Zu einem Heiligtum kann jeder Platz werden, dem die Griechen einen heiligen Charakter zusprechen. Dieser heilige Charakter beruht auf der Existenz einer Grabstätte oder auf einem anderen Zeichen göttlicher Präsenz, wie zum Beispiel einem Felsen oder Baum. Als temenos wird der umgrenzte Bereich bezeichnet, dies bedeutet soviel wie „abgetrennt“. Das heißt, dass der umgrenzte Bereich von dem Areal abgetrennt ist, welches nicht heilig ist. Ein temenos kann den Kult einzelner oder mehrerer Götter unterbringen. Die Grenzen können durch Grenzsteine, welche als horoi benannt, gekennzeichnet werden oder auch durch eine umlaufende Mauer. Eine solche Umfriedung wird durch den Begriff peribolos ausgedrückt. Die meisten Heiligtümer sind einfache Plätze dieser Art, die auf die Charakteristik der Einfriedung passen. Im Inneren der Grundstücke kann sich unter anderem ein heiliger Hain befinden, eine Quelle oder eine Grotte oder sonstige natürliche Erscheinungen, ohne dass es dort irgendwelche anderen außer provisorischen Bauwerke gäbe.
Die Heiligkeit des Platzes birgt dementsprechend auch Verbote. So ist es verboten darin ein Kind zu gebären, sexuellen Kontakt zu haben oder dort zu sterben. Auch mit Makel behaftete Personen dürfen das Heiligtum nicht betreten. Mit Wasser gefüllte heilige Gefäße stehen am Eingang der Heiligtümer, die es jedem erlauben, sich zu reinigen. Weiterhin übernimmt das Heiligtum eine Asylfunktion beispielsweise für entflohene Sklaven oder politisch Verfolgte. Sollte es doch geschehen, dass sich an jemandem vergriffen wird, der im Heiligtum Zuflucht findet, ist dies eine so gewaltige Schandtat, welche eine Plage heraufbeschwören kann, die dann die ganze Stadt heimsucht.
Die Lage der Heiligtümer hat einen sehr vereinzelt verteilten Charakter. Sie sind über das ganze Gebiet der Polis verstreut und befinden sich sowohl auf dem Land als auch in der Stadt. Jedoch sind Heiligtümer, die auf der Akropolis errichtet wurden und sich in der Mitte der Stadt Athen befinden, eine Ausnahme. Dessen ungeachtet möchte ich nur bemerken, dass sich das Athena Nike Heiligtum natürlich nicht in der Mitte Athens befindet. Die städtischen Heiligtümer waren weit entfernt davon, dass Stadtbild zu beherrschen, sie gingen im Gewirr von Bauten und Wegen unter.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Das Heiligtum und die Nike Apteros
- 2. Das Athena Nike Heiligtum der Akropolis als politisches Monument
- 2.1. Der Bau und der Standort des Heiligtums – eine politische Aussage?
- 2.2. Das Bildprogramm des Heiligtums
- 2.2.1. Ostfries
- 2.2.2. Süd-, West- und Nordfries
- 2.3. Das Geländer der Nike-Bastion
- 3. Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Athena Nike Heiligtum auf der Akropolis in Athen und analysiert dessen Bedeutung als politisches Monument. Die Zielsetzung besteht darin, die verschiedenen Forschungsmeinungen zum Bau, Standort und Bildprogramm des Heiligtums zu beleuchten und eine eigene Einschätzung zu formulieren.
- Der Bau und Standort des Athena Nike Heiligtums im Kontext des politischen und religiösen Lebens Athens.
- Die Interpretation des Bildprogramms des Heiligtums und dessen mögliche politische Botschaften.
- Der Vergleich des Athena Nike Heiligtums mit anderen Bauten auf der Akropolis, insbesondere dem Parthenon und den Propyläen.
- Die Rolle des Heiligtums im Konflikt zwischen radikalen Demokraten und konservativen Aristokraten.
- Die Frage nach dem politischen Charakter des Heiligtums und seine Funktion als politisches Monument.
