Nach dem Niedergang des römischen Reiches wurde in den Wirren der Völkerwanderung und unter der Herrschaft der Merowinger bis ins späte 8. Jahrhundert hinein in Mitteleuropa nur wenig gebaut. Der überwiegende Teil an Gebäuden, welcher in dieser Zeit entstand, wurde in Holz gefertigt und ist heute nur noch in Bruchstücken, zum Beispiel in Dachkonstruktionen, erhalten.
Erst unter den Karolingern und während der Regentschaft Karls des Großen, der nach einer Renovatio Imperii Romanorum strebte, entstand wieder monumentale Architektur. Reichsklöster wie Fulda und Reichenau wurden mit ihren Schulen zu kulturellen Bindegliedern und Förderern der Reichseinheit.
Auch in der Baukunst sind Fortschritte und Neuentwicklungen in der Architektur zu einer kurzen Biographie Einhards und der Datierung der Basilika, zuerst auf den geschichtlichen Hintergrund Steinbachs eingegangen. In der baugeschichtlichen Zusammenfassung werden die einzelnen Architekturelemente des Bauwerks erläutert und ihre Nutzung erklärt. Im Exkurs wird auf den neuesten Forschungsstand zum Thema „Anianische Reform“ eingegangen.
Ich stütze mich in dieser Arbeit hauptsächlich auf die 1996 veröffentlichten Forschungsberichte von Thomas Ludwig, Otto Müller und Irmgard Widdra-Spiess, da sie den aktuellsten Forschungsstand wiedergeben. Für die Geschichte Einhard und seinen Kirchenbau zog ich Einhards Aufzeichnungen in der MGH -Edition zur Bearbeitung heran.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
A Geschichtlicher Überblick
1. Einhards Leben
2. Datierung der Basilika
B. Baugeschichtliche Zusammenfassung
1. Die Fundamente
2. Die Krypta
2.1. Krypta oder Unterkirche
2.2. Nutzung der Krypta
3. Außenbau
3.1. Das Mittelschiff und die übrigen Bauteile
3.2. Das Mauerwerk
3.3. Verputzte und bemalte Flächen
3.4. Die Dächer
3.5. Die Zugänge
4. Die Innenräume
4.1. Das Mittelschiff und die Chorschranke
4.3. Die Fenster und Seitenschiffe
4.4. Der Fußboden, die Wände und die Decke
5. Die Ausstattung der Basilika
5.1. Bewegliche Ausstattungsgegenstände
Exkurs und Schlußbemerkung
Quellen und Literaturangaben
Quellen
Sekundärliteratur
Einleitung
Nach dem Niedergang des römischen Reiches wurde in den Wirren der Völkerwanderung und unter der Herrschaft der Merowinger bis ins späte 8. Jahrhundert hinein in Mitteleuropa nur wenig gebaut. Der überwiegende Teil an Gebäuden, welcher in dieser Zeit entstand, wurde in Holz gefertigt und ist heute nur noch in Bruchstücken, zum Beispiel in Dachkonstruktionen, erhalten.
Erst unter den Karolingern und während der Regentschaft Karls des Großen, der nach einer Renovatio Imperii Romanorum strebte, entstand wieder monumentale Architektur. Reichsklöster wie Fulda und Reichenau wurden mit ihren Schulen zu kulturellen Bindegliedern und Förderern der Reichseinheit.
Auch in der Baukunst sind Fortschritte und Neuentwicklungen in der Architektur zu einer kurzen Biographie Einhards und der Datierung der Basilika, zuerst auf den geschichtlichen Hintergrund Steinbachs eingegangen. In der baugeschichtlichen Zusammenfassung werden die einzelnen Architekturelemente des Bauwerks erläutert und ihre Nutzung erklärt. Im Exkurs wird auf den neuesten Forschungsstand zum Thema „Anianische Reform“ eingegangen[1].
