Seit dem Tod des Kronprinzen am 30.01.1889 sind ziemlich genau 119 Jahre vergangen, doch hat das Geschehen immer noch nichts von seiner Faszination verloren. Zahlreiche Forscher haben sich seit dieser Zeit mit der Mayerling-Affäre beschäftigt, wobei die Indizien von Beginn an sehr kläglich waren und auch immer noch sind. Viel wurde verwischt, oft wurde gelogen oder die Wahrheit dahingehend verbogen, um die eigene Mittäterschaft zu verschleiern. Das Kaiserhaus hat zu dieser Affäre immer absolutes Stillschweigen angeordnet, Rudolf selber und insbesonders sein Ende in Mayerling wurden totgeschwiegen. So wurde bis zum Ende der Monarchie auch die Anwesenheit der jungen Mary Vetsera, die mit Rudolf in den Tod ging, konsequent verschwiegen. Dieses Schweigen war sicher ein großer Fehler des Kaiserhauses, ebenso, dass nie eine offizielle Untersuchung zum Tode des Kronprinzen angeordnet wurde und das Volk, welches darauf brannte, die Wahrheit zu erfahren, absichtlich in Ungewissen gelassen worden ist. Dieses holte sich die Informationen schließlich selbst, denn es gab damals schon unzählige Gerüchte über das Ableben des Kronprinzen. Da wird von einem eifersüchtigen Förster gesprochen, dort, dass der Kronprinz seinen Tod nur vorgetäuscht hat und jetzt glücklich und anonym in Ungarn lebt. Als die Monarchie unterging bedeutete das nun aber auch den Start der offiziellen österreichischen Geschichtsschreibung hinsichtlich der Mayerling-Tragödie, deren Aktualität bis heute nicht verloren ging: Jeder Forscher wollte das Geheimnis von Mayerling lüften. Ich werde in dieser Arbeit versuchen, den Spuren der österreichischen Geschichtsschreibung hinsichtlich der Mayerling-Tragödie zu folgen. Beginnen werde ich dabei mit Ernst Edler von der Planitz, der bereits 1889 seine erste Version der Geschehnisse von Mayerling präsentierte. Der Bogen der Untersuchung wird dann bis zum Jahr 2006 gespannt, wo Brigitte Hamanns Kronprinzen Buch zum zweiten Mal aufgelegt wurde und somit auch das aktuellste am Markt ist. Diesen Rang hat es noch bis zum März 2008, denn da erscheint bereits das nächste Buch über den Kronprinzen, das jedoch laut Beschreibung nicht von der Selbstmord/Mord-Version abweichen wird.
Inhaltsverzeichnis
- Das bestgehüteste Geheimnis der Monarchie
- Unerfüllte Liebe und Leidenschaft
- Planitz - der "Vater" der Forschung
- Julia Pauline Prinzessin Odescalchi
- Stephan Maroszy
- Kursänderungen nach dem Ende der Monarchie
- Oskar Mitis, der Vater der Rudolf-Biographie
- Nachkriegszeit: Wegfall der Hemmungen
- 1968 Judtmann und Loehr
- Neue Erkenntnisse bei Judtmann
- Zusammenfassung des Bekannten bei Loehr
- Neue Theorien und alte Gewohnheiten
- Emil Franzel, der Kaisertreue
- Gerd Holler, der Arzt
- Salvendy, der Psychologe
- Clemens Gruber, der Außenseiter
- Georg Markus, der Enthüller
- Brigitte Hamann
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit verfolgt das Ziel, die Entwicklung der österreichischen Geschichtsschreibung zur Mayerling-Affäre von 1889 bis 2006 nachzuzeichnen. Es wird untersucht, wie sich die Interpretationen des Ereignisses im Laufe der Zeit verändert haben und welche Faktoren diese Veränderungen beeinflusst haben.
- Die unterschiedlichen Interpretationen des Todes von Kronprinz Rudolf und Mary Vetsera.
- Der Einfluss des Kaiserhauses auf die frühe Berichterstattung und Geschichtsschreibung.
- Die Rolle von Gerüchten und Spekulationen in der Konstruktion der Mayerling-Legende.
