Der Jugendarrest ist gemäß § 16 JGG eine Maßnahme kurzfristiger Freiheitsentziehung mit einer Dauer von zwei Tagen bis vier Wochen. Er stellt unter den Zuchtmitteln nach § 13 JGG die einzige freiheitsentziehende Sanktion dar und ist daher der schwerste Eingriff in die Grundrechte der jungen Straftäter.
Der Jugendarrest steht heute unter enorm wachsender Kritik. Es wird sogar von der Mehrheit die völlige Abschaffung des Arrestes gefordert, da er eher schade als nutze. Es heißt, dass auch im allgemeinen Strafrecht die Abschaffung kurzer Freiheitsstrafen bis zu einem Monat keine negativen Auswirkungen gehabt habe.
Zu bedenken ist jedoch, dass der Jugendarrest nach § 16 JGG nicht ansatzweise mit der Freiheitsentziehung aus dem Erwachsenen Strafrecht vergleichbar ist. Während die Mindeststrafe im allgemeinen Strafrecht ein Monat beträgt, beträgt die Höchstdauer des Jugendarrestes vier Wochen.
Der kurze Jugendarrestvollzug soll außerdem erzieherisch gestaltet sein. Folglich bietet der Jugendarrest ein „Mehr“ als nur eine Freiheitsentziehung mit Schock- und Besinnungswirkung an. Die ursprünglich verfolgte „short, sharp, shock“ Idee, die mit strenger Einzelhaft, harter Lager und karger Kost, der maßvollen körperlichen Züchtigung der Eltern entsprechend, die „Prügel des Staates“ darstellen sollte, wird heute durch ein „Ahndungsmittel eigener Art“ mit schuldausgleichendem und erzieherischem Charakter ersetzt.
Die Arrestanten haben während des Arrestes die Möglichkeit durch angebotene Freizeitaktivitäten, Veranstaltungen und Unterricht unentdeckte Talente zu entdecken und ihre Freizeit weit weg von Kriminalität zu gestalten. Die Ziele des Jugendarrestes scheinen lobenswert zu sein. Doch ob die erzieherische Soll-Vorschriften tatsächlich umgesetzt werden und wirklich Erfolg versprechen, ist mit Blick auf die enorm wachsende Kritik fraglich.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Hauptteil
- A. Rechtsgeschichtliche und gegenwärtige Bedeutung
- 1. Jugendarrest in der Geschichte
- 2. Jugendarrest in der Gegenwart
- B. Jugendarrest
- 1. Arten des Jugendarrestes
- a. Der Dauerarrest
- b. Der Freizeitarrest
- c. Der Kurzarrest
- d. Der Einstiegs- oder Warnschussarrest
- 2. Ziele des Jugendarrestes
- 3. Anwendungsbereich des Jugendarrestes
- a. Tatvoraussetzungen
- b. Tätervoraussetzung
- 4. Rückfallquote
- 1. Arten des Jugendarrestes
- C. Vollzugspraxis einer kurzen „Freiheitsstrafe“
- 1. Vollzugsanstalten und Arresträume
- 2. Alltag im Jugendarrestanstalt und Arresträumen
- 3. Vollzug beim Bundeswehr
- 4. Vollzugsverbot und Absehen von der Vollstreckung
- a. Bei Jugendlichen
- b. Bei Soldaten
- D. Erzieherische Risiken
- E. Vorteile und Nachteile des Jugendarrestes
- 1. Vorteile des Jugendarrestes
- 2. Nachteile des Jugendarrestes
- 3. Verbesserungsvorschlag
- A. Rechtsgeschichtliche und gegenwärtige Bedeutung
- III. Schlussfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht den Jugendarrest im deutschen Jugendstrafrecht. Ziel ist es, die rechtsgeschichtliche Entwicklung, die aktuelle Bedeutung, die Vollzugspraxis und die erzieherischen Risiken dieser Maßnahme der kurzen Freiheitsentziehung zu beleuchten. Die Analyse berücksichtigt sowohl die positiven als auch die negativen Aspekte des Jugendarrests.