Ich stütze mich in dieser Arbeit hauptsächlich auf die 1996 veröffentlichten Forschungsberichte von Thomas Ludwig, Otto Müller und Irmgard Widdra-Spiess[2], da sie den aktuellsten Forschungsstand wiedergeben. Für die Geschichte Einhard und seinen Kirchenbau zog ich Einhards Aufzeichnungen in der MGH -Edition zur Bearbeitung heran[3].
A Geschichtlicher Überblick
1. Einhards Leben
Über Einhards genaue Herkunft, sowie sein genaues Geburtsjahr ist, wie bei vielen seiner Zeitgenossen, nur wenig bekannt. Es wird jedoch angenommen, daß er um 770 in der Maingegend geboren wurde und aus edlem ostfränkischem Geschlecht stammte[4].
Seine Erziehung erhielt er im Kloster Fulda[5], welches damals als das beste Bildungszentrum im östlichen Frankenland galt. 794 kam er zur Weiterbildung an den Hof Karl des Großen, wo er zuerst als Schüler des berühmten Angelsachsen Alkuins, dem Hoflehrer an der kaiserlichen Pfalz Karls, unterrichtet wurde[6]. Später empfahl er Einhard Karl dem Großen als Lehrer für mathematische und astronomische Aufgaben, aber auch als Lehrer und Interpret für die Lektüre antiker Klassiker[7]. Nach Alkuins Weggang stieg er bald zur beherrschenden Figur der Hofschule auf[8].
Einhard wird als kleiner, körperlich etwas zurückgebliebener junger Adliger geschildert, welcher nicht nur in klassischem Buchwissen und Mathematik erstaunliche Fähigkeiten besaß, sondern sowohl in Architektur, als auch in anderen künstlerischen Bereichen bewandert war.
Als Kenner der antiken Architekturtheorien oblag ihm die Oberleitung über die Bauten des Hofes[9]. Von seinen kleineren Kunstwerken, die er in Auftrag gegeben hatten, haben sich jedoch nur der „Einhardsbogen“ mit dem „Einhardskreuz“ rekonstruieren lassen[10].
Einhard hätte durch sein umfangreiches Wissen und seine Ausbildung zum Urkundenschreiber sicher eine Karriere als hochgebildeter Mönche anstreben können, doch er zog es vor, sich mit einer niederen Weihe zu begnügen, welche ihm den Eintritt in die Hofkapelle erlaubte und eine spätere Hochzeit mit Imma zuließ. Dennoch wurde er trotzdem Abt sieben verschiedener Klöster, bevor er sein eigenens Kloster Seligenstadt um 829/30 gründete.[11]
Auf einer Reise nach Rom im Jahre 806, beschäftigte er sich vor seinen Gründungen eingehend mit den dortigen italienischen Bauten. So übernahm er zum Beispiel einige wesentliche Architekturelemente von St. Peter für seine spätere Basilika in Seligenstadt. Dazu gehörten sowohl die Verbindungen zwischen Atrium, fünfschiffigem Langhaus und dem quergelagerten, durchlaufenden Querschiff, so wie der Hochaltar, die Ringkrypta und besonders der Umgang für das Petrusgrab, welches Papst Gregor der Große (590-604) um das Jahr 600 in der westlichen Apsis eingerichtet hatte[12]. Für die Basilika in Steinbach diente ihm neben der Abteikirche von Kornelimünster vermutlich auch St. Maria in Cosmedin, die in karolingischer Zeit dreischiffig und möglicherweise mit Emporen angelegt war. Im Osten schloß sich jeweils ein langgestreckter Chor mit rundbogig geschlossener Apsis an die drei Seitenschiffe an[13]. Auch seine Kenntnisse von Vergil und Vitruv dürften ihm bei seiner Planung nützlich gewesen sein[14]. Im Jahre 827 baute er, nach mehreren Visionen[15], für die Gebeine der Hll. Petrus und Marcellinus in Mühlheim am Main, dem heutige Seligenstadt, seine zweite stattliche Kirche mit einem dazu gehörenden Kloster. Angesichts der heftigen Auseinandersetzungen zwischen Karls Nachfolger, Lothar dem Frommen und seinem Sohn, zog er sich nach 830 zurück um sein berühmtestes literarisches Werk, die „Vita Caroli Magni“, zu verfassen[16]..
