Die vorliegende Untersuchung befasst sich mit den Afrikaberichterstattungen in deutschen überregionalen Tageszeitungen in Hinblick auf COVID-19 im Jahr 2020. Die Afrikaberichterstattungen in westlichen Medien werden in medienwissenschaftlichen und postkolonialen Studien des Öfteren angeprangert. Einseitige Fixierung auf Negativität und starker Ethnozentrismus und Sensationalismus sind nur drei von vielen Vorwürfen.
Diese Arbeit hat es sich daher zum Ziel gemacht, die formale und inhaltliche Struktur von Afrikaberichterstattungen in Anbetracht des Pandemiejahres 2020 zu analysieren, um dann wiederum Rückschlüsse auf das konstruierte Afrikabild in Zeiten von COVID-19 bilden zu können. Die erste Forschungsfrage lautet daher: Welche Nachrichtenfaktoren/Aspekte spielen in den untersuchten Beiträgen zu Afrika bzw. afrikanischen Ländern der COVID-19-Pandemie eine Rolle?
Für die inhaltsanalytische Untersuchung wurden die vier deutschen überregionalen Tageszeitungen SZ, WELT, FAZ und taz herangezogen. Alle vier Zeitungen weisen verschiedene politische Ausrichtungen auf. Daher geht die Studie einer weiteren Forschungsfrage nach: Lassen sich in den Berichterstattungen der vier Medien Unterschiede in Hinblick auf ihre politischen Ausrichtungen festmachen?
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
1. Einleitung
2. Theoretischer Hintergrund
2.1 Funktionen der Massenmedien
2.1.1Massenmedien und Gesundheitskommunikation
2.1.2 Auslandsberichterstattungen
2.2 Das Afrikabild in den deutschen Medien
2.3 Mediale Darstellung von Seuchen und Epidemien in Afrika
2.4 Forschungsschwerpunkt der Arbeit
3. Methodisches Vorgehen
3.1 Qualitative Inhaltsanalyse
3.2 Sample
3.2.1 Stichprobenbeziehung
3.2.2 Stichprobenbeschreibung
3.3 Erhebung
3.3.1 Codierleitfaden
3.3.2 Codierung
3.4 Auswertung
3.5 Gütekriterien
4. Ergebnisse
5. Diskussion
6. Literaturverzeichnis
Anhang
Codierleitfaden
Abstract
Angesichts der COVID-19 Pandemie setzt sich diese Untersuchung mit COVID-Berichterstattungen in Hinblick auf den afrikanischen Kontinent auseinander. Ziel dieser inhaltsanalytischen Untersuchung ist es die formalen und inhaltlichen Strukturen von Afrikaberichterstattungen in Anbetracht des Pandemiejahres 2020 zu analysieren, um dann wiederrum Rückschlüsse über das konstruierte Afrikabild in Zeiten von COVID-19 bilden zu können. Für die Analyse werden bisherige Studien zu Krisenkommunikation und Auslands- und Afrikaberichterstattungen herangezogen. Es wurden 105 Beiträge der vier großen überregionalen Tageszeitungen SZ, Die Welt, taz und FAZ untersucht. Die Analyse der Beiträge zeigt auf, dass sich in vielen der untersuchten Beiträgen Aspekte wiederfinden lassen, die typisch für Afrika bzw. Auslandsberichterstattungen und somit ein bestimmtes stereotypisches Bild von Afrika konstruiert wird unter anderem Dramatisierung in Form von Spekulationen, Deutschlandbezug oder die Erwähnung von Strukturlosigkeit. Allerdings lassen sich auch einige Aspekte, die sonst in bisherigen Studien zum Afrikabild in den Medien angeprangert werden, für die folgende Untersuchung nicht bestätigen. Dies spricht wiederrum für den Weg zu einer vielfältigeren Afrikaberichterstattung in deutschen Medien.
Schlagwörter
Corona; COVID-19; Massenmedien; Krisenkommunikation; Auslandsberichterstattungen; Afrika; Medien; Afrikaberichterstattungen; Nachrichtenfaktoren; Afrikabild; Die WELT; SZ; taz; FAZ
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: monatliche Verteilung der Beiträge
Abbildung 2: Verteilung der Artikel
Abbildung 3: Zugängliche Artikel WELT
Abbildung 4: Zugängliche Artikel FAZ
Abbildung 5: Länge der Artikel
Abbildung 6: Anteil der Quellen/Verfasser
Abbildung 7: Ressorts-Anteil in Zahlen
Abbildung 8: erwähnten afrikanische Länder mit Anteil
Abbildung 9: Gesellschaftlicher Bereich afrikanischer AkteurInnen und Anteil in Zahlen
Abbildung 10: Gesellschaftlicher Bereich nicht-afrikanischer AkteurInnen und Anteil in Zahlen
Abbildung 11: Anteil der Häufigkeit von Beiträgen in einem Artikel
Abbildung 12: Anteil der Artikel mit Beiträgen von NGO
Abbildung 13: Anteil der Häufigkeit von Beiträgen globaler Institutionen
Abbildung 14: Anteil der Artikel mit Beiträgen globaler Institutionen
Abbildung 15: Anteil der Artikel mit Deutschlandbezug
Abbildung 16: Anteil der Hilfe/Zusammenarbeit mit Institutionen/externen Regierungen
Abbildung 17: Anteil der Artikel mit Erwähnungen von Toten mit Anzahl
Abbildung 18: Anteil der Artikel mit Erwähnung von Strukturlosigkeit
Abbildung 19: Anteil der Artikel mit spekulativen Erwähnungen
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Zusammenfassende Technik anhand der Kategorie Themensetzung
Tabelle 2: Strukturierende Technik anhand der formalen Kategorie Umfang
Tabelle 3: Strukturierung anhand der inhaltlichen Kategorie Akteure
Tabelle 4: Kategorie Themensetzung mit den Themen und jeweiligen Blöcken
1. Einleitung
Im Winter 2019 tritt die damals noch unbekannte Infektionskrankheit COVID-19 erstmals in der Stadt Wuhan in China auf. Die Krankheit ist auf ein Coronavirus zurückzuführen und kann in schwerwiegenden Fällen vor allem die Lunge und weitere Organe befallen (vgl. Robert Koch-Institut, 2021). Aufgrund der hohen Ansteckungsgefahr und der rasanten Verbreitung wurden weltweit Maßnahmen wie Einreisebeschränkungen, räumliche Distanzierung und Ausgangssperren ergriffen.
Auf Basis der Erfahrungen mit vorherigen Epidemien haben einige afrikanische Staaten schon früh Maßnahmen wie Einreisebeschränkungen ergriffen, um die Verbreitung des Virus einzudämmen. Insbesondere in Hinblick auf die soziale und ökonomische Lage in den Ländern des globalen Südens gibt es jedoch skeptische Stimmen bezüglich der Möglichkeiten von strengen Maßnahmen zur Eindämmung des Virus. Die räumliche Distanzierung sei für die Eindämmung zwar notwendig, aber sie sei insbesondere in dicht besiedelten Wohngebieten wie Slums eine Herausforderung (vgl. Barnett-Howell et al., 2021). Laut ExpertInnen stellen die Maßnahmen eine Existenzgefahr für viele Personen dar, die auf die Arbeit im informellen Sektor angewiesen sind (vgl. Barnett-Howell et al., 2021). Dies treffe vor allem Menschen in den Ländern des globalen Südens (vgl. Barnett-Howell et al., 2021). Mitte Januar 2020 verbreitete sich das Virus auch außerhalb der chinesischen Nationalgrenzen. Mitte Februar 2020 erreichte es erstmals den afrikanischen Kontinent und die WHO erklärte COVID-19 einen Monat später zur Pandemie (vgl. mdr, 2020). Ägypten bestätigte als erstes afrikanisches Land eine COVID-19 Infektion. Ab Mai 2020 waren ausnahmslos alle afrikanischen Staaten betroffen (vgl. Sturmer, 2020). ExpertInnen, Hilfsorganisationen, PolitikerInnen und PhilanthropInnnen sagten in den Anfängen der Pandemie vor allem für Afrika dramatische Szenarien vorher. Aufgrund von verbreiteten Vorerkrankungen wie Tuberkulose und HIV, prekären Wohnsituationen und dem unzureichenden Gesundheitssystem in vielen afrikanischen Ländern, befürchtet die UN-Wirtschaftskommission für Afrika in einem Bericht vom April 2020, dass im schlimmsten Falle 3,3 Millionen Menschen in Afrika an dem COVID-Virus sterben könnten (vgl. United Nations. Economic Commission for Africa, 2020). Im besten Falle würden nach Bericht nur 300 000 Menschen auf dem Kontinent an dem Virus sterben (vgl. United Nations. Economic Commission for Africa, 2020). Hinsichtlich der ökonomischen Schäden befürchtete die regionale Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen, dass die Pandemie Afrikas Wirtschaft um 1,8 bis zu 2,6 % verlangsamen könnte (vgl. United Nations. Economic Commission for Africa, 2020). Dies wiederum würde schlussendlich auch den Abstieg in die extreme Armut für Millionen von AfrikanerInnen bedeuten (vgl. United Nations. Economic Commission for Africa, 2020).
Aufgrund der sozialen und ökonomischen Relevanz des Themas wird sich die vorliegende Untersuchung mit den Afrikaberichterstattungen in deutschen überregionalen Tageszeitungen in Hinblick auf COVID-19 im Jahr 2020 befassen. Die Afrikaberichterstattungen in westlichen Medien werden in medienwissenschaftlichen und postkolonialen Studien des Öfteren angeprangert. Einseitige Fixierung auf Negativität und starker Ethnozentrismus und Sensationalismus, sind nur drei von vielen Vorwürfen.
Diese Arbeit hat es sich daher zum Ziel gemacht die formale und inhaltliche Struktur von Afrikaberichterstattungen in Anbetracht des Pandemiejahres 2020 zu analysieren, um dann wiederum Rückschlüsse auf das konstruierte Afrikabild in Zeiten von COVID-19 bilden zu können. Die erste Forschungsfrage lautet daher: Welche Nachrichtenfaktoren/Aspekte spielen in den untersuchten Beiträgen zu Afrika bzw. afrikanischen Ländern der COVID-19-Pandemie eine Rolle?
Für die inhaltsanalytische Untersuchung wurden die vier deutschen überregionalen Tageszeitungen SZ, WELT, FAZ und taz herangezogen. Alle vier Zeitungen weisen verschiedene politische Ausrichtungen auf. Daher geht die Studie einer weiteren Forschungsfrage nach: Lassen sich in den Berichterstattungen der vier Medien Unterschiede in Hinblick auf ihre politischen Ausrichtungen festmachen?
Die Studie beschäftigt sich mit Auslandsberichterstattungen in einer Pandemiesituation. Daher wird sich das zweite Kapitel zunächst mit der Funktion der Massenmedien in Anbetracht einer gesundheitlichen Krise beschäftigen und einen Blick auf Studien zu Auslandsberichterstattung und Afrikaberichterstattung werfen. Anschließend soll auf Basis der theoretischen Erarbeitung der Forschungsschwerpunkt vorgestellt werden. Im dritten Teil erfolgt die Darstellung des methodischen Vorgehens. Es wird ein Blick auf die Methode der qualitativen Inhaltsanalyse, Stichprobenbeziehung, Erhebung inklusive Erläuterung des Erhebungsinstruments und die Auswertung geworfen. Im vierten Kapitel soll auf die Ergebnisse der Analyse eingegangen werden und im Diskussionsteil werden schlussendlich die Forschungsfragen beantwortet.
2. Theoretischer Hintergrund
Nachdem im vorherigen Kapitel unter anderem die COVID-19 Situation in Afrika und die damit einhergehende soziale und ökonomische Relevanz aufgezeigt wurde, soll die theoretische Fundierung der Arbeit folgen. Zunächst sollen die Funktionen der Massenmedien in Anbetracht von Gesundheitskommunikation und Auslandsberichterstattungen beleuchtet werden, um die Relevanz der Medien als Kommunikatoren in einer globalen Gesellschaft und in Zeiten einer Gesundheitskrise darzustellen. Danach stehen bereits durchgeführte inhaltsanalytische Untersuchungen zu Afrikabildern in den Medien im Fokus. Anschließend folgen bisherige Studien zur medialen Darstellung von Seuchen und Epidemien in Hinblick auf Afrika. Die Darstellung dient nicht nur der Veranschaulichung der schon vorhandenen Studien in diesem Forschungsfeld, sondern sie dient der Forscherin später auch als Anhaltspunkt für das methodologische Vorgehen der vorliegenden Forschungsarbeit. Schlussendlich wird der Forschungsschwerpunkt der Arbeit näher erläutert.
2.1 Funktionen der Massenmedien
Die Massenmedien haben einen bedeutsamen Stellenwert in der Gesellschaft und beeinflussen unser Denken und unsere Sichtweisen in hohem Maße. Im Schnitt benutzen 99 % der Menschen in Deutschland bis zu sieben Stunden am Tag Medien (vgl. Kupferschmitt & Müller, 2020). Da die Zivilgesellschaft auf die Informationsfunktion der Medien angewiesen ist, besteht ihre wichtigste Aufgabe darin, der Öffentlichkeit gesellschaftlich relevante Informationen zur Verfügung zu stellen:
„Ihre „öffentliche Aufgabe“ erfüllen die Medien dadurch, dass sie an der freien, individuellen und öffentlichen Meinungsbildung mitwirken, indem sie zu Angelegenheiten von allgemeiner Bedeutung Nachrichten sowie Informationen beschaffen und verbreiten, die jeder Einzelne benötigt, um sich in der Gesellschaft zurechtzufinden" (Bundeszentrale für politische Bildung, 2010, S. 6).
Indem Medien die Öffentlichkeit mit wichtigen Informationen versorgen und auch eine politische Kontrollfunktion einnehmen, tragen sie zur freien politischen Meinungsbildung bei und nehmen somit auch einen relevanten Platz in einer demokratischen Gesellschaft ein (vgl. Bundeszentrale für politische Bildung, 2010). Daher werden Medien neben der Exekutive, Legislative und Judikative auch als vierte Gewalt bezeichnet:
„In einer Demokratie dient der Journalismus schließlich als vierte Gewalt und soll es denn Bürgerinnen und Bürgern durch die Berichterstattung über aktuelle Ereignisse ermöglichen sich ihre eigene Meinung von diesen zu bilden“ (Rothhaar, 2019, S. 12).
Jedoch sind die Medien in einer Demokratie keine passiven Nachrichtenboten. Sie sind auch an dem Prozess der Herstellung von Öffentlichkeit beteiligt, indem sie kommentieren, kritisieren, Stimmen sichtbar machen und Themen für die Öffentlichkeit setzen (vgl. Bundeszentrale für politische Bildung, 2010). Abgesehen von Ihrer demokratischen Funktion, sind Medien auch eine bildende Instanz (vgl. Bundeszentrale für politische Bildung, 2010). Sie haben die Verantwortung sowohl über politisch als auch über weitere gesellschaftlich relevante Themen aufzuklären.
2.1.1Massenmedien und Gesundheitskommunikation
In Zeiten von Krisen ist eine mediale Aufklärung der Zivilgesellschaft mithilfe von TV, Radio, Zeitung etc. ausschlaggebend. Medien sind im Grunde genommen angehalten über die Gesundheitskrise zu berichten, ansonsten würden sie ihre Funktion verfehlen (vgl. Nölleke, 2017). Für die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung sind Massenmedien in Krisen die ersten und einzigen Anlaufstellen (vgl. Rossmann & Brosius, 2013). Ein Beispiel hierfür sind die Befunde des Gemeinschaftsprojektes COSMOS der Universität Erfurt. Das Projekt hat seit den Anfängen der COVID-Pandemie mehrwellige Befragungen mit wöchentlichen Abständen durchgeführt (vgl. Universität Erfurt et al., 2020). Die Stichprobe stellt mit jeweils ca. 1.000 Personen pro Befragungswelle eine repräsentative Geschlechterverteilung und die Verteilung der 18-74-Jährigen in Deutschland dar (vgl. Universität Erfurt et al., 2020). Ziel des Projektes ist es, die Wahrnehmung über die COVID-Pandemie innerhalb der Bevölkerung in Deutschland einzufangen (vgl. Universität Erfurt et al., 2020). Eines der Themen, mit denen sich die Studie befasst, ist das Informationsverhalten während der Pandemie. Zwischen März 2020 und Februar 2021 gaben jeweils 59 –76 % der Personen an, dass sie sich sehr bis eher häufig über die Pandemie in den Medien informieren (vgl. Universität Erfurt et al., 2020).
Auch die Befunde der repräsentativen Bevölkerungsumfrage im Rahmen der Bertelsmann Stiftung zur Suche von Gesundheitsinformationen im Internet, bestätigen die Relevanz der Massenmedien in Hinsicht von Gesundheitskommunikation (vgl. Marstedt, 2018). In standardisierten Telefonbefragungen wurden 1074 Internetnutzer aus Deutschland über die Nutzung des Internets als Gesundheitsratgeber befragt (vgl. Marstedt, 2018). Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass 62 % der Bevölkerung sich vor allem über traditionelle Medien wie Fernsehen, Radio, Zeitungen und Zeitschriften informieren (vgl. Marstedt, 2018). Auf Basis der Befunde kann man schlussfolgern, dass Massenmedien eine große Verantwortung haben, wenn es zur Gesundheits- und Krisenkommunikation kommt. Daher sind sie vor allem in Krisensituationen zur großen Sorgfalt angehalten (vgl. Schäfer, 2020). Der deutsche Presserat hat aus diesem Grund im Pressekodex die Ziffer 14 aufgenommen, die sich speziell an Medizin-Berichterstattung richtet:
„Bei Berichten über medizinische Themen ist eine unangemessen sensationelle Darstellung zu vermeiden, die unbegründete Befürchtungen oder Hoffnungen beim Leser erwecken könnte. Forschungsergebnisse, die sich in einem frühen Stadium befinden, sollten nicht als abgeschlossen oder nahezu abgeschlossen dargestellt werden“ (Deutscher Presserat, 2019, S. 11).
Medien können die Meinung und die Risikowahrnehmung von Individuen beeinflussen und demnach auch, wie RezipientInnen sich verhalten – zum Beispiel im Hinblick auf das Befolgen von Hygieneregeln (vgl. Rossmann & Brosius, 2013). Nach Rossmann und Brosius (2013) kann das große Vertrauen auf Medien in Zeiten von gesundheitlichen Krisen einen Vorteil, aber auch einen Nachteil mit sich ziehen:
„Dies eröffnet nun einerseits die Möglichkeit, Massenmedien bewusst einzusetzen, um über Gesundheitsrisiken aufzuklären. Andererseits birgt die Thematisierung von Gesundheit in diesem Rahmen auch Risiken, etwa wenn bestimmte Themen überbetont und andere, eigentlich wichtigere Themen vernachlässigt werden“ (Rossmann & Brosius, 2013, S. 118).
Schäfer (2020) hat sich in einem Beitrag mit den Schwierigkeiten und der Verantwortung des Journalismus während der COVID-Pandemie auseinandergesetzt. Unter anderem geht er den Vorwürfen der Dramatisierung und der Vereinfachung seitens des Journalismus in Gesundheitskrisen nach. Er kommt trotz der noch fehlenden Studien zum Ausmaß von fehlerhaften Berichterstattungen während der COVID-Pandemie zu der Schlussfolgerung, dass es in den Anfängen teilweise problematische und fehlerhafte Berichterstattungen gab (vgl. Schäfer, 2020). Auch Nölleke (2017) weist in seinem Beitrag zu Gesundheitskommunikation in den Massenmedien auf die Panikmache und die Verbreitung von unsicheren Informationen im Zuge der Schweinegrippe hin. Er bezeichnet es als „Boulevardisierung von Berichterstattung“ (Nölleke, 2017, S. 73). Mediale Inhalte werden dabei sehr emotional, dramatisch und personalisiert dargestellt (vgl. Nölleke, 2017). Zudem wecken insbesondere drastische und negative Ereignisse wie steigende Todeszahlen die Aufmerksamkeit von JournalistInnen und Redaktion (vgl. Nölleke, 2017; Schäfer, 2020). Krisensituationen wie eine Pandemie sind überraschende und dynamische Ereignisse – geprägt von Unsicherheit (vgl. Nölleke, 2017). Allerdings tendieren JournalistInnen dazu mit unsicheren Befunden und Inhalten zu spekulieren (vgl. Nölleke, 2017; Schäfer, 2020).
2.1.2 Auslandsberichterstattungen
Relevanz und Definition von Auslandsberichterstattungen
In einer vernetzten Welt sind internationale Geschehnisse von immer größerer Bedeutung. Die Verflechtungen sind in nahezu allen gesellschaftlichen Bereichen bemerkbar, sei es Kultur, Politik, Wirtschaft oder Klimawandel. Auch die derzeitige COVID-19-Pandemie ist mitunter als Folge der globalisierten Gesellschaft zu verstehen. Die funktionale und inhaltliche Betrachtung von Auslandsberichterstattungen ist aufgrund der immer enger zusammenrückenden Gesellschaft auch für die sozialwissenschaftlichen Disziplinen von hohem Stellenwert. Denn die Betrachtung von Auslandsberichterstattung ist immer auch eine Betrachtung von „Selbst- und Fremdbeschreibungen“ (Quandt et.al., 2014, S.1).
Herzog definiert Auslandsberichterstattung folgendermaßen:
„Auslandsberichterstattung im engeren Sinne umfasst Nachrichten über das Ausland in den Nachrichtensendungen im Fernsehen, im Politikteil der Zeitungen, in Nachrichtentickern von Online-Portalen usw. Im weiteren Sinne gehören zur Auslandsberichterstattung aber auch Informationsangebote über Ereignisse und Verhältnisse im Ausland, die kultureller, ökonomischer oder auch touristischer Art sein können (Dokumentationen, Magazinsendungen usw. im Fernsehen, Kulturressort, Wirtschaftsressort, Reiseressort usw. in Zeitungen). Eingegrenzt werden diese Informationsangebote durch ihren journalistischen Charakter, so sind z. B. Werbeseiten der Tourismusbranche im Internet nicht zur Auslandsberichterstattung zu zählen“ (Herzog, 2006, S. 38).
Auslandsberichterstattungen und Ihr Einfluss auf die Wahrnehmung
Auslandsberichterstattungen haben die Kraft, die Vorstellung von Nationenbildern zu formen, sowohl positiv als auch negativ (vgl. Rothhaar, 2019). Der große Einfluss auf die Fremdwahrnehmung durch Auslandsberichterstattungen, ist auf die unzureichende Erfahrung aus erster Hand mit Ländern und Kulturen außer Reichweite zurückzuführen:
„Nirgendwo ist dieser Einfluss auf die Weltwahrnehmung deutlicher als im Bereich der Auslandsberichterstattung. Denn hier verfügt der Einzelne selten über Primärerfahrungen und Erlebensmöglichkeiten, da sich die Berichterstattungsgegenstände weit außerhalb der Reichweite des Einzelnen bewegen. Letztlich basiert ein großer Teil dessen, was über andere Länder und Kulturen bekannt ist, auf medienvermittelten Informationen; und hier spielt das Fernsehen die zentrale Rolle, da es im Wortsinne eindrückliche ‚Welt-Bilder‘ vermittelt“ (Quandt et al., 2014, S. 1).
Hafez (2005) stellt einen Vergleich zwischen der Wahrnehmung des Medienbildes der eigenen gesellschaftlichen Umgebung und der Wahrnehmung medialer Fremdbilder über andere Länder und Kulturen her:
„Während nämlich Bilder der gesellschaftlichen Nahwelt durch eine Synthese aus Primär,- Sekundärsozialisation und direkter Erfahrung entstehen, fehlt dem Verbraucher bei der Verarbeitung von Informationen über andere Nationen oder Kulturen in der Regel die direkte Erfahrung" (Hafez, 2005, S. 39).
Politische Relevanz von Auslandsberichterstattungen und einseitiger Nachrichtenfluss
Aufgrund der Tatsache, dass die Wahrnehmung von anderen Weltregionen und Kulturen zum großen Teil durch Medien entsteht, sind Auslandsberichterstattungen nicht nur reine Informationsvermittlung. Sie vermitteln eben auch Wissen über andere Länder (vgl. Herzog, 2006). Eine angemessene Berichterstattung über andere Länder und Weltregionen ist daher von hoher Relevanz (vgl. Herzog, 2006). Auslandsberichterstattungen können nämlich zum Politikum werden und sind für internationale Beziehungen und den internationalen Frieden gar ein wichtiger Faktor (vgl. Herzog, 2006). In den 70er Jahren forderten die Blockfreien Staaten – eine Organisation, die sich aus Entwicklungs- und Schwellenländern zusammensetzt, im Zuge der Entkolonialisierung, eine Umstrukturierung des globalen Kommunikationsaustausches. Ziel alldem war es, dem einseitigen Medienfluss durch die Industriestaaten entgegenzusteuern. Dies führte auch innerhalb der UNESCO zur Debatte über eine neue Weltinformations- und Kommunikationsordnung, die den ungleichen Nachrichtenfluss und die Mediendarstellung von Ländern im globalen Süden in Frage stellte. Im Zuge der Debatte über das Ungleichgewicht im globalen Informationsaustausch, ließ die UNESCO 1985 eine Studie über den Nachrichtenfluss in 29 Ländern unter anderem in Nigeria, BRD, Indien, Iran, Malaysia, Jugoslawien etc. durchführen (vgl. Sreberny, 1985). Mithilfe einer Inhaltsanalyse wurden Auslandsberichterstattungen in ausgewählten Presse- und Rundfunkmedien untersucht. Die ForscherInnen kamen zu folgenden Ergebnissen:
- Die Analyse hat aufgezeigt, dass in nahezu allen Mediensystemen Regionalismus vorherrscht (vgl. Sreberny, 1985).
- Die Studie konnte den einseitigen Nachrichtenfluss bestätigen. Auslandsnachrichten werden vor allem von westlichen Nachrichtenagenturen und KorrespondentInnen bezogen (vgl. Sreberny, 1985). Hingegen fanden Quellen aus nicht-westlichen Ländern wenig Erwähnung (Sreberny, 1985).
- Internationale Berichterstattungen fokussieren sich vor allem auf das Themenfeld Politik (vgl. Sreberny, 1985).
- Die Länder des globalen Südens erhalten vor allem Erwähnung in Zusammenhang mit politischen, gesellschaftlichen oder humanitären Krisen (vgl. Sreberny, 1985).
Die Dominanz westlicher Nachrichtenagenturen bestätigt auch Sturmer (2013) in seinem Buch ‚Afrika – Plädoyer für eine differenzierte Berichterstattung‘, in dem er der Frage nach dem vorherrschenden Afrikabild in den deutschen Medien nachgeht. In Deutschland spielen vor allem die Meldungen der Nachrichtenagenturen Deutsche Presseagentur (DPA), Associated Press (AP), Agence France Press (AFP) und Reuters eine große Rolle (vgl. Sturmer, 2013). Dass vor allem die großen Nachrichtenagenturen als journalistische Quellen dienen, mag daran liegen, dass sie zeitlich und preiswert Informationen liefern können (vgl. Sreberny, 1985). Die Dominanz der westlichen Nachrichtenagenturen innerhalb der globalen Kommunikation, kann aber auch eine einseitige Berichterstattung zur Folge haben (vgl. Sreberny, 1985). Rothhaar (2019) kommt in ihrer Untersuchung zur Darstellung von anderen Nationen in deutschen Onlinemedien allerdings zu dem Ergebnis, dass die meisten Quellen aus den jeweiligen Ländern entstammen – gleichgültig ob Industrie-, Schwellen- und Entwicklungsländern.
Negativität in Auslandsberichterstattungen und Selektion
Dennoch scheinen insbesondere die Ergebnisse zur Themenfokussierung bezüglich Auslandsberichterstattungen laut späteren Studien ihre Gültigkeit noch zu haben. Negative Schlagzeilen kommen immer gut an, aber vor allem bei Auslandsberichterstattungen stehen negativ belastete Themen wie Kriege oder Krisen im Vordergrund (vgl. Hafez, 2005). Dies hat zur Folge, dass nicht alle Wirklichkeiten und Narrative abgebildet werden (vgl. Quandt et al., 2014). Dass nicht alle Neuigkeiten als journalistische Nachrichten aufgenommen werden können, hat einen einfachen Grund: JournalistInnen, Redaktionen aber auch RezipientInnen werden jeden Tag mit Informationen überflutet (vgl. Rossmann & Brosius, 2013). Zeitungen, Fernseher und Hörfunk haben nur beschränkt Platz und können daher nicht alle aktuellen Geschehnisse aufnehmen (vgl. Rossmann & Brosius, 2013). Die Selektion aus zahlreichen Nachrichten ist daher eines der wichtigsten Aufgaben im Journalismus:
„Oberster Grundsatz bei der journalistischen Arbeit ist die Reduktion von Komplexität. Es kann nicht über jedes Ereignis berichtet werden, also muss der Journalist Themen auswählen bzw. aus dem komplexen Geschehen Relevantes herausfiltern“ (Burkhardt, 2009, S. 130).
Die Selektion erfolgt jedoch nicht allein aufgrund der Vorstellungen der JournalistInnen oder des Redaktionsbüros. Sie orientiert sich auch an den Wünschen, Erwartungen und Vorkenntnissen der RezipientInnen (vgl. Maier et al., 2018):
„Sie müssen eine sinnvolle Themenwahl treffen und die Komplexität der Welt für den Rezipienten auf ein verständliches Maß reduzieren“ (Burkhardt, 2009, S. 129).
Nachrichtenfaktoren und Nachrichtenwerttheorie
Der Selektionszwang führt dazu, dass JournalistInnen nach stereotypen Mustern Ereignisse selektieren, die einer Nachricht wert sind (vgl. Burkhardt, 2009). Mit der Zeit wird der Selektionsvorgang zur Routine und Nachrichten, die nicht in das Schema passen, werden somit des Öfteren übersehen (vgl. Burkhardt, 2009). Ein Ereignis sollte also bestimmte Merkmale besitzen um als Nachricht erkannt und aufgenommen zu werden. Wenn ein Ereignis solche Merkmale nicht aufweisen kann, ist es auch keiner Nachricht wert und wird in der Regel auch nicht als solche erkannt (vgl. Maier et al., 2018). Die Nachrichtenforschung bezeichnet solche Merkmale als Nachrichtenfaktoren. Diese werden wie folgt definiert:
"Gemäß dieser Definition sind Nachrichtenfaktoren Ereignismerkmale, die Journalisten bei ihrer Entscheidung, ob und mit welcher Aufmerksamkeit sie über Ereignisse berichten, maßgeblich beeinflussen" (Maier et al., 2018, S. 18).
Burkhardt bezeichnet Nachrichtenfaktoren als „…eine Erklärung dafür, warum ein Ereignis aus der Masse heraussticht und von Journalisten zur Publikation ausgewählt wird“ (Burkhardt, 2009, 129). Je mehr Nachrichtenfaktoren ein Ereignis erhält, umso höher steigt auch der Nachrichtenwert (vgl. Galtung & Ruge, 1965).
Zunächst muss erwähnt werden, dass Nachrichtenfaktoren keine gegebenen Faktoren in der journalistischen Arbeit sind (vgl. Burkhardt, 2009). Nachrichtenfaktoren sind nicht objektiv, da verschiedene JournalistInnen ein Ereignis aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten würden (vgl. Burkhardt, 2009). Dennoch konnten unterschiedliche Studien, unter anderem die Vorreiterstudien von Galtung und Ruge (1965) und Östgaard (1965), ein Schema bezüglich des Selektionsverfahrens feststellen. Östgaard (1965) ging in seiner Studie ‚Factors influencing the Flow of News‘ den Ursachen des internationalen Nachrichtenflusses nach. Galtung und Ruge (1965) setzten sich in ihrer inhaltsanalytischen Studie ‚The Structure of Foreign News‘ mit der Darstellung der Kongo-, Kuba- und Zypernkrise in vier norwegischen Tageszeitungen auseinander. Nachrichtenfaktoren spielen im Selektionsverfahren eine Rolle, gleichgültig, ob es sich um Nachrichten aus der Region oder Auslandsnachrichten handelt. Drei Faktoren sind für den Nachrichtenwert eines Ereignisses besonders wichtig. Zum einen ist es der Faktor Simplifikation – Ereignisse dürfen nicht allzu komplex sein (vgl. Östgaard, 1965). Zum anderen ist es das Kriterium des Sensationalismus (vgl. Östgaard, 1965). Konfliktreiche beziehungsweise krisenreiche Ereignisse haben einen hohen Nachrichtenwert, da sie dramatisch bzw. emotional aufgeladen sind (vgl. Östgaard, 1965). Ein weiterer bedeutsamer Faktor ist die Identifikation seitens der RezipientInnen – bekannte Persönlichkeiten und die Nähe zu RezipientInnen (vgl. Östgaard, 1965). Weitere kulturunabhängige Faktoren sollen vollständigkeitshalber kurz erwähnt, aber nicht weiter erläutert werden: Frequenz, Schwellenfaktor, Eindeutigkeit, Bedeutsamkeit, Konsonanz, Überraschung, Kontinuität und Variation (vgl. Galtung & Ruge, 1965). Zusätzlich konnten Galtung und Ruge auch kulturabhängige Nachrichtenfaktoren festmachen, die für die vorliegende Arbeit von Interesse sind:
- Bezug zu Elitenationen – über Ereignisse, die in militärisch, politischen und wirtschaftlich stärkeren Länder stattfinden, wird eher berichtet als über Länder, die der Peripherie zuzuordnen sind (vgl. Galtung & Ruge, 1965).
- Bezug zu Elitepersonen – wenn bekannte Persönlichkeiten verwickelt sind, erhöht es den Nachrichtenwert eines Ereignisses (vgl. Galtung & Ruge, 1965).
- Personalisierung – bevorzugt werden Ereignisse in denen Geschichten bzw. Schicksale von Personen im Vordergrund stehen (vgl. Galtung & Ruge, 1965).
- Negativismus – negative Ereignisse wie Krieg, Krisen, Schaden oder Tod werden bevorzugt (vgl. Galtung & Ruge, 1965).
Rothhaar (2019) konnte in ihrer Studie bestätigen, dass der Faktor Negativität bei Auslandsberichterstattung verstärkt auftritt, insbesondere bei Entwicklungsländern. Des Weiteren spielten in den untersuchten Auslandsnachrichten vor allem Elitepersonen die Hauptrolle (vgl. Rothhaar, 2019). Laut Galtung und Ruge (1965) werden bei Berichterstattungen aus dem Ausland oftmals die Merkmale betont, die der Nachricht ihren Wert geben. Diese Verzerrung führt unter anderem zu einer einseitigen Wahrnehmung von Ländern, die sich in der Nachrichtenperipherie befinden (vgl. Östgaard, 1965). Somit lässt sich die Einteilung der Welt in „Topdog“ und „Underdog“ -Nationen, auch an den Auslandsberichterstattungen der nationalen Mediensysteme dieser Welt erkennen (Galtung & Ruge, 1965, S. 64).
2.2 Das Afrikabild in den deutschen Medien
Das Ungleichgewicht des globalen Nachrichtenflusses und die Verzerrung von Ereignissen durch die Betonung von Nachrichtenfaktoren, lässt sich insbesondere an den Berichterstattungen über afrikanische Länder erkennen. Nur wenige Länder, Themen und Perspektiven schaffen es in die nationalen Auslandsberichterstattungen (vgl. Hafez, 2005). Afrika belegt bei Auslandsberichterstattungen in westlichen Medien den vorletzten Platz vor Südamerika (vgl. Beer, 2010). Beer (2010) untersucht in seinem Beitrag ‚News from and in the Dark Continent‘ den vorherrschenden Afropessimismus in Berichterstattungen. In einer inhaltsanalytischen Untersuchung hat er Fernsehbeiträge aus drei westlichen Staaten (USA, Großbritannien, Deutschland), aus arabischen Ländern (Katar, Arabische Emirate) und aus Südafrika analysiert, um der Darstellung von Afrika in den Medien nachzugehen (vgl. Beer, 2010). Er kommt unter anderem zu dem Ergebnis, das ca. 54 % der Afrikaberichterstattungen in den westlichen Medien negativ ausfallen (vgl. Beer, 2010). Das negative Bild des Kontinents resultiert unter anderem aus einer kolonialen und rassistischen gewachsenen Darstellung von Afrika. Die Vorstellung von Afrika als dunklen Kontinenten nahmen trotz realistischer Reiseberichte von arabischen Expeditionen schon im Mittelalter ihren Lauf (vgl. Dilg, 1999). Im Zuge des transatlantischen Handels und des Kolonialismus erhielt das negative Image von Afrika eine Blüte, um die Gräueltaten zu rechtfertigen (vgl. Mükke, 2009). Das Bild des dunklen Kontinents und der vermeintlichen wilden und kulturlosen AfrikanerInnen, sollen schon damals zu einem „aggressiven Rassismus“ innerhalb der Gesellschaft geführt haben – obwohl es der überwiegenden Mehrheit an Primärerfahrungen mit Afrika und Personen aus Afrika mangelte (Dilg, 1999, S. 245).
Überwiegende Themensetzungen in Afrikaberichterstattungen und Nachrichtenfaktor Negativität
Trotz der kulturellen, sozialen, wirtschaftlichen und politischen Diversität innerhalb des afrikanischen Kontinents, herrscht laut Studien auch heute noch eine postkoloniale Vorstellung von Afrika in Medien und inmitten Gesellschaft (vgl. Hänsch, Rieß, Ritzer & Wagner, 2018). Laut verschiedenen Studien sind die fünf K‘s: Krieg, Krise, Katastrophen, Krankheiten, Kriminalität in Afrikaberichterstattungen sehr präsent (vgl. Hänsch, Rieß, Ritzer & Ivo, 2018; vgl. Hänsch, Rieß, Ritzer & Wagner, 2018; Kreutler & Fengler, 2014; Mükke, 2009; Sturmer, 2013). Glodzinski (2010) kommt in seiner Diplomarbeit über die Konstruktion von Afrika in deutschen Printmedien zu dem Ergebnis, dass die fünf K-Themen Kriege, Krisen, Katastrophen, Krankheit, Korruption und Kriminalität einen Anteil von 47,93 % der Afrikaberichterstattungen ausmachen. In seiner vergleichenden Inhaltsanalyse konnte er Unterschiede zwischen verschiedenen Printmedien bezüglich des Anteils der K-Themen feststellen: Spiegel (62,07 %), FAZ (54,40 %), SZ (46,34 %), ZEIT (41,94 %), TAZ (40,63 %) (vgl. Glodzinski, 2010). Dilg (1999) führte im Zeitraum von 1988 bis 1994 eine qualitative Inhaltsanalyse von sieben überregionalen Zeitungen und Nachrichtenmagazinen (FAZ, SZ, FR, Welt, taz, Spiegel und Focus) durch. Er untersuchte 1.440 Artikel über Afrika südlich der Sahara. Auch Dilg (1999) stellt in seiner Analyse bezüglich der Themensetzungen in Afrikaberichterstattungen fest, dass sich 30 % der Artikel um militärische Themen handelte. 17 % der Artikel setzen sich mit Hunger, Krankheit, Überbevölkerung, Flüchtlings – und Umweltkatastrophen auseinander (vgl. Dilg, 1999). Weitere 10 % der Artikel beleuchteten Menschenrechtsverletzungen, Korruption und Machtmissbrauch in afrikanischen Ländern (vgl. Dilg, 1999).
Die meisten Beiträge zu Afrika fallen laut diversen Studien zu Afrikaberichterstattungen in den deutschen Medien unter das Themenfeld Politik (vgl. Dilg, 1999; Kreutler & Fengler, 2014; Mükke, 2009; Wimmer, 2003). Dabei lassen sich nach der Studie von Kreutler und Fengler (2014) Unterschiede hinsichtlich der Themenausrichtung verschiedener Zeitungen feststellen. Vor allem die FAZ konzentriert sich auf Wirtschaftsthemen, wohingegen die taz und die Welt sich bei Afrikaberichterstattungen vor allem auf Gesellschaftsthemen fokussieren (vgl. Kreutler & Fengler, 2014). Kreutler und Fengler (2014) haben im Zeitraum von April/Mai 2013 die Afrikaberichterstattungen in den deutschen Medien betrachtet. Dabei haben sie überregionale Tageszeitungen (FAZ, Süddeutsche Zeitung, Welt, Frankfurter Rundschau, taz und Bild) und die größte Regionalzeitung in Deutschland WAZ analysiert, “…um zum einen ein breites Spektrum politischer und weltanschaulicher Ausrichtungen bei den überregionalen Qualitätszeitungen abzudecken und zum anderen auch die wichtigste Boulevardzeitung sowie einen bedeutenden Vertreter der regionalen Abonnementzeitungen in den Blick zu nehmen" (Kreutler & Fengler, 2014, S. 55).
Insgesamt lässt sich sagen, dass der überwiegende Anteil der Studien zu Afrikaberichterstattungen negativ ausfällt (vgl. Beer, 2010; Dilg, 1999; Mükke, 2009; Wimmer, 2003). Wimmer (2003) konnte in seiner Inhaltsanalyse über Afrikaberichterstattungen Unterschiede im Anteil positiver und negativer Beiträge zwischen den untersuchten Tageszeitungen feststellen. Die SZ hatte im Untersuchungszeitraum einen Anteil von 9,6 % positiver Beiträge, 19,1 % der Afrikabeiträge sind als neutral einzustufen und 71,3 % hatten einen negativen Tenor (vgl. Wimmer, 2003). Die untersuchten Berichterstattungen der taz waren zu 73,9 % negativ, zu 16,4 % neutral und die restlichen 9,7 % der Beiträge sind laut Wimmer (2003) als positiv einzustufen. Die FAZ berichtet wertfreier: 30,8 % der Artikel waren nach Wimmer (2003) neutral, 12,5 % positiv und der negative Anteil machte 56,6 % aus.
Laut Mükke (2009) existiert dieser negative Fokus bezüglich Afrikaberichterstattungen, da man sich vor allem an das heimische Publikum richten muss. Nachrichten aus Afrika müssen daher ausgeprägte Nachrichtenfaktoren wie Dramatisierung, Negativismus und Deutschlandbezug aufweisen (vgl. Mükke, 2009). Mükke (2009) untersucht in seinem Buch, wie Afrikaberichterstattungen zu beschreiben sind und wie die Berichterstattungen überhaupt zustande kommen – also auch die Betrachtung von AkteurInnen und gesellschaftlichen und institutionellen Strukturen hinter den Artikeln. Ausgangspunkt ist die Wahrnehmung einer verzerrten Berichterstattung über Afrika (vgl. Mükke, 2009). In einer repräsentativen Studie analysiert er 1055 Beiträge zum Thema Afrika im Spiegel, dpa, SZ, FAZ, im Zeitraum von 2002 bis 2004 (vgl. Mükke, 2009).
Dass der überwiegende Anteil der Afrikaberichterstattung negativ ausfällt, liegt sehr wahrscheinlich auch daran, dass ein Themenfeld wie Politik viel Negativität bietet. Die Fortschritte des Kontinents werden laut Sturmer (2013) kaum erwähnt. Dilg (1999) kommt zum Beispiel in seiner Inhaltsanalyse zu dem Ergebnis, dass 85 % der Artikel als negativ zu bewerten sind – vor allem in Hinsicht auf politische und militärische Themen (70 %) (vgl. Dilg, 1999). Es ist daher nicht überraschend, dass sich Afrikaberichterstattungen aufgrund des negativ behafteten Themenfeldes Politik vor allem auf politisch instabile Länder fokussieren (vgl. Dilg, 1999).
