Unternehmen agieren heutzutage in einem globalen und immer härter werdenden Wettbewerb. Dabei handelt es sich nicht nur um die Festigung und den Ausbau des eigenen Güterabsatzes, sondern beginnt mittlerweile bei der Beschaffung der zur Produktion benötigten Rohstoffe und somit bei der Sicherstellung der Produktionsfähigkeit. Am Beispiel der „Hubbert Kurve“ wird ersichtlich, dass sich dieser Konkurrenzkampf um Rohstoffe zukünftig noch verstärken wird. Es wird davon ausgegangen, dass die maximale Erdölförderung bis zum Jahre 2010 erreicht worden ist.
David O´Reilly – Vorstandsvorsitzender von Chevron – sagte 1995, dass es 125 Jahre dauerte um die erste Billion Fässer Öl zu verbrauchen, allerdings in 30 Jahren die nächste Billion konsumiert sein wird. Daraus wird deutlich, wie sich der Energiehunger der Menschheit innerhalb der letzten Jahrzehnte entwickelt hat. Ausgehend von einer stärker gewordenen Nachfrage in nahezu allen Rohstoffbereichen, vor allem durch die bevölkerungsreichen Länder China und Indien forciert, kam es bis Mitte des Jahres 2008 in den äquivalenten Märkten zu steigenden Preisen.
Dieser beachtliche Wertzuwachs der vergangenen Jahre, insbesondere der Rohölpreise, lockte viele Spekulanten an, die diesen Preisanstieg wiederum weiter beschleunigten. In der Mitte des Jahres 2008 kam es allerdings zu einer Trendumkehr und die Preise fielen zum Teil in einer noch nie dagewesenen
Geschwindigkeit. Diese negative Entwicklung, welche mit dem Auftreten der allgemeinen Finanzkrise und der daraus resultierenden Wirtschaftskrise begann, wird analog zu der Entwicklung der steigenden Preise, durch Spekulanten, die
Wetten auf weiter fallende Kurse abschlossen, beschleunigt und verstärkt. Daher sind Spekulanten bei vielen Marktteilnehmern unerwünscht. Jedoch darf nicht vergessen werden, dass Spekulanten eine entscheidende Funktion im Rahmen
des Commodity Tradings mit derivativen Finanzinstrumenten innehaben; sie sorgen für die nötige Liquidität am Markt. Ein zusätzlicher, jedoch negativer Effekt, der durch das Auftreten von Spekulanten hervorgerufen wurde, ist die gestiegene Volatilität der Rohstoffmärkte und die damit einhergehenden höheren Risiken. Aus diesem Grund wird das Management von Rohstoffrisiken zu einem essentiellen Wettbewerbsfaktor für Unternehmen und spielt eine immer zentralere Rolle im Risikomanagement der Unternehmen. Ohne die Institution eines effizienten Risikomanagements ist ein Unternehmen den extremen Kursschwankungen.
Inhaltsverzeichnis
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
TABELLENVERZEICHNIS
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
1 EINLEITUNG
1.1 Problemstellung
1.2 Anspruchsgruppen und Ziele
1.3 Gang der Untersuchung
2 BEGRIFFSBESTIMMUNG
2.1 Risikomanagement
2.2 Commodity Trading
2.3 Derivate
3 DERIVATIVE FINANZINSTRUMENTE
3.1 Forward-basierte Derivate
3.1.1 Forwards
3.1.2 Futures
3.1.2.1 Die Börse
3.1.2.2 Marking-to-Market
3.1.3 Swaps
3.2 Optionen
3.2.1 Terminologie
3.2.2 Call
3.2.2.1 Long Call
3.2.2.2 Short Call
3.2.3 Put
3.2.3.1 Long Put
3.2.3.2 Short Put
3.2.4 Cap
3.2.5 Floor
3.2.6 Collar
3.2.7 Exotische Optionen
3.2.7.1 Multiple Commodity Optionen
3.2.7.2 Pfadabhängige Optionen
3.2.7.3 Compound Optionen
3.2.7.4 Digitale Optionen
4 HEDGINGSTRATEGIEN
4.1 Forwardbasierte Derivate
4.1.1 Forwards
4.1.2 Futures
4.1.3 Swaps
4.1.3.1 Plain-Vanilla Swap
4.1.3.2 Cross-Commodity Swap
4.1.3.3 Ortsbasisswap
4.1.3.4 Clean Dark Spread
4.2 Optionen
4.2.1 Call
4.2.2 Put
4.2.3 Cap / Floor
4.2.4 Collar
4.2.5 Exotische Optionen
4.2.5.1 Multiple Commodity Optionen
4.2.5.2 Pfadabhängige Optionen
4.2.5.3 Digitale / Binäre Optionen
4.3 Vorteilhaftigkeitsanalyse
5 SCHLUSSBETRACHTUNG UND AUSBLICK
ANHANG
LITERATURVERZEICHNIS
FACHZEITSCHRIFTEN
INTERNETQUELLEN
