„Leer ist die Rede jenes Philosophen, durch die kein menschliches Leiden geheilt wird. Denn wie eine Heilkunst nichts taugt, wenn sie nicht die Krankheiten aus dem Körper vertreibt, so auch nicht eine Philosophie, wenn sie nicht das Leiden der Seele austreibt.“ (Epikur)
Das Glück, obwohl es ein philosophisches Thema ist, ist auch für Nicht-Philosophen interessant. Glücklich sein oder zumindest Glück haben möchte Jeder. Dadurch dass das Glück oder das Streben danach in der Natur des Menschen zu liegen scheint, zeigt es aber auch seine Bedeutung für die praktische Philosophie. Denn, wie schon Epikur erklärt, sollte Philosophie nicht leer sein, sondern Men-schen dienen.
Die zwei größten und einflussreichsten Schulen des Hellenismus sind die Epikureer und die Stoiker. Eudaimonia, Glückseligkeit ist das angestrebte Ziel beider Lehren. Beide Schulen stützen sich auf die Natur des Menschen, haben aber unterschiedliche Erkenntnisse. Während Epikur die Lust zum von Geburt an angestrebten Gut erklärt, behauptet die Stoa, die Tugend sei das höchste Gut. In dieser Arbeit sollen die beiden Lehren in ihren Wegen zum Glück vorgestellt und der jeweilige Glücksbegriff am Ende bewertet werden. Meine These ist dabei, dass der Mensch von Natur aus ein Lustwesen ist, weil es ihm von vorn herein ganz unmöglich ist ein Tugend-Wesen zu sein. „Lust“ gebrauche ich dabei im streng epikureischen Sinne (Abwesenheit von Unlust) und „Tugend“ im stoischen Sinne (als aufrechte Vernunft).
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Inhaltsverzeichnis
- 0. Einleitung
- 1. Historisch-philosophische Einordnung der Hellenistischen Philosophie
- 2. Epikureer
- 2.1 Epikur und sein Weltbild
- 2.2 Lust als das höchste Gut
- 2.2.1 Katastematische und kinetische Lust
- 2.2.2 Geistige und körperliche Lust
- 2.3 Weg zur Lust: ataraxia
- 2.3.1 Begierden klassifizieren und kontrollieren: phronesis, Selbstgenügsamkeit
- 2.3.2 Furcht bekämpfen: Philosophie, gesellschaftspolitischer Rückzug und Freundschaft
- 2.4 Zusammenfassende Konklusion und Bewertung des epikureischen Glücks
- 3. Stoiker
- 3.1 Stoiker und ihr Weltbild
- 3.2 Tugend als das höchste Gut
- 3.3 Weg zur Tugend: apatheia
- 3.3.1 Von dem, was in unseren Händen liegt, worauf wir keinen Einfluss haben und adiaphora
- 3.3.2 Einstimmig und gemäß der Natur leben
- 3.4 Zusammenfassende Konklusion und Bewertung des stoischen Glücks
- 4. Der entscheidende Unterschied: ataraxia und apatheia: Ist der Mensch ein Lust- oder ein Tugend-Wesen?
- 4.1 Ataraxia versus apatheia
- 4.2 Mensch als Lust- oder Tugendwesen?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Konzepte von Glückseligkeit (Eudaimonia) bei den Epikureern und Stoikern im hellenistischen Kontext. Sie vergleicht ihre unterschiedlichen Wege zur Erreichung von Glück, indem sie die zentralen Konzepte beider Schulen analysiert und kritisch bewertet. Das Hauptziel ist es, die jeweiligen Glückskonzepte zu verstehen und ihre Unterschiede herauszuarbeiten, um letztendlich die Frage zu diskutieren, ob der Mensch von Natur aus ein lust- oder tugendorientiertes Wesen ist.
- Historisch-philosophische Einordnung der Hellenistischen Philosophie
- Das epikureische Konzept von Lust als höchstes Gut und der Weg zur Ataraxia
- Das stoische Konzept von Tugend als höchstes Gut und der Weg zur Apatheia
- Vergleich von Ataraxia und Apatheia
- Die Frage nach dem Wesen des Menschen: Lust- oder Tugendwesen?
Zusammenfassung der Kapitel
0. Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der Glückseligkeit (Eudaimonia) und ihre Relevanz für die praktische Philosophie ein. Sie stellt die Epikureer und Stoiker als die wichtigsten Schulen des Hellenismus vor, die beide Eudaimonia anstreben, aber unterschiedliche Wege dorthin beschreiten: Lust bei den Epikureern und Tugend bei den Stoikern. Die Arbeit wird strukturiert und die These vorgestellt, dass der Mensch von Natur aus ein Lustwesen ist.
1. Historisch-philosophische Einordnung der Hellenistischen Philosophie: Dieses Kapitel beleuchtet den historischen und philosophischen Kontext der Hellenistischen Philosophie. Es beschreibt den Übergang von der Polis zur hellenistischen Welt und die daraus resultierende Suche nach neuen Orientierungshilfen im individuellen Leben. Der Verlust der Polis als zentrale Institution und die Migration von Intellektuellen führten zu einer Verschiebung des Fokus in der Philosophie hin zu individuellen Lebensfragen und der Suche nach Glückseligkeit. Die Entstehung neuer philosophischer Schulen wie der Epikureer und Stoiker als Reaktion auf die politischen und gesellschaftlichen Veränderungen wird hervorgehoben.
