Nachdem der Internet-Hype im Jahr 2001 einen enormen Dämpfer bekommen hat, werden die Perspektiven der Internetwirtschaft nicht mehr durch Revolutionen und anderen überzogenen Erwartungen geprägt, sondern müssen ganz klar auf ihren Nutzen hin gerechtfertigt werden.
So werden in dieser zweite Generation des eBusiness (so wird sie von der Gartner Group bezeichnet) die Hauptthemen nicht durch irgendwelche experimentierfreudigen Startup Unternehmen bestimmt, sondern dadurch, wie jedes Unternehmen die Potentiale des Internets nutzen und auf die bestehenden Unternehmensstrategien fokussieren kann, um die Unternehmensprozesse effizienter zu gestalten und somit den elektronischen Geschäftsverkehr zum Normalfall im Unternehmen zu machen. Diese Engagements im eBusiness müssen heute schärferen Kriterien Stand halten als noch vor einem Jahr: Die Rationalisierungspotentiale müssen klar sein und die Projekt-Paybacks müssen kurz- bis mittelfristig zu realisieren sein. [...]
Inhaltsverzeichnis
1 EBUSINESS UND EPROCUREMENT
2 GESTALTUNGSMÖGLICHKEITEN DES EPROCUREMENTS
2.1 Modelle des elektronischen Einkaufs
2.2 Realisierungsformen von elektronischen Marktplätzen
2.2.1 Schwarze Bretter
2.2.2 Börsen
2.2.3 Auktionen
2.2.4 Kataloge
3 NUTZENPOTENTIALE DES EPROCUREMENT
3.1 Nutzenpotentiale des einkaufenden Unternehmens
3.1.1 Effizientere Beschaffung
3.1.2 Preisreduktion durch erhöhte Transparenz und Bedarfsbündelung
3.2 Fallstudie Emaro AG
3.3 Nutzenpotentiale des verkaufenden Unternehmens
3.3.1 effizienterer Vertrieb durch Prozessoptimierung
3.3.2 verbesserter Vertrieb und Marketing
3.3.3 attraktive Mehrwertleistungen
4 STAND DER DINGE UND AUSBLICK
LITERATURVERZEICHNIS
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Prognose des B2B eCommerce weltweit in Mrd. US$
Abbildung 2: Top 5 eBusiness Trends der nächsten 3 Jahre
Abbildung 3 : Schema eines elektronischen Marktplatzes
Abbildung 4: Kategorisierung der Instrumente nach Materialart
Abbildung 5: Auswirkungen von Online-Beschaffung
Abbildung 6: Einsparungspotential mit eProcurement
Abbildung 7: Interne Katalogführung vs. Marktplatz
Abbildung 8: Internetnutzung im Unternehmen
Abbildung 9: Anteil der Betriebe mit Online-Beschaffung
Abbildung 10: Barrieren für die Online-Beschaffung
1 eBusiness und eProcurement
Nachdem der Internet-Hype im Jahr 2001 einen enormen Dämpfer bekommen hat1, werden die Perspektiven der Internetwirtschaft nicht mehr durch Revolutionen und anderen überzogenen Erwartungen geprägt, sondern müssen ganz klar auf ihren Nutzen hin gerechtfertigt werden.
So werden in dieser zweite Generation des eBusiness (so wird sie von der Gartner Group bezeichnet) die Hauptthemen nicht durch irgendwelche experimentierfreudigen Startup-Unternehmen bestimmt, sondern dadurch, wie jedes Unternehmen die Potentiale des Internets nutzen und auf die bestehenden Unternehmensstrategien fokussieren kann, um die Unternehmensprozesse effizienter zu gestalten und somit den elektronischen Geschäftsverkehr zum Normalfall im Unternehmen zu machen. Diese Engagements im eBusiness müssen heute schärferen Kriterien Stand halten als noch vor einem Jahr: die Rationalisierungspotentiale müssen klar sein und die Projekt-Paybacks müssen kurz- bis mittelfristig zu realisieren sein.2
Eine sehr große Bedeutung wird hierbei dem B2B-Bereich des Internets zugesprochen, dem Bereich, in dem Unternehmen untereinander als Lieferant und Kunde agieren, also dem Industriegüterbereich. Abbildung 1 veranschaulicht, wie verschiedene Marktforschungsunternehmen und andere Institutionen das Marktpotential des B2B-Bereichs des eCommerces bewerten.
