In der vorliegenden Bachelorarbeit soll untersucht werden, wie die Zeit vom Mauerfall 1989 bis zur deutschen Einheit 1990 in Karikaturen französischer Zeitungen rezipiert wird. In Anbetracht der unzähligen Ausdrucksmöglichkeiten, die Karikaturen bieten, sollen im Folgenden die Analyse und Interpretation politischer Bildsatiren aus der Wendezeit im Mittelpunkt der Betrachtungen stehen.
Zu diesem Zweck wird der kulturwissenschaftlich relevante Inhalt von ausgewählten Pressekarikaturen untersucht.
Durch den Mauerfall wurde die französische Aufmerksamkeit wieder verstärkt auf das Nachbarland gelenkt, insofern ist „la Chute du mur“ Ausgangspunkt der vorliegenden Untersuchung.
Vor dem Hintergrund der folgenden Thesen werden die einzelnen Karikaturen analysiert und interpretiert:
Verschwunden geglaubte Deutschlandbilder tauchen seit November 1989 aus der Vergangenheit des kollektiven Gedächtnisses Frankreichs auf und werden auf bestimmte Weise in der Gegenwart situiert.
Überwiegend werden negative Deutschlandbilder im Zusammenhang mit der deutschen Wiedervereinigung konstruiert.
Der Prozess der Wiedervereinigung provoziert in Frankreich Ängste vor Deutschland und veranlasst einen Rückgriff auf alte Perzeptionsmuster.
Um die formulierten Thesen zu belegen, sollen im Verlaufe der Abhandlung folgende Fragen beantwortet werden:
Wie wird Deutschland in der Zeit vom Mauerfall im November 1989 bis zur Einheit im Oktober 1990 in französischen Karikaturen dargestellt? Überwiegt ein positives oder negatives Deutschlandbild? Was ist charakteristisch für Deutschland in der Wahrnehmung des französischen Nachbarn? Wird die Vergangenheit durch die französische Erinnerung in der Gegenwart situiert?
Wie werden Unterschiede zwischen der BRD und der DDR in der Darstellung thematisiert? Welche Ängste werden in diesem Zeitraum in Frankreich hervorgerufen und woher stammen sie? Welches Selbstbild Frankreichs spiegelt sich in den Deutschlandbildern wider?
Inhaltsverzeichnis
- I. Themenschwerpunkt und Methode
- II. Karikaturen in der Betrachtung interkultureller Wahrnehmungsvorgänge
- 1. Zur Spezifik der Pressekarikatur
- 2. Karikaturen und Erinnerungsorte in der Gedächtnistheorie
- III. Die Rezeption der deutschen Wiedervereinigung in der französischen Pressekarikatur
- 1. Historische Erinnerungsorte im neuen Kontext
- 1.1 Ein internationaler Lieu de mémoire: „Ich bin ein Berliner!“
- 1.2 Ein deutsch-französischer Lieu de mémoire: Die Bruderhand
- 2. Die Bedrohung durch „la grosse Allemagne“
- 2.1 Die alte Angst vor Preußen
- 2.2 Die Symbolik des Brandenburger Tors im Wandel?
- 2.3 Die Bedrohung durch Großdeutschland
- 2.4 Fazit: Die französische Angst vor der deutschen Wiedervereinigung
- 3. Frankreichs Zögern nach der Angst
- 3.1 Deutschland im Alleingang?
- 3.2 Frankreich wartet weiter ab
- 3.3 Politische Hintergründe für Frankreichs Zögern
- 4. Innerdeutsches aus französischer Sicht betrachtet
- 4.1 Problemlos vom Sozialismus zum Kapitalismus?
- 4.2 Die Banane als Symptom für innerdeutsche Kluften
- 5. Die Wiedervereinigung in der Tradition europäischer Geschichte
- 5.1 Die Revolutionen 1789 und 1989
- 5.2 Eine historische europäische Brücke
- 6. Die Wiedervereinigung im Rückblick
- 6.1 Ein nüchternes erstes Jubiläum
- 6.2 Fünf Jahre nach dem Mauerfall
- 6.3 Fazit: Das deutsch-französische Tandem fasst wieder Tritt
- IV. Resümee und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit untersucht die Rezeption der deutschen Wiedervereinigung in der französischen Pressekarikatur zwischen dem Mauerfall 1989 und der deutschen Einheit 1990. Ziel ist es, die Darstellung der Ereignisse in politischen Bildsatiren zu analysieren und zu interpretieren, um die französischen Wahrnehmungen und Reaktionen auf diesen historischen Prozess zu beleuchten.
- Die Spezifik der Pressekarikatur als Medium der Meinungsbildung und politischen Kommunikation.
- Die Rolle historischer Erinnerungsorte und deren Einfluss auf die französische Wahrnehmung Deutschlands.
- Die ambivalenten Reaktionen Frankreichs auf die deutsche Wiedervereinigung: zwischen Euphorie und Angst.
- Die Darstellung innerdeutscher Unterschiede und Herausforderungen in der französischen Karikatur.
- Die Einordnung der Wiedervereinigung in den Kontext der deutsch-französischen Geschichte und europäischen Integration.
Zusammenfassung der Kapitel
I. Themenschwerpunkt und Methode: Dieses Kapitel beschreibt die Forschungsfrage und Methodik der Arbeit. Es skizziert den historischen Kontext der deutsch-französischen Beziehungen und legt die Bedeutung der Pressekarikatur als Untersuchungsgegenstand dar. Die Arbeit analysiert die französische Wahrnehmung der deutschen Wiedervereinigung anhand ausgewählter Karikaturen, um die vielschichtigen Reaktionen in Frankreich zu untersuchen. Der Fokus liegt auf der Interpretation des kulturellen und politischen Inhalts der Karikaturen.
