Setzung“ oder „Verpflichtung“ für „berît“ bevorzugt, vorgestellt. Die Arbeit stellt fest, dass es sich bei „berît“ häufig nicht um einen Vertrag zwischen zwei gleichberechtigten Partnern handelt, sondern um eine Setzung, die von Gott ausgeht.
- Jahwes Versprechen an Abraham (Gen 15 und Gen 17): Die beiden Bundesformen, die in Gen 15 und Gen 17 beschrieben werden, werden analysiert. Es wird gezeigt, dass es sich hier um Gnadensakten Jahwes handelt, bei denen Gott sich gegenüber Abraham und seinen Nachkommen verpflichtet, ihnen Land und Nachkommen zu geben. Die Arbeit stellt jedoch auch heraus, dass Abraham eine Pflicht auferlegt wird (die Beschneidung), die das Bundesverhältnis symbolisiert.
- Unter den Schutz Jahwes gestellt (der sog. Noahbund, Gen 9): Die berît mit Noah in Gen 9 wird als eine Schutzzusage Jahwes an die gesamte Schöpfung interpretiert. Die Arbeit argumentiert, dass es sich hier nicht um einen Vertrag mit Noah handelt, sondern um eine Zusicherung Gottes, dass er nie wieder eine Sintflut über die Erde bringen wird.
- berît am Sinai (Ex 24,1-11): Der Bundesschluss am Sinai wird als ein entscheidendes Ereignis in der Theologie des Alten Testaments dargestellt. Es wird gezeigt, dass Jahwe den Inhalt des Bundes festlegt und das Volk Israel sich darauf einlässt. Die Arbeit stellt heraus, dass der Bund am Sinai nicht nur eine Fremdverpflichtung Israels durch Jahwe darstellt, sondern auch auf einem Gnadensakt Gottes beruht, der die Erwählung Israels und die Rettung aus der Sklaverei beinhaltet.
Schlüsselwörter
Bund, berît, Erwählung, Jahwe, Israel, Deuteronomium, Priesterschrift, Abraham, Noah, Sinai, Gnadensakt, Setzung, Fremdverpflichtung, Selbstverpflichtung, Theologie des Ersten Testaments, Ernst Kutsch, Bibelübersetzung, Bundeszeichen, Schutzzusage, Erinnerung.
- Quote paper
- Patrick Grasser (Author), 2003, Bundestheologie in Ersten Testament, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/12491