Im Gegensatz zu den klassischen Kurzeitkontenmodellen wie bspw. das Gleitzeitkonto sind die Langzeitkontenmodelle nicht auf den Ausgleich kurzfristiger Schwankungen in der Arbeitszeit ausgelegt. Mit Hilfe dieser langfristigen Kontenmodelle soll es den Arbeitnehmern ermöglicht werden, über ihr gesamtes Erwerbsleben hinweg Guthaben in Zeit oder Geld auf den Konten anzusparen und dieses Guthaben z.B. für eine zeitweise Auszeit vom Beruf, sog. Sabbatjahre , oder einen früheren Renteneintritt zu verwenden.
Langzeitkontenmodelle stellen somit sowohl für den Arbeitnehmer als auch für den Arbeitgeber ein praxisnahes personalpolitisches Instrument dar, um die Lebensarbeitszeit der Mitarbeiter zu flexibilisieren.
Der Arbeitnehmer erhält durch dieses Instrument eine Möglichkeit seine persönlichen Belange in den Einklang mit der Arbeit zu bringen.
Auch für den Arbeitgeber hat dieses Instrument personalpolitische Vorteile: Das Unternehmen kann mit den Langzeitkonten langfristig die demografische Entwicklung der aktiven Belegschaft steuern. Auch wird im Laufe der Zeit das Existieren eines Langzeitkontenmodelles eine entscheidende Rolle bei der Akquisition von Führungs- und Fachkräften sein.
Im Zuge der Untersuchung sollen im zweiten Abschnitt sowohl die arbeitsrechtlichen- und sozialrechtlichen als auch die lohn- und steuerrechtlichen Rahmenbedingungen für die Einführung und das Betreiben von Langzeitkontenmodellen untersucht und aufgezeigt werden.
Dabei sollen die jeweiligen Vor- und Nachteile für den Arbeitnehmer als auch für den Arbeitgeber dargelegt werden. Des Weiteren wird eine Gestaltungsempfehlung sowie eine Betriebsvereinbarung über die Anwendung von Langzeitkonten im vorletzten Abschnitt der Arbeit entworfen.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Rechtliche Gegebenheiten
- 1 Unterscheidung der einzelnen Arten von Arbeitszeitkonten
- 1.1.1 Kurzzeitkonten
- 1.1.2 Gleitzeitkonto
- 1.1.3 Jahresarbeitszeitkonto
- 1.1.4 Ampelkonto
- 1.1.5 Vertrauensarbeitszeit
- 1.2 Langzeitkonten
- 1.2.1 Lebensarbeitszeitkonten
- 1.2.2 Lernzeitkonten
- 2 Abgrenzung zu der betrieblichen Altersvorsorge
- 3 Rechtliche Betrachtung von Arbeitszeitkonten
- 3.1 Arbeitsrechtliche Betrachtung
- 3.1.1 Direktionsrecht
- 3.1.2 Mehrarbeit - Überstunden
- 3.1.3 Arbeitszeitgesetz
- 3.1.3.1 Höchstdauer der werktäglichen Arbeitszeit
- 3.1.3.2 Abweichungsmöglichkeiten
- 3.1.3.3 Vereinbarkeit mit Arbeitszeitkonten
- 3.1.3.4 Wahl des Ausgleichszeitraums
- 3.1.4 Bundesurlaubsgesetz
- 3.1.4.1 Urlaubsdauer
- 3.1.4.2 Übertragung des Urlaubes
- 3.1.4.3 Abgeltung des Urlaubsanspruches
- 3.1.5 Kündigungsschutzgesetz
- 3.1.6 Entgeltfortzahlung bei Krankheit und Feiertagen
- 3.1.6.1 Entgeltfortzahlung an gesetzlichen Feiertagen
- 3.1.6.2 Entgeltfortzahlung während der Krankheit
- 3.1.6.3 Erkrankung während einer Freistellungsphase
- 3.1.6.4 Möglichkeiten der abweichenden Berechnung der Entgeltfortzahlung