Zusammenfassung der Kapitel
1. Das Heiligtum und die Nike Apteros: Dieses Kapitel führt in die allgemeine Bedeutung von Heiligtümern im antiken Griechenland ein, definieren Konzepte wie Temenos und Peribolos und beschreiben die typische Lage und Funktion von Heiligtümern. Es wird der spezifische Fall des Athena Nike Heiligtums auf der Akropolis vorgestellt, einschließlich der Debatte um die Existenz der „flügellosen Nike“ und der frühen Geschichte des Heiligtums, unter Berücksichtigung von Quellen wie Pausanias und den Funden von Stempelidole. Die Frage nach der politischen Aussage des Baus und Standorts wird als Leitfrage für die weitere Untersuchung eingeführt.
2. Das Athena Nike Heiligtum der Akropolis als politisches Monument: Dieses Kapitel befasst sich eingehend mit der Baugeschichte des Heiligtums, präsentiert verschiedene Forschungspositionen (z.B. Wesenberg, Schneider/Höcker) bezüglich des Architekten Kallikrates, des Zeitpunkts des Baus und der Rolle politischer Auseinandersetzungen (Perikles vs. seine Gegner). Die Verkürzung des Südflügels der Propyläen und der dadurch bedingte begrenzte Raum für den Niketempel werden diskutiert. Es wird analysiert, inwieweit Bau, Standort und die engere Nachbarschaft zu anderen Bauten auf der Akropolis einen politischen Charakter suggerieren.
Schlüsselwörter
Athena Nike, Akropolis, Athen, politisches Monument, Heiligtum, Tempel, Kallikrates, Perikles, Radikaldemokraten, Konservative, Bildprogramm, Friese, Perserkriege, Peloponnesischer Krieg, religiöse Tradition, politische Symbolik, archäologische Funde.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Das Athena Nike Heiligtum auf der Akropolis als politisches Monument
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht das Athena Nike Heiligtum auf der Akropolis in Athen und analysiert seine Bedeutung als politisches Monument. Sie beleuchtet verschiedene Forschungsmeinungen zum Bau, Standort und Bildprogramm des Heiligtums und formuliert eine eigene Einschätzung.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt den Bau und Standort des Heiligtums im Kontext des politischen und religiösen Lebens Athens, die Interpretation des Bildprogramms und dessen mögliche politische Botschaften, einen Vergleich mit anderen Akropolisbauten (Parthenon, Propyläen), die Rolle des Heiligtums im Konflikt zwischen radikalen Demokraten und konservativen Aristokraten und die Frage nach dem politischen Charakter des Heiligtums und seiner Funktion als politisches Monument.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit und worum geht es in ihnen?
Kapitel 1 führt in die allgemeine Bedeutung von Heiligtümern im antiken Griechenland ein, beschreibt das Athena Nike Heiligtum und diskutiert die Debatte um die „flügellose Nike“. Kapitel 2 befasst sich eingehend mit der Baugeschichte, präsentiert verschiedene Forschungspositionen zum Architekten, Zeitpunkt des Baus und der Rolle politischer Auseinandersetzungen. Es analysiert den politischen Charakter von Bau, Standort und Nachbarschaft zu anderen Bauten.
Welche Quellen werden verwendet?
Die Arbeit bezieht sich auf Quellen wie Pausanias, Funde von Stempelidole und verschiedene Forschungspositionen (z.B. Wesenberg, Schneider/Höcker).
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt?
Athena Nike, Akropolis, Athen, politisches Monument, Heiligtum, Tempel, Kallikrates, Perikles, Radikaldemokraten, Konservative, Bildprogramm, Friese, Perserkriege, Peloponnesischer Krieg, religiöse Tradition, politische Symbolik, archäologische Funde.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Zielsetzung besteht darin, die verschiedenen Forschungsmeinungen zum Bau, Standort und Bildprogramm des Heiligtums zu beleuchten und eine eigene Einschätzung zu formulieren.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit enthält ein Inhaltsverzeichnis, eine Einleitung mit Zielsetzung und Themenschwerpunkten, Kapitelzusammenfassungen und eine Liste der Schlüsselwörter.
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- Katharina Ströhl (Author), 2008, Das Athena-Nike Heiligtum als politisches Monument, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/123137