In einem ersten Teil widmet sich die Arbeit den verschiedenen Aspekten der Kriegsgründe
sowie deren Rechtfertigung, welche in den verschiedenen Zeitepochen im Rahmen der Debatte
der politischen Theorie jeweils hervorgehoben wurde. Eine Art Ideengeschichte der
Kriegsgründe ist dabei entstanden. Die Auswahl der Zeitepochen wurde hauptsächlich anhand
historischer Wendepunkte festgelegt und sieht wie folgt aus:
Beginnend mit Kapitel 2 werden die verschiedenen Rechtfertigungsgründe für den Peloponnesischen
Krieg im 5. Jahrhundert v. Chr. eruiert. Thukydides als wichtiger Zeitgenosse und
bedeutender Historiker der damaligen Zeit beschreibt nicht nur die Geschehnisse des Peloponnesischen
Kriegs, sondern analysiert auch die Hintergründe, welche zu diesem Krieg
geführt haben sollen. Schon alleine diese Tatsache führt dazu, dass Thukydides und „sein
Krieg“ in dieser Arbeit berücksichtigt werden. Die Wahl des Peloponnesischen Krieges erklärt der Autor zusätzlich damit, dass die Faktenlage über den Krieg relativ gut abgestützt
ist. Kapitel drei befasst sich mit den verschiedenen Kriterien der gerechten Kriegstheorie, die
im Mittelalter von verschiedenen Gelehrten beginnend mit Augustinus entwickelt wurden
und noch heute ihre Anwendung finden, wenn es darum geht, einen Krieg mittels der gerechten
Kriegstheorie zu rechtfertigen. Kapitel vier setzt sich neben der historischen Entwicklung
mit den Errungenschaften des klassischen und modernen Völkerrechts auseinander. Es soll
aufgezeigt werden, inwiefern ein Krieg innerhalb des Völkerrechts gerechtfertigt werden
kann bzw. darf. Clausewitz berühmtes Werk „ vom Kriege“ wird in Kapitel fünf thematisiert.
Clausewitz Auffassung vom Krieg lässt sich in eine existentielle sowie instrumentelle Auffassung
unterteilen. Anhand dieser Unterscheidung wird versucht, die grundlegenden
Kriegsgründe, wie sie Clausewitz verstanden hat, herauszuarbeiten. In Kapitel sechs werden
neben den grundlegenden Aspekten des Kalten Krieges diejenigen Rechtfertigungsgründe
herausgearbeitet, die für diese Epoche so prägend waren. Während in den vorherigen Kapiteln
die Rechtfertigungsgründe für einen Krieg auf einer allgemeinen Stufe abgehandelt
wurden (Ausnahme Peloponnesischer Krieg), wird in Kapitel sechs ein konkretes Fallbeispiel
eines Krieges analysiert. Kapitel sieben befasst sich mit den humanitären Interventionen
in den 1990-er Jahren. Analog zum Völkerrechtskapitel werden in diesem Abschnitt
mögliche Rechtfertigungsgründe innerhalb des Völkerrechts diskutiert. Im Kapitel acht
schliesslich wird der Irak sozusagen als empirisches und hochaktuelles Fallsbeispiel anhand
der verschiedenen Rechtfertigungsgründe, die von den USA ins Feld geführt werden, analysiert.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitende Worte
- 1.1. Fragestellung
- 1.2. Aufbau und Struktur der Arbeit
- 1.3. Aktueller Forschungsstand bezogen auf den Irakkrieg
- 2. Die Kriegsgründe beim Peloponnesischen Krieg
- 2.1. Thukydides und sein Werk
- 2.2. Ablauf des Krieges
- 2.2.1. Archidamische Krieg (431 bis 421 v. Chr.)
- 2.2.2. Nikiasfrieden (421 bis 413 v. Chr.)
- 2.2.3. Dekeleisch-ionische Krieg (413 bis 404 v. Chr.)
