Diese Arbeit beschäftigt sich mit der effektiven Wortschatzvermittlung für die Grundstufe auf dem Niveau A1 für Deutsch als Fremdsprache im Deutsch-als-Fremdsprachenunterricht.
Es wird untersucht, wie der deutsche Wortschatz im Grundkurs A1 des Goethe-Instituts vermittelt werden kann. Zunächst wird der Wortschatz beschrieben, was der Wortschatz ist und wie er unterteilt ist. Der deutsche Wortschatz kann auf verschiedene Arten unterteilt werden. Wichtig ist auch, dass der Wortschatz nicht nur aus einzelnen Wörtern, sondern auch aus lexikalischen Einheiten besteht. Diese Einheiten werden "Chunks" genannt oder sind feste Einheiten, die immer zusammen verwendet werden.
In den Deutschkursen wird der Grundwortschatz nach verschiedenen Gesichtspunkten ausgewählt, zum Beispiel nach häufig verwendeten Wörtern und auch nach Wörtern, die im Alltag häufiger vorkommen. Um die Kommunikation mit Menschen, die die zu erlernende Sprache sprechen, beginnen zu können, ist es sinnvoll, über einen korrekten Grundwortschatz zu verfügen, der auch dazu dient, die Fremdsprache besser zu verstehen.
Im zweiten Kapitel wird die Art und Weise beschrieben, wie der Wortschatz in Sprachkursen Teilnehmern vermittelt wird. Vokabeln werden auf unterschiedliche Weise eingeführt, für jede Sprache und jeden Lerner gibt es unterschiedliche Schwierigkeiten, die beschrieben werden. Darüber hinaus wird beschrieben, wie Vokabeln effektiv vermittelt werden können. Wichtig sind in diesem Zusammenhang die verschiedenen Lerntheorien. Sicherlich erhöhen oder verringern Motivation und Emotionen die Bereitschaft und den Erfolg beim Erlernen einer Fremdsprache. Um die Motivation aufrechtzuerhalten, braucht man effektive Strategien, die helfen, die persönlichen Ziele des Teilnehmers zu erreichen.
Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit dem Grundkurs Deutsch A1 am Goethe-Institut. Es wird beschrieben, wie der Kurs abläuft, wer daran teilnimmt, welche Motivationen die Teilnehmer haben und welche Methoden oder Strategien sie kennen. In diesem Kurs wurden verschiedene Strategien eingeführt, um das Lernen des deutschen Wortschatzes zu vertiefen. Anschließend wird beschrieben, wie sich die Herangehensweise der Teilnehmer an das Lernen verändert hat.
Inhalt
Abstract (italiano)
Abstract (Deutsch)
Einleitung
1. Was ist Wortschatz?
1.1. Wie kann der Wortschatz eingeteilt werden?
1.1.1. Struktur des deutschen Wortschatzes
1.1.2. Wortschatzunterteilung
1.2. Chunks
1.3. Sprachhappen
1.4. Auswahl des Wortschatzes
2. Was ist Wortschatzarbeit?
2.1. Lernschwierigkeiten
2.2. Wie kann Wortschatz effektiv vermittelt werden?
2.2.1. Lerntheorien
2.2.2. Motivation und Emotion
2.2.3. Lernstrategien
2.2.4. Lernziele
2.2.5. Lerntypen
2.3. Wie kann Wortschatz gelernt werden?
2.3.1. Das mentale Lexikon
3. Gruppenkurs A1.1 des Goethe-Institutes
3.1. Wie soll laut Lehrbuch der Wortschatz vermittelt werden?
3.2. Welche Lernstrategien kennen und benutzen die Teilnehmer?
3.3. Welche Lerntypen sind im Kurs vertreten? – Die Lerngruppe
3.4. Wie hat sich das Lernverhalten verändert, nachdem Methoden vorgestellt wurden und angewandt werden sollten?
4. Anhang
4.1. Come imparo il lessico tedesco?
4.2. Come imparo il lessico 2 Auswertung
5. Fazit – effektive Wortschatzvermittlung
6. Literaturverzeichnis
Abstract (italiano)
Nel presente lavoro è stato preso in esame il modo in cui il lessico tedesco può essere insegnato nel corso di base A1 al Goethe Institut. Inanzitutto viene descritto il lessico, cos’è il lessico e come esso si suddivide. Il lessico tedesco si può suddividere in vari modi. È importante anche il fatto che il lessico non sia costituito solo da parole separate, ma anche da unità lessicali. Queste unità si chiamano “Chunks” o sono unità fisse che si usano sempre insieme.
Nei corsi di tedesco, il lessico di base viene scelto sulla base di diversi fattori, ad esempio vengono scelte parole utilizzate più di frequente e anche parole utilizzate maggiormente nel quotidiano. Per iniziare la communicazione con persone che parlano la lingua che deve essere imparata, è utile avere un lessico di base corretto che serve anche per percepire meglio la lingua straniera.
Nel secondo capitolo viene descritta la modalità di trasmissione del lessico agli studenti nei corsi di lingue. Il lessico viene introdotto in modi diversi, per ogni lingua e ogni studente ci sono diverse difficoltà che vengono descritte. Inoltre, viene descritto come si può insegnare il lessico in modo efficace. In questo contesto sono importanti le varie teorie dell’apprendimento. Sicuramente la motivazione e le emozioni aumentano o diminuiscono la volontà e il successo nell’apprendimento della lingua straniera. Per mantenere la motivazione si ha bisogno di strategie efficaci che aiutano a raggiungere gli obiettivi personali dello studente.
Ogni studente è diverso, vengono perciò descritti i diversi tipi o stili di apprendimento. Partendo dal presupposto per cui si hanno vari canali di percezione, il modo di insegnare può essere modificato sulla base di essi.
Il terzo capitolo si occupa del corso di base di tedesco A1 al Goethe Institut. Viene descritto il corso, chi partecipa, quali sono le motivazioni dei partecipanti e che metodi o strategie conoscono. In questo corso sono state introdotte varie strategie per approfondire l’apprendimento del lessico tedesco. Viene poi descritto in che modo è cambiato l’approccio degli studenti verso l’apprendimento.
Per concludere viene descritto quali consigli possono essere utili per i corsi successivi.
Nei corsi di lingua in cui si hanno gruppi che non conoscono bene le strategie e che non si ricordano bene i metodi d’insegnamento e apprendimento assimilati durante il periodo scolastico, è importante mantenere alta la motivazione e al contempo introdurre anche un elemento di divertimento, infatti il fattore del gioco viene spesso dimenticato nei corsi. Per queste persone, le lezioni sono spesso collegate a ricordi ed emozioni negativi.
