Inwiefern ist der Mensch von Natur aus böse oder gut? Vergleich Hobbes und Rousseau


Term Paper (Advanced seminar), 2022

14 Pages, Grade: 1,0

Anonymous


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Thomas Hobbes Bibliographie
2.1 Thomas Hobbes, der Naturzustand
2.2 Kritik an seiner Theorie

3. Jean Jacques Rousseau Bibliographie
3.1 Jean Jacques Rousseau, der Naturzustand
3.2 Kritik an Rousseau

4. Vergleich Hobbes und Rousseau

5. Schluss

6. Quellenverzeichnis

1. Einleitung

In dieser Hausarbeit werde ich über Thomas Hobbes und Jean-Jacques Rousseau sprechen, zwei bedeutende Politikwissenschaftler, deren politische Theorien Jahrhunderte nach ihrem Tod ihre Faszination nicht verloren haben. In meiner Literaturrecherche wurde mir deutlich, dass die berühmten Philosophen, Dichter und Denker sehr unterschiedliche Ansichten über die menschliche Natur hatten. Daraus lässt sich die Frage ableiten: „Ist der Mensch von Natur aus gut oder böse?“. Um diese Grundfrage der Anthropologie beantworten zu können, habe ich mich mit den beiden oben genannten Philosophen beschäftigt. Die Betrachtung dieser beiden Theorien ist deshalb besonders interessant, weil beide Philosophen grundsätzlich unterschiedliche Menschenbilder propagierten. Gibt es Menschlichkeit? Haben Menschen natürliche Triebe, und wenn ja, können sie moralisch beurteilt werden? Mit diesen Fragen beschäftigten sich unter anderem Jean-Jacques Rousseau und Thomas Hobbes. Dabei soll es aber nicht um die Auswertung von Menschenbildern gehen, sondern um das Verhältnis der beiden Menschenbildern. Gerade in der heutigen Gesellschaft, die von globalen Konflikten wie Klimawandel, Flüchtlingskrisen und Pandemien betroffen ist, ist das Thema Menschlichkeit wichtiger denn je. Die Beantwortung der Forschungsfrage: „Inwiefern ist der Mensch von Natur aus böse oder gut- ein philosophischer Vergleich?, soll helfen zu verstehen, wie verschiedene Philosophen über das Menschenbild denken. Beginnen werde ich mit dem Naturzustand, von Hobbes und Rousseau, anschließend werde ich die Kritik dieser erläutern. Daraufhin werde ich im Hauptteil, beide Philosophen vergleichen und erläutern, ob der Mensch gut oder böse ist. Am Ende werde ich mein Fazit formulieren und meine Leitfrage beantworten.

2. Thomas Hobbes Bibliographie

Thomas Hobbes wurde am 05. 04.1588 bei Malmesbury, in einer Kleinstadt Englands geboren und starb am 04.12. 1679 in Hardwick Hall. Er war der Sohn eines armen Landvikars und galt als ein Wunderkind, da er schon mit vier Jahren lesen, schreiben und rechnen konnte. Bereits mit 15 Jahren begann er an der Universität von Oxford Logik und Physik zu studieren. Nach dem Studium, arbeitete er als Hauslehrer und für eine kurze Zeit auch als Privatsekretär des Philosophischen Francis Bacon. Diese einflussreiche Familie, sicherte ihm materielle Unabhängigkeit und ermöglichte ihm Bildungsreisen durch ganz Europa, wo er mehrere große Persönlichkeiten der Wissenschaft kennenlernte: Rene Decartes, Gassendi und Galileo. Daraus entwickelte sich eine enge Freundschaft, die sein mechanistisches Denken stark beeinflusste. Bekannt wurde er jedoch, durch seine Staatsleere „Leviathan, welche 1651 erschien (vgl. Kliemann 2020:162).

