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Einleitend wird der Begriff Fairness näher beleuchtet werden, um diesen klar zu definieren. Hierzu wird die Theorie Rawls „Fairness als Gerechtigkeit“ hinzugezogen werden und die Definition der Fairness Stiftung wird diese Theorie weiterführend konkretisieren.
Als nächster Schritt wird auf den Lebensbereich Sport eingegangen werden. Die in selbigem vorhandenen Formen von Fairness und bedingende Faktoren wie Regeln und externe Einflüsse werden betrachtet werden.
Vom Leistungs- und Vereinssport ausgehend wird darauf folgend der Schulsport thematisiert werden. Als Grundlage wird soziales Lernen kurz erläutert werden. Abschließend zum Lebensbereich Schule werden Möglichkeiten angeboten werden, wie Fairness im Sportunterricht vermittelt werden kann.
Zusammenfassend wird das persönliche Fazit des Verfassers die aufgeworfene Frage, ob Fairness ein wichtiger Lehrinhalt für den Schulsport ist oder ob er zugunsten des Erfolgsdenkens vernachlässigt werden kann, beantworten.
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Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Hauptteil
2.1 Was ist Fairness?
2.2 Lebensbereich Sport
2.2.1 Regeln im Sport
2.2.2 Fairness im Sport
2.2.3 Ist Fairness noch praktikabel?
2.3 Lebensbereich Schule
2.3.1 Soziales Lehren und Lernen
2.3.2 Fairness-Erziehung im Sportunterricht – Ansätze
3 Fazit
4 Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Finale. Spielstand 24:23 beim größten Volleyballturnier der Saison. Der Angreifer steigt hoch und schlägt den Ball ins linke Hinterfeld. Der Schiedsrichter gibt den Siegpunkt, aber der Angreifer meldet ihm, dass er das Netzt berührt habe. Daraufhin revidiert der Schiedsrichter seine Entscheidung, gibt den Punkt der gegnerischen Mannschaft, die beim folgenden Aufschlagspiel die zwei entscheidenden Punkte erzielt und das Turnier gewinnt.
Der Angreifer hat fair gehandelt, aber man kann sich vorstellen, wie die Gespräche nach dem Spiel innerhalb der Mannschaft ablaufen werden. Hat der Angreifer richtig gehandelt, als er das Ideal der Fairness über den Erfolg gestellt hat, oder hat er sich und seiner Mannschaft durch das Festhalten an überholten und nicht mehr zeitgemäßen Idealen geschadet?
In Zeiten, in denen das „taktische Foul“ im Sport Gang und Gebe ist, stellt sich die Frage, ob Fairness im Sport und im Leben noch realisierbar ist, oder ob sie zu Gunsten des Erfolgs das Feld räumen muss. Daher befasst sich diese Arbeit mit der Frage, ob es in der heutigen Zeit noch Sinn macht, Schülern im Sportunterricht Fairness zu vermitteln, oder ob diese Zeit besser für Leistungssteigerung und damit der Verbesserung der Erfolgschancen der Schüler in sportlichen Wettbewerben genutzt werden sollte.
Um diese Frage zu beantworten werden folgende Schritte unternommen.
Einleitend wird der Begriff Fairness näher beleuchtet werden, um diesen klar zu definieren. Hierzu wird die Theorie Rawls „Fairness als Gerechtigkeit“ hinzugezogen werden und die Definition der Fairness Stiftung wird diese Theorie weiterführend konkretisieren.
Als nächster Schritt wird auf den Lebensbereich Sport eingegangen werden. Die in selbigem vorhandenen Formen von Fairness und bedingende Faktoren wie Regeln und externe Einflüsse werden betrachtet werden.
Vom Leistungs- und Vereinssport ausgehend wird darauf folgend der Schulsport thematisiert werden. Als Grundlage wird soziales Lernen kurz erläutert werden. Abschließend zum Lebensbereich Schule werden Möglichkeiten angeboten werden, wie Fairness im Sportunterricht vermittelt werden kann.
Zusammenfassend wird das persönliche Fazit des Verfassers die aufgeworfene Frage, ob Fairness ein wichtiger Lehrinhalt für den Schulsport ist oder ob er zugunsten des Erfolgsdenkens vernachlässigt werden kann, beantworten.
2 Hauptteil
2.1 Was ist Fairness?
Bei der Definition von Fairness stößt man sehr bald auf Probleme, wenn man in Lexika der Ethik und der Philosophie nachschlägt. Wie bei vielen Begriffen aus dem angelsächsischen Raum wird auch beim Begriff der Fairness auf einen deutschen Begriff verwiesen, in diesem Fall auf den Begriff der Gerechtigkeit. Dies geht auf Rawls Theorie der Gerechtigkeit als Fairness zurück. Rawls definiert zu diesem Zweck Gerechtigkeit politisch. Zusammenfassend lässt sich diese Theorie folgendermaßen beschreiben.