Il lessico dovrebbe essere insegnato in modo tale da essere collegato alle esperienze degli studenti e tale che essi possano imparare le unità lessicali al fine di iniziare a comunicare quanto prima. Queste esperienze positive danno agli studenti la motivazione per studiare con maggior interesse.
Abstract (Deutsch)
In dieser Arbeit wird untersucht, wie der deutsche Wortschatz im Grundkurs A1 des Goethe-Instituts vermittelt werden kann. Zunächst wird der Wortschatz beschrieben, was der Wortschatz ist und wie er unterteilt ist. Der deutsche Wortschatz kann auf verschiedene Arten unterteilt werden. Wichtig ist auch, dass der Wortschatz nicht nur aus einzelnen Wörtern, sondern auch aus lexikalischen Einheiten besteht. Diese Einheiten werden "Chunks" genannt oder sind feste Einheiten, die immer zusammen verwendet werden.
In den Deutschkursen wird der Grundwortschatz nach verschiedenen Gesichtspunkten ausgewählt, z. B. nach häufig verwendeten Wörtern und auch nach Wörtern, die im Alltag häufiger vorkommen. Um die Kommunikation mit Menschen, die die zu erlernende Sprache sprechen, beginnen zu können, ist es sinnvoll, über einen korrekten Grundwortschatz zu verfügen, der auch dazu dient, die Fremdsprache besser zu verstehen.
Im zweiten Kapitel wird die Art und Weise beschrieben, wie der Wortschatz in Sprachkursen Teilnehmern vermittelt wird. Vokabeln werden auf unterschiedliche Weise eingeführt, für jede Sprache und jeden Lerner gibt es unterschiedliche Schwierigkeiten, die beschrieben werden. Darüber hinaus wird beschrieben, wie Vokabeln effektiv vermittelt werden können. Wichtig sind in diesem Zusammenhang die verschiedenen Lerntheorien. Sicherlich erhöhen oder verringern Motivation und Emotionen die Bereitschaft und den Erfolg beim Erlernen einer Fremdsprache. Um die Motivation aufrecht zu erhalten, braucht man effektive Strategien, die helfen, die persönlichen Ziele des Teilnehmers zu erreichen.
Jeder Lerner ist anders, daher werden verschiedene Typen oder Lernstile beschrieben. Ausgehend von der Annahme, dass es verschiedene Wahrnehmungskanäle gibt, kann die Art und Weise des Unterrichts entsprechend modifiziert werden.
Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit dem Grundkurs Deutsch A1 am Goethe Institut. Es wird beschrieben, wie der Kurs abläuft, wer daran teilnimmt, welche Motivationen die Teilnehmer haben und welche Methoden oder Strategien sie kennen. In diesem Kurs wurden verschiedene Strategien eingeführt, um das Lernen des deutschen Wortschatzes zu vertiefen. Anschließend wird beschrieben, wie sich die Herangehensweise der Teilnehmer an das Lernen verändert hat.
Zum Abschluss wird beschrieben, welche Tipps für nachfolgende Kurse nützlich sein können.
In Sprachkursen, in denen es Gruppen gibt, die mit den Strategien nicht vertraut sind und die sich nicht an die Lehr- und Lernmethoden erinnern, die sie in der Schule gelernt haben, ist es wichtig, die Motivation hoch zu halten und gleichzeitig ein spielerisches Element einzuführen, denn der Spielfaktor wird in Kursen oft vergessen. Für diese Menschen sind die Lektionen oft mit negativen Erinnerungen und Emotionen verbunden.
Der Wortschatz sollte so unterrichtet werden, dass er an die Erfahrungen der Lernenden anknüpft und dass sie die Vokabeln lernen können, um so schnell wie möglich mit der Kommunikation zu beginnen. Diese positiven Erfahrungen geben den Studenten die Motivation, mit mehr Interesse zu lernen.
Einleitung
„Jeden Tag kommen wir mit Wörtern in Kontakt“ (Aitchinson 2012: 3). Wir sprechen, hören, schreiben und lesen unzählige Wörter, Kleinkinder lernen Wörter, Aphasie-Patienten verwechseln Wörter und Bedeutungen, wir vergessen manchmal Wörter und oft „liegen sie uns auf der Zunge“.
Wie genau wir zu unseren Wörtern gekommen sind, konnte die Wissenschaft nur bis zu einem bestimmten Grad rekonstruieren. Dass sich unsere Sprachen im Wandel befinden, merken wir in jeder Diskussion zum Thema Reduzierung des Englischen in der Alltagssprache, sowie im schnellen Wandel der Jugendsprache und dem damit verbundenen Aufgriff von Wörtern aus anderen Sprachen.
Versuche, eine allgemeingültige Sprache beziehungsweise eine Universalsprache zu formen, scheitern immer wieder. Daher ist es wichtig, insbesondere in einer sich immer schneller globalisierenden Welt Fremdsprachen zu lernen, um Kulturen und Traditionen nicht aufgeben zu müssen und weitergeben zu können.
In verschiedenen Praktika, nicht nur in Deutschland, habe ich häufig sehen können, wie wichtig Fremdsprachenunterricht ist. Und vor allem, wie wichtig es ist, einen sicheren Wortschatz aufzubauen, auf den man zurückgreifen kann.
Wie kann nun effektive Wortschatzarbeit aussehen? Im Folgenden soll geklärt werden, was Wortschatz überhaupt bedeutet. Das Deutsche kann in Wortarten eingeteilt werden und in die jeweiligen Wortbildungsvarianten. Zudem kann auch eine Einteilung in Basiswortschatz, also Wörtern, die deutlich häufiger genutzt werden als andere, und erweiterter Wortschatz gezogen werden. Zum anderen kann man den Wortschatz allgemein in passiven, aktiven und potentiellen Wortschatz einteilen. Diese Einteilung ist auch für den Fremdsprachenunterricht von Bedeutung. Denn Wortschatz soll in jedem Fremdsprachenunterricht aktiviert werden und von einem passiven Verstehen zu einem aktiven Gebrauch führen.
Nachdem der Wortschatz beschrieben wurde, wird geklärt, was Wortschatzarbeit ist. Dieses Kapitel ist in zwei Abschnitte geteilt, der erste widmet sich den jeweiligen Grundlagen für angepassten und effektiven Wortschatzunterricht, und zwar den Lerntheorien, Lernstrategien und Lerntypen. Hier wird vor allem der Fremdsprachenunterricht in Italien mit Deutsch als Fremdsprache berücksichtigt. Die Lerner sind zumeist monolingual aufgewachsen und lernen Deutsch als zweite oder dritte Sprache. Der zweite Abschnitt erläutert, wie der Mensch Wörter in seinem Gehirn „speichert“, hier wird vor allem das „mentale Lexikon“ von Jean Aitchison beschrieben. Aitchison beschreibt, welche Herangehensweisen bisher erforscht wurden, um zu erklären, wie der Mensch schnell auf aktiven und passiven Wortschatz zurückgreifen kann.