2.1 Thomas Hobbes, der Naturzustand

Die These „der Mensch sei von Natur aus egoistisch, weder gut noch böse, auf Machtzuwachs bedacht, egoistisch apolitisch, ist einer der Kerngedanken des englischen Hauslehrers und Philosophen Thomas Hobbes. Dieser lebte von 1588 bis 1679, zu einer Zeit, in der sowohl in England als auch auf dem Kontinent blutige Bürger- und Religionskriege stattfanden. Zudem erlebte er die Hinrichtung von Karls 1, die Militärdiktatur unter Oliver Cromwell und den dreizigjährigen Krieg, wobei beide Kriege einen religiös- konfessionellen Charakter hatten. Ebenso musste er 1660 nach Paris fliehen, da er gegen das englische Parlament ausgesagt hatte (vgl.Wittschier 2006: 76). Womöglich haben diese Umstände, zu Hobbes pessimistischen Menschenbild beigetragen (vgl. Kliemann 2020:162). Denn laut ihm ist der Mensch von Natur aus ein egoistisches, nicht mitteilbares, machthungriges Tier, völlig instinktiv kontrolliert, immer kriegsbereit und voller Todesangst. Darüber hinaus sind Konkurrenzdenken, Misstrauen und Ruhm Teil der menschlichen Natur und prägen den Alltag im Naturzustand (vgl. Hobbes 1996:115). In dem Naturzustand existiert keine Gerechtigkeit, keine Gesetze, keine Regeln, weder Besitz noch Eigentum. Das Naturrecht gibt jedem die Freiheit, alles zu tun, um sich die Selbstachtung zu sichern, denn jeder besitzt nur so lange etwas, bis ihm jemand Mächtigeres dieses wegnimmt (vgl. Mayer-Tasch 1991:1). Aufgrund dessen sieht der Mensch seine Mitmenschen als sein natürlichen Feind an: Homo homini Lupus- der Mensch ist dem Menschen ein Wolf! Und deswegen leben die Menschen in ständiger Angst um deren Leben und Properietät, da man es nur so lange als sein Eigentum betrachten kann, bis man es halten und gegenüber anderen Personen verteidigen kann. Laut Hobbes gibt es drei Ursachen für Konflikte in der menschlichen Natur: Erstens Konkurrenz, Misstrauen und als letztes das Streben nach Ruhm. Konkurrenz besagt, dass die natürliche Gleichheit durch knappe Güter beeinflusst wird. Die zweite Ursache, auch bekannt als fundamentale Unsicherheit, besagt, dass das Verständnis natürlicher Gleichheit (und natürlicher Knappheit) ratsam erscheint anderen wertvolle Güter kampflos zu überlassen. Der Wunsch nach Ruhm, ist der Kampf um Anerkennung, welcher weiterführende Folgen haben kann, wenn die angestrebte Anerkennung ausbleibt (vgl. Wittschier 2006: 80). Das Recht des Stärkeren gilt jedoch nur bedingt, denn Hobbes hat in seinem Naturzustand das Gleichgewicht der vorhandenen Kräfte geschaffen. Besitzt eine Person eher körperliche Stärke, verfügt der andere über eine größere mentale Stärke. Dementsprechend können die Schwächsten selbst die Stärksten töten – sei es durch List oder durch Verbindungen mit anderen, die gleichermaßen gefährdet sind. Dasselbe gilt für die geistige Fähigkeit, weil nur wenige Menschen diese beherrschen, weil sie weder eine angeborene Fähigkeit, noch durch die Beschäftigung mit einer anderen Disziplin wie Klugheit erworben werden kann. Klugheit ist die Erfahrung, die alle Menschen dadurch gewinnen, dass sie gleichermaßen an denselben Dingen teilnehmen. Aus dieser Gleichheit der Fähigkeiten erwächst jedoch eine gleiche Hoffnung auf das Erreichen der gewünschten Ziele. Streben zwei Menschen dasselbe an und können es gemeinsam nicht erreichen, werden sie zu Feinden. Daher beabsichtigen sie, sich gegenseitig mit Gewalt und List zu zerstören oder zu unterwerfen, bis keine andere Kraft mehr zu sehen ist, die stark genug ist, um ihn zu gefährden (vgl. Wittschier: 78). Dieser Spannungszustand der Gewalt und der Gesetzlosigkeit führten wiederum zu einem Krieg, alle gegen alle und jeder gegen alle:

„Bei dem Kriege aller gegen alle kann auch nichts ungerecht genannt werden. In einem solchen Zustande haben selbst die Namen gerecht und ungerecht keinen Platz. Im Kriege sind Gewalt und List Haupttugenden; und weder Gerechtigkeit noch Ungerechtigkeit sind notwendige Eigenschaften des Menschen; weil, wenn es nämlich so wäre, sie auch bei demjenigen angetroffen werden müßten, der einsam und alleine auf der Welt lebt. Ebendaraus ergibt sich ferner, daß es in einem solchen Zustande keinen Besitz, kein Eigentum, kein Mein und Dein gibt, sondern was jemand erworben hat, geh ö rt ihm, solange er es sich zu sichern imstande ist.“ (Hobbes 1996: 117).