Jeder Mensch hat ein Recht auf ein System von Grundrechten. Dieses System muss mit dem System aller Menschen vereinbar sein und darf nicht die Grundrechte eines anderen Menschen beschneiden. (Rawls 1977, S. 34f)
Da dieses Prinzip nicht uneingeschränkt in der Gesellschaft realisierbar ist, weil es die Gleichheit aller Menschen als Grundlage voraussetzt, hat Rawls einen Zusatz angebracht, der Ungerechtigkeit unter bestimmten Voraussetzungen legitimiert.
Soziale Ungerechtigkeiten müssen an ein Amt oder eine Position gekoppelt sein. Die Chancen, in dieses Amt oder diese Position zu gelangen, müssen allerdings für alle gleich sein. Desweiteren müssen die Ungerechtigkeiten zum Vorteil derer sein, die in der Gesellschaft die wenigsten Privilegien genießen. (Rawls, 1977, S. 34ff)
Von dieser Grundlage ausgehend ist Fairness eine Erscheinung der Gerechtigkeit. Die Definition Rawls ist sehr theoretisch gehalten und umfasst einen mehrere Seiten langen Aufsatz, in dem er diese Definition entwickelt. Die im Jahr 2000 gegründete Fairness Stiftung gibt der Theorie Rawls einen konkreteren Charakter, indem sie Fairness wie folgt definiert:
In Kooperation mit anderen seine Lebensziele in größtmöglicher Autonomie zu verwirklichen. Das kommunikative Gesetz der Balance von Kooperation und Konkurrenz, Vorteile eigener oder fremder Leistung nur dann zu nutzen, insofern dabei gleiche Chancen für alle Beteiligten und Betroffenen gewahrt, die Qualität des individuellen und gesellschaftlichen Lebens und der Kooperation eher gefördert, denn gemindert und die Partizipation an der Verteilung von Gütern und Werten den Starken möglich und den Schwachen eigens ermöglicht ist.
Darum umfasst Fairness:
- Die Achtung und den Respekt gegenüber jedem Menschen unabhängig von seinem sozialen Status, seiner hierarchischen Stellung, seiner öffentlichen Rolle, seiner nationalen, religiösen oder geschlechtlichen Zugehörigkeit,
- die Berücksichtigung und den Ausgleich unterschiedlicher Interessen, Neigungen, Optionen und Ziele unter Beachtung gleicher, transparenter Bedingungen und Möglichkeiten zur Wahrnehmung der eigenen Interessen,
- die wechselseitige Gültigkeit und Beachtung der für alle Seiten geltenden und lebensförderlichen Regeln im Umgang miteinander wie auch im Verhältnis zwischen Menschen, Medien und Organisationen,
- die soziale, persönliche, ökologische und ethische Verträglichkeit von Einstellungen und Verhalten, Strukturen, Prozessen und Regeln, Produkten und Dienstleistungen. (http://www.fairness- stiftung.de/FairnessDefinition.htm; 22.Juni 08; 19:45Uhr.)
Diese Definition ist greifbarer und eingängiger, da sie gleichermaßen die politische, soziale und religiöse Komponente berücksichtigt und eine konkrete Handlungsaufforderung enthält. Desweiteren lässt sie den Begriff der Gerechtigkeit unbeachtet. Ein Beispiel: ´Willst du dich fair verhalten, dann respektiere dein Gegenüber als gleichwertige Person, egal, was für ein Mensch er oder sie ist.´ Im Gegensatz dazu: ´Willst du dich fair verhalten, dann behandle dein Gegenüber gerecht.´ Dieses Beispiel macht deutlich, dass die Definition der Fairness-Stiftung eine Definition zum „benutzen“ im täglichen Leben und natürlich im Sport ist. Sie hebt den Begriff Fairness aus ihrem theoretischen Umfeld und setzt ihn in die Handlungswelt der Menschen. In dieser Handlungswelt bieten sich vielfältige Bereiche, in denen Fairness zur Anwendung gebracht werden kann. Als Beispiele seien genannt:
- Wirtschaft
- Politik
- Sport (Fair Play)
- Schule
- Zwischenmenschliche Beziehungen
- Handel (Fair Trade)
Da die Abhandlung aller Bereiche im Rahmen dieser Arbeit nicht zufriedenstellend geleistet werden kann, wird im Folgenden auf zwei Bereiche intensiv eingegangen, um die Frage der Fairness in diesen umfassend zu erläutern. Die ausgewählten Bereiche sind der Sport und die Schule, in diesem Fall insbesondere der Schulsport.
2.2 Lebensbereich Sport
Den Begriff der Fairness bringt man in erster Linie mit dem Sport in Zusammenhang, da sich Fairness im Sport durch Fairplay offen darstellt. Auch taucht der Begriff in regelmäßigen Abständen im Zusammenhang mit Doping, unsportlichem Verhalten und Regelverstößen in den Medien auf. Daher ist es sinnvoll zu Beginn näher auf die Regeln einzugehen, die mit dem Wettkampfsport einhergehen.