Das dritte Kapitel dieser Arbeit untersucht wie in einem A1-Deutschkurs der Wortschatz vermittelt wird und welche Voraussetzungen die Teilnehmer mitbringen. Die im Lehrbuch des Kurses „Schritte International neu A1.1“ im Lehrerhandbuch angedachten Strategien zur Vermittlung werden analysiert. Zudem wird untersucht, wie die Erklärung und Reflexion des eigenen Wortschatzlernens das Lernverhalten der Teilnehmer verändert haben.
Abschließend wird geschlussfolgert, wie eine effektive Wortschatzvermittlung aussehen kann.
Damit diese Arbeit allen Geschlechtern gerecht wird, wird daraufhin gewiesen, dass das generische Maskulinum genutzt wird, aber alle Geschlechter damit gemeint sind.
1. Was ist Wortschatz?
Der Wortschatz ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Schatz bestehend aus Wörtern. Jede Sprache besitzt eine variable Anzahl an Wörtern, mit verschiedenen Bedeutungen, die auch eine bestimmte Weltanschauung überliefern.
Manche Wörter haben eine Bedeutung, die meisten jedoch besitzen mehr als nur eine Bedeutung, einige dieser Wörter haben in einer Sprache mehrere Bedeutungen, die dann in anderen Sprachen durch verschiedene Wörter dargestellt werden, zum Beispiel kann piano im Italienischen im Deutschen mit Stockwerk, Klavier, langsam, leise und weiteren Bedeutungen übersetzt werden. Auch der unterschiedliche Bedeutungsumfang der Wörter spielt im Fremdsprachenunterricht eine große Rolle. So hat zum Beispiel das Modalverb können eine umfangreichere Bedeutung im Deutschen und kann im Italienischen nicht nur mit die Möglichkeit haben, etwas zu tun, sondern auch mit die Fähigkeit/das Wissen haben, etwas zu tun übersetzt werden.
Nicht nur im Fremdsprachenunterricht, auch beim Erlernen der eigenen Muttersprache ist es wichtig, das Gesprochene zu verstehen. Da der Sinnzusammenhang immer eine Rolle spielt, sollten Wörter nicht nur einzeln, sondern in „Situationen eingebundene Sequenzen“ oder auch Chunks genannt, betrachtet werden (Handwerker 2013). Diese tauchen nicht nur in Lautsequenzen, sondern auch in Wörtersequenzen auf.
Neben den Chunks hilft ebenso eine klare Definition, was genau ein Wort ist. Es kann sinnvoll sein alle möglichen Formen eines Wortes zu lernen, nur bei manchen Wörtern reicht die Grundform verbunden mit dem Wissen, wie es dekliniert oder konjugiert werden kann und welche Bedeutungsveränderungen dadurch entstehen. In der deutschen Sprache gibt es verschiedene Wortbildungsverfahren, die zu einem Wortartwechsel führen (Ulrich 2020). So kann jedes Verb in seiner Grundform zu einem Substantiv werden. Zudem können die Wörter in Komposita verbunden werden, zum Beispiel kann Haus Komposita wie Krankenhaus, Reihenhaus und weitere bilden.
1.1. Wie kann der Wortschatz eingeteilt werden?
Der deutsche Wortschatz kann sprachlinguistisch in zwei Klassen eingeteilt werden. Es gibt die offene Klasse der Inhaltswörter wie zum Beispiel Verben, Nomen und Adjektive. Daneben existiert die geschlossene Klasse der Funktionswörter, wie Artikel, Präpositionen und Konjunktionen.
Häufig wird mit dem Wortschatz Bezug auf die offene Klasse der Inhaltswörter genommen, da sich diese auf Vorgänge oder Gegenstände beziehen (Storch 2009). Also wird aufgrund der Wortart eine Einteilung vorgenommen.
Den Wortschatz kann man des Weiteren nach dem Umfang, also nach Einzelwörtern und Wortgruppen, einteilen.
Eine weitere Möglichkeit Wörter abzugrenzen, bietet die Wortbildung. Diese kann laut Bohn in drei verschiedene Wortbildungsvarianten eingeteilt werden. Zum einen kann man Ableitungen vom Stammwort, Zusammensetzungen von Wörtern und Wortbildungen mit Präfixen unterscheiden. Er nennt als Beispiel das Wort Eis, das abgeleitet werden kann zu eisig, zusammengesetzt werden kann zu Schokoladeneis und mit dem Präfix ent- zu enteisen werden kann.
Des Weiteren kann man Wörter in pragmatischen Beziehungen beobachten. Hier kann man die Wörter in ihren Beziehungen zu anderen Wörtern untersuchen, hierzu zählen Synonyme, Antonyme und Hyponyme.1
Eine weitere Möglichkeit, Wörter zu gliedern ist ihre Herkunft, also ob sie Fremdwörter, Internationalismen oder Lehnwörter sind2.
Des Weiteren kann man den Wortschatz in Wortfamilien und Wortfelder einteilen, in den Wortfamilien wird auf die etymologischen Wurzeln der Wörter geschaut, bei den Wortfeldern wird das gesamte Sachgebiet betrachtet.
Zudem ist es möglich, den Wortschatz in verschiedene Kategorien einzuordnen. So sind stilistische Varianten, sowie soziale oder regionale Varianten möglich. Die stilistische Ebene beinhaltet Wörter, die die gleiche Bedeutung haben und ebenso die gleiche Stilebene. Soziale Varianten teilen den Wortschatz in Umgangssprache, Hochsprache und Gruppensprachen ein. Die regionalen Varianten präsentieren die jeweils umgänglich regional benutzten Wörter.
Eine weitere Möglichkeit der Klassifizierung bietet der Unterschied zwischen der gesprochenen und geschriebenen Sprache.
Danach kann eine weitere Einteilung stattfinden, und zwar zwischen Grundwortschatz und Allgemeinwortschatz (Kühn 1979).
Schaut man sich den Wortschatz genauer an, wird man feststellen, dass es schwierig ist, diesen in bloße Wörter einzuteilen. In vielen Fällen sind es nicht nur Wörter, sondern ganze Wortkombinationen, die eine lexikalische Einheit bilden. Der Begriff „lexikalische Einheit“ hilft in diesem Fall, den Wortschatz besser zu betiteln.
