Im folgenden Beitrag werde ich das von Gilles Deleuze und Félix Guattari eingeführte Denkbild des Rhizoms erläutern und anhand der Kurzgeschichte „El Jardín De Senderos Que Se Bifurcan“ von Jorge Luis Borges in einen literarischen Kontext einbetten.
Der französische Philosoph Gilles Deleuze und sein Freund und Kollege Félix Guattari, der als Psychiater und Psychoanalytiker tätig war, gehören ohne Frage zu den bedeutendsten postmodernen Denkern des 20. Jahrhunderts. Der Begriff Postmoderne wird in diesem Zusammenhang im Sinne de Toro’s verstanden:
“La postmodernidad […] es la posibilidad de una nueva organización del pensamiento y del conocimiento en una forma realmente ‚abierta’ a causa de la relativización de los paradigmas totalitarios, de la descentración del gran DISCURSO, de la gran HISTORIA y de la VERDAD.”
(de Toro 1997: 11)
In Zusammenhang mit ihrer Kritik am Rationalismus, Essentialismus und Kapitalismus haben Deleuze und Guattari in ihren zahlreichen Werken und Veröffentlichungen neue Ideen, Impulse und Konzepte geliefert, die unter anderem traditionelle Wissenskonzepte und –organisation in Frage stellen und auf eine neue Art und Weise zu beschreiben versuchen. Von Deleuze stehen umfangreiche Publikationen zu Themen wie Philosophie, Literatur, Film und Kunst zur Verfügung. Als herausragende Werke sind vor allem „Différence et répétition“, „Logique du sens“, „L'Anti-Oedipe“ und „Mille plateaux“ zu nennen, die letzten beiden entstanden in Zusammenarbeit mit Félix Guattari.
Im Rahmen des Seminars „Boom- Postboom: Crack!“ spielen die Postmoderne an sich und damit verbundene Begriffe wie Rhizom, différance und Dekonstruktion eine entscheidende Rolle bei der Untersuchung von literarischen Werken, die durch ihre neuen literarischen Verfahren paradigmenbildend waren. In Borges’ oevre sind ebendiese Bilder, Techniken und Ideen bereits Jahrzehnte vor den Veröffentlichungen von Deleuze und Guattari enthalten. Borges galt Deleuze und Guattari geradezu als Inspiration und Referenz für die Entwicklung ihrer Rhizom- Theorie. Das von ihnen entwickelte Modell des Rhizoms ist Teil eines neuen und geradezu revolutionären Verständnisses der Strukturen und Funktionsweisen unserer eigenen Gesellschaft, als auch der Organisation von Wissen und Macht...
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Hauptteil
- 2.1. Das Rhizom und seine sechs Prinzipien
- 2.2. Borges und das Rhizom
- 3. Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Beitrag erläutert das von Deleuze und Guattari entwickelte Denkmodell des Rhizoms und bettet es anhand von Borges' "El Jardín de Senderos Que Se Bifurcan" in einen literarischen Kontext ein. Es wird untersucht, wie Borges' Werk bereits Jahrzehnte vor Deleuze und Guattari konzepte vorwegnimmt, die in der Postmoderne eine zentrale Rolle spielen.
- Das Rhizom als Denkmodell von Deleuze und Guattari
- Anwendung des Rhizom-Modells auf literarische Texte
- Vergleich des Rhizoms mit traditionellen Wissensstrukturen (Baum des Wissens)
- Borges' "El Jardín de Senderos Que Se Bifurcan" als Beispiel für rhizomatische Strukturen
- Postmoderne Konzepte und deren Anwendung in der Literatur
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1: Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein, stellt Deleuze und Guattari sowie ihren postmodernen Ansatz vor und kündigt die Analyse von Borges' Kurzgeschichte an.
Kapitel 2.1: Das Rhizom und seine sechs Prinzipien: Dieses Kapitel beschreibt das Rhizom-Modell von Deleuze und Guattari, seine Eigenschaften als offenes, dynamisches Netzwerk und setzt es in Gegensatz zum traditionellen „Baum des Wissens“. Es beleuchtet die Kritik an hierarchischen und binären Denkstrukturen.
Kapitel 2.2: Borges und das Rhizom: (Dieses Kapitel wird in der Zusammenfassung ausgelassen um Spoiler zu vermeiden.)
Schlüsselwörter
Rhizom, Deleuze, Guattari, Borges, Postmoderne, "El Jardín de Senderos Que Se Bifurcan", Baum des Wissens, Wissensorganisation, Machtstrukturen, Literaturwissenschaft.
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- Nathalie Solis Pérez (Author), 2009, El jardin de senderos que se bifurcan - Borges und das Rhizom nach Deleuze und Guattari, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/123818