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Hubbert-Kurve
Abbildung 2: Entwicklung ausgewählter Rohstoffpreise 1998 - 2008
Abbildung 3: Leitfaden der Arbeit
Abbildung 4: Abgrenzung der Commodity-Märkte
Abbildung 5: Forwardkontrakt
Abbildung 6: Margin- und Clearingsystem einer Terminbörse
Abbildung 7: Funktionsweise eines Short- resp. Long-Swaps
Abbildung 8: Kauf einer Call-Option (Long-Call)
Abbildung 9: Verkauf eineR Call-Option (Short-Call)
Abbildung 10: Kauf einer Put-Option (Long-Put)
Abbildung 11: Verkauf einer Put-Option (Short-Put)
Abbildung 12: Zahlungsmuster eines Collar
Abbildung 13: Zahlungsströme bei einem Swap für Flugbenzin
Abbildung 14: Aluminium-Gas Swap
Abbildung 15: Zahlungsströme bei einem Erdgas-Basisswap
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Geschichte des Risikomanagements
Tabelle 2: Einflussfaktoren auf die Optionsprämie
Tabelle 3: Beispielrechnung Marking-to-Market
Tabelle 4: Berechnung eines Clean Dark Spread
Tabelle 5: Beispiel Long Call Option
Tabelle 6: Beispiel Long Put Option
Tabelle 7: Beispielrechnung Collar
Tabelle 8: Beispiel Cash-on-Delivery Option
Tabelle 9: Gegenüberstellung Hedginginstrumente
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Einleitung
1.1 Problemstellung
Unternehmen agieren heutzutage in einem globalen und immer härter werdenden Wettbewerb.1 Dabei handelt es sich nicht nur um die Festigung und den Ausbau des eigenen Güterabsatzes, sondern beginnt mittlerweile bei der Beschaffung der zur Produktion benötigten Rohstoffe und somit bei der Sicherstellung der Produktionsfähigkeit. Am Beispiel der „Hubbert Kurve“ (Abb. 1) wird ersichtlich, dass sich dieser Konkurrenzkampf um Rohstoffe zukünftig noch verstärken wird. Es wird davon ausgegangen, dass die maximale Erdölförderung bis zum Jahre 2010 erreicht worden ist.2
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Hubbert-Kurve
(entnommen von http://www.exetergreenparty.org.uk/pics/2004ScenarioPeakOil.jpg, Stand, 24.10.2008)
David O´Reilly – Vorstandsvorsitzender von Chevron – sagte 1995, dass es 125 Jahre dauerte um die erste Billion Fässer Öl zu verbrauchen, allerdings in 30 Jahren die nächste Billion konsumiert sein wird.3 Daraus wird deutlich, wie sich der Energiehunger der Menschheit innerhalb der letzten Jahrzehnte entwickelt hat.
Ausgehend von einer stärker gewordenen Nachfrage in nahezu allen Rohstoffbereichen, vor allem durch die bevölkerungsreichen Länder China und Indien forciert, kam es bis Mitte des Jahres 2008 in den äquivalenten Märkten zu steigenden Preisen,4 wie in Abb. 2 ersichtlich.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Entwicklung ausgewählter Rohstoffpreise 1998 – 2008 (eigene Darstellung)
Dieser beachtliche Wertzuwachs der vergangenen Jahre, insbesondere der Rohölpreise, lockte viele Spekulanten an, die diesen Preisanstieg wiederum weiter beschleunigten. In der Mitte des Jahres 2008 kam es allerdings zu einer Trendumkehr und die Preise fielen zum Teil in einer noch nie dagewesenen Geschwindigkeit. Diese negative Entwicklung, welche mit dem Auftreten der allgemeinen Finanzkrise und der daraus resultierenden Wirtschaftskrise begann, wird analog zu der Entwicklung der steigenden Preise, durch Spekulanten, die Wetten auf weiter fallende Kurse abschlossen, beschleunigt und verstärkt. Daher sind Spekulanten bei vielen Marktteilnehmern unerwünscht. Jedoch darf nicht vergessen werden, dass Spekulanten eine entscheidende Funktion im Rahmen des Commodity Tradings mit derivativen Finanzinstrumenten innehaben; sie sorgen für die nötige Liquidität am Markt.5 Ein zusätzlicher, jedoch negativer Effekt, der durch das Auftreten von Spekulanten hervorgerufen wurde, ist die gestiegene Volatilität der Rohstoffmärkte und die damit einhergehenden höheren Risiken.