Bohn spricht im Folgenden von den Problemen, die beste Textform zur Einführung von Wortschatz zu finden, da viele Texte, die zu einem bestimmten Thema einen Wortschatz einführen, nicht authentisch sind (Bohn 1999).
Die Sprachdidaktik hat eine eigene Einteilung gefunden. Diese didaktische Klassifikation sieht eine Einteilung in Mitteilungs-, Verstehens- und potenziellen Wortschatz vor.
Der Mitteilungswortschatz enthält alle Wörter, die der Lerner für den aktiven Sprachgebrauch beherrschen sollte. Mit diesem Wortschatz können Lerner produktiv an der Kommunikation teilnehmen.
Der Verstehenswortschatz ist deutlich größer und umfasst alle Wörter, die vom Sprecher oder Lerner verstanden werden. Es wird gemutmaßt, dass der Verstehenswortschatz zehnmal so groß wie der Mitteilungswortschatz sei. Aufgrund von Vorwissen können Sprecher oder Lerner die Mitteilung verstehen, oder können aus dem Kontext heraus erschließen, welche Nachricht übertragen werden sollte. Die Lerner können also mithilfe von Hypothesen den Inhalt der Mitteilung erschließen.
Der potenzielle Wortschatz ist nicht zählbar und für jeden Lerner unterschiedlich. Die Wortbildungsregeln geben hier Hilfestellungen. Durch das Vorwissen über diese Regeln kann die Bedeutung neuer Wörter erschlossen werden. Damit diese Hypothesen gebildet werden können, muss der Lerner über Strategien verfügen, die das Lese- und Hörverstehen betreffen, sowie über einige Wortbildungsregeln, die die bedeutungstragenden Prä- oder Suffixe beinhalten.
1.1.1. Struktur des deutschen Wortschatzes
Im sogenannten Grundwortschatz finden wir eine Auswahl an Wörtern, die im alltäglichen Gebrauch deutlich häufiger auftreten. Diese Wörter scheinen also im Fremdsprachenlernen ebenso wichtiger, da sie häufiger verwendet werden und eine bessere Kommunikation ermöglichen können. Welche Wörter diesem Grundwortschatz zugeordnet werden können, variiert, da sich die Forscher noch nicht einig sind. Jedoch weiß man, dass sich durch die Lebendigkeit der Sprache auch der Wortschatz stetig erneuert. Wie wird also der Grundwortschatz bestimmt?
Es gibt einen relativ stabilen Grundwortschatz, der zur allgemeinen Verständigung gebraucht wird. Die Veränderungen, denen dieser Grundwortschatz unterworfen ist, sind meist auch an gesellschaftliche Veränderungen gebunden. Neu auftretendes Vokabular kann ebenso wie in den Grundwortschatz übergehen, wenn durch kulturelle oder technische Innovationen neue Wörter genutzt werden.
Zum Grundwortschatz zählt das Basisinventar, wobei regional abweichende Wörter nicht hinzugezählt werden. Auch wenn dies als Teildefinition zu verstehen ist, gibt es doch keine klare Abgrenzung. Im Deutschen kann eine Kompositions- oder Derivationsfähigkeit ein Kriterium sein, in anderen Sprachen jedoch nicht und ebenso können nicht alle Wörter, die ein Suffix oder Präfix erhalten können, zum Grundwortschatz gezählt werden, da sie nicht häufig auftreten.
Zudem weist der Grundwortschatz Wörter auf, die weder fachsprachlich, noch umgangsprachlich sind. Auch weisen sie keine Wertung auf und sind im allgemeinen Sprachgebrauch leicht verständlich.
Kühn (1979: 27f) stellt heraus, dass auch Bedeutungspotenz kein allgemein gültiges Kriterium zu sein scheint, da auch Wörter mit vielen Bedeutungen nicht unbedingt in den Grundwortschatz aufgenommen werden.
Dagegen werden Wörter, die in idiomatischen Wortverbindungen gebraucht werden, zum Grundwortschatz gezählt. Doch auch hier fehlen klare Definitionen. Wiederum andere Wissenschaftler versuchten den Grundwortschatz durch Häufigkeit und Gebrauchswichtigkeit zu definieren, gaben jedoch nur eine Liste, der für sie wichtigen Wörter an und teilten die genauen Überlegungen, die zu dieser Einteilung geführt haben, nicht mit (Kühn: 29f).
Ebenfalls kann die Häufigkeit eines Wortes nur ungenau ermittelt werden. Genauere Untersuchungen dieser sind in der Literatur möglich und auch in anderen schriftlichen Dokumenten, für die gesprochene Sprache gibt es jedoch keine bestimmten Methoden oder Studien. Daher sind die Häufigkeitslisten subjektiv und oft wurden zu jedem Wort einzelne Kriterien untersucht. Es konnte also keine allgemeingültige Definition gefunden werden. Zudem ändert sich der Wortschatz stetig und wird, sobald er feststehen würde, wieder anders benutzt.
Bei weiteren Bemühungen, einen intersubjektiven oder objektiven Wortbestand feststellen zu wollen, wurden mathematische Statistiken erstellt, die jedoch eine genaue Definition der Einheit „Wort“ benötigen (Kühn 1979).
Was ist also ein Wort? Im Allgemeinen lässt sich sagen, dass ein Wort eine Einheit, eine Verbindung von Buchstaben, ist. Diese Verbindungen an sich müssen nicht alle einen Sinn enthalten, dies ist zum Beispiel bei Partikeln der Fall, die je nach Kontext dem Geschriebenem oder Gesprochenem eine Nuance geben können (Buch 2018). Auch Artikel enthalten selber keine Bedeutung, können aber auch nicht einfach weggelassen werden, da eine Veränderung der Artikel auch den Kontext des Satzes ändern kann. Ein weiteres Problem stellt die Getrennt- und Zusammenschreibung in der deutschen Sprache dar, da im Laufe der Jahre Wörter immer wieder zusammen und getrennt geschrieben werden. Die Schreibweise dieser Wörter ändert sich. Ebenso problematisch erscheinen zum Beispiel Zungenbrecher wie Wenn Fliegen fliegen, fliegen Fliegen Fliegen hinterher. Dieser Satz weist sieben Wörter auf, jedoch nur vier verschiedene Wörter, wobei das Verb fliegen genauso wie das Nomen Fliegen geschrieben wird, außer der Großschreibung am Anfang des Nomens (Aitchison 2012). Im Wörterbuch finden sich beide Wörter, wobei die Konjugation und die Deklination nicht erfasst werden. Eine klare Definition, ob alle Formen der Wörter als einzelne Wörter gezählt werden sollten oder nicht, gibt es nicht.