2.2.1 Regeln im Sport
Gerhardt (1995, S. 5-24) fasst in seinem Aufsatz „Fairneß [sic] – Die Tugend des Sports“ zu Beginn die Definition von Sport und Wettkampf zusammen. Im Verlauf dieser Definition geht er näher auf die Regeln des Sports ein. Diese sollen hier zusammengefasst werden, da sich die Fairness in der Mehrzahl der Fälle im Zusammenhang mit den Regeln des Spiels (im weiteren Verlauf für Sport bzw. Wettkampf stehend) erschließt.
Der zeitliche und räumliche Rahmen eines Spiels ist durch Zeichen (z.B. Linien, Spielzeit) und Regeln definiert. Diese Regeln dienen zur Unterscheidung der Sportarten. Durch sie wird klar festgelegt, wie z.B. der Ball zu bewegen ist, wo der Absprung zu erfolgen hat und wie ein Punkt erzielt werden kann. Die Regeln gelten nur innerhalb des Spiels und dürfen keinen Einfluss auf externe Geschehnisse haben. Im Umkehrschluss ist ein Spiel nur dann als solches zu bezeichnen, wenn es frei von externen Einflüssen im Rahmen der ihm eigenen Regeln vollzogen wird. Die Regeln dienen der Sicherung des Spiels an sich und der Bewahrung der teilnehmenden Spieler vor Schaden. Den Sinn jedes Spiels liegt in der „[…] in einem geregelten Gegeneinander herbeigeführte[n] Entscheidung über Rangpositionen.“ (Gerhardt, 1995, S. 14).
Das Ziel der Reglementierung des Sports ist es, eine gleiche Ausgangsposition, Verlaufs- und Rahmenbedingungen für alle Teilnehmer zu schaffen. Aus diesem Grund sind z.B. Geräte normiert. Somit wird die sich ergebende Rangfolge von externen Faktoren entkoppelt und ist ausschließlich auf die Leistung der Spieler zurückzuführen. (vgl. Gerhardt, 1995, S. 11-15.)
Um ein funktionierendes Spiel zu bewerkstelligen stellt Gerhard eine Bedingung an die Spieler. Er rechnet „[…] grundsätzlich mit ´Verständigkeit, Urteilsfähigkeit´ und ´Eigenständigkeit´ sowie mit dem ´freien Willen das Spiel auch tatsächlich zu spielen´ [Hervorhebung im Original].“ (Gerhardt, 1995, S. 17) Die Motivation der Spieler, sich an die gegebenen Regeln zu halten sucht Gerhardt im freien Willen der einzelnen Spieler, das Spiel als solches zu sichern und somit die das Spiel bedingenden Regeln anzuerkennen. Voraussetzung hierfür ist die Einsicht in die Sinnhaftigkeit der Regeln und deren Verständnis. (vgl. Gerhardt, 1995, S. 17) Diese vom Spieler zu leistende Vorarbeit ist nach Gerhardt die Grundlage jedes fairen Spiels.
2.2.2 Fairness im Sport
Die Frage nach fairem Verhalten beantwortet Gerhardt wie folgt.
Wer von sich aus, aus eigenem Antrieb den Regeln folgt, den nennen wir fair. Fairneß [sic] ist somit die mit der Logik des Spiels verknüpfte Einstellung des einzelnen, durch sein eigenes Verhalten das Spiel als Spiel zu sichern.“ (Gerhardt, 1995, S. 18) Lenk wählte 1961 einen etwas anderen Ansatz. Er unterteilt den Begriff Fairness in die formelle und informelle Fairness.
Als formelle Fairness versteht Lenk die Außenperspektive, die den Spieler zur Einhaltung der formellen Regeln im Spiel bewegt. Jeder Spieler unterwirft sich den Mussnormen, deren Nichteinhaltung durch die kontrollierende Instanz1sanktioniert wird. Z.B. durch Freistoß, Zeitstrafen oder Spielausschluss. Nach dieser Definition ist also jeder Spieler fair, der die bestehenden Regeln nicht verletzt. Dieser Anspruch ist aber nach Lenk nicht ausreichend, um ein fairer Spieler zu sein. (vgl. Lenk, 2002, S. 95f)
Als zweite Instanz setzt Lenk den Begriff der informellen Fairness. Dieser bezieht sich auf die Innenperspektive und erfordert vom Spieler eine innere Haltung seinem Gegner und dem Spiel gegenüber, die von Achtung und Respekt geprägt ist. Er bezeichnet diese Einstellung als eine Form des „ritterlichen, informellen Umgehens miteinander“ (Lenk, 2002, S. 95) Diese Einstellung ist als Ideal- bzw. Sollnorm zu verstehen. Die innere Einstellung eines Spielers ist nicht kontrollierbar und äußert sich nur in seinem Handeln im Spiel und dessen Umfeld. (vgl. Lenk, 2002, S. 95f) Aus diesem Ansatz heraus ergeben sich nach Lenk fünf Forderungen an den Sport und den Sportler um einen fairen Sport zu betreiben.
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1 Schiedsrichter, Kampfgerichte, Sportverbände o.ä.
- Arbeit zitieren
- Lars Blisch (Autor:in), 2008, Fairness in Schule und Sport, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/122898
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