Aus diesem Grund wird das Management von Rohstoffrisiken zu einem essentiellen Wettbewerbsfaktor für Unternehmen und spielt eine immer zentralere Rolle im Risikomanagement der Unternehmen. Ohne die Institution eines effizienten Risikomanagements ist ein Unternehmen den extremen Kursschwankungen der Commodities schutzlos ausgesetzt und muss sich gänzlich auf eine für sie gütliche Entwicklung der Rohstoffpreise verlassen. Ferner existieren für Unternehmen noch weitere Risiken, welche durch ein effizientes Risikomanagement beherrschbar gemacht werden sollen. Erwähnenswert sind hier vor allem die Risiken der Wechselkursschwankungen und der Zinsänderungen, welche jedoch keinen Bestandteil dieser Ausarbeitung darstellen.
1.2 Anspruchsgruppen und Ziele
Primäre Adressaten dieser Ausarbeitung sind, neben allen am Thema des Risikomanagements interessierten Personen, Unternehmen die in ihrer alltäglichen Arbeit mit dem Commodity Trading und den damit verbundenen Risiken direkt, aber auch indirekt in Berührung treten und deren Zielsetzung die Kompensation respektive Dezimierung dieser Risiken ist.
Dieses Ziel der Risikokompensation, das Ziel des Wettbewerbsvorsprungs, welches mit der Sicherung günstiger Einstands- oder Verkaufspreise einhergeht, und die Schaffung einer belastbaren Kalkulationsgrundlage, bedingt die kritische Auseinandersetzung der Unternehmen mit diesem Thema. Nur so wird es den betroffenen Unternehmen ermöglicht, dass in Abhängigkeit ihrer Risikoaversion und auf ihre individuellen Bedürfnisse zugeschnittene Absicherungsgeschäft zu finden und letztendlich auch für sich zu nutzen.
Vorrangiges Ziel ist es, einen Überblick über ein ausgewähltes Spektrum derivativer Finanzinstrumente zu schaffen. Dem Leser wird eine entsprechende Wissensbasis geboten, auf der er einen subjektiven Standpunkt einnehmen und für sich selbst eine kritische Entscheidung vornehmen kann, inwiefern derivative Finanzinstrumente für seine Bedürfnisse vorteilhaft sind und welche er präferieren würde. Des Weiteren soll ihm die häufig vertretene Aversion gegenüber diesem Themengebiet und den Begrifflichkeiten genommen werden. So wurde in der CBS Sendung „Sixty Minutes“ über Derivate gesagt, dass sie zu kompliziert zu erläutern wären, aber auch zu wichtig sind um ignoriert zu werden6. Über die Bedeutung der derivativen Finanzinstrumente, sowie deren Auswirkung auf die derzeitige Wirtschaftslage, wurde bereits in der Problemstellung referiert und es kann der von CBS in dieser Hinsicht getroffenen Aussage nur zugestimmt werden. Jedoch muss der Behauptung widersprochen werden, Derivate seien zu kompliziert um erklärt zu werden. Das vorliegende Skriptum versucht dieses zu belegen.
1.3 Gang der Untersuchung
Wie in dem vorherigen Kapitel beschrieben ist das Ziel dieser Ausarbeitung dem Leser ein weitgehendes Verständnis von der Materie der derivativen Finanzinstrumente zu vermitteln. Hierzu bedarf es zunächst einer genauen geschichtlichen und terminologischen Betrachtung der in dieser Arbeit verwendeten elementaren Begrifflichkeiten, wodurch ein uniformes Verständnis gewährleistet wird. Im Anschluss erhält der Leser einen theoretischen Einblick in die Welt der derivativen Finanzinstrumente, ohne dabei zu tief in die Materie einzutauchen, womit dem Ziel eine verständliche Wissensbasis zu vermitteln genüge getan wird. Zuerst werden die fowardbasierten Derivate, die zu der Gattung der unbedingten Termingeschäfte zählen, beschrieben.