Wörter können im Allgemeinen als lexikalische Wörter oder Lexeme beschrieben werden, die eine abstrakte Einheit des Lexikons bilden, und ebenso als syntaktische Wörter oder Wortform, die in konkreter Verwendung beobachtet werden (Busch 2018).
Die Frequenz einiger Wörter in der deutschen Sprache führt dazu, dass schon mit 1000 oder 2000 Wörtern, die häufig auftreten, 80% bis 85% der „Normaltexte“ verstanden werden können (Kühn 1979).
Neben diesen grundlegenden Einteilungsmöglichkeiten kann man den deutschen Wortschatz auch nach gesprochener und geschriebener Sprache unterscheiden. Für den geschriebenen Teil der deutschen Sprache haben wir viele Möglichkeiten der Kategorisierung, für den gesprochenen Teil gibt es immer wieder Versuche, es gibt jedoch viele regionale, soziale und altersbedingte Unterschiede, so dass es kaum möglich ist, für den gesprochenen Teil eine aktuelle Liste anzufertigen.
Die Einteilung in geschrieben und gesprochen wirft auch die Diskussion um Umgangssprache und Standardsprache auf. Der Duden erklärte 1990 die Standardsprache wie folgt:
Die über den Mundarten, lokalen Umgangssprachen und Gruppensprachen stehende, allgemeinverbindliche Sprachform; gesprochene und geschriebene Erscheinungsform der Hochsprache. (Duden 2021)
Der Begriff Hochsprache wurde schon in den 1970er Jahren diskutiert, da die Unterscheidung von hoher zu niedriger Sprache als diskriminierend angesehen wurde. Jedoch weist auch der Begriff Standardsprache seine Mängel auf, da mit dem Standard eine gewisse Festigkeit verbunden wird. Diese Festigkeit kann jedoch nicht einfach erreicht werden, wenn sich die Sprache ständig in Bewegung befindet (Löffler 2004).
Häufig wird Hochsprache noch als die Sprache der gebildeten Menschen angesehen, also einer Sprache über dem Standard. Der Standard dagegen wird als Sprachnorm angesehen und in der Schule und in Deutsch-als-Fremdsprache-Kursen unterrichtet. Die Verwendung der Standardsprache wird im beruflichen und öffentlichen Umfeld vorausgesetzt. Im privaten Umfeld ist der Gebrauch der Umgangssprache eher üblich.
1.1.2. Wortschatzunterteilung
Der deutsche Wortschatz kann unterschiedlich unterteilt werden. Zum einen kann der Wortschatz in Verstehens- und Mitteilungswortschatz unterschieden werden. Der Verstehenswortschatz ist der passive oder rezeptive Wortschatz. Er enthält diejenigen Wörter, die man in einer Sprache versteht. Der Mitteilungswortschatz oder auch aktiver oder produktiver Wortschatz umfasst alle Wörter, die aktiv in den Mitteilungen des Sprechers verwendet werden. Der passive Wortschatz bei einem Muttersprachler kann rund 100.000 Wörter umfassen, der aktive jedoch lediglich 12.000 Wörter. All diese Zahlen, sowie der Wortschatz der deutschen Sprache, der zwischen 300.000 und 500.000 Wörtern umfassen soll, sind geschätzt. Allerdings enthalten die Fachsprachen selber noch Wörter und Wortbedeutungen und es kommen jedes Jahr etwa 4.000 Wörter hinzu.
Jeder Mensch hat einen individuellen aktiven und passiven Wortschatz, der je nach Person zwischen 2.000 und 20.000 Wörter variieren kann. Der aktive Wortschatz von Autoren kann zudem nur im literarischen Kontext und nicht im Alltag bestimmt werden. Der aktiv gesprochene Wortschatz kann nur geschätzt werden, da jede Möglichkeit der genauen Erfassung fehlt.
Eine besondere Lernschwierigkeit stellen polyseme Wörter dar, die unterschiedliche Wortbedeutungen enthalten, welche erst im Kontext erkennbar werden. Eine weitere Schwierigkeit resultiert aus der Wortgruppe der Komposita auf, die als Grundbausteine das gleiche Grundwort haben können, aber jeweils eine andere Bedeutung ergeben.
Wichtig in der Wortschatzarbeit ist das Verständnis, dass Wörter unterschiedliche Bedeutungen enthalten können und diese nicht unbedingt übertragbar auf in andere Sprachen sind. All diese Unterschiede sind den kulturellen, historischen, funktionalen und sozialen Bedingungen geschuldet, unter denen die Menschen miteinander kommunizieren (Bohn 1999).
Der Wortschatz ist nicht nur eine Aufzählung aller Wörter einer Sprache, sondern beinhaltet auch die Kenntnis über Konjugation und Deklination, sowie Satzstellung und Rechtschreibung. Dadurch, dass neue Erfindungen immer wieder zu einer Änderung des Wortschatzes führen, ist der Wortschatz einer der dynamischsten Bereiche der Sprache. Somit ist Wortschatzlernen kein endlicher Prozess, sondern steten Änderungen und Wachstum unterworfen (Bohn 1999).
1.2. Chunks
Unser Wortschatz besteht nicht nur aus einzelnen Wörtern, sondern aus feststehenden Sequenzen. Diese sind in natürlicher Kommunikation häufig wiederkehrende und gebräuchliche Lautsequenzen in Wörtern und Wörtersequenzen in Sätzen (Handwerker 2013). Beide Sequenzen werden auch als Chunks bezeichnet.
Chunks sind nützlich im Fremdsprachenunterricht, wenn man davon ausgeht, dass Fremdsprachenlernen über implizit grammatisches Wissen in Wortsequenzen gelernt werden kann.
Das abstrakte grammatikalische Wissen wird durch Sequenzen erlernt und die natürliche Kommunikation gestärkt.
Ellis hat in Studien auf die Leistung des Arbeitsspeichers des Gehirns hingewiesen, da es in seinen Untersuchungen möglich war, bis zu sieben Chunks auf einmal zu erlernen. Um diese Chunks besser verinnerlichen zu können, wurden diese in Bedeutungs- und Situationsbezug gesetzt. Die Verbindung mehrerer Chunks in einem Kontext, erleichtert das Lernen deutlich mehr als das sture Auswendiglernen von Beispielen bis hin zu abstrakten Grammatikregeln.
Chunks können im Kindesalter besonders schnell aufgenommen werden und ermöglichen auch einen Zuwachs an grammatischem Wissen. Im Erwachsenenalter dagegen wird es schwerer, aus den vorgebenen Chunks Grammatikregeln abzuleiten. Das Aufbrechen der Chunks sollte also kontrolliert erfolgen. Für den Einsatz von Chunks im Unterricht sollten also nicht nur Chunks, sondern auch deren grammatischer Regeln und zugehörige Analyseraster bereit gestellt werden.