Abbildung 1: Prognose des B2B eCommerce weltweit in Mrd. US$
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: ECIN.de, eBusiness 2002
Abbildung 2: Top 5 eBusiness Trends der nächsten 3 Jahre
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: ECIN.de, eBusiness in Deutschland
Auch die eBusiness-Website ECIN.de sieht neben dem elektronischen Verkauf vor allem B2B-Themen als die wichtigsten Trends der nächsten Jahre, wie Abbildung 2 zeigt. Man sieht, dass im engerem Sinne die ersten beiden Punkte, also „Elektronische Marktplätze“ und „Beschaffung/Einkauf“ und im weiteren Sinne alle Punkte der Unternehmensfunktion Einkauf und Beschaffung zuzuordnen sind. Diese Einbindung des Einkaufs und der Beschaffung in den eBusiness- bzw. eCommerce-Bereich wird mit eProcurement (=elektronische Beschaffung) bezeichnet. Folgende Definitionen sollen klären, was eProcurement genau bedeutet:
Der Schweizerische „Verband für Materialwirtschaft und Einkauf“ (SMVE) definiert eProcurement als „internetbasierte Systeme, die den Beschaffungsprozess eines Unternehmens oder einer Unternehmensgruppe unterstützen.“ Diese Definition ist sehr weit gefasst und beinhaltet nur die zwei wichtigen Stichpunkte „internetbasiert“ und „Beschaffungsprozesse unterstützen“ (vgl. e-business.de: e- Procurement verändert den Einkauf). Wie in Kapitel 2.1 noch näher beschrieben, richtet sich auch Bogaschewsky bei seiner Klassifizierung des elektronischen Einkaufs nach dieser sehr weitgefassten Definition.
Eine zweite, enger gefasste Definition bietet die Website www.fbwi.de:
„e-Procurement gestattet Unternehmen, Betriebsmittel mit Hilfe des Internet und seinen Verbindungen strategischer zu verwalten, aber auch eine Kommunikations-Infrastruktur anzubieten, in der Käufer und Lieferanten auf einer direkten Basis zusammenarbeiten können, ohne die Kontrolle über die Kosten zu verlieren.“ (vgl. www.fbwi.de/article.php?sid=18).
Im Folgenden wird darauf eingegangen, welche Ausprägungsformen des eProcurements es gibt, welche Nutzenpotentiale die einkaufende und die anbietende Seite innerhalb eines eProcurement-Systems haben und welche Entwicklungen in nächster Zukunft zu erwarten sind.
2 Gestaltungsmöglichkeiten des eProcurements
2.1 Modelle des elektronischen Einkaufs
Wie oben schon angesprochen, hat Bogaschewsky wie auch der schweizerische Verband für Materialwirtschaft und Einkauf (SMVE) eine sehr weit gefasste Auffassung des eProcurements. So unterscheidet er folgende Stufen, inwieweit Transaktionen und Informationen tatsächlich durch elektronische Unterstützung getätigt bzw. ausgetauscht werden3:
Das Internetsuche-Modell bildet die erste Stufe auf der Leiter zum vollständig elektronischen Einkauf. Hierbei sucht der Einkäufer über herkömmliche Suchmaschinen, Kataloge oder öffentliche Branchenverzeichnisse nach Internetseiten bzw. Kontaktadressen von potentiellen Lieferanten, wie es auf herkömmliche Weise oft mit Hilfe der gelben Seiten oder „Wer liefert was?“- Verzeichnissen geschehen ist. Dies ist nach wie vor ein sehr großer Teil des eCommerce, wenn man bedenkt, dass der größte Teil im B2B-eCommerce- Bereich vorwiegend über Fax (46%) und Post (40%) stattfindet. Im Gegensatz hierzu liegt der eigentliche eProcurement-Bereich, also der direkten elektronischen Verbindung von Kunde und Lieferant bei nur 30-40%4.
Beim Portal-Modell handelt es sich um eine Weiterentwicklung der reinen Internetsuche, da hier in sogenannten B2B-Portalen, bei denen sich das Unternehmen registrieren lassen kann, um dann durch Portal-interne Suchfunktionen usw. Kontakt zu potentiellen Lieferanten aufnehmen zu können. Portale sind zumeist Branchenspezifisch und sind ausschließlich informations- und nicht transaktionsorientiert, d.h., auch die Portale bieten nur die Kontaktanbahnung zwischen Kunde und Lieferant.
Beim Einkaufshomepage-Modell veröffentlicht das Unternehmen seine Bedarfe auf dem „Einkaufsteil“ seiner Homepage. Interessierte neue bzw. registrierte, schon vorhandene Lieferanten können somit auf der Homepage nach dem aktuellen Bedarf des Unternehmens schauen und bei Interesse ein Angebot abgeben. Allerdings ist die Bekanntheit der Einkaufshomepage auf bestehende Lieferanten beschränkt, oder aber auf Lieferanten, die per Zufall auf die Einkaufshomepage gelangen.
