Mit den Jahren wurden immer wieder Rufe nach einer Reform der aktuellen
internationalen Finanzarchitektur laut. Die Diskussion darüber, wie die neue internationale Finanzarchitektur gestaltet werden sollte,
bringt seither eine Vielzahl an Vorschlägen und Reformansätzen ins Gespräch. Ziel der
Diskussion ist es, Maßnahmen und Reformen zur Verbesserung der globalen Finanzstrukturen
zu entwickeln. Dazu gehört auch ein effektiver und effizienter Umgang mit den spürbaren
Folgen einer Krise für die Volkswirtschaft.
In dieser Arbeit soll nun ein Überblick über die Diskussion zur neuen internationalen
Finanzarchitektur gegeben werden. Der Fokus liegt auf ausgewählten Ansätzen, wie sie z.Z.
in Wirtschaft und Politik diskutiert werden. Gleichsam außer Acht gelassen werden solche
Vorschläge, die als nicht umsetzbar oder zielinkongruent betrachtet werden können. Hierzu
sei als Beispiel die Errichtung einer Weltzentralbank zu erwähnen. In Kapitel zwei werden
zunächst die ordnungspolitischen Zielsetzungen einer weitgreifenden Reform der
internationalen Finanzarchitektur dargestellt. Unter Berücksichtigung der Problematik des
Konzeptes der Impossible Trinity wird erläutert, warum Schwierigkeiten bei der Anwendung
dieser Reformen auftreten können und warum der Reformprozess trotz Bemühens aller
Beteiligten und einer intensiven Debatte bislang nur unzureichende Fortschritte macht. Die
Kapitel drei und vier geben einem Überblick über die bereits erwähnten Reformansätze,
wobei zwischen makroökonomischen und mikroökonomischen Ansätzen getrennt wird.
Als makroökonomische Reformansätze werden Wechselkurszielzonen zwischen den drei
wesentlichen globalen Leitwährungen US-Dollar, Euro und Yen aufgeführt, eine
Einschränkung des ungehinderten Kapitalverkehrs, z.B. mit sog. Tobin-Steuer vorgeschlagen
und die Umstrukturierung des IWF sowie des privaten Kreditsektors, dem sog. Bail-In
angesprochen. Auf mikroökonomischer Ebene werden Ansätze zur Reform der
Finanzmarktregulierung, z.B. durch die Einrichtung einer globalen Aufsichtsbehörde, die
Entwicklung zuverlässiger Frühwarnsysteme für Krisen und die Verbesserung der
Transparenz der globalen Finanzverflechtungen behandelt. Zu den jeweiligen Ansätzen wird
eine Analyse der Vor- und Nachteile und der Umsetzbarkeit in Hinblick auf das Konzept der
Impossible Trinity durchgeführt. Abschließend werden alle gewonnenen Erkenntnisse in
Kapitel fünf zusammengefasst und eine Handlungsempfehlung formuliert.
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Ordnungspolitische Zielsetzungen und das Problem der Impossible Trinity
3 Makroökonomische Ansätze zur Reform der internationalen Finanzarchitektur
3.1 Wechselkurszielzonen
3.2 Einschränkung des ungehinderten Kapitalverkehrs
3.3 Umstrukturierung des Internationalen Währungsfond (IWF)
3.4 Der private Kreditsektor
4 Mikroökonomische Ansätze zur Reform der internationalen Finanzarchitektur
4.1 Der Grundsatz der Transparenz
4.2 Finanzmarktregulierung
4.3 Frühwarnsysteme
5 Schlussbemerkungen
6 Literaturverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Einleitung
In den 1980er und 1990er Jahren ereigneten sich mehrere Wirtschafts- und Währungskrisen mit teilweise verheerenden Auswirkungen auf die betreffenden Volkswirtschaften. Darüber hinaus waren immer auch negative Folge- und Ansteckungswirkungen auf andere Ökonomien zu beobachten. Mit den Jahren wurden immer wieder Rufe nach einer Reform der aktuellen internationalen Finanzarchitektur laut. Vor allem, um Wirtschafts- und Währungskrisen in der Zukunft zu verhindern, oder aber zumindest deren negative Auswirkungen lindern zu können. Die Diskussion darüber, wie die neue internationale Finanzarchitektur gestaltet werden sollte, bringt seither eine Vielzahl an Vorschlägen und Reformansätzen ins Gespräch. Ziel der Diskussion ist es, Maßnahmen und Reformen zur Verbesserung der globalen Finanzstrukturen zu entwickeln. Dazu gehört auch ein effektiver und effizienter Umgang mit den spürbaren Folgen einer Krise für die Volkswirtschaft.