II. Karikaturen in der Betrachtung interkultureller Wahrnehmungsvorgänge: Dieses Kapitel legt die theoretischen Grundlagen der Arbeit dar. Es untersucht die spezifischen Merkmale der Pressekarikatur als Medium und analysiert die Rolle von Karikaturen in der Konstruktion und Rekonstruktion von kollektivem Gedächtnis und interkulturellen Wahrnehmungsvorgängen. Es werden theoretische Ansätze zur Analyse von Bildsprache und symbolischer Kommunikation angewendet.
III. Die Rezeption der deutschen Wiedervereinigung in der französischen Pressekarikatur: Dieses Kapitel bildet den Kern der Arbeit und analysiert die Darstellung der deutschen Wiedervereinigung in französischen Karikaturen. Es untersucht, wie historische Erinnerungsorte, wie "Ich bin ein Berliner!" oder die Bruderhand, im Kontext der Wiedervereinigung reinterpretiert und instrumentalisiert wurden. Es analysiert die Ängste vor einer "grossen Allemagne" und die damit verbundenen Reaktionen in Frankreich, einschließlich der politischen Hintergründe für das französische Zögern. Weiterhin wird die innerdeutsche Situation aus der Perspektive der französischen Karikatur betrachtet, und die Einbettung der Wiedervereinigung in einen europäischen historischen Kontext untersucht.
Schlüsselwörter
Deutsche Wiedervereinigung, französische Pressekarikatur, interkulturelle Wahrnehmung, historische Erinnerungsorte, deutsch-französische Beziehungen, „la grosse Allemagne“, kollektives Gedächtnis, Bildanalyse, politische Karikatur, Europa, Angst, Zweifel, Integration.
Häufig gestellte Fragen zur Bachelorarbeit: Rezeption der deutschen Wiedervereinigung in der französischen Pressekarikatur
Was ist der Gegenstand dieser Bachelorarbeit?
Die Arbeit untersucht die Darstellung der deutschen Wiedervereinigung in der französischen Pressekarikatur zwischen 1989 und 1990. Sie analysiert, wie französische Karikaturisten die Ereignisse wahrnahmen und in ihren Bildern verarbeiteten, um die französischen Reaktionen auf diesen historischen Prozess zu beleuchten.
Welche Methoden werden in der Arbeit verwendet?
Die Arbeit verwendet eine qualitative Inhaltsanalyse. Sie analysiert ausgewählte französische Pressekarikaturen, um den kulturellen und politischen Gehalt der Bilder zu interpretieren und die französischen Wahrnehmungen zu rekonstruieren. Die Arbeit stützt sich auf Theorien der Bildanalyse und der politischen Kommunikation.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit befasst sich mit der Spezifik der Pressekarikatur als Medium, der Rolle historischer Erinnerungsorte (wie "Ich bin ein Berliner!" oder die Bruderhand) im Kontext der Wiedervereinigung, den ambivalenten französischen Reaktionen (zwischen Euphorie und Angst), der Darstellung innerdeutscher Unterschiede in französischen Karikaturen und der Einordnung der Wiedervereinigung in den Kontext der deutsch-französischen Geschichte und der europäischen Integration.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in vier Kapitel: Kapitel I beschreibt die Forschungsfrage und Methodik. Kapitel II legt die theoretischen Grundlagen dar (Pressekarikatur, kollektives Gedächtnis, interkulturelle Wahrnehmung). Kapitel III bildet den Kern der Arbeit und analysiert die französische Rezeption der Wiedervereinigung anhand von Karikaturen. Kapitel IV bietet ein Resümee und einen Ausblick.
Welche Rolle spielen historische Erinnerungsorte in der Arbeit?
Die Arbeit untersucht, wie historische Erinnerungsorte in den französischen Karikaturen reinterpretiert und instrumentalisiert wurden. Besonderes Augenmerk liegt auf der Bedeutung von "Ich bin ein Berliner!" und der "Bruderhand" im Kontext der Wiedervereinigung.
Wie werden die französischen Reaktionen auf die Wiedervereinigung dargestellt?
Die Arbeit zeigt die ambivalenten Reaktionen Frankreichs auf: neben der Euphorie über die deutsche Einheit wird die Angst vor einer "grossen Allemagne" und das damit verbundene Zögern Frankreichs analysiert. Die Arbeit beleuchtet auch die politischen Hintergründe dieser Reaktionen.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Deutsche Wiedervereinigung, französische Pressekarikatur, interkulturelle Wahrnehmung, historische Erinnerungsorte, deutsch-französische Beziehungen, „la grosse Allemagne“, kollektives Gedächtnis, Bildanalyse, politische Karikatur, Europa, Angst, Zweifel, Integration.
Welches Fazit zieht die Arbeit?
Das Fazit fasst die Ergebnisse der Analyse der französischen Pressekarikaturen zusammen und bietet einen Ausblick auf weitere Forschungsfragen. Es beleuchtet die Vielschichtigkeit der französischen Reaktionen auf die deutsche Wiedervereinigung und deren Einbettung in den historischen und politischen Kontext.
- Quote paper
- BA Carolin Behrens (Author), 2008, Die deutsche Wiedervereinigung in der französischen Karikatur, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/124164