Tschirner präsentiert sechs Prinzipien für den natürlichen Lernvorgang im Unterricht mit Chunk-Ansatz (Tschirner 1999).
Das erste Prinzip ist das Prinzip des perzeptiven Lernens. Dieses besagt, dass auf authentisches Material geachtet werden sollte und die Hör- und Lesetexte so gut wie möglich mit Bildern, Zeichnungen und Videomaterial unterstützt werden.
Danach beschreibt Tschirner das Prinzip der bewussten Wahrnehmung, indem der kommunikative Kontext und Erwartungen, wie die Kommunikationssituation ablaufen kann, eine zentralere Rolle spielen. Erst das aufgenommene Input-Material kann zu erfolgreicher Kommunikation führen und dann können die grammatischen Strukturen verarbeitet werden.
Ein weiteres Prinzip betrifft die Interaktion. Hier werden Bedeutungen und Funktion aus Hörtexten abgeleitet und dann soll der Input auch angewandt werden. Um das Lernen zu ermöglichen müssen die Lerner also selbst aktiv werden und in Sprechaufgaben Output kreieren.
Das vierte Prinzip beinhaltet den lexikalischen Aspekt. In diesem Prinzip geht es um den Wortschatz, der am besten nicht mit Vokabelgleichungen oder reinen Beispielsätzen zu Grammatikregeln gelernt werden soll, sondern um komplexe Konstruktionen unterschiedlicher Länge, die die sprachliche Kommunikation ermöglichen. Die Sequenzen können im Verbund leichter memorisiert werden und können die produktive Kompetenz stärken.
Im Folgenden beschreibt Tschirner das emotionale Prinzip. Hier soll darauf geachtet werden, dass der Erwerbsprozess durchgehend positiv stattfindet. Es soll kein Zwang zum Sprechen erzeugt werden, sondern das Bedürfnis zur Kommunikation entstehen.
Das letzte von Tschirner beschriebene Prinzip ist das interkulturelle Prinzip. In diesem sollen positiv besetzte Themen gewählt werden, die auch Teil der Realität der Lerner sind.
Generell ist das Chunk-Angebot der Input, der den Lernern bereitgestellt wird, dieser Input soll positiv besetzt und möglichst authentisch sein. Der Input soll zur Festigung in Interaktion geübt werden.
Die erlernten Sequenzen dienen dem Lerner als Basis für eigene Überlegungen und einen kreativen Umgang mit der Fremdsprache (Handwerker 2013).
1.3. Sprachhappen
In Sprachen gibt es nicht nur Wörter, die Bedeutungen und Inhalt vermitteln, auch Wortverbindungen können dies tun. So können feste Wendungen wie „das geht nicht“ nicht Wort für Wort übersetzt werden, sondern nur zusammen und mit dem Kontext verstanden werden. Sprachen sind reich an diesen idiomatischen Ausdrücken, die nur im Verbund erklärbar sind und nicht durch ihre Einzelbestandteile verstanden werden können.
Zudem gibt es noch Kollokationen, die „lexikalischen Päckchen“, die ebenso in allen Sprachen auftreten. Dies sind Verbindungen von Wörtern, die fest oder weniger fest sein können. Hiermit sind Wörter gemeint, die häufig zusammen auftreten. So wird in der deutschen Sprache die Wohnung nicht gewaschen, sondern geputzt. Diese Verbindungen sind nicht immer Wort für Wort in andere Sprachen übertragbar. Auch wenn die Äußerung mit falschen Verbindungen verstanden werden kann, wird sie für einen Muttersprachler trotzdem ungewohnt klingen (Daum 2019).
1.4. Auswahl des Wortschatzes
Bisher gibt es wenig Material mit Erklärungen zur Auswahl des Wortschatzes. In der Regel wird auf den Grundwortschatz verwiesen, der in Anfängerkursen unterrichtet wird. Dieser Grundwortschatz soll die Kommunikation schnellstmöglich erlauben. Folgt man jedoch strikt den Lehrbüchern, können Lerner die für sie wichtigen Wörter nicht lernen. Da die intrinsische Motivation deutlich wertvoller für das Lernen ist, sollten auch Nachfragen der Lerner berücksichtigt werden.
In Fortgeschrittenenkursen kann dann spezifischerer Wortschatz vermittelt werden, der auf die Bedürfnisse der Lerner angepasst werden kann (Huneke 2013).
Seit den 1970er Jahren wird immer wieder versucht, eine allgemeingültige Wortschatzliste zu erstellen, bisher jedoch mit dem Resultat, dass mehrere Listen erstellt wurden und die Diskussionen darüber weiter anhalten. In den meisten Lehrwerken wird der Wortschatz in den jeweiligen Lektionen eingeführt und am Ende des Buches nochmal in Listen präsentiert. Die Auswahl des Wortschatzes erfolgt anhand von statistischen, pragmatischen und lernpsychologischen Aspekten, die den meisten Lehrern und Schülern unbekannt sind.
Die Fernstudieneinheit „Probleme der Wortschatzarbeit“ geht auf sieben verschiedene Aspekte zur Auswahl des Wortschatzes ein.
Das erste Kriterium, nach dem der Wortschatz ausgewählt werden kann, ist Themenbezogenheit. Der Wortschatz dient also der Kommunikation zu bestimmten Themen.
Danach wird die Ästhetik erwähnt, die durch Wohlklang und interessante Schriftform das Interesse der Lerner wecken soll.
Ein weiteres Kriterium ist die Produktivität, denn Wörter, die viele Ableitungen bilden können, können eine deutlich größere und leichter erschließbare Wortfamilie bilden.
Ebenso wichtig ist der Gebrauch der Hochsprache, der zu einer neutralen Sprachnutzung führt. Es sollten also auch auf Anfängerniveau keine dialektalen oder umgangssprachlichen Wörter im Wortschatz vermittelt werden, da diese die Kommunikation mit Muttersprachlern erschweren könnten.
Neben Wörtern, die der deutschen Hochsprache angehören, können auch Internationalismen im Wortschatz vermittelt werden. Die Internationalismen können die Kommunikation und das Erlernen des Wortschatzes erleichtern. Dies gilt besonders bei Wörtern mit einem ähnlichen Klangbild und einer gleichen Bedeutung, wie zum Beispiel Musik (Deutsch), musique (Französisch), musica (Italienisch).