- Die Entwicklung der historischen Forschung und Methodik im Umgang mit dem Thema.
- Die anhaltende Faszination und Aktualität des Mayerling-Ereignisses.
Zusammenfassung der Kapitel
Das bestgehüteste Geheimnis der Monarchie: Die Einleitung beleuchtet die anhaltende Faszination um den Tod Kronprinz Rudolfs und Mary Vetseras in Mayerling, 119 Jahre nach dem Ereignis. Sie unterstreicht die mangelnden Beweise und das anfängliche Verschweigen des Kaiserhauses, was zu zahlreichen Spekulationen und Gerüchten führte. Die Arbeit kündigt an, die Entwicklung der österreichischen Geschichtsschreibung zum Thema von 1889 bis 2006 zu verfolgen, beginnend mit Ernst Edler von der Planitz und endend mit Brigitte Hamann.
Unerfüllte Liebe und Leidenschaft: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die frühen Interpretationen der Mayerling-Tragödie, insbesondere die Arbeit von Ernst Edler von der Planitz. Planitz’ "volle Wahrheit über Mayerling" wird als bedeutende Quelle hervorgehoben, da er zahlreiche Zeitzeugen befragte. Seine Interpretation deutet auf einen nicht freiwilligen Suizid Rudolfs hin, ausgelöst durch die verzweifelte Mary Vetsera, nachdem Rudolf die Trennung verkündet hatte. Planitz’ Darstellung wird als ambivalent beschrieben, insbesondere in Bezug auf die Charakterisierung von Mary Vetsera und die Rolle des Kaiserhauses.
Kursänderungen nach dem Ende der Monarchie: Dieser Abschnitt analysiert den Wandel in der Geschichtsschreibung nach dem Ende der Monarchie. Er untersucht die Arbeiten, die nach dem Wegfall der früheren Zensur und des Schweigedukts entstanden sind, und wie diese die Deutung der Ereignisse neu formulierten. Der Fokus liegt hier darauf, wie das Ende der Monarchie die Forschung und Interpretation der Mayerling-Affäre beeinflusste und neue Perspektiven ermöglichte.
Nachkriegszeit: Wegfall der Hemmungen: Dieses Kapitel befasst sich mit den neuen Erkenntnissen und Interpretationen der Mayerling-Tragödie in der Nachkriegszeit, insbesondere die Arbeiten von Judtmann und Loehr aus dem Jahr 1968. Es analysiert, wie diese Autoren neue Informationen und Perspektiven in die Debatte einbrachten und wie sich das Verständnis des Ereignisses weiterentwickelte. Der Fokus liegt auf dem Vergleich und der Gegenüberstellung der Ansichten beider Autoren.
Neue Theorien und alte Gewohnheiten: Hier werden verschiedene neuere Theorien und Interpretationen der Mayerling-Affäre beleuchtet. Die Arbeiten von Emil Franzel, Gerd Holler, Salvendy und Clemens Gruber werden vorgestellt und analysiert, um die Vielfalt an Perspektiven und Interpretationen darzustellen, die sich auch nach Jahrzehnten der Forschung noch offenhalten. Der Schwerpunkt liegt auf der Vielfalt an Interpretationen und der Kontinuität bestimmter Deutungsmuster.
Georg Markus, der Enthüller: Dieser Abschnitt befasst sich mit den Beiträgen von Georg Markus zur Mayerling-Forschung, wobei seine Rolle als "Enthüller" hervorgehoben wird. Seine Interpretationen und wie er die Geschichte präsentierte werden im Detail analysiert, um seine spezifische Perspektive und seinen Einfluss auf das öffentliche Bild der Mayerling-Affäre zu beleuchten.
Brigitte Hamann: Der letzte analysierte Abschnitt widmet sich der Arbeit von Brigitte Hamann und ihrer Interpretation der Mayerling-Affäre. Es wird untersucht, wie ihr Buch die Debatte beeinflusst hat und welche neuen Erkenntnisse oder Perspektiven es zur Verfügung gestellt hat. Die Bedeutung ihres Werkes im Kontext der vorherigen Forschungsarbeiten wird analysiert.