In dieser Arbeit soll nun ein Überblick über die Diskussion zur neuen internationalen Finanzarchitektur gegeben werden. Der Fokus liegt auf ausgewählten Ansätzen, wie sie z.Z. in Wirtschaft und Politik diskutiert werden. Gleichsam außer Acht gelassen werden solche Vorschläge, die als nicht umsetzbar oder zielinkongruent betrachtet werden können. Hierzu sei als Beispiel die Errichtung einer Weltzentralbank zu erwähnen. In Kapitel zwei werden zunächst die ordnungspolitischen Zielsetzungen einer weitgreifenden Reform der internationalen Finanzarchitektur dargestellt. Unter Berücksichtigung der Problematik des Konzeptes derImpossible Trinitywird erläutert, warum Schwierigkeiten bei der Anwendung dieser Reformen auftreten können und warum der Reformprozess trotz Bemühens aller Beteiligten und einer intensiven Debatte bislang nur unzureichende Fortschritte macht. Die Kapitel drei und vier geben einem Überblick über die bereits erwähnten Reformansätze, wobei zwischen makroökonomischen und mikroökonomischen Ansätzen getrennt wird.
Als makroökonomische Reformansätze werden Wechselkurszielzonen zwischen den drei wesentlichen globalen Leitwährungen US-Dollar, Euro und Yen aufgeführt, eine Einschränkung des ungehinderten Kapitalverkehrs, z.B. mit sog. Tobin-Steuervorgeschlagen und die Umstrukturierung des IWF sowie des privaten Kreditsektors, dem sog. Bail-Inangesprochen. Auf mikroökonomischer Ebene werden Ansätze zur Reform der Finanzmarktregulierung, z.B. durch die Einrichtung einer globalen Aufsichtsbehörde, die Entwicklung zuverlässiger Frühwarnsysteme für Krisen und die Verbesserung der Transparenz der globalen Finanzverflechtungen behandelt. Zu den jeweiligen Ansätzen wird eine Analyse der Vor- und Nachteile und der Umsetzbarkeit in Hinblick auf das Konzept derImpossible Trinitydurchgeführt. Abschließend werden alle gewonnenen Erkenntnisse in Kapitel fünf zusammengefasst und eine Handlungsempfehlung formuliert.
2 Ordnungspolitische Zielsetzungen und das Problem der Impossible Trinity
Um die reformspezifischen Zielkonflikte besser betrachten zu können, bedient man sich am wirtschaftspolitischen Konzept derImpossible Trinity. Dieseunmögliche Dreiheitsoll zum Ausdruck bringen, wie schwierig die Vereinigung der Ziele nationaler geldpolitischer Autonomie, einem freien Kapitalverkehr und einem stabilen Wechselkurs in ausgewählten Volkswirtschaften ist.1Obschon die Realisation aller drei Ziele gleich wichtig ist, ist es doch nicht ratsam, sie immer in gleichem Maße zu verfolgen. Zielbeziehungen können Konflikte beinhalten, welche die Verfolgung des einen Ziels durch die Erreichung des anderen erschweren, oder sogar verhindern können. So entwickelt sich eine Abwägungsproblematik für wirtschaftspolitische Entscheidungsträger.2
DieImpossible Trinitykommt besonders in Bezug zu einer Weltwährungsordnung zum Tragen, kann aber auch auf unsere Diskussion einer internationalen Finanzarchitektur angewandt werden. Die zuvor erwähnten Währungs- und Wirtschaftskrisen der vergangenen Jahrzehnte in Mexiko (1994/95), Süd-Ost Asien (1997/98), Brasilien (1999), Ecuador (1999) und Argentinien (2001/02) betrafen vornehmlich aufstrebende Volkswirtschaften in den Entwicklungs- und Schwellenländer (ESL), die sog. Emerging Markets. (E.M.)3In diesen Volkswirtschaften waren die realwirtschaftlichen Schäden besonders deutlich. Es kommt hinzu, dass gerade in Asien und Lateinamerika die Effekte von Krisen einer Ökonomie schnell auch die Nachbarländer beeinflussen oderanstecken4. Eine Währungskrise in z.B. Thailand, die eine Abwertung des Bhat zur Folge hat, kann aber gleichwohl auch eine negative Wirkung auf eine etablierte und stabile nordamerikanische, oder europäische Volkswirtschaft ausüben. So können in Fremdwährung dotierte Kredite mit Abnahme der Wertigkeit des Bhat schwieriger, oder gar nicht mehr bezahlbar sein. Es drohen Kreditausfälle bei einer nicht-thailändischen Bank, und so ein direkter Einfluss auf Volkswirtschaften, die ursprünglich nicht als von der Krise betroffen anzusehen waren. Wohl auch aus diesem Grund herrscht auch in westlichen Industrienationen eine rege Beteiligung an der Diskussion über eine Reform der internationalen Finanzarchitektur.5
Es ist unbestreitbar, dass eine weitgreifende Neuordnung, oder Reform unabdingbar ist. Stellt sich jedoch die Frage danach, warum trotz intensiver öffentlicher Diskussion dieses Themas und einer Vielzahl von Vorschlägen, und der Erkenntnis der Notwendigkeit, bislang keine tiefgreifenden Reformen durchgeführt worden sind.