- Rechtsgeschichtliche Entwicklung des Jugendarrests
- Gegenwärtige Bedeutung und Anwendung des Jugendarrests
- Vollzugspraxis und die Bedingungen in Jugendarrestanstalten
- Erzieherische Risiken und Wirksamkeit des Jugendarrests
- Vorteile und Nachteile des Jugendarrests im Vergleich zu anderen Maßnahmen
Zusammenfassung der Kapitel
I. Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema Jugendarrest ein und stellt die zentrale Fragestellung dar: Ob diese Maßnahme der kurzen Freiheitsentziehung im Jugendstrafrecht trotz wachsender Kritik weiterhin gerechtfertigt ist. Sie betont den Unterschied zum Erwachsenenstrafrecht und die erzieherische Zielsetzung des Jugendarrests gemäß § 90 Abs. 1 S. 2 JGG, im Gegensatz zur ursprünglichen "short, sharp, shock"-Idee. Die Einleitung weist auf die kontroverse Diskussion um die Abschaffung des Jugendarrests hin und deutet auf die Notwendigkeit einer kritischen Auseinandersetzung mit seinen positiven und negativen Aspekten hin.
II. Hauptteil A. Rechtsgeschichtliche und gegenwärtige Bedeutung: Dieser Abschnitt analysiert die historische Entwicklung des Jugendarrests, beginnend mit seiner Einführung im nationalsozialistischen Jugendstrafrecht als „kurze, aber harte Erziehungsstrafe“ für „gutgeartete“ Jugendliche. Es wird deutlich, dass die damalige Konzeption stark von rassistischen und eugenischen Ideologien geprägt war. Im Weiteren wird der Wandel vom ursprünglichen repressiven Ansatz hin zu einer erzieherisch ausgerichteten Maßnahme beschrieben, der jedoch weiterhin kritisch hinterfragt wird. Der Abschnitt beleuchtet die Kontinuitäten und Brüche in der Konzeption und Anwendung des Jugendarrests.
II. Hauptteil B. Jugendarrest: Dieser Teil beschreibt die verschiedenen Arten von Jugendarrest (Dauerarrest, Freizeitarrest, Kurzarrest, Einstiegsarrest), seine Ziele (Erziehung, Abschreckung) und seinen Anwendungsbereich (Tat- und Tätervoraussetzungen). Es wird die Frage nach der Rückfallquote behandelt und die komplexen Zusammenhänge zwischen der Anwendung des Jugendarrests und den individuellen Umständen der Jugendlichen analysiert.
II. Hauptteil C. Vollzugspraxis einer kurzen „Freiheitsstrafe“: Dieser Abschnitt befasst sich mit der praktischen Umsetzung des Jugendarrests. Er beschreibt die Vollzugsanstalten und Arresträume, den Alltag der Jugendlichen im Arrest, den Vollzug beim Bundesheer und schließlich die Möglichkeiten des Vollzugsverbots und des Absehens von der Vollstreckung. Die Ausführungen zeigen die Bandbreite der Vollzugssituationen und deren Einfluss auf die Jugendlichen.
II. Hauptteil D. Erzieherische Risiken: Dieser Abschnitt widmet sich den kritischen Aspekten des Jugendarrests. Es werden die potenziellen negativen Auswirkungen auf die Entwicklung und Sozialisation der Jugendlichen beleuchtet, z.B. die Gefahr der Stigmatisierung und weiterer Kriminalisierung. Der Abschnitt analysiert, inwieweit der Jugendarrest seinen erzieherischen Zielen tatsächlich gerecht wird.
II. Hauptteil E. Vorteile und Nachteile des Jugendarrestes: Abschließend werden die Vor- und Nachteile des Jugendarrests gegeneinander abgewogen. Dabei werden Argumente für und gegen den Jugendarrest diskutiert, sowie mögliche Verbesserungsvorschläge erörtert. Der Abschnitt bietet eine umfassende Bewertung der Maßnahme und ihres Stellenwerts im Jugendstrafrecht.
Schlüsselwörter
Jugendarrest, Jugendstrafrecht, Freiheitsentziehung, Erziehung, Strafe, Rechtsgeschichte, Vollzugspraxis, Erzieherische Risiken, Rückfallquote, Resozialisierung, nationalsozialistisches Jugendstrafrecht.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Thema Jugendarrest
Was ist der Inhalt dieses Dokuments?