- 2.3. Herleitung der Kriegsgründe: Athens Aufstieg zur Hegemonialmacht
- 2.3.1. Wesensmerkmale des delisch-attischen Seebundes
- 2.3.2. Ziele des delisch-attischen Seebundes
- 2.3.3. Die Ära Kimons: Erweiterung und Konsolidierung des Seebundes
- 2.3.4. Friedliche Koexistenz zwischen Athen und Sparta auf dem Prüfstein
- 2.3.5. Die Verschiedenheit der politischen Systeme als weiterer Erklärungsfaktor
- 2.3.6. Demokratische Umwälzungen in Athen
- 2.3.7. Neuausrichtung der außenpolitischen Ziele und der 1. Peloponnesische Krieg
- 2.3.8. Bündnis-, Wirtschafts- und Handelspolitik in der Zeit des Perikles
- 2.4. Herleitung der Kriegsgründe: Spartas Außen- und Kriegspolitik
- 2.4.1. Rückwirkungen der persischen Kriege auf Sparta
- 2.4.1.1. Wesen des Peloponnesischen Bundes
- 2.4.1.2. Ziele des Peloponnesischen Bundes
- 2.4.2. Spartas Interpretation des Aufstiegs Athens zur Hegemonialmacht
- 2.4.2.1. Die politische Auseinandersetzung zwischen Falken und Tauben
- 2.4.2.2. Zwischenfazit: Sonderweg Spartas
- 2.4.1. Rückwirkungen der persischen Kriege auf Sparta
- 2.5. Die Kriegsgründe im Detail
- 2.5.1. Die unmittelbaren, „offiziellen“ Gründe und ihre Plausibilität
- 2.5.1.1. Der Streit um Epidamnos
- 2.5.1.2. Die Eskalations-Spirale dreht sich weiter: Potideias Austritt aus dem Seebund
- 2.5.1.3. Zuspitzung der Krise: Das megarische Psephisma
- 2.5.2. Machtausweitung und -Anspruch Athens als „wahrster Grund“
- 2.5.2.1. Die Beendigung der Perserkriege als Einschnitt in die politischen Beziehungen
- 2.5.2.2. Spartas Angst gegenüber dem athenischen Kulturimperialismus
- 2.5.2.3. Der Strategos Perikles: Friedenspolitiker oder Kriegstreiber?
- 2.5.3. Fazit: Unausweichlichkeit des Krieges - Präventiv-Schlag Spartas gegen Athen
- 2.5.1. Die unmittelbaren, „offiziellen“ Gründe und ihre Plausibilität
- 3. Die Kriterien der gerechten Kriegslehre
- 3.1. Einleitende Worte
- 3.2. Historische Entwicklung und Inhalt der Gerechten Kriegstheorie
- 3.2.1. Die Ursprünge der Gerechten Kriegstheorie
- 3.2.2. Frieden oder Krieg: Das Recht zur Kriegserklärung hat das Staatsoberhaupt
- 3.2.3. Bedrohung und Wiederherstellung der Rechtsordnung als gerechte Gründe
- 3.2.4. Die richtige Absicht: Wiederherstellung des Friedens und der Gerechtigkeit
- 3.2.5. Dem Friedensziel entsprechenden gerechte Kriegsführung (Proportionalität)
- 3.3. Fazit zu Kapitel 3
- 4. Begrenzung der Rechtfertigungsgründe durch das Völkerrecht
- 5. Ableitung von Rechtfertigungsgründen bei Clausewitz
- 6. Die Rechtfertigungsgründe im Kalten Krieg
- 7. Humanitäre Interventionen und ihre Rechtfertigung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Ideengeschichte der Kriegsgründe von der Antike bis zur Gegenwart, mit besonderem Fokus auf die Rechtfertigungsgründe der USA im Irakkrieg. Ziel ist es, die Entwicklung von Kriegsbegründungen im historischen Kontext zu analysieren und verschiedene Perspektiven und Theorien zu beleuchten.
- Entwicklung der Kriegsbegründungen im historischen Kontext
- Analyse der Gerechten Kriegstheorie
- Einfluss des Völkerrechts auf die Rechtfertigung von Kriegen
- Untersuchung verschiedener Rechtfertigungsmuster im Kalten Krieg
- Behandlung humanitärer Interventionen und ihrer ethischen und rechtlichen Implikationen
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 dient als Einleitung und skizziert die Fragestellung und den Aufbau der Arbeit. Kapitel 2 analysiert die Kriegsgründe des Peloponnesischen Krieges, indem es die politischen und strategischen Motive Athens und Spartas untersucht. Kapitel 3 befasst sich mit den Kriterien der gerechten Kriegslehre und deren historischen Entwicklung. Kapitel 4 untersucht die Begrenzung von Kriegsgründen durch das Völkerrecht, von den Anfängen bis zum 20. Jahrhundert. Kapitel 5 untersucht Clausewitz' Sichtweise auf Kriegsbegründungen. Kapitel 6 beleuchtet die Rechtfertigungsgründe im Kalten Krieg, und Kapitel 7 analysiert humanitäre Interventionen und deren Rechtfertigung.
Schlüsselwörter
Kriegsgründe, Ideengeschichte, Gerechte Kriegstheorie, Völkerrecht, Kalter Krieg, Humanitäre Intervention, Peloponnesischer Krieg, Clausewitz, USA, Irakkrieg.
- Quote paper
- lic. phil Philippe Gubler (Author), 2007, Ideengeschichte der Kriegsgründe von der Antike bis zur Gegenwart, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/121793