Zudem sollte die Häufigkeit des Gebrauchs der jeweiligen Wörter eine Rolle bei der Auswahl des Wortschatzes spielen, da deutlich häufiger gebrauchte Wörter schneller verstanden werden sollten, damit die Kommunikation schneller gelingt.
Damit das Lernen des Wortschatzes Erfolg hat, sollte der Wortschatz immer aktuell sein und im gegenwärtigen Sprachgebrauch bevorzugt werden.
Diese Kriterien werden seit den 1990er Jahren diskutiert und im Folgenden mit drei weiteren Kriterien erweitert, nämlich die Lernbarkeit, die Brauchbarkeit und die Verstehbarkeit sollten ebenso im Mittelpunkt der Wortschatzauswahlkriterien stehen und den Lernerfolg vergrößern.
In der Lernbarkeit wird daraufhingewiesen, dass es sinnvoll sein kann, auch die Muttersprache, die nicht Deutsch ist, in den Lernprozess mit aufzunehmen. Hier sollten Wörter mit ähnlicher Schreibweise und gleicher Bedeutung bevorzugt werden. Dieses Kriterium würde allerdings dazu führen, dass viele Lehrwerke nur für wenige Sprachen konzepiert werden würden.
Die Brauchbarkeit des Wortschatzes ist je nach Lerner unterschiedlich, da jeder Lerner andere Motivationen hat und mit dem Erwerb der Fremdsprachenkenntnisse ein anderes Ziel verfolgt. Jedoch kann in der Grundstufe von den gleichen Zielen ausgegangen werden, da in der Grundstufe das selber vorstellen und über den Alltag sprechen gelehrt wird.
Gerhard Neuner hat diese Kriterien 1991 beschrieben und weist auch in der Verstehbarkeit wieder auf die jeweiligen Lerner hin, die je nach kulturellem Hintergrund eine andere Beziehung zur Fremdsprache haben. Hier spielt die kulturelle Beziehung der Länder ebenso eine Rolle wie die spezifischen Bereiche3, die häufiger in Kontakt stehen und sich gegenseitig beeinflussen (Bohn 1999).
2. Was ist Wortschatzarbeit?
Wortschatzarbeit ist die aktive Einführung des Wortschatzes im Unterricht und dessen stete Wiederholung. Zudem soll der Wortschatz lernerautonom gelernt und gefestigt werden.
Bisher gibt es immer wieder Diskussionen über Wortschatzarbeit im Unterricht, entweder werden die Lerner damit alleine gelassen oder sehr viel über zu lernende Vokabeln unterrichtet.
Die wohl größten Lernprobleme bieten die subjektiven Faktoren der Lernenden, sowie die objektiven Faktoren, wie Umfang und Dynamik des Wortschatzes.
Die Vielfalt des Wortschatzes ist ebenso problematisch, da viele Wörter zunächst mit einer Bedeutung eingeführt werden und dann später weitere Bedeutungen hinzugefügt werden.
Wortschatzarbeit beinhaltet neben den sinngebenden Inhaltswörtern auch die Funktionswörter, die selbst keine Bedeutung tragen, aber zum Verständnis der Aussagen gebraucht werden.
Im Fremdsprachenunterricht sollten Hauptbedeutungen vermittelt werden, aber in Assoziogrammen auch die Nebenbedeutungen. Zum Beispiel kann die Hauptbedeutung Wohnung mit den Nebenbedeutungen Garten, Neubau oder Zentralheizung gelernt werden.
Diesbezüglich sollte auch der interkulturelle Aspekt berücksichtigt werden. Denn nicht zwischen allen Sprachen gibt es gleich große Bedeutungsüberlappungen. Meistens finden sich schon Bedeutungsunterschiede bei alltäglichen Formulierungen. Ein Arbeitsblatt zum Tagesablauf mit unterschiedlichen Einteilungen der Uhrzeiten und Tageszeiten je nach Sprache macht dies sehr deutlich (Bohn 1999:13). Hier wird erkennbar, dass nicht in allen Sprachen die gleichen Einteilungen gebraucht werden und dementsprechend Erklärungen für den korrekten Gebrauch des Wortschatzes notwendig sind. Auch eine gewisse Ähnlichkeit oder Nähe der Sprachen erlaubt keine allgemeingültige Regelung.
Wortschatzarbeit umfasst nicht nur die Bedeutung der einzelnen Wörter, sondern geht einher mit deren Konjugation, Deklination, Satzstellungsregeln, Orthographie und Phonetik. Diese Regeln bleiben zwar über einen gewissen Zeitraum sehr stabil, müssen jedoch jedes Mal neu an den Wortschatz angepasst werden.
Zudem gehört zur Wortschatzarbeit nicht nur die Vermittlung von Wörtern, sondern auch deren Pflege. Das bedeutet, dass der Wortschatz von jedem Lerner wiederholt und verinnerlicht werden sollte. Je mehr der Wortschatz eingeübt worden ist, desto besser kann die Kommunikation stattfinden.
Daum stellt neben Wortschatzspielen zur Einführung, Vermittlung oder zum Aktivieren von Vorwissen auch drei mögliche Wortschatzsammlungen vor, die dem Lerner helfen können, den Wortschatz regelmäßig zu wiederholen. Dies kann zum Beispiel eine Flipchartsammlung sein, in der der neue Wortschatz an der Tafel auf einem Flipchartblatt gesammelt und dann im Klassenraum aufgehängt wird. Sobald alter Wortschatz aktiviert werden soll, können alte Flipcharts wieder aufgehängt werden. Daum nennt neben den Vorteilen auch die Nachteile, dass die Flipcharts nicht verteilt werden können und auch teuer sind.
Danach stellt Daum die Wörterkiste vor, eine Kiste, die im Klassenraum mit Zetteln gefüllt wird, auf denen jeweils ein neues Wort steht. Die Teilnehmer können dann jedes Mal, wenn sie früher kommen oder gerade einen Moment Zeit haben, einen Zettel herausnehmen und sich gegenseitig abfragen.
Eine Lernbox enthält mehrere Abteilungen, mit deren Hilfe der Wortschatz systematisch wiederholt werden kann. Jedes Mal kann der neue Wortschatz wiederholt werden. Sobald ein Wort gesichert ist, kann es eine Abteilung weiter gesteckt werden. Die Lerner sehen auf diese Weise auch einen Lernerfolg, sobald die Wörter in den Abteilungen wechseln.
Diese Methoden können im Unterricht eingeführt und geübt werden, so dass die Lerner das autonome Lernen gezeigt bekommen und selber anwenden können. Wortschatzarbeit ist also deutlich mehr als nur Wortschatzvermittlung, sondern auch das Einführen von Methoden und Lernstrategien.