Im zweiten Schritt werden die etwas komplexeren bedingten Termingeschäfte beschrieben. Bei diesen bedingten Termingeschäften handelt es sich um Optionen und deren Abwandlungen. Es wird bewusst darauf verzichtet, die Bewertungsmöglichkeit von Optionen mit Hilfe des Black-Scholes Modells zu betrachten, da eine für dieses Thema adäquate Ausarbeitung den Rahmen und das Ziel dieser Arbeit überschreiten würde.7
Nachdem der Leser eine theoretische Wissensbasis erhalten hat, wird an Hand fiktiver Praxisbeispiele transparent aufgezeigt, wie derivative Finanzinstrumente zur Risikoabsicherung eingesetzt werden können. Dem Leser wird sowohl die Perspektive des Käufers, als auch die des Verkäufers näher gebracht. Im Anschluss an die plastische Verdeutlichung folgt eine Gegenüberstellung der Derivate, in der die jeweiligen Vor- und Nachteile dargestellt werden. Die Schlussbetrachtung und der Ausblick komplettieren als Abschluss die vorliegende Ausarbeitung.
An die Ausarbeitung schließt sich im Anhang weitere Informationen zu dem Thema der derivativen Finanzinstrumente an. Hierbei handelt es sich um additive Daten, die mittelbar mit der Thematik in Verbindung stehen, jedoch nicht Gegenstand der Ausarbeitung sind. Die beschriebene Vorgehensweise der Ausarbeitung visualisiert der Leitfaden in Abb. 3.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Leitfaden der Arbeit (eigene Darstellung)
2 Begriffsbestimmung
2.1 Risikomanagement
Die Geschichte des Risikomanagements beginnt im Jahr 1202, als Leonardo Pisano, besser bekannt als Fibonacci, sein „Buch des Abakus“ veröffentlichte. Fibonacci verdeutlichte, dass mittels des hindu-arabischen Zahlensystems eine bessere Kalkulationsmöglichkeit gegeben ist, als es mit den zuvor benutzen Buchstaben der Fall war.8 Jedoch dauerte es bis zum Jahr 1494 bis eine tatsächliche Risikoforschung begann. Luca Pacioli befasste sich in seinem Buch „Summa de arithmetic, geometria et proportionalita“ erstmalig ausführlich mit der doppelten Buchführung, sowie mit der Frage wie bei einem abgebrochenen Glücksspiel der Spieleinsatz unter den jeweiligen Spielern zu verteilen ist. Dieses Problem wurde noch lange unter der Begrifflichkeit „Frage der Punkte“ erörtert.9
Erst im Jahre 1654 wurde dieses Problem durch die Entdeckung der Wahrscheinlichkeitsrechnung von Pascal und Fermat gelöst.10 Die Risikobetrachtung und die Bewertung des Risikos haben sich seitdem stetig weiterentwickelt. 1926 schaffte John v. Neumann mittels der Spieltheorie neue Erkenntnisse im Hinblick auf die Ungewissheit, indem er aufzeigte, dass die Ursache der Ungewissheit im Vorhaben der Anderen liegt.11 In den letzten Jahrzehnten kam es durch die Entwicklung des sogenannten Black-Scholes Modell, womit der faire Preis einer Option berechnet werden kann, sowie die Einführung des Value at Risk Konzepts von Morgan Stanley zu weiteren Meilensteinen der Risikobewertung.12 Die Tabelle 1 zeigt einen Abriss der Geschichte des Risikomanagements.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 1: Geschichte des Risikomanagements (in Anlehnung an Wolke, T. (2007), S. 10)
Um den Terminus „Risikomanagement“ adäquat erläutern zu können, bedarf es zusätzlich zur geschichtlichen Betrachtung des Gesamtbegriffs einer separaten Betrachtung der Begriffe „Risiko“ und „Management“.