2. Epikureer: Dieses Kapitel präsentiert Epikur und seine Weltanschauung. Es erläutert sein Konzept der Lust als höchstes Gut, wobei betont wird, dass es sich nicht um sinnliche Ausschweifungen handelt, sondern um die Abwesenheit von Schmerz und Unruhe (ataraxia). Die Unterscheidung zwischen katastematischer und kinetischer Lust, sowie geistiger und körperlicher Lust, wird erklärt. Der Weg zur ataraxia umfasst die Klassifizierung und Kontrolle von Begierden und die Bekämpfung von Furcht durch Philosophie, Rückzug aus dem öffentlichen Leben und Freundschaft. Das Kapitel schließt mit einer zusammenfassenden Bewertung des epikureischen Glückskonzepts.
Schlüsselwörter
Eudaimonia, Epikureer, Stoiker, Ataraxia, Apatheia, Lust, Tugend, Hellenistische Philosophie, Glückseligkeit, Lebensführung, Schmerz, Unruhe, Begierden, Furcht, Natur, Vernunft.
Häufig gestellte Fragen zum Text über Epikureer und Stoiker
Was ist der Inhalt dieses Textes?
Dieser Text bietet einen umfassenden Überblick über die hellenistische Philosophie, insbesondere über die Epikureer und Stoiker. Er vergleicht ihre Konzepte von Glückseligkeit (Eudaimonia), analysiert ihre Wege zur Erreichung von Glück (Ataraxia bei den Epikureern und Apatheia bei den Stoikern) und diskutiert, ob der Mensch von Natur aus ein lust- oder tugendorientiertes Wesen ist. Der Text beinhaltet ein Inhaltsverzeichnis, eine Zielsetzung, Kapitelzusammenfassungen und Schlüsselwörter.
Welche Philosophischen Schulen werden verglichen?
Der Text vergleicht die Philosophien der Epikureer und Stoiker im hellenistischen Kontext. Beide Schulen strebten Eudaimonia an, jedoch mit unterschiedlichen Methoden und Zielsetzungen.
Was ist Ataraxia und Apatheia?
Ataraxia ist das epikureische Konzept der Seelenruhe, der Abwesenheit von Schmerz und Unruhe. Apatheia hingegen ist das stoische Ideal der Leidenschaftslosigkeit und Unerschütterlichkeit. Beide Konzepte beschreiben Zustände des inneren Friedens, jedoch auf unterschiedlichen Wegen erreicht.
Wie definieren Epikureer und Stoiker Glückseligkeit (Eudaimonia)?
Für die Epikureer ist Lust, genauer gesagt die Abwesenheit von Schmerz und Unruhe (Ataraxia), das höchste Gut und der Weg zur Eudaimonia. Die Stoiker hingegen sehen Tugend als das höchste Gut und Apatheia als den Weg zum Glück.
Welche Methoden verfolgen Epikureer und Stoiker zur Erreichung ihres jeweiligen Glückskonzepts?
Die Epikureer erreichen Ataraxia durch die Kontrolle von Begierden, die Bekämpfung von Furcht (durch Philosophie, Rückzug und Freundschaft) und die Unterscheidung zwischen verschiedenen Arten von Lust (katastematische und kinetische, geistige und körperliche). Die Stoiker erreichen Apatheia durch die Konzentration auf das, was in ihrer Macht liegt, die Akzeptanz dessen, was nicht beeinflussbar ist (adiaphora), und ein Leben in Übereinstimmung mit der Natur.
Welche zentrale Frage wird im Text diskutiert?
Der Text diskutiert die Frage, ob der Mensch von Natur aus ein lust- oder tugendorientiertes Wesen ist, indem er die Konzepte der Epikureer und Stoiker vergleicht und kritisch bewertet.
Welche Kapitel umfasst der Text?
Der Text umfasst eine Einleitung, ein Kapitel zur historisch-philosophischen Einordnung der Hellenistischen Philosophie, Kapitel zu den Epikureern und Stoikern (mit Unterkapiteln zu ihren Weltbildern, ihren Konzepten des höchsten Gutes und ihren Wegen dorthin), und ein abschließendes Kapitel, das Ataraxia und Apatheia vergleicht und die Frage nach dem Wesen des Menschen diskutiert.
Welche Schlüsselbegriffe sind im Text relevant?
Wichtige Schlüsselbegriffe sind Eudaimonia, Epikureer, Stoiker, Ataraxia, Apatheia, Lust, Tugend, Hellenistische Philosophie, Glückseligkeit, Lebensführung, Schmerz, Unruhe, Begierden, Furcht, Natur und Vernunft.
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- Helena Rauser (Author), 2008, Eudaimonia. Lebensführung und Glückseligkeit bei Epikureern und Stoikern, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/121917