Die Arbeit soll den in der romantischen Epoche von nur wenigen erwarteten Gebieten der Literaturtheorie und der Literaturkritik gewidmet werden. Dabei soll versucht werden, das von August Wilhelm Schlegel verfasste Gedicht „Sonett“ mit Hilfe seiner Vorlesungen zu interpretieren, seine Ideale von romantischer Lyrik zu erklären und seine Theorien nachzuvollziehen.
Inhaltsverzeichnis
1. Die missverstandene Epoche der Romantik
2. August Wilhelm Schlegel: „Sonett“
3. Der Einfluss August Wilhelm Schlegels auf die Romantik
Literaturverzeichnis
1. Die missverstandene Epoche der Romantik
Mit dem Begriff „Romantik“ verbinden die meisten von uns primär das, was im Brockhaus definiert wird: eine zum Gefühlvollen, zum Idealisieren, zum Wunderbaren, Märchenhaften und Fantastischen neigende Weltauffassung und -darstellung. Vielleicht ist auch das der Grund dafür, dass wir geneigt sind, auch die Epoche der Romantik auf wenige immer wiederkehrende Grundmotive zu reduzieren. Wir sehen vor allem die dichterische Behandlung der Natur durch die Romantiker, ihre Vorliebe für bildhafte Veränderung und unendliche Ferne, den geheimnisvollen Wald, die Einsamkeit, die Stille, die Nacht und das Mondlicht[1]. Dabei vergessen wir immer wieder, dass diese Literaturepoche weit mehr zu bieten hat. So widmete eine Anzahl Romantiker ihre Zeit dem Schreiben eines Romans, der ihnen hinsichtlich Struktur, Form und Technik freien Lauf ließ. Sie schufen dabei Werke, die gekennzeichnet sind durch die Lockerheit der Struktur, das Fehlen einer Einheit, Reichtum an Episoden und auf Wanderungen erlebten Abenteuern. In Novellen wurden bemerkenswerte Geschehnisse, Zustände oder Personen dargestellt, in Märchen bekam das Unwirkliche, Phantastische und Übernatürliche Gestalt. Die von Achim von Arnim und Clemens Brentano geschaffenen Volkslieder beeinflussten die deutsche Lyrik erheblich, indem sie zahlreiche Dichter dazu anregten, einfache, einheitliche und natürliche Texte zu verfassen.[2] Die Romantiker widmeten sich jedoch nicht nur zahlreichen literarischen Schöpfungen, sondern auch dem Bereich der Literaturtheorie und der Literaturkritik. Einer von ihnen war August Wilhelm Schlegel. Gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Friedrich veröffentlichte er seine Vorstellungen im „Athenäum“, einer von ihnen 1798-1800 in Berlin herausgegebenen literarischen Zeitschrift und dem Organ der deutschen Frühromantiker.[3] August Wilhelm Schlegel wurde zum Verbreiter der romantischen Ästhetik und gab seine Theorien in den 1801-1804 in Berlin gehaltenen „Vorlesungen über schöne Litteratur und Kunst“ weiter. Dabei sprach er sich in seiner „Vorlesung über das Sonett“ angesichts des in Rückbesinnung auf Petrarca wieder aufgekommenen Sonetts innerhalb des Sonettenkrieges für diese Lyrikform aus.[4] Seine Vorstellung über das Sonett hielt er darüber hinaus in dem in dieser Form geschriebenen Gedicht „Sonett“ fest.
Die nachfolgende Arbeit soll nun den in der romantischen Epoche von nur wenigen erwarteten Gebieten der Literaturtheorie und der Literaturkritik gewidmet werden. Dabei soll versucht werden, das von August Wilhelm Schlegel verfasste Gedicht „Sonett“ mit Hilfe seiner Vorlesungen zu interpretieren, seine Ideale von romantischer Lyrik zu erklären und seine Theorien nachzuvollziehen.
2. August Wilhelm Schlegel: „Sonett“
Mit dem Gedicht „Sonett“ ist es August Wilhelm Schlegel gelungen, viele seiner Vorstellungen hinsichtlich dieser Lyrikform auszudrücken und dabei gleichzeitig ein Sonett in der von ihm geforderten Form zu entwickeln.
Das Gedicht besteht aus insgesamt 14 Versen, welche in zwei Quartette und zwei Terzette gegliedert sind.
In den ersten acht der 14 Verse, und damit in einem Großteil des Gedichtes, widmet sich August Wilhelm Schlegel inhaltlich der Metrik und vermittelt damit klar und deutlich, welche Bedeutung diese in seinen Augen hat. In seinem ersten Brief über Poesie, Silbenmaß und Sprache verweist er darauf, dass der Dichter von jeher ein begünstigter Liebling der Natur sei, dessen Aufgabe es ist, Offenbarungen der Götter zu überbringen. Dabei kann ihm die irdische Sprache nicht genügen, auf seinen Lippen verwandelt das Wort in Gesang. Es ist jedoch wesentlich, die richtige Metrik zu finden.