Dieses Dokument bietet eine umfassende Übersicht zum Thema Jugendarrest im deutschen Jugendstrafrecht. Es beinhaltet ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte, Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel, sowie Schlüsselwörter. Der Fokus liegt auf der rechtsgeschichtlichen Entwicklung, der aktuellen Bedeutung, der Vollzugspraxis und den erzieherischen Risiken des Jugendarrests.
Welche Themen werden im Hauptteil behandelt?
Der Hauptteil untersucht die rechtsgeschichtliche Entwicklung und die gegenwärtige Bedeutung des Jugendarrests. Es werden verschiedene Arten des Jugendarrests (Dauer-, Freizeit-, Kurz-, Einstiegsarrest) erklärt, sowie seine Ziele und der Anwendungsbereich (Tat- und Tätervoraussetzungen) beleuchtet. Die Vollzugspraxis, einschließlich der Bedingungen in Jugendarrestanstalten und der Vollstreckung beim Bundesheer, wird ebenso behandelt wie die erzieherischen Risiken und die Vor- und Nachteile des Jugendarrests im Vergleich zu anderen Maßnahmen. Die Rückfallquote wird ebenfalls analysiert.
Wie wird die Rechtsgeschichte des Jugendarrests dargestellt?
Die rechtsgeschichtliche Darstellung zeigt die Entwicklung des Jugendarrests von seiner Einführung im nationalsozialistischen Jugendstrafrecht als „kurze, aber harte Erziehungsstrafe“ bis hin zu seiner heutigen, erzieherisch ausgerichteten Konzeption. Es wird deutlich gemacht, dass die ursprüngliche Konzeption stark von rassistischen und eugenischen Ideologien geprägt war und der Wandel zum heutigen Verständnis kritisch hinterfragt werden muss.
Welche Arten von Jugendarrest gibt es?
Das Dokument unterscheidet zwischen Dauerarrest, Freizeitarrest, Kurzarrest und Einstiegs- oder Warnschussarrest. Die jeweiligen Unterschiede und Anwendungsmöglichkeiten werden im Detail erklärt.
Welche Ziele verfolgt der Jugendarrest?
Die Ziele des Jugendarrests werden als Erziehung und Abschreckung beschrieben. Es wird jedoch kritisch hinterfragt, inwieweit diese Ziele in der Praxis erreicht werden.
Welche Risiken birgt der Jugendarrest für die Jugendlichen?
Das Dokument beleuchtet die potenziellen negativen Auswirkungen des Jugendarrests auf die Entwicklung und Sozialisation der Jugendlichen, wie z.B. Stigmatisierung und weitere Kriminalisierung. Es analysiert, ob der Jugendarrest seinen erzieherischen Zielen tatsächlich gerecht wird.
Welche Vor- und Nachteile werden beim Jugendarrest diskutiert?
Der Text präsentiert eine Abwägung der Vor- und Nachteile des Jugendarrests. Argumente für und gegen die Maßnahme werden diskutiert, und es werden Verbesserungsvorschläge erörtert.
Wie wird die Vollzugspraxis des Jugendarrests beschrieben?
Die Vollzugspraxis wird anhand von Vollzugsanstalten und Arresträumen, dem Alltag der Jugendlichen im Arrest und dem Vollzug beim Bundesheer beschrieben. Die Möglichkeiten des Vollzugsverbots und des Absehens von der Vollstreckung werden ebenfalls erläutert.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt?
Schlüsselwörter sind: Jugendarrest, Jugendstrafrecht, Freiheitsentziehung, Erziehung, Strafe, Rechtsgeschichte, Vollzugspraxis, Erzieherische Risiken, Rückfallquote, Resozialisierung, nationalsozialistisches Jugendstrafrecht.
Wo finde ich weitere Informationen zum Thema?
Für weiterführende Informationen wird auf die im Dokument zitierten Quellen verwiesen (diese sind in dem hier gegebenen Auszug nicht enthalten). Zusätzliche Informationen können auch über wissenschaftliche Datenbanken und Fachliteratur zum Jugendstrafrecht recherchiert werden.
- Quote paper
- Merve Yigit (Author), 2018, Der Jugendarrest, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1248829