Eine internationale Übereinkunft über eine Neuordnung des Weltfinanzsystems bedeutet die Betrachtung internationaler Finanzmärkte. Frenkel und Menkhoff sprechen davon, dass diese Betrachtung allerdings noch zu eng wäre. Vielmehr sehen Sie die internationalen Finanzmärkte eingebunden in ein System internationaler monetärer Ordnung. Demzufolge liegt der Fokus auf einer Weltwährungsordnung, in welcher die internationalen Finanzmärkte einen hohen Stellenwert innehaben.6In letzter Konsequenz bedeutet dies, die Einschränkung der souveränen Geld- und Währungspolitik aller Länder. Diese Tatsache erschwert die praktische Umsetzung dringend gebotener Reformen. Auch bedarf es einer supranationalen Kontrollinstanz zur Überwachung des internationalen Ordnungsrahmens.
Reformvorschläge müssen schon deshalb darauf abzielen, die Institutionen der Ordnungspolitik zu verbessern.7Öffentliche Organisationen, wie der Internationale Währungsfond oder die Zentralbanken waren in der Vergangenheit, vor allem während der Asienkrise, stark in die Kritik geraten. Entsprechend zurückhaltend beteiligen sie sich an der herrschenden Debatte. Zum einen gelten diese Institutionen als mitverantwortlich am Ergebnis der Krisen. Zum anderen riskieren sie eine negative Beeinflussung von Marktteilnehmern insofern, als dass sie Krisen geradezu herbeireden können, sollten ihre Stellungnahmen zu negativ ausfallen. Es gilt also die Reformvorschläge dahingehend zu sortieren, welche umsetzbar sind und die Schaffung eines stabilen internationalen Ordnungsrahmens verfolgen. Die Operationalisierung dieses Ziels ist allerdings nur schwer durchzuführen. Zu unterschiedlich sind die verschiedenen Volkswirtschaften, als dass ein ordnungspolitischer Standard zu Gunsten aller festzusetzen wäre.
Die Unvereinbarkeit fixer Wechselkurse, optimaler globaler Kapitalallokation und nationaler geldpolitischer Entscheidungsautonomie wird im Konzept derImpossible Trinitydeutlich. Wenn offene Volkswirtschaften betrachtet werden, ist es eher unwahrscheinlich, dass diese Ihre Entscheidungskompetenzen bezüglich der Steuerung ihrer Geldmengen aufgeben. Dieser Umstand führt dazu, dass versucht wird die nationalen Entscheidungskompetenzen beizubehalten um einen Einfluss auf die Veränderungen der Geldbasis zu behalten. Dies geschieht vor allem dadurch, dass die Wechselkurse flexibel gehalten werden, um das Geldangebot kontrollieren zu können. So kann der inländische Zins stets in Bezug auf den ausländischen Zins variieren. Die Kapitalmobilität würde sonst vor dem Hintergrund gleicher in- und ausländischer Zinsen begrenzt werden.8Im Folgenden werden solche Reformansätze vorgestellt, die stabile Finanzmärkte und nationale Entscheidungsautonomie zu vereinen versuchen. Nur solche sind letztlich umsetzbar und müssen nicht zwangsläufig an nationalpolitischen Hürden scheitern.
