Nur wer die Geschichte eines Landes kennt, kann das Land selber kennen. Dieser historiographische Grundsatz ist auch bei einer geographischen Betrachtung ein-setzbar, nur muss er hier etwas erweitert werden: Nicht nur die Geschichte ist hier wichtig, auch andere Rahmenbedingungen müssen berücksichtigt werden. Die geo-logische, geomorphologische und klimatische Entwicklung ist genauso wichtig wie die historische und kulturelle Vorgeschichte des zu betrachtenden Landes.
Im Falle der Türkei ist eine solche differenzierte historisch-geographische Sicht be-sonders sinnvoll, treffen doch hier 8000 Jahre menschliche Kulturgeschichte, eine komplizierte geologische und geomorphologische Struktur und mehrere klimatische Einheiten auf engstem Raum zusammen.
Diese Arbeit wird deshalb zunächst einmal auf die oben angesprochenen Rahmen-bedingungen eingehen, bevor das eigentliche Thema, die Agrargeographie der Tür-kei, anhand der Themenbereiche Binnenkolonisation, Bodenreformen und Bewässe-rung behandelt wird.
Dabei wird sich die Frage nach der Rolle der Türkei in Europa stellen: Ist die Türkei aufgrund ihrer wirtschaftlichen Struktur und Entwicklung ein europäisches Land?
Oder ist sie doch den vorderasiatischen (Entwicklungs-) Ländern zuzurechnen, die ja bis 1918/19 Teil des osmanischen Reiches waren?
Nach der Ablehnung des türkischen Beitrittsgesuches durch die EU und die Angriffe des türkischen Ministerpräsidenten Yilmaz vor allem gegen Deutschland haben diese Fragen in jüngster Zeit eine Aktualität erfahren, wie sie vor wenigen Jahren nicht vor-stellbar war. Ihre Beantwortung allein mit agrargeographischen Argumenten kann zwar keine Allgemeingültigkeit erheben, aber eine wichtige Facette zum Gesamtbild der Türkei beitragen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Rahmenbedingungen
- 1.1. Geologie und Tektonik
- 1.2. Geomorphologie
- 1.3. Klima und Vegetation
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Agrargeographie der Türkei unter Berücksichtigung ihrer komplexen historischen, geologischen, geomorphologischen und klimatischen Rahmenbedingungen. Sie beleuchtet die Rolle der Türkei in Europa im Kontext ihrer wirtschaftlichen Entwicklung und stellt die Frage nach ihrer Zuordnung zu europäischen oder vorderasiatischen Ländern.
- Einfluss der geologischen und geomorphologischen Entwicklung auf die Landwirtschaft
- Bedeutung der Binnenkolonisation für die Agrarstruktur
- Auswirkungen von Bodenreformen auf die landwirtschaftliche Produktion
- Rolle der Bewässerung in der türkischen Landwirtschaft
- Die Türkei im europäischen Kontext: wirtschaftliche Struktur und Entwicklung
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1. Rahmenbedingungen: Dieses Kapitel beschreibt die geologischen, geomorphologischen und klimatischen Grundlagen der türkischen Landwirtschaft. Es beleuchtet die tektonische Entwicklung Anatoliens, die Entstehung der verschiedenen Landschaftsformen (Ovas, Hochflächen, Küstenebenen) und deren Einfluss auf die landwirtschaftliche Nutzung. Die Kapitel beschreibt auch die verschiedenen Klimazonen und die damit verbundene Vegetation.
Schlüsselwörter
Agrargeographie, Türkei, Geologie, Geomorphologie, Klima, Vegetation, Binnenkolonisation, Bodenreform, Bewässerung, Landwirtschaft, Europa, wirtschaftliche Entwicklung, Ovas, Hochflächen, Küstenebenen.
- Quote paper
- Christian Hainzinger (Author), 1998, Die Landwirtschaft der Türkei. Entwicklung und historische Hintergründe, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/124057