Das schönste Gedicht besteht nur aus Versen; die Verse aus Wörtern; die Wörter aus Silben; die Silben aus einzelnen Lauten. Diese müssen nach ihrem Wohlklange oder Übelklänge geprüft, die Silben gezählt, gemessen und gewogen, die Wörter gewählt, die Verse endlich zierlich geordnet und aneinander gefügt werden. (…)[5]
Sprache ist für Schlegel die wunderbarste Schöpfung des menschlichen Dichtungsvermögens,[6] sie ist das Gerüst des Dichters, sie ist das, was ihn ausmacht. Wie sehr die Art etwas auszudrücken von Bedeutung ist, erklärt Schlegel in seinem zweiten Brief am Beispiel eines Traurigen, dessen Gemütszustand wir auch dann an seinen Mienen und seinem Ton erkennen, wenn wir seine Worte nicht verstehen können.[7]
August Wilhelm Schlegel beginnt sein Sonett mit den Worten: Zwei Reime heiß ich viermal kehren wieder[8] und geht damit auf die Anordnung der Reime in den beiden Quartetts ein. Für ihn ist es ideal, wenn zwei verschiedene Reime sich innerhalb dieser acht Zeilen insgesamt vier Mal wiederholen. Dabei fordert er in seinem Gedicht klar den umarmenden Reim, in dem innerhalb eines Quartetts zwei sich reimende Verse in wiederum zwei sich reimenden Versen eingebettet sind[9] und schließt damit die in seiner Vorlesung über das Sonett genannte Alternative der alternierenden Form aus.[10] Die Forderung nach einem festen Reimschema liegt bei Schlegel nicht allein darin begründet, dass es das Ohr angenehm kitzelt, wenn nach bestimmten Zwischenräumen gleichlautende Endungen der Wörter wiederkehren.[11] Viel wesentlicher ist es, dass Reime Verse verbinden und trennen können. Sich reimende Verse werden miteinander in Verbindung gesetzt und stehen in scharfem Kontrast zu anderen. Dabei verknüpft der Reim nicht nur unmittelbar nacheinander stehende Verse, sondern auch entfernte durch die gleiche Beziehung des Gleichlauts.[12] Die Länge der einzelnen Verse hat überein zu stimmen.[13] Da das Sonett inhaltlich geschlossen ist, darf jedoch innerhalb der Verse keine Zäsur auftreten. Damit ist es nicht möglich, das im 17. Jahrhundert von Martin Opitz für das Sonett geforderte Versmaß des Alexandriners zu wählen. Schlegel gibt daher in seinen theoretischen Überlegungen und in dem Gedicht „Sonett“ dem elfsilbigen Vers den Vorzug.[14] Die Notwendigkeit, zwei aufeinander folgende Quartetts dieser Form in das Sonett zu stellen, wird von August Wilhelm Schlegel sowohl in seinen Vorlesungen als auch in seinem Gedicht betont, in dem er zwei Reime viermal wiederkehren und im Doppelchore auf- und niederschweben lässt, womit er bei letzterer Aussage mit seinen Lehrer Gottfried August Bürger übereinstimmt.[15][16]
[...]
[1] Blankenagel, John C.: Die Hauptmerkmale der deutschen Romantik, in: Prang, Helmut: Begriffsbestimmung der Romantik, S. 332.
[2] Blankenagel, John C.: Die Hauptmerkmale der deutschen Romantik, in: Prang, Helmut: Begriffsbestimmung der Romantik, S. 334-335.
[3] Blankenagel, John C.: Die Hauptmerkmale der deutschen Romantik, in: Prang, Helmut: Begriffsbestimmung der Romantik, S. 326.
[4] Fechner, Ulrich: Das deutsche Sonett, S. 27.
[5] Schlegel, August Wilhelm: Kritische Schriften und Briefe I. Sprache und Poetik, S. 141.
[6] Schlegel, August Wilhelm: Kritische Schriften und Briefe. Sprache und Poetik, S. 145.
[7] Schlegel, August Wilhelm: Kritische Schriften und Briefe. Sprache und Poetik, S. 152.
[8] Schlegel, August Wilhelm: Sonett, Vers 1, in: Kremer, Detlef: Romantik, S. 270.
[9] Schlegel, August Wilhelm: Sonett, Vers 3, in: Kremer, Detlef: Romantik, S. 270.
[10] Schlegel, August Wilhelm: Vorlesung über das Sonett, in: Fechner, Ulrich: Das deutsche Sonett, S. 343.
[11] Schlegel, August Wilhelm: Kritische Schriften und Briefe. Sprache und Poetik, S. 142.
[12] Schlegel, August Wilhelm: Vorlesung über das Sonett, in: Fechner, Ulrich: Das deutsche Sonett, S. 345.
[13] Schlegel, August Wilhelm: Sonett, Vers 2, in: Kremer, Detlef: Romantik, S. 270.
[14] Schlegel, August Wilhelm: Vorlesung über das Sonett, in: Fechner, Ulrich: Das deutsche Sonett, S. 350.
[15] Schlegel, August Wilhelm: Sonett, Vers 3, in: Kremer, Detlef: Romantik, S. 270.
[16] Schlegel, August Wilhelm: Sonett, Vers 1, Vers 4, in: Kremer, Detlef: Romantik, S. 270.
-
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen.