„Eine Gesellschaft, [...] bei welcher die Teilung der Gewalten nicht durchgeführt ist, hat keine Verfassung“. Dieser Satz wurde im Zuge der Französischen Revolution am 26. August 1789 in Art. 16 der „Déclaration des droits de l`homme et du citoyen” festgeschrieben. Hiermit wurde die Gewaltenteilung zu einem der konstituierenden Grundsätze des Verfassungsstaates erhoben.
Die Anschauungswelt der modernen Staaten wird seitdem von der Lehre der Gewaltenteilung beherrscht, die Staatsrechtslehre sowie die Politikwissenschaft zählt sie zu den Grundprinzipien der Demokratie. Nach vorherrschender Meinung wird heute das Prinzip der Gewaltenteilung in einer Verfassung, „in der drei Staatsfunktionen durch gesonderte Organisationen wahrgenommen und jedes auf seine eigene Funktion beschränkt ist“ (Riklin 1989: S.423), als erfüllt angesehen.
„Das die Macht die Macht zügelt“ Diesem Grundsatz folgten die Erschaffer der Lehre von der Teilung der Gewalten, wodurch sie ihn einerseits zum Ausgangspunkt der Entwicklung dieses verfassungsstaatlichen Prinzips und andererseits zu dem ihm immanenten Kern erhoben. Ihr Ziel war die Verhinderung ungezügelter staatlicher Machtausübung und dieser folgend die andauernde Mäßigung der Staatsgewalt auf der Grundlage einer freiheitlichen, rechtsstaatlichen Verfassung.
Doch wer waren die Väter dieses Prinzips? Schon in den Schriften Homers ist „[...] ein Ansatz von der Teilung der staatlichen Gewalt im Politischen“ (Tsatsos 1967: S.11) zu erkennen. Aristoteles hat seine Lehre der Gewaltenteilung in seinem politischen Hauptwerk „Politika“ dargestellt (vgl. Tsatsos 1967: S.13). Trotzdem werden diese weder in der Staatsrechtslehre noch in der politischen Wissenschaft selten als Begründer der Lehre von der Gewaltenteilung genannt.
Vielmehr wird, der 1632 in Wrington (England) geborene, John Locke als Urvater der Gewaltenteilung der Neuzeit angesehen.
[...]
In Anbetracht von Gegenwart und Vergangenheit soll nun geklärt werden, ob die Vorstellung von der Gewaltenteilung, die sich seit 1789 bis in die heutige Zeit in der Staatslehre bewahrt hat, den Überlegungen und Darstellungen Lockes und Montesquieus tatsächlich gerecht wird. Ob sie den Kern ihres Denkens repräsentiert oder nur eine aus dem Zusammenhang gerissene Facette ihres Denkens, die ihre Bedeutung auch nur im Zusammenhang preis gibt, ist.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung (von Mathieu Schade und Anis Ben Rhouma)
- Zum Begriff der Gewaltenteilung (von Anis Ben Rhouma)
- Gewaltenteilungslehre von der Antike bis zu John Locke (von Anis Ben Rhouma)
- Die aristotelische Lehre der Gewaltenteilung
- Von Aristoteles zu Locke
- John Locke- Der Vordenker der modernen Gewaltenteilungslehre (von Anis Ben Rhouma)
- Biographie
- Hauptwerke
- Naturwissenschaftlicher Untersuchungsansatz
- Menschenbild- Der Mensch als Individuum
- Naturzustand
- Lockes Konstitutionelle Monarchie
- Die Aufgaben der Staatsgewalt
- Die Legislative
- Die Exekutive
- Föderative und Prärogative
- Zusammenfassung- Lockes Lehre der zwei Gewalten
- Vom Geist der Gesetze und der Gewaltenteilung bei Montesquieu (von Mathieu Schade)
- Der Weg zur Gewaltenteilung
- Zur Person
- Welt- und Menschenbild Montesquieus
- Das positive Recht
- Ziel: „liberté politique"
- „Über die Verfassung Englands" (von Mathieu Schade)
- Die Gewaltenteilung in vorhergehenden Kapiteln
- Die Gewaltenteilung im 6. Kapitel des XI. Buches
- Die Judikative
- Die Legislative
- Die Exekutive
- Die Gewalten Im Einklang
- Zusammenfassung der Gewaltenteilung bei Montesquieu
- Der Weg zur Gewaltenteilung
- Vergleich Locke/Montesquieu (von Mathieu Schade und Anis Ben Rhouma)
- Von Montesquieu in die Gegenwart (von Mathieu Schade)
- Fazit (von Mathieu Schade und Anis Ben Rhouma)
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Seminararbeit befasst sich mit der Lehre der Gewaltenteilung, insbesondere mit deren Entwicklung und Anwendung in den Werken von John Locke und Charles-Louis Montesquieu. Ziel ist es, die Entwicklung der Gewaltenteilung von der Antike bis zur Neuzeit nachzuvollziehen, die unterschiedlichen Konzepte Lockes und Montesquieus darzustellen und deren Bedeutung für die moderne Staatslehre zu analysieren.
- Die Entwicklung der Gewaltenteilungslehre von der Antike bis zur Neuzeit
- Das Konzept der Gewaltenteilung bei John Locke
- Das Konzept der Gewaltenteilung bei Charles-Louis Montesquieu
- Die Bedeutung der Gewaltenteilung für die moderne Staatslehre
- Vergleich der Konzepte von Locke und Montesquieu
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den historischen Kontext der Gewaltenteilung vor und führt die beiden Autoren John Locke und Charles-Louis Montesquieu ein, deren Werke im Zentrum der Arbeit stehen.
Kapitel 2 widmet sich der Definition des Begriffs der Gewaltenteilung und beleuchtet die verschiedenen Perspektiven auf dieses Konzept.
Kapitel 3 untersucht die Vorläufer der modernen Gewaltenteilungslehre in der Antike, insbesondere die aristotelische Lehre der Mischverfassung.
Kapitel 4 analysiert John Lockes politische Philosophie und seine Vorstellung von der Konstitutionellen Monarchie. Dabei werden Lockes Menschenbild, sein Naturzustand und seine Lehre von der Gewaltenteilung untersucht.
Kapitel 5 befasst sich mit Montesquieus Hauptwerk "Vom Geist der Gesetze" und seiner Lehre von der Gewaltenteilung. Montesquieus Welt- und Menschenbild, seine Vorstellung vom positiven Recht und sein Ziel der "liberté politique" werden beleuchtet.
Kapitel 6 analysiert Montesquieus Gewaltenteilungslehre im Kontext seiner Betrachtung der englischen Verfassung. Dabei werden die Funktionen der Legislative, Exekutive und Judikative im Detail untersucht.
Kapitel 7 vergleicht die Konzepte der Gewaltenteilung von Locke und Montesquieu und stellt deren Gemeinsamkeiten und Unterschiede heraus.
Kapitel 8 beleuchtet die Entwicklung der Gewaltenteilungslehre von Montesquieu bis zur Gegenwart. Die Bedeutung der Gewaltenteilung in der amerikanischen und französischen Revolution wird hervorgehoben.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Gewaltenteilung, John Locke, Charles-Louis Montesquieu, Konstitutionelle Monarchie, "De l'esprit des lois", "liberté politique", Mischverfassung, Rechtsstaat, Demokratie, Staatslehre, politische Philosophie, Geschichte des politischen Denkens. Die Arbeit analysiert die Entwicklung der Gewaltenteilungslehre von der Antike bis zur Neuzeit und beleuchtet die unterschiedlichen Konzepte von Locke und Montesquieu im Kontext ihrer jeweiligen Zeit.
- Arbeit zitieren
- Magister Artium Mathieu Schade (Autor:in), 2003, John Locke Charles-Louis Montesquieu und das Dogma der Gewaltenteilung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/12235
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