Wimmer (2003) geht in einer Studie der Frage nach, ob die Medien ein vielfältiges Bild von Afrika aufzeigen. Zusätzlich wirft er auch einen Blick auf den formalen Aufbau, unter anderem Aufmachung, Platzierung, Stilform & Visualisierung, und nimmt unterschiedliche Ressorts und Mediengattungen (Boulevard- und Qualitätsmedien) in den Blick. Hierfür analysiert er Afrikaberichterstattungen im Zeitraum von Januar bis Juni 1991 und 2001, um die Verzerrung durch punktuelle Ereignisse zu vermeiden und Vergleiche zwischen Untersuchungsräumen zu vollziehen (vgl. Wimmer, 2003). Bezüglich der Themensetzung zeigt die Studie von Wimmer (2003) auf, dass wirtschaftliche Themen nach politischen Themen kommen, jedoch auch dieses Themenfeld negativ auffällt. Im Gegensatz zu politischen und wirtschaftlichen Themen schneiden kulturelle Themen über Afrika mit einem Anteil von 46 % positiv ab (vgl. Wimmer, 2003). Sie bilden jedoch das Schlusslicht bei Afrikaberichterstattungen (vgl. Wimmer, 2003).
Kulturabhängige Nachrichtenfaktoren und Afrikaberichterstattungen
Faktor Ethnozentrismus
Einige der hier vorgestellten Untersuchungen konnten, abgesehen von den Faktoren Negativismus, Simplifikation und Sensationalismus, aufzeigen, dass auch die kulturabhängigen Faktoren nach Galtung und Ruge (1965) den Nachrichtenwert eines afrikanischen Ereignisses bestimmen. So kommen Mükke (2009) und Dilg (1999) zu dem Schluss, dass der Nachrichtenfaktor Ethnozentrismus eine entscheidende Rolle in den Medienberichterstattungen einnimmt:
„Ein Afrikakorrespondent befindet sich also sozusagen in einer mehrfachen Zwickmühle. Einmal hat er sich mit den Vorstellungen der Kollegen auseinanderzusetzen. Zum zweiten darf er den Bezug zum Leser nicht verlieren. Der nämlich soll die Hintergründe eines Ereignisses erfassen können. Das zwingt zur Vereinfachung. Drittens setzt sich jeder, der über Afrika schreibt, leicht dem Vorwurf aus, rassistische oder ethnozentristische Begrifflichkeiten zu verwenden. Ein europäischer Blickwinkel ist andererseits nicht zu vermeiden, sind es doch Europäer, die berichten und die in der täglichen Arbeit der kulturellen Kluft, die zwischen ihnen und den Afrikanern liegt, ausgesetzt sind. Diese Problematik der eigenen Rolle ist den Korrespondenten sehr wohl bewußt“ (Dilg, 1999, S. 249).
Ein weiterer Nachrichtenfaktor, der laut Dilg (1999) und Mükke (2009) aus den untersuchten Afrikaberichterstattungen hervorsticht, ist die Involvierung von internationalen Organisationen wie der UN und Elitenationen. Laut der Studie von Mükke (2009) lag der Anteil von nichtafrikanischen AkteurInnen bei 40 %. Nach der Inhaltsanalyse von Kreutler und Fengler (2014) sind vor allem Deutschland, Frankreich und die USA als Elitenationen in Afrikaberichterstattungen ausschlaggebend. Des Weiteren kamen Kreutler und Fengler (2014) in ihrer Studie zu dem Ergebnis, dass 71 % der AkteurInnen in den Berichterstattungen afrikanische PolitikerInnen, Eliten und gesellschaftliche Akteure sind. Dieses Ergebnis bestätigt die Annahme, dass Ereignisse, in die auch die lokale Elite verwickelt ist, eher zu Nachricht werden.
Faktor Länderstatus
Ein weiterer wichtiger kulturabhängiger Faktor bei Afrikaberichterstattungen ist der Länderstatus. Die Afrikaberichterstattungen in Deutschland konzentrieren sich nur auf wenige Länder des Kontinents (vgl. Dilg, 1999; Kreutler & Fengler, 2014; Mükke, 2009; Wimmer, 2003). Dilg (1999) kommt zu dem Ergebnis, dass sich überregionale Zeitungen auf afrikanische Staaten von wirtschaftlicher Bedeutung konzentrieren. Nach Wimmer (2003) werde vor allem über afrikanische Länder berichtet, in denen Unruhen herrschen, unter anderem Somalia, Äthiopien und die Demokratische Republik Kongo.
Mükke (2009) hingegen kommt zu dem Schluss, dass die Regionalmacht Südafrika in den Leitmedien im Vergleich zu anderen afrikanischen Ländern häufiger erwähnt wird und dass es das einzige afrikanische Land ist, worüber die Berichterstattungen differenzierter ausfallen. Laut Mükke (2009) erhielten während des Untersuchungszeitraums mehr als die Hälfte der Länder südlich der Sahara keine Erwähnung. 74 % der Nachrichten fielen auf die 16 als statushoch einzuschätzende Länder (vgl. Mükke, 2009). Länder sind laut Mükke (2009) anhand folgender Aspekte als statushoch einzuschätzen:
- Länder mit ausgeprägtem Wirtschaftspotenzial/ geostrategischem Ressourcenreichtum
- Tourismusdestinationen (vgl. Mükke, 2009)
- Länder mit militärischem und geostrategischem Potenzial (Regionalmacht) (vgl. Mükke, 2009)
- Kulturell-historische Beziehungen zu Deutschland (ehem. Kolonien) (vgl. Mükke, 2009)
Folgende afrikanische Länder sind nach Mükke daher als statushoch einzuschätzen: Südafrika, Nigeria, Demokratische Republik Kongo, Uganda, Ruanda, Sudan, Ghana, Kenia, Senegal, Togo, Kamerun, Elfenbeinküste, Äthiopien, Simbabwe Namibia, Tansania (vgl. Mükke, 2009)
Die Ergebnisse seiner Inhaltsanalyse zeigen auf, dass Länder mit einer kulturell-historischen Beziehung zu Deutschland keine besonders große Rolle einnehmen (vgl. Mükke, 2009), wohingegen die Erwähnung von Afrika als Kontinent 58 % der Artikel ausmacht (vgl. Mükke, 2009). Bezüglich der Mehrfachnennung von statushohen Ländern muss allerdings berücksichtigt werden, dass sich während des Untersuchungszeitraumes in vielen dieser statushohen Länder anhaltende Konflikte oder Staatskrisen ereigneten:
"Eine eindeutige Gewichtung des wirkenden Nachrichtenfaktors Länderstatus wird dadurch erschwert. Vielmehr wirkt hier offenbar ein Faktorenkomplex aus Länderstatus, Konflikt und Relevanz" (Mükke, 2009).
Quellen/Verfasser von Beiträgen über Afrika und afrikanischen Ländern
Laut Bunce (2017) und der Analyse von Wimmer (2003) spielen Nachrichtenagenturen für Afrikaberichterstattungen eine große Rolle. Wimmer (2003) zeigt auf, dass 31,3 % der Berichterstattungen von KorrespondentInnen stammen und 47,9 % von Nachrichtenagenturen kommen. Mükkes Untersuchung (2009) kommt zu dem Ergebnis, dass zwei Drittel aller Quellen nichtafrikanischer Herkunft sind. Im Gegensatz zu Wimmer (2003) stellt Mükke (2009) außerdem fest, dass die Afrikaberichterstattungen zum großen Teil von AfrikakorrespondentInnen stammen. So stammen zum Beispiel 36 % der Artikel über Afrika in der FAZ von KorrespondentInnen und 28 % der Artikel in der SZ (vgl. Mükke, 2009).