2.1. Lernschwierigkeiten
Muttersprachler haben den Produktions- und Verstehensprozess weitesgehend automatisiert. Sie können Bedeutung und Form schnell und effizient miteinander verbinden. Lerner dagegen müssen die Bedeutung und die Form miteinander verbinden und ebenso die Funktionswörter mit den Inhaltswörtern in die richtige Reihenfolge bringen. Zudem ist die richtige Akzentuierung und der flüssige Lautstrom wichtig.
Eine weitere Schwierigkeit, die nicht nur Fremdsprachenlerner betrifft, sondern alle Lerner, ist der Übergang vom Sprechen zum Schreiben und die Diskrepanz zwischen Gesprochenem und Geschriebenem. Die Art und Weise, in der Muttersprachler sprechen, bevor sie schreiben und lesen lernen, ist anders. In deutschen Schulen wird ein Standard der Sprache gelehrt, der erst noch verinnerlicht werden muss, da viele Kinder Zuhause erst Umgangssprache lernen.
Des Weiteren sind in der deutschen Sprache zwar Regeln zur Orthographie sehr an der Aussprache orientiert, doch gibt es die Auslautverhärtung, die dazu führt, dass das Ende der Wörter mit Plosiven endet. Die Schreibweise orientiert sich jedoch an den etymologischen Wurzeln. So wird zum Beispiel bunt mit t geschrieben, so wie man es hört, jedoch Hund mit einem d, da hier die Aussprache des d in den deklinierten Formen Hunden und Hundes, einem d entspricht.
Eine weitere Fehlerquelle kann die Deklination und Konjugation darstellen, da viele Wörter der deutschen Sprache je nach Einsatz, Satzstellung oder Bedeutung Schreibweise oder Aussprache ändern.
Weitere Lernschwierigkeiten sind zum einen subjektive Interessen und Voraussetzungen, sowie individuelle Lernerfahrungen. Ebenso empfinden wir einige Sprachen leichter zu lernen als andere.
Wörter können aufgrund ihrer Aussprache, ihrem konkreten oder abstrakten Inhalt, ihrer Viel- oder Eindeutigkeit schwer oder leicht sein. Substantive und „Allerweltswörter“ werden als leichter wahrgenommen als Verben und Fachwörter4, wobei diese Wahrnehmungen unterschiedlich sein können, da jeder Lerner unterschiedliche Schwierigkeiten mitbringen kann. Zudem sind Sprachen unterschiedlich nah oder weit voneinander entfernt und daher leichter oder schwieriger.5
Latzel beschreibt weitere Schwierigkeiten. So können Sprecher, die beide Sprachen6 gut beherrschen, die Probleme leichter erkennen. Diese Probleme sind die ungewohnte Aussprache, die Differenz zwischen Aussprache und Schreibweise, sowie die morphologische Ausstattung, dass Wörter gleichzeitig Substantive und Verben sein können und sich nur nichts an der Lautstruktur ändert, nur die Schreibweise. Eine weitere Schwierigkeit ist auch der syntaktische Einsatz des Wortschatzes, der in der Fremdprache anders sein kann. Auch Wörter, die in besonderen Umständen benutzt und in bestimmten Situationen häufiger verwendet werden, können Schwierigkeiten hervorrufen. Ebenso kann die Bedeutungsdifferenz zu Problemen führen, wenn die Bedeutung von der zuvor gelernten Bedeutung abweicht. Die Polysemie kann ebenfalls problematisch werden, da die Mehrdeutigkeit der Wörter auch zu einem falschen Gebrauch führen kann (Latzel 1993).
2.2. Wie kann Wortschatz effektiv vermittelt werden?
Der Wortschatz, wie auch andere Themen können im Unterricht unter Berücksichtigung der Didaktik gelehrt werden. Die Unterrichtsplanung spielt dabei eine zentrale Rolle.
Die von Reich ausgearbeitete Version des fünfstufigen pragmatischen Handlungsmodells des Lehrens und Lernens auf der Grundlage von Dewey rät zu einer Berücksichtigung der fünf Stufen.
Eine emotionale Reaktion, die Neugier und Interesse weckt, sollte am Anfang stehen. Darauf folgt eine Definition des gefundenen Problems und eine Verknüpfung mit Vorkenntnissen und Erfahrungen. Das Problem sollte möglichst vorher geklärt werden, damit in der nächsten Stufe mögliche Hypothesen gebildet werden können. Hier sollten die Lerner aktiv Hypothesen zur Lösungsannahme suchen. Damit diese Annahmen bewahrheitet oder abgestritten werden können, dient die nächste Stufe dem handlungsbezogenen Testen und Experimentieren. Die letzte Stufe ist das Anwenden. Auf dieser Stufe lernen die Lerner die bewährten Lösungsansätze zu nutzen und zu behalten.
Reich fügt den fünf Stufen noch drei Handlungsebenen7 hinzu. Die Stufen können sich jeweils in Realbegegnungen zeigen, also in konkret erlebten Ereignissen, in Repräsentationen, also in dokumentierten Ereignissen, oder in Reflexionen, also in repräsentierten Meinungen über Ereignisse (Petersen 2015).
[...]
1 Synonyme sind Wörter mit gleicher oder ähnlicher Bedeutung, zu den Antonymen werden Wörter mit gegenteiliger Bedeutung gezählt und Hyponyme erlauben eine Unterteilung in Oberbegriffe und Unterbegriffe. (Bohn 1999: 175ff)
2 Fremdwörter sind Wörter, die aus anderen Sprachen übernommen worden sind und nun in bestimmten Zusammenhängen benutzt werden. Internationalismen sind Wörter, die international verständlich sind, hierzu zählen zum Beispiel Markennamen oder Bezeichnungen wie „Pizza“. Lehnwörter sind aus anderen Sprachen entlehnt worden und haben sich an die neue Sprache in Schreibweise und Aussprache angepasst. (Busch 2018: 112f)
3 Mit Bereichen werden verschiedene Sektoren gemeint, die Verbindungen zwischen verschiedenen Ländern erstellen. Soziale, kulturelle, ökonomische oder sportliche Beziehungen können über einen längeren Zeitraum auch die Sprache beider Länder verändern.
4 Fachwörter sind Wörter, die häufig in Fachbereichen, wie zum Beispiel auf der Arbeit, genutzt werden. In Bereichen des täglichen Lebens werden diese nicht oft gebraucht.
5 So ist Englisch für einen deutschen Lerner deutlich leichter als Französisch. Für französisch sprechende Schüler sind romanische Sprachen wie Italienisch und Spanisch leichter als Deutsch.
6 In diesem Fall Deutsch und deren Muttersprache.
7 Diese werden als Begegnungen beschrieben.
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