Vorangehend muss festgehalten werden, dass in der betriebswirtschaftlichen Literatur keine globale Definition für den Begriff Risiko existiert.13 Risiko wird unter anderem mit Unsicherheit gleichgestellt, welche wiederum in zweierlei Formen unterschieden werden kann. Die erste Form entspricht einer völligen Ungewissheit zukünftiger Zustände und ist nicht quantifizierbar. Die zweite Art der Unsicherheit ist das messbare Risiko, für welches objektive und subjektive Wahrscheinlichkeiten für erwartete Ereignisse herangezogen werden.14
Diese Risikodefinition ist in der Praxis allerdings umstritten. Eine weitere und gängigere Definition des Terminus Risiko ist dieses als negative Abweichung von angedachten Zielen zu sehen.15
Ein anderer und häufig angewandter Versuch einer Definition findet über die Etymologie, also die Entstehung und die sprachliche Entwicklung des eigentlichen Wortes, statt.16. So hat der Risikobegriff verschiedene sprachliche Wurzeln. Das arabische Wort „risc“ bedeutet soviel wie göttlich Gegebenes. Dahingegen steht das frühitalienische Wort „risicare“ für etwas wagen und das lateinische Wort „risco“ bedeutet frei übersetzt eine Klippe zu umfahren.17 Wird lediglich die arabische Übersetzung betrachtet, wird der Eindruck vermittelt, dass Risiko eine nicht beeinflussbare Größe darstellt. Wird jedoch der frühitalienische und der lateinische Wortgebrauch hinzugezogen, kann eine für diese Arbeit sinnvolle Definition abgeleitet werden. Risiko definiert sich als Umwelteinfluss, welchem jedoch durch geschicktes Handeln (eine Klippe zu umschiffen) entgegengearbeitet werden kann und somit minimiert wird.18
Der Begriff des Managements findet seine sprachlichen Wurzeln im lateinischen Wortgebrauch „manus agere“ wieder, was an der Hand führen bedeutet.19 In der Literatur besitzt dieser Begriff zwei divergierende Bedeutungen. Zum einen wird hierunter die Institution an sich verstanden, die in einem Unternehmen leitende Aufgaben ausübt und dessen Interesse gegenüber der Arbeitnehmerschaft vertritt.20 Zum anderen definiert sich das Management als Funktion, welche von den Führungskräften ausgeübt wird. Diese Funktion wird häufig in die Bereiche Planung, Realisation und Kontrolle untergliedert.21 Aus diesen Teilbereichen lässt sich die für dieses Manuskript optimal passende Bedeutung des Terminus Management deduzieren. Es handelt sich somit um die Planung, Kontrolle und Steuerung der im Unternehmen anfallenden Entscheidungen, welche aus den in der Umwelt entstehenden Ereignissen resultieren.
Abschließend lässt sich festhalten, dass es sich beim Risikomanagement um die Einflussnahme des Unternehmens auf eventuell auftretende Risiken handelt, mit dem Ziel, diese möglichst optimal unter Kontrolle zu bringen.
2.2 Commodity Trading
Analog zur Begriffsbestimmung in Kapitel 2.1 ist es ebenso zweckmäßig, die Begriff „Commodity“ und „Trading“ differenziert von einander zu betrachten und zu etymologisieren.
Die sprachlichen Wurzeln des Wortes Commodity finden sich in dem im 15. Jahrhundert gebräuchlichen französischen Wort „commodité“, was Nutzen, beziehungsweise Vorteil bedeutet, sowie im lateinische Wort „commoditas“. Dies heißt frei übersetzt gehörige Beschaffenheit.22 Generell lässt sich festhalten, dass Commodities exakt definierte und standardisierte Waren sind. Dabei handelt es bei Waren im Sinne der MiFID (Markets in Financial Instruments Directive)23 um physische Objekte, die lieferbar und fungibel sind. Mit der Fungibilität der Waren ist die Austauschbarkeit an sich und die Vertretbarkeit der Sache i.S.d. § 91 BGB gemeint. Dieses sagt aus, dass die Sache nach Zahl, Maß oder Gewicht determiniert werden kann. Individuell gefertigte Einzelstücke und Sonderanfertigungen gelten demnach i.S.d. MiFID nicht als Ware. Streng genommen dürfte Elektrizität ebenfalls nicht als Ware i.S.d MiFID gelten, da es nicht die Voraussetzung eines physischen Gegenstandes i.S.d. § 90f. BGB erfüllt. Allerdings wird Elektrizität zum Zwecke der identischen Behandlung mit anderen Energieträgern als Commodity gehandhabt.