3 Makroökonomische Ansätze zur Reform der internationalen Finanzarchitektur
Finanz- und Währungskrisen entweder zu verhindern, oder zumindest rechtzeitig vorhersehen zu können, muss das Ziel der Diskussion um eine neue internationale Finanzarchitektur sein. Wie zuvor erwähnt, sind hierzu diverse Vorschläge eingebracht worden. Die nach herrschender Meinung den Zielvorgaben bestmöglich entsprechenden, sollen nun untersucht werden. Die makroökonomischen Ansätze verfolgen die Verbesserung des Marktergebnisses. Eine Verbesserung des Marktergebnisses hängt von geeigneten gesamtwirtschaftlichen Maßnahmen ab.
3.1 Wechselkurszielzonen
Die Wahl zwischen einem festen Wechselkurs (Currancy-Board) oder einem flexiblen Wechselkurs (Floating) ist von jedem Land zu treffen. Da aber bereits anfangs der Fokus auf die ESL gerichtet wurde, soll diese Wahl dahingehend betrachtet werden. Nach den jüngsten Krisen in Argentinien, Ecuador, Mexiko, Chile und Ost Asien ist darüber eine Debatte ausgebrochen, ob die Wahl von Wechselkursregimes zu makroökonomischer Stabilität beitragen kann, und ob ein Wechsel des Wechselkursregimes das makroökonomische Ergebnis positiv beeinflusst. Es stellt sich die Frage, ob eine der aufstrebenden Volkswirtschaften einen fixen Wechselkurs, einen flexiblen Wechselkurs, oder eine Mischform aus beiden wählen sollte.9
Eine Fixierung an eine der großen Leitwährungen Euro, US-Dollar und Yen hat eine den Markt öffnende Wirkung und regt den globalen Handel an. Denn es stabilisiert die Währung und schafft Vertrauen bei ausländischen Handelspartnern.10Gleichzeitig birgt diese Tatsache ein Risiko in sich. Die Wahl eines fixen Wechselkurses schränkt die Geld- und Fiskalpolitik eines Landes ein und macht es abhängig von konjunkturellen Schwankungen und der Geldpolitik im Leitwährungsland. Sollte es zu einer Aufwertung der Leitwährung kommen, wirkt sich dies negativ aus. Falls das Land hohe Schulden in der Leitwährung und gleichzeitig Einnahmen in Fremdwährung ausweist, kann es dazu führen, dass die Tilgung der Schuld nicht mehr durch dich Einnahmen finanziert werden kann. Es kann zur Zahlungsunfähigkeit des Landes kommen.11
Die Vorteile eines festen Wechselkurses im Fall der Handelsbeziehungen müssen bei der Wahl eines flexiblen Wechselkurses aufgegeben werden. Flexible Wechselkurse haben den Vorteil, dass diverse makroökonomische Strategien in Bezug auf das Geldangebot oder die Inflationsrate eigenständig verfolgt werden können.
[...]
1 Vgl. Frenkel/Menkhoff (2000), S. 11.
2 Vgl. Streit (2005), S. 280.
3 Andere Währungs- und Wirtschaftskrisen wie in der EWS (1992/93), in Russland (1998) und in der Türkei (2002/03) sind nicht vergessen worden. Es soll in dieser Arbeit aber ein Fokus auf die aufstrebenden Volkswirtschaften in den Entwicklungs- und Schwellenländern gerichtet werden, da die Auswirkungen hier besonders deutlich werden.
4 Vgl. Feldstein (2002), S. 13.
5 Vgl. Feldstein (2002), S. 10.
6 Vgl. Frenkel/Menkhoff (2000), S. 2.
7 Vgl. hierzu auch Calvo/Mishkin (2003). Die Autoren gelangen zu dem Entschluss, dass eine Reform der Institutionen unabdingbar ist.
8 Vgl. Montiel (2003), S. 339.
9 Vgl. Calvo/Mishkin (2003), S. 2.
10 Vgl. Calvo/Mishkin (2003), S. 27.
11 Vgl. Feldstein (2002), S. 13f.
- Quote paper
- Florian Wassenberg (Author), 2009, Die Diskussion um die neue internationale Finanzarchitektur, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/122571
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