Somit ist die Folge des Krieges, „dass es weder Recht noch Unrecht, weder Mein noch Dein gibt; aber auch dass die Todesfurcht die Menschen friedlich macht“ (Reinhard 1987: 319). Hobbes glaubte, dass der Naturmensch nicht nur moralisch handelt, sondern auch von Egoismus, Angst und Leidenschaft getrieben wird. Leidenschaft bezieht sich hier auf die natürlichen Beweggründe, wie Liebe, Eifersucht, Hass und Macht, alles Dinge die aus unserem Verlangen, nachdem was wir nicht besitzen (vgl. Hobbes 1996: 47ff.). Aufgrund der begrenzten Ressourcen steht der Naturmensch nun vor der Wahl: Das, was er sehr wenig hat, mit anderen zu teilen oder es ganz für sich zu beanspruchen, ohne sich um das Wohl der Mitmenschen zu kümmern. Da die Menschheit jedoch in Angst und Unsicherheit lebt („homo homini lepus- der Mensch ist dem Menschen ein Hase!), fühlt er sich gezwungen, sich permanent aufzurüsten, um das zu verteidigen, was er sich mühsam erwirtschaftet hat. Aus diesem Grund führt die Rationalität oft zur „Prävention, obwohl es bisher noch keinen Grund zum Handeln gab. Dementsprechend erkennt jedermanns Verstand zukünftige Gefahren und handelt vorausschauend, aus Angst etwas zu verlieren. Dies liegt an dem fehlen jeglicher Gerechtigkeit, Gesetze und Regeln, was widerum dazu führt, dass „der Mensch für jeden Menschen ein Wolf ist“ (Homo Homini Lupus, Hobbes, Widmung „De Cive“ an William Cavendish, Originalzitat von Titus Maccius Plautus (ca. 250 – 184 v.Chr.). Dieser wölfische Naturzustand muss durch die Schaffung einer künstlichen Instanz des Staates, überwunden werden: „Ich gebe mein Recht auf Selbstbestimmung auf und übertrage es auf diese Person oder diese Versammlung von Personen, unter der Bedingung, dass auch du dein Recht auf sie überträgst und in gleicher Weise alle ihre Handlungen autorisiert“ (Kliemann 2020:163). Somit hängt der natürliche Zustand eines Menschen von der Hilfe normativer Autorität ab. Die Gesellschaft muss demnach all ihre Macht und Stärke, an eine einzelne Person oder Gruppe von Menschen delegieren. Dieser macht wiederum den Willen eines jeden Menschen durch einen Mehrheitsbeschluss, zum einzigen Willen der Menschheit (vgl. Zeigen 2017: 31). Gleichzeitig sorgen sie für die Einhaltung der Regeln und ahnden Verstöße. So wurden sie gezwungen, den Regeln zu gehorchen und den Frieden zu wahren (vgl. Hobbes 1996:155). Das gerade erwähnte Argument, einer Autorisation, entspricht der Grundlage des Leviathans, einem absoluten Staatsgebilde, wo ein Souverän an der Spitze steht. Solange er Sie schützt, kann er rechtlich unabhängig von Ihnen sein. Entsprechend profitieren auch die Bürger davon, denn diese erfreuen sich über Frieden und über Schutz des Souverän vor inneren und äußeren Feinden (vgl. Hobbes 1996: 155f).

2.2 Kritik an seiner Theorie

Auch wenn die Idee eines Staatsgebildes durch natürliche Begründungen, wie dem Wunsch nach Frieden oder dem Egoismus eigentlich nicht unzutreffend scheint, sollte man einen Blick auf die Ergründung des Menschenbildes legen, auf welches sich Hobbes in seiner Philosophie bezieht. So lässt sich etwa die menschliche Figur von Hobbes kritisieren, die er zwar zeitgemäß, aber zu einseitig interpretiert. Ihm zufolge sind alle Menschen körperlich und geistig identisch. Aber die menschliche geistige Leistungsfähigkeit ist erweiterbar: „Denn Klugheit ist nur Erfahrung, die alle Menschen, die sich gleich lang mit den gleichen Dingen beschäftigen, gleichermaßen erwerben.“ (Hobbes 1996: 102). Hier muss jedoch erwähnt werden, dass er nicht berücksichtigt, das die menschliche Erziehung und die Erfahrungen prägen. Ebenso würden nur wenige behaupten, dass Menschen nur rationale, berechnende Kreaturen sind, die weder emotionale noch altruistische Eigenschaften und Wünsche besitzen.