Von dem Begriff der Commodities abzugrenzen sind jedoch jegliche immateriellen Güter, wie z.B. Aktien, Inflationsraten, Zinsraten, Wetterwerte, Frachtraten. Auch Rechte, selbst wenn sie in einem engen Zusammenhang mit dem Commodity stehen, werden nicht als solche behandelt. Somit handelt es sich auch bei Emissionszertifikaten, etc. nicht um Commodities.24
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 4: Abgrenzung der Commodity-Märkte
(in Anlehnung an Rudolph, B./ Schäfer, K. (2005), S. 160)
Abbildung 4 zeigt einen Überblick über die verschiedensten Ausprägungen von Commodities i.S.d. MiFID.25
Der Terminus des Trading stammt aus dem englischen Wortgebrauch und bedeutet Handel. Hierbei ist es ebenfalls sinnvoll den Handelsbegriff terminologisch zu konkretisieren. Zum einen existiert der institutionelle Handel, welcher Güter mit dem Ziel der Gewinnerwirtschaftung einkauft und unverändert wieder veräußert. Zum anderen existiert die funktionelle Begrifflichkeit des Handels, welche sich auf die Beschaffung und den Absatz von Gütern bezieht. Auf diese Begrifflichkeit soll hier näher eingegangen werden soll.26
Schon in der Antike herrschte ein reger Handel mit Edelmetallen, Weinen, Ölen, Gewürzen, Hölzern, Tonwaren et al., welcher zu diesem Zeitpunkt jedoch durch Tauschgeschäfte bestimmt war. So kam es in dieser Zeit zu der Einführung von Münzgeld, was zu einer weiteren Erleichterung und Ausbreitung des Handels führte. Als Transportmöglichkeit über weitere Entfernungen stand bereits damals die Schifffahrt im Fokus.27 Noch heute ist die räumliche Überbrückung zwischen dem Hersteller und dem Konsumenten eine essentielle Aufgabe des Handels. Weitere Aufgaben des Handels sind die zeitliche, die quantitative und die qualitative Überbrückung.28
Der Handel ist somit damit beauftragt, die benötigten Güter, in entsprechender Qualität und Menge, zum richtigen Zeitpunkt, am richtigen Ort bereitzustellen. Eben diese Aufgabe beinhaltet auch das Commodity Trading. Es ist hierbei unerheblich ob es sich um einen Produzenten oder Konsumenten handelt. Beide Parteien haben das Interesse, einen optimalen Austausch der gehandelten Güter sicherzustellen. Für die vorliegende Ausarbeitung kann als gültige Definition des Begriffes Commodity Trading somit festgehalten werden, dass es sich sowohl um den Akt der Beschaffung, als auch des Absatzes von Commodities jeglicher Art handelt. Mit dem Ziel diese quantitativ, qualitativ, termingerecht und am entsprechenden Ort zur Verfügung zu stellen.
2.3 Derivate
Der Begriff des Derivates stammt vom lateinischen Wort „derivare“ (ableiten). Es handelt sich dabei um Finanzinstrumente, deren Wert von anderen Werten abgeleitet wird.29 Hierbei ist es unerheblich um welchen Gegenwert es sich handelt. So kann der Basiswert von dem abgeleiteten Derivat eine Aktie, eine Anleihe, ein Zinssatz, aber auch ein Schweinebauch sein. Selbst eine Regenmenge, die über einem definierten Gebiet nieder fällt, kann als Basiswert zu Grunde gelegt werden.30
Mittlerweile gehören Derivate zu den am schnellsten wachsenden Instrumenten der modernen Finanzwelt. Im zweiten Quartal 2002 betrug der Nominalwert aller Derivate, welche über internationale Finanzbörsen gehandelt wurden, noch 169 Billionen Dollar.31 Im ersten Quartal 2008 waren es Derivate mit einem Nominalwert von 692 Billionen Dollar.32 Diese Entwicklung ist nicht verwunderlich, wenn man sich die Entwicklung seit Beginn der modernen Finanzinstrumente anschaut. Handelte es sich bei den ersten gehandelten Derivaten im Jahre 1849 noch um eine überschaubare Anzahl von Futurekontrakten auf Mehl, Getreide und Heu, so existieren heute unzählige derivative Finanzinstrumente.33 Originär wurden Derivate in einem kleinen Markt, zur Absicherung der Preisrisiken von Rohstoffen, verwendet und erst später von der Finanzwelt als Finanzinstrument entdeckt. Mittlerweile sind Derivate in der Geschäftswelt weit verbreitet und in allen Ausführungen vorhanden.34
