Das 12. und 13. Jahrhundert war der Zeitraum in Europa, in dem die Städte im Heiligen Römischen Reich und im nördlichen Teil der italienischen Halbinsel ihren wirtschaftlichen und politischen Aufstieg erfuhren. Die Handelstätigkeit war bis ins 19. Jahrhundert mit mühseligen und langwierigen Reisen verbunden, die nicht selten über den eigenen Sprach- und Kulturkreis hinaus führten. Um diesen Umstand ausreichend zu würdigen und vielleicht auch ein breiteres Publikum an den Strapazen teilhaben zu lassen, war ein schriftliches Festhalten dieser Reisen, sei es selbst oder durch andere durchaus üblich und verbreitet. Dabei sind der Grund bzw. die Motivation zum Reisen und der darauf folgende Verlauf durchaus wichtige Aspekte zum Verständnis der Notwendigkeit von Reisen im Hoch- und Spätmittelalter.
Hier gilt es gerade die Selbstverständlichkeit von Fernreisen für den Händler zu erwähnen, da so die teilweise geringe Quellenbasis und die immer aufs Neue vorhandene Motivation zum Reisen zu erklären wären. Das Werk „Il Milione“, welches das Vehikel dieser Arbeit ist, entstammt dabei den angedeuteten Motiven für das Reisen, nämlich das Verlassen des eigenen Kulturkreises in Italien aus wirtschaftlichen Gründen. Diese Basis wird dadurch erweitert, dass die anschließende Reise des Marco Polo und seiner Verwandten vor ihm anfangs auch aus wirtschaftlichen Erwägungen getätigt wurde, aber in ihrer Schilderung zugleich kulturelle und soziale Aspekte verfolgt. Das einleitende Zitat aus „Il Milione“, in der Version von Elise Guignard, führt dabei in die Problematik des Werkes ein und bildet den Rahmen dieser Untersuchung. Handelt es sich hierbei also um einen Reisebericht über den tatsächlichen Verlauf oder stellt es ein Sammelsurium verschiedener Abschriften oder regionaler Quellen in Asien dar? Dazu sollen zunächst der umfangreiche Forschungsstand in seiner Entwicklung und der in der Quelle sowie Literatur abgebildete Reiseverlauf dargestellt werden. Weiterhin wird das Werk mit Hilfe der quellenkritischen Methode analysiert und bewertet, um damit eine Basis für die Bewertung des Textes in Bezug auf die Fragestellung zu schaffen. Nicht zuletzt erfolgt eine Betrachtung der Rezeption dieses Werkes, anhand derer versucht wird, die Bedeutung für die Nachwelt und die in der Forschung vorherrschende Diskussion zu erfassen. Erst danach kann eine abschließende Betrachtung erfolgen, die den verschiedenen Facetten dieses Werkes gerecht wird
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung
- 1.1. Allgemeines
- 1.2. Forschungsstand
- 2. Die Reisen der Polos nach Asien
- 2.1. Vorgeschichte
- 2.2. Verlauf
- 2.3. Aufenthalt
- 2.4. Rückkehr
- 3. „Il Milione“ als Quelle
- 3.1. Äußere Quellenkritik
- 3.2. Innere Quellenkritik
- 3.3. Intention des Autors
- 3.4. Interpretation
- 4. „Il Milione“ als Textgattung
- 4.1. Geographische Bedeutung
- 4.2. Auslassung von Fakten
- 4.3. Inhaltliche Unklarheiten
- 5. „Il Milione“ in der Rezeption
- 5.1. Zeitgenössische Wahrnehmung
- 5.2. Bis zur Entdeckung Amerikas
- 5.3. Moderne Maßstäbe
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Marco Polos „Il Milione“ und befasst sich mit der Frage, ob es sich um einen authentischen Reisebericht oder eine zusammengestellte Sammlung von Informationen handelt. Die Analyse berücksichtigt den historischen Kontext, die Quellenlage und die Rezeption des Werkes.
- Die Authentizität der Reisebeschreibungen Marco Polos
- Die Quellenkritik von „Il Milione“ (äußere und innere Quellenkritik)
- Die Textgattung von „Il Milione“ und seine geographische Bedeutung
- Der Forschungsstand zur Authentizität und Interpretation von „Il Milione“
- Die Rezeption des Werkes von der Entstehungszeit bis in die Moderne
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1: Einführung: Das Kapitel legt die Forschungsfrage fest und gibt einen Überblick über den historischen Kontext der Reisen im Mittelalter und die Bedeutung von Reiseberichten. Es wird der Forschungsstand zum Werk "Il Milione" skizziert, der durch kontroverse Meinungen zu den Reisen Marco Polos und der Authentizität des Buches gekennzeichnet ist.
Kapitel 2: Die Reisen der Polos nach Asien: Dieses Kapitel beschreibt die Reisen der Polos nach Asien, von den Vorbereitungen bis zur Rückkehr, ohne jedoch ins Detail zu gehen.
Kapitel 3: „Il Milione“ als Quelle: Hier wird die Quellenlage des Werkes untersucht, wobei sowohl die äußere als auch die innere Quellenkritik betrachtet wird. Die Intention des Autors und mögliche Interpretationen werden angesprochen.
Kapitel 4: „Il Milione“ als Textgattung: Kapitel 4 analysiert "Il Milione" als Textgattung, betrachtet seine geographische Bedeutung und diskutiert Auslassungen und Unklarheiten im Text.
Kapitel 5: „Il Milione“ in der Rezeption: Die verschiedenen Phasen der Rezeption von „Il Milione“, von der zeitgenössischen Wahrnehmung bis zur modernen Forschung, werden zusammengefasst.
Schlüsselwörter
Marco Polo, Il Milione, Reisebericht, Mittelalter, Asien, China, Quellenkritik, Textgattung, Rezeption, Historische Forschung, Geographie.
- Quote paper
- Benjamin Pommer (Author), 2008, Marco Polo und sein Werk „Il Milione“ , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/123861