Eine Bündelung von Ein- und Verkäufern bietet das Marktplatz-Modell, das nach der Definition von fbwi.de das eProcurement im engeren Sinne darstellt. Beim Marktplatzmodell treffen eine Vielzahl von Anbietern auf eine Vielzahl von Nachfragern, wie folgende Grafik verdeutlicht:
Abbildung 3: Schema eines elektronischen Marktplatzes
Quelle: eigene Darstellung
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Folgende Aufstellung gibt einen Überblick über die möglichen Realisierungsformen von elektronischen Marktplätzen.
2.2 Realisierungsformen von elektronischen Marktplätzen
2.2.1 Schwarze Bretter
Schwarze Bretter oder Pinboards stellen die einfachste Form von elektronischen Marktplätzen dar. Unterteilt nach Produkten und Produktgruppen können Käufer und Verkäufer konkrete Kauf- oder Verkaufswünsche veröffentlichen. Sie sind vergleichbar mit den Ausschreibungen in Tageszeitungen. Die gehandelten Güter sind häufig nicht katalogisierbar. Eine klare Trennung von Käufer und Verkäufer entfällt, da jeder in jede Rolle schlüpfen kann. Die eigentliche Abwicklung des Handels findet abgekoppelt von der Plattform, meist auf traditionellem Weg wie Telefon/Post/Fax statt. Die Betreiber solcher schwarzen Bretter erzielen ihre Einnahmen durch Schaltung von Werbungen und durch eine Veröffentlichungsgebühr der Anzeige. Häufig bieten Kataloge schwarze Bretter als Nebenleistung an.
2.2.2 Börsen
Die Börse ist im Prinzip eine Erweiterung des Schwarzen Bretts, wobei der Hauptunterschied in der Anonymisierung des Handelsprozesses liegt und so eine Art Zwischenhandels über den Elektronischen Marktplatz schafft. Weder Verkäufer noch Käufer sind während oder nach dem Handel der jeweils anderen Partei bekannt. Aufgabe des Marktplatzes ist das Zusammenführen von geeigneten Handelspartnern, die Prüfung der Bonität der beteiligten Handelspartner und die Bereitstellung einer ausreichend großen Zahl an Produkten, um die Attraktivität der Plattform zu erhöhen. Häufig erfolgt zudem eine Bereitstellung von Auswertungs- und Analysefunktionen zur Verfolgung des Marktplatzgeschehens und der Aufschlüsselung der Aktivitäten einzelner Unernehmen. Haupthandelsgüter von Börsen sind schwer oder nicht verkäufliche Restmengen oder Überkapazitäten, die früher oft nicht genutzt werden konnten oder aufgrund fehlender Anonymität gar nicht erst in den Handel gelangten.
2.2.3 Auktionen
Auktionsdienste ähneln sehr stark den Börsen, haben aber etwas andere Schwerpunkte und sind etwas anders organisiert. Der Hauptunterschied liegt in der Art der gehandelten Güter. Während über Börsen oft schwer beschreibbare, nichtstandardisierte Güter gehandelt werden, vermitteln Auktionen den Austausch gut zu beschreibender Waren und Dienstleistungen. Üblich sind Auktionen mit einer begrenzten Laufzeit, nach der das höchste Gebot eines Käufers bzw. bei sogenannten Reverse Auctions der niedrigste Preis eines Anbieters über den Zuschlag entscheidet. Dem Teilnehmer einer Auktion bietet sich der Vorteil des Preisfindungsprozesses, dem Anbieter die Möglichkeit der Ermittlung eines Marktpreises für seine Produkte. Dem gegenüber stehen das Fehlen eines Rücktrittsrechts des Käufers und eine notwendige exakte Spezifikation des zu versteigernden Gutes.
2.2.4 Kataloge
Die am weitest verbreitete Form von elektronischen Marktplätzen sind katalogbasierte Dienste. Die veröffentlichten Kataloge setzen sich aus dem aggregierten Angebot mehrerer Anbieter zusammen. Der Käufer hat die Möglichkeit, in vorhandenen Katalogen die gewünschten Produkte nach Kategorien geordnet zu suchen und ähnliche Produkte einer Kategorie zu vergleichen. Die Preise sind durch die Verkäufer von vornherein festgelegt.
[...]
1 allein im so genannten Dotcom-Segment sind im letzten Jahr in den USA über 100.000 Arbeitsplätze gestrichen worden! (vgl. ECIN: eBusiness 2002)
2 vgl. ECIN.de: eBusiness 2002
3 vgl. Bogaschewsky: Elektronischer Einkauf
4 vgl. e-business.de: eProcurement gehört die Zukunft
- Arbeit zitieren
- Marc Ebel (Autor:in), 2002, eProcurement, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/12182
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