Des Weiteren hat sich der Handel an sich entscheidend gewandelt. Wurde traditionell mit Hilfe des Open Outcry Systems gehandelt, bei dem sich Derivatehändler auf dem Parkett der jeweiligen Börsen durch lautes Zurufen und durch Handzeichen verständigten und Kontrakte abschlossen, wird heutzutage der Handel mit Derivaten immer mehr durch den elektronischen Handel substituiert.35
Allerdings können Derivate auch außerhalb des Börsenparketts zwischen zwei Parteien abgeschlossen werden, dem sog. Freiverkehrsmarkt. Hierbei werden individuell vereinbarte Kontrakte zwischen zwei Parteien abgeschlossen.36
3 Derivative Finanzinstrumente
3.1 Forward-basierte Derivate
3.1.1 Forwards
Ein Forwardkontrakt ist ein individuell geschlossener Vertrag zwischen zwei Finanzinstituten, resp. einem Unternehmen und einem Finanzinstitut. Dabei handelt es sich um eine Vereinbarung, zu einem zukünftigen Zeitpunkt ein Gut zu einem bereits heute vereinbarten Preis zu kaufen, bzw. zu verkaufen. Dieser Vertrag wird over-the-counter (OTC), d.h. nicht über die Börse, abgeschlossen.37
Der Käufer eines Forwardkontraktes geht eine Long-Position ein. Er verpflichtet sich zu einem späteren Zeitpunkt das Gut zu einem vereinbarten Preis zu kaufen. Der Verkäufer geht dementsprechend eine Short-Position ein und verpflichtet sich, das Gut zu einem späteren Zeitpunkt zu dem vorher definierten Preis zu verkaufen.38 In Folge dessen, dass beide Vertragspartner verpflichtet sind ihrer Schuldigkeit nachzukommen und keinem Vertragspartner ein Wahlrecht eingeräumt wird, handelt es sich bei einem Forward um ein unbedingtes Termingeschäft.
Die Abrechnung des Kontraktes erfolgt am Kontraktende. Ein Forwardvertrag kostet keine Gebühren, es müssen lediglich die vereinbarten Verpflichtungen am Laufzeitende eingehalten werden. Im Vergleich zu Futurekontrakten, die im Kapitel 3.1.2 näher beschrieben werden, kommt es bei einem Forwardkontrakt i.d.R. zu einer physischen Lieferung des Basisobjektes und nur in seltenen Fällen zu einer Ausgleichszahlung. Der Forwardkontrakt inkludiert demnach bis zu diesem Zeitpunkt das Risiko der Nichterfüllung seitens des jeweiligen Geschäftspartners.
Es besteht folglich stets ein Kreditrisiko für beide Beteiligten, welches am Fälligkeitsdatum nur noch für die Partei mit einem positiven Vertragswert besteht.39 Abbildung 5 zeigt, in welchem Fall der jeweilige Vertragspartner einen positiven Vertragswert für sich beanspruchen kann.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 5: Gewinn und Verlust eines Vertragspartners aus einem Forwardkontrakt (in Anlehnung an Albrecht, P./ Maurer, R. (2008), S. 559)
Existiert ein ausreichend liquider Markt für den Referenzpreis, der dadurch nicht mehr so anfällig für Manipulationen ist, können diese Kontrakte auch durch Futures ersetzt werden.40
3.1.2 Futures
Ein Futurekontrakt ist analog zu einem Forwardkontrakt eine Vereinbarung über einen in der Zukunft liegenden Kauf, resp. Verkauf eines Gutes zu einem bereits heute fixierten Preis.41 Jedoch werden Futures nicht OTC abgeschlossen, sondern sind hochstandardisiert und werden über eine Börse gehandelt.42 Diese Standardisierung beinhaltet die Vertragspunkte Basiswert, Kontraktgröße, Erfüllungsdatum und den Ort der Erfüllung.43
Der Verkäufer eines Futurekontraktes geht dabei eine Short-Position ein, womit der Käufer eine Long-Position eingeht. Dadurch ist der Käufer theoretisch verpflichtet, die gehandelte Ware zum Fälligkeitsdatum vom Verkäufer abzunehmen, welcher wiederum verpflichtet ist, dem Käufer des Gutes diese anzudienen.44 Bei einem Futurekontrakt kommt es allerdings nur in den seltensten Fällen zu einer physischen Lieferung des Underlyings45 zum Fälligkeitstermin, da dies für beideParteien meist zu erheblichen Mehrkosten führen würde. Stattdessen findet eine tägliche Verrechnung der Buchgewinne und -verluste über das sog. Margin Konto statt.
[...]
1 Vgl. Biethahn, J./ Mucksch, H./ et al. (2004), S. 48.
2 Vgl. Petermann, J. (2006), S. 69.
3 Vgl. http://www.oxfordprinceton.com/dib/dib.asp?article=18611351&title=One+trillion+barrels+in+125+ years&key=Renewables+and+Green+Energy, Stand, 13.12.2008.