- 3.1.7 Schutz des Arbeitszeitkontos bei Kurzarbeit
- 3.1.8 Mitbestimmung des Betriebsrates bei der Einführung flexibler Arbeitszeit
- 3.1.8.1 § 87 Abs. 1 Nr. 2 BetrVG
- 3.1.8.2 § 87 Abs. 1 Nr. 3 BetrVG
- 3.1.8.3 §87 Abs. 1 Nr. 4 BetrVG
- 3.1.8.4 § 87 Abs. 1 Nr. 5 BetrVG
- 3.1.8.5 §87 Abs. 1 Nr. 6 BetrVG
- 3.1.9 Arbeitsvertragliche Regelungen
- 3.2 Sozialversicherungsrechtliche Folgen der flexiblen Arbeitszeit
- 3.2.1 Fortbestand des Beschäftigungsverhältnisses
- 3.2.2 Bezugsgröße und Beitragsfälligkeit der Beiträge zu den Sozialversicherungsträgern
- 3.2.3 Bezugsgröße und Beitragsfälligkeit der Beiträge zu den Sozialversicherungsträgern bei Störfällen
- 3.2.3.1 Zahlungsunfähigkeit (Insolvenz) des Arbeitgebers
- 3.2.3.2 Die vorzeitige Beendigung des Beschäftigungsverhältnisses
- 3.2.3.3 Beitragspflicht
- 3.2.3.4 Grundlagen der Beitragsberechnung im Störfall
- 3.2.3.5 In Fonds angelegtes Wertguthaben
- 3.2.3.6 Ausnahmen
- 3.2.4 Übertragung von Guthaben
- 3.2.4.1 Wechsel des Gläubigers
- 3.2.4.2 Wechsel des Schuldners
- 3.2.4.3 Übertragung des Guthabens in die betriebliche Altersvorsorge
- 3.3 Portabilität von Arbeitszeitkonten
- 3.3.1 Der neue Arbeitgeber übernimmt das Guthaben nicht
- 3.3.2 Der neue Arbeitgeber übernimmt das Guthaben
- 3.4 Die Insolvenzsicherung von Arbeitszeitkonten
- 3.4.1 Die Insolvenzsicherungspflicht gem. § 7b SGB IV
- 3.4.1.1 Die Insolvenzsicherung durch das Insolvenzgeld § 7b Abs. 1 Nr. 1 SGB IV
- 3.4.1.2 Voraussetzung der Insolvenzsicherungspflicht gem. § 7b Abs. 1 Nr. 2 SGB IV
- 3.4.1.3 Sanktionen bei Nichtumsetzung des geforderten Insolvenzschutzes
- 3.4.1.4 Die Unterrichtungspflicht des Arbeitgebers, § 7b Abs. 3 SGB IV
- 3.4.1.5 Ausnahmen gemäß § 7b Abs. 2 SGB IV
- 3.4.1.6 Modelle der Insolvenzsicherung
- 3.5 Lohn-, und Steuerrechtliche Gegebenheiten
- 3.5.1 Grundsätzliche Bestimmungen
- 3.5.2 Zeitpunkt der Besteuerung des Arbeitsentgelts
- 3.5.2.1 Behandlung von steuerfreien und steuerpflichtigen Bezügen
- 3.5.2.2 Führung des Wertguthabens in Form eines Depotkontos
- 3.5.2.3 Besonderheiten bei Gesellschafter-Geschäftsführern
- 3.5.2.4 Die vorzeitige Beendigung des Arbeitsverhältnisses
- 3.5.2.5 Vorzeitige Auszahlung ohne Beendigung des Arbeitsverhältnisses
- 3.5.2.6 Die Mitnahme des Arbeitszeitkontos bei einem Arbeitgeberwechsel
- 3.5.2.7 Insolvenzsicherung des Guthabens
- 3.5.2.8 Verwendung des Wertguthabens für die betriebliche oder private Altersvorsorge
- 3.6 Bilanzierung von Arbeitszeitkonten
- 3.6.1 Grundlagen der Bilanzierung und Bewertung von Arbeitszeitkonten
- 3.6.1.1 Bilanzierung und Bewertung nach deutschem Handels- und Steuerrecht
- 3.6.1.2 Bilanzierung und Bewertung nach IFRS
- 3.6.2 Abbildung der Gestaltungsvariationen
- 3.6.2.1 Arbeitszeitkontoführung in Zeit
- 3.6.2.2 Arbeitszeitkontenführung in Geld mit tatsächlicher externer Geldanlage ohne Mindestverzinsungsgarantie des Arbeitgebers
