Wenn es zutrifft, dass psychische und soziale Systeme ihre Wirklichkeit autonom – nämlich
durch Kommunikation – konstruieren und sozial regulieren, dann hat auch die Public
Relations (PR) als Kommunikationssystem, als Akteure öffentlicher Kommunikation und
aussermediale Wirklichkeitskonstrukteure, einen entscheidenden Einfluss auf die Konstruktionsangebote,
welche den Rezipienten zur Verfügung stehen. Die PR fungieren insofern als
Regulativ, als dass sie die auf der Rezipientenseite wahrgenommene Komplexität des Informationsangebotes
verständlich übersetzen und auf ein verarbeitbares Mass reduzieren. Somit
leisten die PR nicht unwesentliche Selektions- und Interpretationsleistungen, welche für die
Informationsvermittlung in unserer Mediengesellschaft nicht mehr wegzudenken sind.
In diesem Sinne bilden die PR, in dieser Arbeit als ein Kommunikationssystem der
Mediengesellschaft zu verstehen, keine Wirklichkeit an sich ab, sondern konstruieren
vielmehr eine eigene Realität. Dass der Begriff „Wirklichkeit“ und Fragen ihrer „objektiven
Erkenntnis“ auch im heutigen Medienzeitalter anzutreffen sind, muss hier nicht speziell
hervorgehoben werden. Somit rückt der Konstruktivismus als eine moderne Perspektive
systemtheoretischer Kommunikationstheorie in den Mittelpunkt des Interesses.
Ich möchte im Folgenden dem Zusammenhang von PR und Wirklichkeitskonstruktion
nachgehen und zu verdeutlichen versuchen, dass die konstruktivistische Sicht durchaus
fruchtbar für die Erklärung von Begriff, Struktur und Funktion von PR ist.
Die Gliederung dieser theoretischen Arbeit gestaltet sich wie folgt: Zunächst soll ein kurzer
Überblick über die zentralen Begriffe gegeben werden. Kapitel 3 soll kommunikationstheoretische
Annahmen von PR als Wirklichkeitskonstrukteur in den Mittelpunkt der
Betrachtung stellen, wobei mir vor allem die Ausführungen von Kückelhaus (1998) zur Seite
standen. Die beiden darauf folgenden Kapitel befassen sich mit den zentralen Begriffen
Öffentliche Meinung und Image, welche nicht unwesentlich zur Wirklichkeitskonstruktion
bezüglich PR beitragen. Die Möglichkeiten und Grenzen des konstruktivistischen Ansatzes in
Bezug auf die PR im Generellen sind dann Gegenstand des vorletzten Kapitels. Abschliessend
soll das Fazit die wichtigsten Erkenntnisse dieser Arbeit kurz ausleuchten.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Abgrenzung und zentrale Begriffe
- 2.1 Definition, Abgrenzung und zentrale Begriffe von Public Relations (PR)
- 2.1.1 Praktiker-Definition und wissenschaftliche Definition
- 2.1.2 Öffentliche Meinung und Image - zwei zentrale Begriffe der PR
- 2.2 Was ist Konstruktivismus?
- 3 Kommunikationstheoretische Annahmen von PR als Wirklichkeitskonstrukteur
- 3.1 PR als Konstruktionsprozess
- 3.2 PR als Metakommunikation
- 3.3 Reflexivität als zentrales Kriterium des PR-Kommunikationsprozesses
- 3.4 PR als Parallelisierungsoperation
- 3.5 PR als Reduktionsprozess
- 3.6 PR als Selbstdarstellung
- 4 Öffentliche Meinung als Wirklichkeitskonstrukteur
- 5 Image als Wirklichkeitskonstrukteur
- 6 Möglichkeiten und Grenzen des konstruktivistischen Ansatzes von PR
- 7 Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Zusammenhang zwischen Public Relations (PR) und Wirklichkeitskonstruktion aus konstruktivistischer Perspektive. Ziel ist es, die Fruchtbarkeit des konstruktivistischen Ansatzes für das Verständnis von Begriff, Struktur und Funktion von PR aufzuzeigen.
- Definition und Abgrenzung von PR
- Konstruktivistische Kommunikationstheorie und PR
- Rolle der öffentlichen Meinung und des Images in der Wirklichkeitskonstruktion
- Möglichkeiten und Grenzen des konstruktivistischen PR-Ansatzes
- PR als Wirklichkeitskonstrukteur
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 (Einleitung): Die Einleitung stellt die These auf, dass PR einen entscheidenden Einfluss auf die Wirklichkeitskonstruktion hat, indem sie die Komplexität des Informationsangebots für Rezipienten vereinfacht. Der Konstruktivismus wird als relevante Perspektive vorgestellt.
Kapitel 2 (Abgrenzung und zentrale Begriffe): Dieses Kapitel definiert PR, differenziert zwischen praktischen und wissenschaftlichen Definitionen und beleuchtet die zentralen Begriffe „öffentliche Meinung“ und „Image“ im Kontext von PR.
Kapitel 3 (Kommunikationstheoretische Annahmen von PR als Wirklichkeitskonstrukteur): Dieses Kapitel analysiert verschiedene kommunikationstheoretische Ansätze, um PR als Wirklichkeitskonstrukteur zu verstehen.
Kapitel 4 (Öffentliche Meinung als Wirklichkeitskonstrukteur) & Kapitel 5 (Image als Wirklichkeitskonstrukteur): Diese Kapitel untersuchen die Bedeutung der öffentlichen Meinung und des Images als zentrale Elemente der Wirklichkeitskonstruktion durch PR.
Kapitel 6 (Möglichkeiten und Grenzen des konstruktivistischen Ansatzes von PR): Dieses Kapitel bewertet die Möglichkeiten und Einschränkungen des konstruktivistischen Ansatzes zur Erklärung von PR.
Schlüsselwörter
Public Relations (PR), Öffentlichkeitsarbeit, Konstruktivismus, Wirklichkeitskonstruktion, Kommunikation, öffentliche Meinung, Image, Kommunikationstheorie, Wirklichkeitskonzepte.
- Quote paper
- lic.phil. I Patrick Lustenberger (Author), 2003, Konstruktivistische Ansätze in der PR-Theorie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/122562