Nach der Politik wandte sich Einhard in seinen letzten Lebensjahren ganz dem Klosterleben zu. An der Spitze seiner Klostergemeinschaft wirkte er bis zu seinem Tode als Abt in Seligenstadt, wo er am 14. März 840 starb und in seiner Kirche neben seiner Frau (V 836) beerdigt wurde[17].
2. Datierung der Basilika
Angeregt durch den Reformgedanken Benedikts von Aniane und die unmittelbar vor Steinbach errichtete Klosterkirche Kornelimünster, begann Einhard mit der konkreten Planung seiner Basilika vermutlich im Winter 822/823, worauf im Frühjahr oder Sommer des Jahre 823 mit dem Bau begonnen wurde[18]. Im Jahre 826/27 waren die Bauarbeiten mit ziemlicher Sicherheit abgeschlossen, da Einhard sich bereits Gedanken darüber machte, welchem Märtyrer oder Heiligen zu Ehren er sie weihen wollte[19]. Eine Weiheurkunde aus dieser Zeit hat sich jedoch nicht erhalten, da es bis in das 13. Jahrhundert üblich war, Weiheurkunden neben den Hochaltar auf die Wand zu malen.
Wie zuvor Kornelimünster, war auch dieser Bau eine kleine, gestauchte Basilika mit dreiteiligem Westtrakt und östlichem Zellenquerbau mit Dreiapsidenabschluß. Im Vergleich zu ihrem Vorgängerbau hatte Einhard jedoch eine Krypta und eine Grabstätte für Heiligengebeine eingeplant. Um die Laien nicht nur im Innern der Kirche vom Mönchsbereich abzuschirmen, mußten die Pilger zum Erreichen der Heiligengebeine die unterirdischen Stollen der Krypta bereits in den Seitenschiffen des Langhauses betreten. Somit war ihnen der Zutritt zum Mönchsbereich verwehrt.
Karl der Große gab durch die Erhebung der konstantinischen Bauten zur Grundlage seine Universalstils, dem abendländischen Kaisertum ein eigenes, unabhängiges Fundament. Durch seine zusätzliche Verehrung für die Peterskirche in Rom und die damit verbundenen Heiligenverehrung für den Apostel Petrus, wurde die Erneuerung des römischen Reiches, „Aurea Romae iterum renovata renascitur orbi“, zur Devise seines Reiches[20]. Davon beeinflußt strebte auch Einhard, in dieser Zeit des gesteigerten Reliquienkultes danach Reliquien von Rang zu erwerben. So ließ er sich für seine neu erbaute Kirche durch einen Diakon aus Rom, Deusdona, und seinen Geheimschreiber Ratleik, die Reliquien der Märtyrer St. Marcellinus und St. Petrus aus Rom bringen, wo sie im Oktober oder November 827 in Michelstadt/ Steinbach ankamen[21]. Die damit verbundene Übertragung der Heiligen und die Erbauung Steinbachs sollten die Erneuerung des Romgedankens vervollständigen. Durch mehrere Visionen und seltsame Vorgänge wurde Einhard jedoch schon ein Jahr später gezwungen die Gebeine der Heiligen nach Mühlheim am Main zu bringen, wo sie in der 830 begonnenen romanischen Basilika Seligenstadt ihre endgültige Grablege erhielten. Mit Seligenstadt errichtete Einhard, erstmals seit dem Tod Karls des Großen, wieder eine Basilika nach dem Vorbild von Alt-Sankt Peter in Rom[22].
[...]