- 3.6.2.3 Arbeitszeitkontoführung in Geld mit tatsächlicher externer Geldanlage mit einer Mindestverzinsungsgarantie des Arbeitgebers
- 3.6.2.4 Arbeitszeitkontoführung in Geld mit nur fiktiver Geldanlage ohne eine Mindestverzinsungsgarantie des Arbeitgebers
- 3.6.2.5 Führung der Arbeitszeitkonten in Geld mit nur fiktiver Geldanlage und einer Mindestverzinsungsgarantie des Arbeitgebers
- 3.6.2.6 Arbeitszeitkontenführung in Geld ohne tatsächliche Geldanlage mit einer Festverzinsungszusage des Arbeitgebers
- 3.6.2.7 Arbeitszeitkontenmodelle mit der Option der Arbeitnehmer auf eine wertgleiche Betriebsrente
- 3.6.3 Beispiele: Gegenüberstellung der beiden Systeme
- III Gestaltungs- und Umsetzungsempfehlung für Langzeitkonten im Unternehmen
- 1 Die Betriebsvereinbarung
- 1.1 Inhalt einer Betriebsvereinbarung über Langzeitkonten
- 1.1.1 Definition der zu erreichenden Ziele
- 1.1.2 Geltungsbereich der Betriebsvereinbarung
- 1.1.3 Möglichkeiten der Einrichtung und Steuerung
- 1.1.3.1 Individuelle Einrichtung und die allgemeine Gruppeneinrichtung des Kontos
- 1.1.3.2 Errichtung von Zeit- oder Geldwertkonten
- 1.1.3.3 Anlagenform
- 1.1.3.4 Kontogrenzen und Ausgleichszeiträume
- 1.1.3.5 Kontoorganisation und -verwaltung
- 1.1.4 Die Ansparphase
- 1.1.4.1 Ansparen von Zeitwerten
- 1.1.4.2 Beschränkungen und Begrenzungen
- 1.1.4.3 Zuschläge für die Einzahlung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit untersucht Langzeitarbeitszeitkonten aus unternehmerischer Sicht. Ziel ist es, die rechtlichen, sozialversicherungsrechtlichen, lohnsteuerrechtlichen und bilanzierungsrelevanten Aspekte solcher Konten zu beleuchten und Gestaltungsempfehlungen für Unternehmen zu formulieren.
- Rechtliche Rahmenbedingungen von Arbeitszeitkonten
- Sozialversicherungsrechtliche Implikationen flexibler Arbeitszeitmodelle
- Lohnsteuerrechtliche Aspekte und Bilanzierung von Arbeitszeitkonten
- Gestaltungsempfehlungen für die Einführung von Langzeitkonten
- Betriebsvereinbarungen und deren Inhalte
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein. Kapitel II beschreibt verschiedene Arten von Arbeitszeitkonten, mit Fokus auf Langzeitkonten. Kapitel III behandelt die arbeits-, sozialversicherungs-, und lohnsteuerrechtlichen Aspekte, einschließlich der Insolvenzsicherung. Es werden verschiedene Gestaltungsvarianten und deren bilanzielle Abbildung diskutiert. Kapitel III behandelt die Portabilität von Arbeitszeitkonten und die Insolvenzsicherungspflicht. Schließlich bietet Kapitel III Gestaltungs- und Umsetzungsempfehlungen für Langzeitkonten im Unternehmen, inklusive der Gestaltung von Betriebsvereinbarungen.
Schlüsselwörter
Langzeitarbeitszeitkonten, Arbeitszeitmodelle, Arbeitsrecht, Sozialversicherungsrecht, Lohnsteuerrecht, Bilanzierung, Betriebsvereinbarung, Insolvenzsicherung, flexibilität.
- Quote paper
- Tobias Kowol (Author), 2008, Langzeitarbeitszeitkonten aus unternehmerischer Sicht, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/123230