«Tan trop de rasos que dire, que non sai vas cal me vire. Mas chascus pes e conssire et en Tolosa se mire!» 1
Wenn man sich diesen Vers der Troubadoure Tomier und Palaizi vor Augen führt, so fällt es einem nicht schwer, diesen mit den Ereignissen des Kreuzzuges gegen die Albigenser zu verbinden. Die hier vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit einzelnen Ereignissen aus dieser Zeit, wobei genauer präzisiert werden muss:
Es muss zu Beginn darauf hingewiesen werden, dass diese Arbeit keinen vollständigen Verlauf des Albigenserkreuzzuges präsentiert, sondern ihren Schwerpunkt vielmehr auf die Beschreibung einzelner Geschehnisse legt. Die Arbeit besteht aus zwei grösseren Teilen, da zum einen eine auf zeitgenössischer Geschichtsschreibung beruhende und zum anderen eine auf lyrischen Quellen beruhende Darstellung Gegenstand der Untersuchung ist. Was den ersten Teil betrifft, so habe ich als Grundlage die Historia von Peter von Vaux de Cernay, die Canso de la Crozada von Wilhelm von Tudela und seinem anonymen Fortsetzer sowie die Chronika des Wilhelm von Puylaurens. Hierbei muss erwähnt werden, dass die zeitgenössischen Darstellungen sehr verschieden und alles andere als neutral sind. Während Vaux de Cernay aus der Sicht der Kirche und der Nordfranzosen einen extrem religiösen Standpunkt vertritt, so finden wir bei Tudela und Puylaurens zwar auch einen religiösen, jedoch einen gemässigteren, südfranzösischen Standpunkt vor. Was den anonymen Fortsetzer der Canso betrifft, so stellt dieser das Gegenstück zu Vaux de Cernay dar, da er bei seinen Beschreibungen einen radikalen südfranzösischen Standpunkt vertritt, welcher konsequent das Handeln der Kreuzfahrer in Frage stellt. Der zweite Teil bezieht sich ebenfalls zum Teil auf die selben Ereignisse und zum Teil auf andere Ereignisse. Doch anders als bei Abschnitt II stehen diese nicht im Vordergrund. Vielmehr wurden sie als Gelegenheit genutzt, seine Meinung auf ein bestimmtes Ereignis beziehend zu formulieren und zu verbreiten.
Das, was oben als Schicksal der Stadt Toulouse, welche hier für das gesamte Languedoc und seine Bevölkerung steht, beschrieben wurde, soll im Verlauf des ersten Teils dargestellt werden, so dass sich hier eine lückenhaft dargestellte Zeitspanne von mehr als 60 Jahren ergibt (1179 – 1244). Der zweite Teil hinterfragt nicht die Entstehung einzelner Ereignisse, sondern zeigt auf, wie diese in der zeitgenössischen, „schönen“ Literatur verarbeitet wurden.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Historiographische Darstellung
- 1. Südfrankreich im 12. Jahrhundert
- 1.1 Geographische und politische Lage
- 1.2 Die wichtigsten Akteure
- 2. Der Kreuzzug gegen die Katharer
- 2.1 Das III. Laterankonzil und seine Folgen
- 2.2 Die Kreuzzugspolitik unter Papst Innozenz III. bis 1215
- 2.3 Der Albigenserkreuzzug ab 1209
- 2.3.1 Béziers
- 2.3.2 Carcassonne
- 2.3.3 Der Aufstieg Simons von Montfort
- 2.4 Peter II. von Aragón und seine Rolle während des Albigenserkreuzzuges
- 2.4.1 Die Schlacht von Muret
- 2.5 Das IV. Laterankonzil
- 2.5.1 Die Konsequenzen der Konzilsbestimmungen, der Tod Simons von Montfort und dessen Auswirkungen auf das Kreuzzugsunternehmen
- 2.6 Die Albigenserpolitik des kapetingischen Königtums
- 2.7 Das Ende des Territorialkriegs
- 2.7.1 Der Friedensvertrag von Paris
- 2.7.2 Das Konzil von Toulouse
- 2.8 Der Fall Montségurs als Ende der Katharerverfolgung
- III. Die „literarische“ Darstellung der Katharerverfolgung
- 1. Einleitung
- 1.1 Das sirventes
- 2. Roger-Raimund Trencavel, Béziers und Carcassonne
- 3. Peter II. von Aragón und sein Tod
- 4. Die Rückeroberungskampagne Raimunds VII.
- 4.1 Beaucaire
- 4.2 Die 2. Belagerung von Toulouse 1217
- 4.3 Avignon
- 5. Der Friedensvertrag
- 5.1 Okzitanische Reaktion auf den Friedensvertrag von Paris
- 5.2 Kampf gegen den Friedensvertrag
- 6. Darstellung der Inquisition
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Albigenserkreuzzug aus zwei Perspektiven: der zeitgenössischen Geschichtsschreibung und der „schönen“ Literatur des 13. Jahrhunderts. Das Ziel ist es, einzelne Ereignisse des Kreuzzugs anhand dieser Quellen zu beschreiben und zu analysieren, wobei ein vollständiger Verlauf des Kreuzzuges nicht angestrebt wird. Die Arbeit konzentriert sich auf ausgewählte Geschehnisse und deren Darstellung in unterschiedlichen Quellen.
- Analyse der zeitgenössischen Geschichtsschreibung zum Albigenserkreuzzug und deren unterschiedliche Perspektiven.
- Untersuchung der Darstellung des Albigenserkreuzzugs in der okzitanischen Lyrik (Sirventes).
- Vergleich der historischen und literarischen Darstellungen der Ereignisse.
- Analyse ausgewählter Ereignisse des Albigenserkreuzzugs.
- Untersuchung der Rolle wichtiger Akteure wie Simon von Montfort und Peter II. von Aragón.
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel I (Einleitung): Einführung in die Thematik des Albigenserkreuzzugs und die Methodik der Arbeit. Beschreibung der verwendeten Quellen und deren jeweilige Perspektiven (z.B. Vaux de Cernay, Wilhelm von Tudela). Hinweis auf die lückenhafte Quellenlage und die Fokussierung auf ausgewählte Ereignisse.
Kapitel II (Historiographische Darstellung): Historische Darstellung des Albigenserkreuzzugs basierend auf zeitgenössischen Quellen, konzentriert sich auf die politischen und militärischen Ereignisse. Behandelt die geographische und politische Lage Südfrankreichs, die wichtigsten Akteure, das III. und IV. Laterankonzil, den Verlauf des Kreuzzugs, die Rolle von Simon von Montfort und Peter II. von Aragón sowie den Friedensvertrag von Paris und das Konzil von Toulouse.
Kapitel III (Die „literarische“ Darstellung der Katharerverfolgung): Analyse der Darstellung des Albigenserkreuzzugs in der zeitgenössischen „schönen“ Literatur, insbesondere in den Sirventes. Konzentriert sich auf die literarische Verarbeitung ausgewählter Ereignisse und die Perspektiven der okzitanischen Dichter.
Schlüsselwörter
Albigenserkreuzzug, Katharer, Südfrankreich, 13. Jahrhundert, Papst Innozenz III., Simon von Montfort, Peter II. von Aragón, zeitgenössische Geschichtsschreibung, okzitanische Lyrik, Sirventes, Historiographie, Territorialkrieg, Religiöser Konflikt.
- Quote paper
- M. A. Christoph Hollergschwandner (Author), 2005, Der Albigenserkreuzzug im Spiegel der "schönen" Literatur des 13. Jahrhunderts, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/122936