[1] Vgl. hierzu: Jacobsen, Werner: Allgemeine Tendenzen im Kirchenbau unter Ludwig dem Frommen. in: Peter Godman; Roger Collins (Hrsg.): Charlemagne´s Heir. New Perspectives of the Reign of Louis the Pious (814-840). Oxford 1990. Seite 641-654. und Greunich, Dieter: Kritische Anmerkungen zur sogenannten „anianischen Reform“. In: Dieter R. Bauer u.a. (Hrsg.): Mönchtum-Kirche-Herrschaft 750-1000. Sigmaringen 1998. Seite 99-112.
[2] Ludwig, Thomas; Müller, Otto; Widdra-Spiess, Irmgard: Die Einhards-Basilika in Steinbach bei Michelstadt im Odenwald. Mainz 1996.
[3] Vgl. Translation et miracula SS. Marcellini et Petri. ed. Georgius Waitz. In: MGH SS XV. Hannover 1887. Seite 238-264.
[4] Angenent, Arnold: Das Frühmittelalter. 2. Auflage. Stuttgart, Berlin, Köln 1995. Seite 308.
[5] siehe selbst geschriebene Urkunde vom 19. April 788 mit dem Vermerk: „Ego Einhart rogatus scripsi“. In: Beutler, Christian: Einhard in Michelstadt. In: Michelstadt vom Mittelalter zur Neuzeit. Rathaus- und Museumsreihe. Band 6. Michelstadt 1986.
[6] Translation et miracula SS. Marcellini et Petri. ed. Georgius Waitz. In: MGH SS XV. Hannover 1887. Seite 238-264.
[7] Störmer, Wilhelm: Einhards Herkunft. In: Schefers, Hermann: Einhard. Studien zu Leben und Werk. Darmstadt 1997. Seite 19.
[8] Angenent, Arnold: Das Frühmittelalter. Seite 308.
[9] Störmer, Wilhelm: Einhards Herkunft. Seite 19.
[10] Vgl. Elbern, V.H.: Einhardsbogen. In: LexMA. Band III. München 1986. Spalte 1739.
[11] Störmer, Wilhelm: Einhards Herkunft. Seite 20.
[12] Vgl. Ludwig, Thomas; Müller, Otto; Widdra-Spiess, Irmgard: Die Einhards-Basilika in Steinbach bei Michelstadt im Odenwald. Seite 18.
[13] Vgl. Ludwig, Thomas; Müller, Otto; Widdra-Spiess, Irmgard: Die Einhards-Basilika in Steinbach bei Michelstadt im Odenwald. Seite 18.
[14] Vgl. Fleckenstein, Josef: Einhard in: Lexikon des Mittelalters. Band III. München 1986. Spalte 1737.
[15] Ausführlich beschrieben in: Translation et miracula SS. Marcellini et Petri. Seite 238-264.
[16] Vgl. hierzu Einhard: Vita Caroli Magni. Das Leben Karl des Großen. Stuttgart 1994.
[17] Vgl. Einhard: LexMA. Spalte 1737.
[18] Ludwig, Thomas; Müller, Otto; Widdra-Spiess, Irmgard: Die Einhards-Basilika in Steinbach bei Michelstadt im Odenwald. Seite 17.
[19] Einhard: Die Übertragung und Wunder der Heiligen Marcellinus und Petrus. Seite 4.
[20] Bandmann, Günter: Mittelalterliche Architektur als Bedeutungsträger. Berlin 1990. Seite 225.
[21] Ludwig, Thomas; Müller, Otto; Widdra-Spiess, Irmgard: Die Einhards-Basilika in Steinbach bei Michelstadt im Odenwald. Seite 25 und vgl. Weber, Hans H.: Überführung der Reliquien der Heilgen Marcellinus und Petrus von Michelstadt- Steinbach nach Seligenstadt im Jahre 828. In: Archiv für hessische Geschichte und Altertumskunde. Band 32. Darmstadt 1974. Seite 55-80.
[22] Jacobsen, Werner: Tendenzen im Kirchenbau unter Ludwig dem Frommen. Seite 652.
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