Schlüsselwörter
Mayerling-Affäre, Kronprinz Rudolf, Mary Vetsera, Österreich-Ungarn, Historiographie, Selbstmord, Mord, Kaiserhaus, Verschwörung, Gerüchte, Geschichtsforschung, Interpretation, Quellenkritik.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Mayerling-Affäre: Eine Analyse der österreichischen Geschichtsschreibung
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Entwicklung der österreichischen Geschichtsschreibung zur Mayerling-Affäre von 1889 bis 2006. Sie untersucht die Veränderungen in der Interpretation des Ereignisses im Laufe der Zeit und die Faktoren, die diese Veränderungen beeinflusst haben.
Welche Aspekte der Mayerling-Affäre werden behandelt?
Die Arbeit behandelt verschiedene Aspekte, darunter die unterschiedlichen Interpretationen des Todes von Kronprinz Rudolf und Mary Vetsera, den Einfluss des Kaiserhauses auf die frühe Berichterstattung, die Rolle von Gerüchten und Spekulationen, die Entwicklung der historischen Forschung und Methodik, und die anhaltende Faszination um das Ereignis.
Welche Autoren und ihre Interpretationen werden untersucht?
Die Arbeit untersucht die Werke verschiedener Autoren, beginnend mit Ernst Edler von der Planitz und endend mit Brigitte Hamann. Weitere wichtige Autoren sind Oskar Mitis, Judtmann, Loehr, Emil Franzel, Gerd Holler, Salvendy, Clemens Gruber und Georg Markus. Die Arbeit vergleicht und kontrastiert deren Interpretationen und analysiert deren Einfluss auf das Verständnis der Mayerling-Affäre.
Wie hat sich die Interpretation der Mayerling-Affäre im Laufe der Zeit verändert?
Die Arbeit zeigt, wie die Interpretation der Mayerling-Affäre stark von den politischen und gesellschaftlichen Bedingungen beeinflusst wurde. Die anfängliche Zensur und das Verschweigen durch das Kaiserhaus führten zu Spekulationen. Nach dem Ende der Monarchie und im Nachkriegszeitraum konnten neue Perspektiven und Informationen die Deutung des Ereignisses verändern. Die Arbeit verfolgt diese Entwicklung chronologisch.
Welche Rolle spielte das Kaiserhaus in der frühen Berichterstattung und Geschichtsschreibung?
Das Kaiserhaus spielte eine entscheidende Rolle in der frühen Berichterstattung und Geschichtsschreibung. Die anfängliche Verschleierung der Ereignisse und die Kontrolle über Informationen beeinflussten maßgeblich die ersten Interpretationen. Die Arbeit analysiert, wie diese Einflussnahme die spätere Forschung prägte.
Welche Schlüsselthemen werden in den einzelnen Kapiteln behandelt?
Die Arbeit ist in Kapitel unterteilt, die jeweils einen spezifischen Aspekt oder eine bestimmte Phase der Geschichtsschreibung zur Mayerling-Affäre behandeln. So werden beispielsweise die frühen Interpretationen, der Wandel nach dem Ende der Monarchie, die Nachkriegszeit und die neueren Theorien und Interpretationen in separaten Kapiteln behandelt.
Welche Schlussfolgerungen zieht die Arbeit?
Die Arbeit zeigt die Vielschichtigkeit der Mayerling-Affäre und die anhaltende Faszination, die von diesem Ereignis ausgeht. Sie unterstreicht, wie die Interpretationen stark von den jeweiligen historischen und gesellschaftlichen Kontexten beeinflusst wurden und wie die Entwicklung der historischen Forschung und Methodik zu einem differenzierteren Verständnis des Ereignisses beigetragen hat.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit am besten?
Mayerling-Affäre, Kronprinz Rudolf, Mary Vetsera, Österreich-Ungarn, Historiographie, Selbstmord, Mord, Kaiserhaus, Verschwörung, Gerüchte, Geschichtsforschung, Interpretation, Quellenkritik.
- Quote paper
- Elisabeth Mayr (Author), 2007, Die Mayerling-Affäre , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/123987