4 Vgl. Young, P. (2006), S. 31.; und vgl. http://rwecom.geber.de/2006/gb/lagebericht/rahmen bedingungen/konjunkturelleentkonjunkt/rohstoffpreise.html, Stand 13.12.2008.
5 Vgl. Albrecht, P./ Maurer, R. (2008), S. 14.
6 Vgl. Boyle, P./ Boyle, F. (2001), Vorwort xi.
7 Für eine weitergehende Studie zum Thema des Black-Scholes Modell bietet sich die Ausführung „Optionen, Futures und andere Derivate“ (2006) von Hull, J. C. an.
8 Vgl. Beutelspacher, A./ Zschiegner, M. A. (2004), S. 36.
9 Vgl. Wolke, T. (2007), S. 7ff
10 Vgl. Koch, P. (1998), S. 28.
11 Vgl. Bewersdorff, J. (2007), S. 249f.
12 Vgl. Wolke, T. (2007), S. 7ff.
13 Vgl. Altenburg, U./ Schwarz, E. J./ et al (2004), S. 89.
14 Vgl. Perridon, L. / Steiner, M. (2002), S. 98ff.; und vgl. Burger, A./ Buchhart, A. (2002), S. 1f.
15 Vgl. Markowitz, H. M. (1959), S. 188ff.; und vgl. Copeland, T. E./ Weston, J. F. (2003), S. 146f.; und vgl. Gleißner, W. (2008), S. 8f.
16 Vgl. Alsleben, B. (2004), S. 143.
17 Vgl. Strohmeier, G. (2007), S. 29f.; und vgl. Romeike, F. (2005), S. 17f.
18 Vgl. Bieta, V./ Kirchhoff, J./ et al. (2002), S. 104f.
19 Vgl. Jung, R. H./ Kleine, M. (1993), S. 23.
20 Vgl. Steinmann, H./ Schreyögg, G. (1997), S.6.
21 Vgl. Gabler Wirtschaftslexikon (2005), S. 1968.
22 Vgl. Cunningham, E. (2006), S. 7.
23 Deutsch: Richtlinie über Märkte für Finanzinstrumente.
24 Im Anhang finden sich eine Auflistung ausgewählter Commodities und deren Spezifikation wieder.
25 Vgl. Horstmann, K.-P./ Cieslarczyk, M. (2006), S. 198ff.
26 Vgl. Kloth, R. (1999), S. 6.; und vgl. Mattmüller, R./ Tunder, R. (2004), S. 10f.
27 Vgl. Herrmann, C./ Weiß, W./ et al. (2007), S. 43.
28 Vgl. Mattmüller, R./ Tunder, R. (2004), S. 10.
29 Vgl. Zantow, R. (2004), S. 255.; und vgl. Eller, R. (1999), S. 8.
30 Vgl. Albrecht, P./ Maurer, R. (2008), S. 22.; und vgl. Hull, J. C. ( 2006), S. 24.
31 Vgl. BIZ-Quartalsbericht September 2002 (2002), S. 2.
32 Vgl. BIZ-Quartalsbericht Juni 2008 (2008), S. 2.
33 Vgl. http://www.cbot.com/cbot/pub/page/0,3181,942,00.html, Stand, 12.11.2008.
34 Vgl. Boyle, P./ Boyle, F. (2001), Vorwort xi.
35 Vgl. Geyer, C./ Uttner, V. (2007), S. 26.
36 Vgl. Hull, J. C. (2006), S. 25.
37 Vgl. Pilipovic, D. (2007), S. 128.
38 Vgl. Oehler, A./ Unser, M. (2002) S. 56.
39 Vgl. Steiner, M./ Bruns, C. (2002), S. 453.
40 Vgl. Zenke, I./ Ellwanger, N. (2003), S. 8.; und vgl. Bruttel, H./ Demoliére, S. (2001), S. 95f.
41 Vgl. Geyer, C./ Uttner, V. (2007), S. 146.; und vgl. Berger, M. (1990), S. 235.
42 Vgl. Szczesny, A. (2007), S. 13.
43 Vgl. Müller-Möhl, E. (2002), S. 30.
44 Vgl. Wahl, D. (2003), S. 118.
45 Deutsch: Basiswert.
- Arbeit zitieren
- Emanuel Schmid (Autor:in), 2009, Ausgewählte Instrumente eines effizienten Risikomanagements am Beispiel des Commodity Trading, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/122325
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