Der Instinkt bestimmt auch das menschliche Verhalten: „Was auch immer seine Vernunft ersinnt wird hinfällig, sobald sich seine Triebe dagegen stemmen(Hobbes 1996: 107). Zwei Triebe sind bei Hobbes besonders deutlich: Der Trieb, sich selbst zu schützen und komfortabel zu leben. Jedoch sieht er nicht, dass menschliche Triebe, eine Gemeinschaft bilden und Anerkennung erfahren, die wiederum den Menschen am Leben erhalten. Er glaubte auch, dass der menschliche Kampf immer in einem Krieg endet. Er berücksichtigte jedoch nicht die Individualität der menschlichen Natur, da nicht alle die Macht an erster Stelle setzen. Darüber hinaus kann der Leviathan auch kritisiert werden. Zunächst ist hier der Konflikt zu nennen, zwischen der Idee der absoluten Herrschaft und dem Kampf um den universellen Frieden. Diese entstehen bei Hobbes durch die Unterwerfung des individuellen Willens unter dem Willen des Souveräns. Dies mag bei einem friedliebenden Souverän funktionieren, findet man sich jedoch unter einem willkürlichen Souverän wieder, ist man den ungeschützten Rechte und der Willkür des Souveräns ausgesetzt. Leider ist der Souverän trotz des Gesellschaftsvertrags weitgehend ungebunden und hat letztlich keine wirklichen Verpflichtungen, sich an etwas zu halten. Für die individuelle Freiheit muss die Staatsgewalt durch Rechtsnormen wie das Grundgesetz begrenzt werden. Insbesondere die Vereinheitlichung der Legislative, Exekutive und Judikative bieten eine Möglichkeit für das Entstehen von Tyrannei. Die Bürger werden sich dieser Macht aufgrund der im Vertrag festgelegten Gehorsamspflicht nicht widersetzen können. Bedingt durch diese Gefahr lehnte Hobbes die Gewaltenteilung ab, weil sie seiner Ansicht nach die Gefahr des Friedens darstellen und sich die Mächte gegenseitig zerstören würden. Für den Leviathan als Ganzes bedeutet dies, dass er seine Politik weder reflektieren, ändern oder gar verbessern kann/muss. Nur eine vollständige Revolution kann dies lediglich verändern oder zerstören, welches zu einer Rückkehr des Naturzustandes führt. Somit ist der Leviathan kein stabiles Staatsgerüst. Dies lässt sich damit begründen, dass bei übermäßiger Stabilität es sich nicht mehr um dem Grundgedanken des Leviathan handelt und dieser bei zu geringer Stabilität zu zerbrechen droht. Auch der zeitliche Kontext der Entstehung, muss bei der Kritik berücksichtigt werden, da Hobbes keine andere Alternative zum Anarchismus bekannt war. Heute kennen wir viele andere Optionen und Möglichkeiten, eine Nation zu organisieren und zu führen. Somit kann der Leviathan als erster Ausweg aus dem Anarchismus verstanden werden und wird daher nicht gleich bewertet, wie die heutigen neuen Staatsformen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Hobbes Sichtweise überholt ist, weil sich unsere Gesellschaft ständig weiterentwickelt und aus einem reichen Erfahrungsschatz schöpft. Darüber hinaus wachsen Menschen mit moralischen und ethischen Prinzipien auf, die uns oft daran hindern, egoistisch zu handeln, ohne uns schuldig zu fühlen. Vielleicht hatte Hobbes recht, als er sagte, Egoismus sei ein angeborener menschlicher Instinkt. Aber dies gilt auch für die Verschiebung der Dynamik, hin zur Gemeinschaft und zur erfahrungsbezogenen Anerkennung. Der Drang, eine Gemeinschaft zu bilden, ist also viel ausgeprägter, weil wir ohne sie nicht glücklich leben könnten. Hobbes berücksichtigt hier nicht, dass Menschen von Tieren abstammen und sie artverwandt sind. Daher spielen Gruppenegoismus und Gemeinschaftssinn eine wichtige Rolle und dürfen nicht unterschätzt werden. Den natürlichen Zustand des Menschen, als einsames Wesen gegenüber allen anderen hat es nie zuvor gegeben. Weiterhin lässt sich argumentieren, dass der Leviathan als erster Ansatz zu einer nicht anarchistischen und geordneten Staatsform für die Zeitgenossen zwar plausibel, doch nach heutigen Maßstäben kaum erstrebenswert war.

[...]

Excerpt out of 14 pages

Details

Title
Inwiefern ist der Mensch von Natur aus böse oder gut? Vergleich Hobbes und Rousseau
College
University of Lüneburg
Grade
1,0
Year
2022
Pages
14
Catalog Number
V1239900
ISBN (eBook)
9783346662385
Language
German
Keywords
inwiefern, mensch, natur, vergleich, hobbes, rousseau
Quote paper
Anonymous, 2022, Inwiefern ist der Mensch von Natur aus böse oder gut? Vergleich Hobbes und Rousseau, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1239900

Comments

  • No comments yet.
Look inside the ebook
Title: Inwiefern ist der Mensch von Natur aus böse oder gut? Vergleich Hobbes und Rousseau



Upload papers

Your term paper / thesis:

- Publication as eBook and book
- High royalties for the sales
- Completely free - with ISBN
- It only takes five minutes
- Every paper finds readers

Publish now - it's free