Karl Bühler (1879-1963) war Mediziner, Psychologe und Philosoph, ursprünglich also kein Sprachwissenschaftler. Ein vorrangiges Ziel Bühlers war die Programmatik einer neuen Psychologie, die Begründung einer allgemeinen geisteswissenschaftlichen Psychologie. Für die Psychologie sollten am Phänomen der Sprache Theoreme und Prinzipien formuliert werden, um sie aus ihrer Krise zu lotsen. Er hat sich mit diesem Ziel vor Augen sowie mit seinem sehr weiten Verständnis von Philosophie und Psychologie grundlegend mit sprachgeschichtlichen Studien, mit Entwicklungstheorien der Sprache, mit der Frage nach dem Quellpunkt der Semantik, mit der Korrelation von Kleinkindentwicklung und Sprachentwicklung sowie späterhin dann mit einer allgemeinen Theorie der Sprache auseinandergesetzt. Sein Hauptgebiet war die Psychologie. Hierbei war er vor allem auf den Gebieten der Denk-, Wahrnehmungs-, Entwicklungs- Gestalt-, Kinder- und Tierpsychologie tätig; weiterhin galt sein Erkenntnisinteresse der Sprachpathologie und der Sematologie. Ein gemeinsamer Punkt dieser verschiedenen Interessen und Forschungen sind immer wieder das Phänomen der Sprache und die Natur zeichenhafter Prozesse.
Karl Bühlers Werk ist ein wichtiger Beitrag zur Überwindung der mechanistischen Epoche in der Psychologie. Die Krise der Psychologie sollte ursprünglich ein Artikel über die Lage der Psychologie werden und entwickelte sich aber zu einem Buch über die Axiomatik der Psychologie. Bühler versuchte die Krise, in der die Psychologie seiner Meinung nach steckte, durch Kritik zu überwinden. Wobei es sich seines Erachtens nach nicht um eine Zerfallskrise, sondern um eine Aufbaukrise handelt, die durch einen rasch erworbenen und noch unüberwältigten Reichtum neuer Gedanken, neuer Ansätze und Forschungsmöglichkeiten heraufbeschworen wurde. Es geht in seinem Werk um die Axiomatik und die Methode der Psychologie. Bühler bemühte sich vor allem um eine Grundlage und die Gesichtspunkte für eine fruchtbare und entscheidende Auseinandersetzung mit der Psychoanalyse Freuds, um die Trennung von der Psychoanalyse und der übrigen Psychologie beenden zu können. Im Mittelpunkt von Bühlers Kritik steht die Theorie des Kinderspiels, in der er Freuds Lehre vom animalischen Lustprinzip die Lehre von der Funktionslust und der Freude an der schöpferischen Leistung gegenüberstellt. Er sieht drei topologische Berührungspunkte: 1. die Seele des Kindes, 2. das kranke Seelenleben, 3. die psychoanalytische Symbollehre, [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Biographie und wichtige Werke Karl Bühlers
- Karl Bühlers Bedeutung für die Kommunikationswissenschaft
- Die Axiomatik der Sprachtheorie
- Der Begriff der Steuerung
- Das konkrete Sprechereignis am Organon-Modell
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Teilaspekte der Theorien Karl Bühlers, insbesondere seine kommunikationstheoretischen Ansätze, die Darstellungsfunktion der Sprache, das Organonmodell, seinen axiomatischen Ansatz, den Begriff der Steuerung und die Problematik des Verstehens. Sie beleuchtet Bühlers Bemühungen um eine neue Psychologie und seine Kritik an der Psychoanalyse Freuds.
- Bühlers Programmatik einer neuen Psychologie
- Bühlers Kritik an der Psychoanalyse Freuds
- Das Organonmodell der Kommunikation
- Die Axiomatik der Sprachtheorie
- Der Begriff der Steuerung in Bühlers Werk
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Diese Einleitung stellt Karl Bühler (1879-1963), Mediziner, Psychologe und Philosoph, vor und beschreibt sein Hauptziel: die Begründung einer allgemeinen geisteswissenschaftlichen Psychologie, die die Krise der Psychologie durch die Formulierung von Theoremen und Prinzipien am Phänomen der Sprache überwinden soll. Bühlers weitreichendes Verständnis von Philosophie und Psychologie wird hervorgehoben, ebenso seine Beschäftigung mit sprachgeschichtlichen Studien, Entwicklungstheorien der Sprache und der Korrelation von Kleinkindentwicklung und Sprachentwicklung. Sein Werk wird als wichtiger Beitrag zur Überwindung der mechanistischen Epoche in der Psychologie dargestellt, wobei die "Krise der Psychologie" als eine Aufbaukrise durch den Reichtum neuer Ansätze beschrieben wird. Bühlers Kritik an der Psychoanalyse Freuds und sein Fokus auf die Axiomatik und Methode der Psychologie werden ebenfalls angesprochen.