Gestaltung von Afrikaberichterstattungen
Ein weiterer Aspekt, an der man die Stellung von Ereignissen in den Nachrichten messen kann, ist die Gestaltung und Platzierung. Kreutler und Fengler (2014) haben in ihrer Studie auch einen Blick auf die Gestaltung und Platzierung der Afrikaberichterstattungen geworfen. Dabei hat die Untersuchung folgendes aufgezeigt: Die Mehrheit der Artikel über Afrika befindet sich auf Seite 5 – 10 und keine einzige der analysierten Berichterstattungen war auf der Titelseite zu finden (vgl. Kreutler & Fengler, 2014). Bezüglich der optischen Gestaltung handelt es sich bei 53 % der Berichterstattungen um Einspalter und weniger als die Hälfte der Berichte sind mit Bildern ausgestattet (vgl. Kreutler & Fengler, 2014). Laut Kreutler und Fengler (2014) spiegelt sich die untergeordnete Rolle des Kontinents in den deutschen Medien in der Platzierung der Beiträge über Afrika und afrikanische Länder wider.
Resultat der ForscherInnen zum gängigen Afrikabild in den Medien
Mükke (2004) kommt nach der Betrachtung von Studien zum Afrikabild in den Medien zu folgendem Ergebnis:
„Aus den etwa drei Dutzend Studien, die aus verschiedensten Blickwinkeln die Afrika-Berichterstattung aller namhaften deutschen Medien inhaltsanalytisch untersuchten, lassen sich verallgemeinernd folgende Haupt-Kritikpunkte filtern: Die Berichterstattung ist sensationalistisch, krisenorientiert und an afrikanischen Original-Tönen lediglich begrenzt interessiert; sie überbetont kulturelle Distanz und Exotik und verkürzt auf Kosten von Hintergründen; sie vernachlässigt Alltagsleben, Normalität und Fortschritte; der Fokus der Berichterstattung wird häufig auf negative human-interest-stories gelegt. Selbst wenn man berücksichtigt, dass einige der Arbeiten beispielsweise erhebliche ideologische dependenztheoretische Fundamente haben, bleibt das traurige Fazit: Afrika wird medial oft Unrecht getan“ (Mükke, 2004, S. 278–279).
Auch Wimmer (2003) bestätigt in seiner Qualitätsanalyse, dass wenig, einseitig und unregelmäßig über Afrika berichtet wird und Negativismus vorherrscht. Seiner Meinung nach herrscht zudem ein Defizit vor allem im Bereich Umfang, Länderbezug, Thematisierung und Quellenlage vor. Laut Sturmer (2013) schaffen es Nachrichten über afrikanische Ereignisse nur in die deutschen Medien, wenn folgende Kriterien erfüllt sind:
- Bezug zu Deutschland
- Land mit hohem Länderstatus
- Konflikt/Schaden
- Involvierung von prominenten Politikern und/oder Eliten
Positive Tendenzen in Afrikaberichterstattungen
Allerdings kommen einige Studien zu Ergebnissen, die auch von einer positiven beziehungsweise neutralen Tendenz in Afrikaberichterstattungen zeugen. Wimmer (2003) kommt zum Beispiel durch seine Analyse unter anderem zu dem Ergebnis, dass die Berichterstattungen von 2001 im Vergleich zu 1991 mehr afrikanische Stimmen abzeichnen. Sowohl die Stimmen von EinzelakteurInnen, Institutionen als auch die Stimmen von Betroffenen erhielten 2001 mehr Aufmerksamkeit im Vergleich zu 1991 (vgl. Wimmer, 2003). Des Weiteren konnte Wimmer (2003) keine Verzerrung zugunsten von Industriestaaten in den Beiträgen über Afrika feststellen.
Bunce (2017) konnte in ihrer Studie aufzeigen, dass sich das negative, rassistische und einseitige Bild von Afrika aufgrund des rasanten Wirtschaftswachstumes in den Ländern südlich der Sahara unter dem Motto ‚Africa Rising‘ ab 2010 geändert hat. In ihrer inhaltsanalytischen Studie analysiert sie Artikel über acht afrikanische Länder (Nigeria, Äthiopien, Tansania, Demokratische Republik Kongo, Kenia, Uganda, Ghana & Mosambik) in Zeitungen aus dem englischsprachigen Raum (vgl. Bunce, 2017). Sie vergleicht Beiträge aus den Jahren 1994 und 2013 und kommt dabei zu dem Ergebnis, dass die positiven Beiträge im Jahr 1994 nur 10,8 % der Nachrichten ausmachten, wohingegen im Jahr 2013 der Anteil von positiven Nachrichten in den untersuchten Medien bei 29 % lag (vgl. Bunce, 2017). Die positiven Nachrichten aus 2014 sind vor allem in den Kategorien Wirtschaft, Sport und in Kommentaren über soziale und politische Entwicklung wie z. B. Feminismus in Afrika zu verzeichnen (vgl. Bunce, 2017). Auch der österreichische Afrikanist und Kommunikationswissenschaftler Sturmer (2016) stellt in seinem Aufsatz ‚Von Lumumba bis Ebola‘ fest, dass sich der Tenor in Afrikaberichterstattungen im Zuge des rasanten Wirtschaftswachstumes afrikanischer Staaten und der Fußball-WM in Südafrika zum Positiven gewendet haben. Trotz der positiveren Ergebnisse ist Bunce (2017) jedoch nicht der Meinung, dass der vorherrschende Afropessimismus überwunden ist:
"Although the tone of coverage has become more positive, and the subjects have moved away from such a focus on humanitarian issues, it is wrong to conclude that we have moved beyond Afro-Pessimism to an era in which Afro-optimism and ‘Africa-Rising’ dominate the news agenda“ (Bunce, 2017, S. 26–27).
Die Ergebnisse ihrer Studie zeugen hingegen ihrer Meinung nach von einer diverseren Afrikaberichterstattung:
"This represent neither a straightforward Afro-pessimism that scholars have suggested dominated news in the 1990s, nor an Afro-optimism that many have said has replaced it in the 2010s. This diversity asks audiences to engage with a more complicated - one that is neither ‘all growth’ nor ‘all negative’" (Bunce, 2017, S. 27).
2.3 Mediale Darstellung von Seuchen und Epidemien in Afrika
Ebola-Epidemie in Westafrika
Das optimistische Afrikabild unter dem Motto ‚Africa Rising‘ im Zuge des Wirtschaftsaufschwungs afrikanischer Staaten verschwand, als die Ebola-Epidemie 2014 in Westafrika ausbrach:
„Doch dann kam Ebola. Und das neue Image von „Africa Rising“ bekam einen tiefen Kratzer“ (Sturmer, 2016, S. 28).
2014 brach in mehreren westafrikanischen Staaten die Ebola-Epidemie aus. Mehr als 28.000 Menschen erkrankten an dem Virus und mehr als 11.000 Menschen starben (vgl. Robert Koch-Institut, 2016). Besonders betroffen waren Sierra Leone, Guinea und Liberia. Vereinzelte Ebola-Fälle kamen in Senegal, Nigeria, Mali, den USA, Großbritannien, Italien und Spanien vor (vgl. Robert Koch-Institut, 2016). Der Ausbruch von 2014 in Westafrika war bisher der größte Ausbruch seit der Entdeckung des Ebola-Virus.
[...]
- Quote paper
- Naomi Ntoni (Author), 2021, COVID-19 und die Afrikaberichterstattung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1223971
-
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X.