2. Biographie und wichtige Werke Karl Bühlers: Dieses Kapitel bietet eine detaillierte Biographie Karl Bühlers, beginnend mit seiner Geburt 1879 bis zu seinem Tod 1963. Es beschreibt seinen Werdegang, seine Studien der Medizin und Philosophie, seine Assistententätigkeit bei Oswald Külpe und seine bedeutenden Beiträge zur Denk-, Gestalt-, Kinder- und Entwicklungspsychologie. Die Kapitel beleuchtet seine wissenschaftlichen Stationen in Freiburg, Straßburg, Würzburg, Bonn und München und hebt wichtige Publikationen wie "Tatsachen und Probleme zu einer Psychologie der Denkvorgänge" und "Die geistige Entwicklung des Kindes" hervor. Der Fokus liegt auf Bühlers frühen Arbeiten und seinen Beiträgen zur Entwicklung der Psychologie, insbesondere der Würzburger Schule und der Gestaltpsychologie.
Schlüsselwörter
Karl Bühler, Psychologie, Sprachtheorie, Kommunikation, Organonmodell, Axiomatik, Steuerung, Psychoanalyse, Freud, Geisteswissenschaften, Sprachentwicklung.
Häufig gestellte Fragen zu: Karl Bühlers Sprachtheorie und Kommunikationstheorie
Was ist der Hauptfokus dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert Teilaspekte der Theorien Karl Bühlers, insbesondere seine kommunikationstheoretischen Ansätze, das Organonmodell, seine axiomatische Herangehensweise, den Begriff der Steuerung und die Problematik des Verstehens. Sie beleuchtet außerdem Bühlers Bemühungen um eine neue Psychologie und seine Kritik an der Psychoanalyse Freuds.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themenschwerpunkte: Bühlers Programmatik einer neuen Psychologie, seine Kritik an der Psychoanalyse Freuds, das Organonmodell der Kommunikation, die Axiomatik der Sprachtheorie und den Begriff der Steuerung in Bühlers Werk. Zusätzlich wird eine detaillierte Biographie Bühlers und eine Zusammenfassung seiner wichtigsten Werke präsentiert.
Wer war Karl Bühler und welche Bedeutung hat er?
Karl Bühler (1879-1963) war Mediziner, Psychologe und Philosoph. Seine Arbeit ist bedeutend für die Kommunikationswissenschaft und die Psychologie. Er strebte eine allgemeine geisteswissenschaftliche Psychologie an, die die damalige "Krise der Psychologie" überwinden sollte. Seine Beiträge zur Denk-, Gestalt-, Kinder- und Entwicklungspsychologie sind von großer Relevanz.
Was ist das Organonmodell?
Das Organonmodell ist ein zentrales Konzept in Bühlers Kommunikationstheorie. Es beschreibt die drei Funktionen der Sprache: Darstellung (Darstellung von Sachverhalten), Ausdruck (Ausdruck von Emotionen des Sprechers) und Appell (Appell an den Hörer). Die Arbeit untersucht dieses Modell im Detail.
Welche Rolle spielt die Axiomatik in Bühlers Werk?
Bühler verfolgte einen axiomatischen Ansatz in seiner Psychologie, indem er versuchte, grundlegende Prinzipien und Theoreme zu formulieren. Die Arbeit analysiert diesen axiomatischen Ansatz und seine Bedeutung für seine Sprach- und Kommunikationstheorie.
Wie beschreibt Bühler den Begriff der "Steuerung"?
Die Arbeit untersucht Bühlers Verständnis des Begriffs der "Steuerung" im Kontext seiner Sprach- und Kommunikationstheorie. Es wird analysiert, wie Bühler die Beeinflussung und Lenkung des Hörers durch den Sprecher versteht.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit und worum geht es in diesen?
Die Arbeit umfasst Kapitel zu Einleitung, Biographie und wichtigen Werken Karl Bühlers, Karl Bühlers Bedeutung für die Kommunikationswissenschaft, die Axiomatik der Sprachtheorie, den Begriff der Steuerung, das konkrete Sprechereignis am Organon-Modell und ein Fazit. Jedes Kapitel behandelt spezifische Aspekte von Bühlers Werk und Theorien.
Welche Schlüsselbegriffe sind für das Verständnis der Arbeit relevant?
Wichtige Schlüsselbegriffe sind: Karl Bühler, Psychologie, Sprachtheorie, Kommunikation, Organonmodell, Axiomatik, Steuerung, Psychoanalyse, Freud, Geisteswissenschaften und Sprachentwicklung.
Welche Kritik übt Bühler an der Psychoanalyse Freuds aus?
Die Arbeit beleuchtet Bühlers Kritik an der Psychoanalyse Freuds, ohne den genauen Inhalt der Kritik hier im Detail zu wiederholen. Es ist ein wichtiger Aspekt der Arbeit, der jedoch im Kontext der gesamten Analyse von Bühlers Werk verstanden werden muss.
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- Elisabetta D'Amato (Author), 2003, Karl Buehler: Die Krise der Psychologie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/12488