Indien gilt aufgrund seines aufstrebenden IT-Sektors als "global player" der Zukunft. Dabei stellte sich aus journalistischer Sicht die Frage, wie es um das neue Medium des Internets auf dem Subkontinent steht. Ein erklärtes Ziel dieser Arbeit war daher, grundlegende Fakten über die Internetnutzung in Indien, und der indischen Frauen im Speziellen, zu generieren. Da die indische Magazinlandschaft beständig mit Rückgängen der Leserzahlen zu kämpfen hat (Frauenmagazine allerdings noch immer die „Hitliste“ der auflagenstärksten und meistgelesenen Zeitschriften anführen), während sich das Internet zusehender Beliebtheit erfreut, eröffnete dies interessante Ansatzpunkte, um zu untersuchen, ob und wenn ja wie viele indische Frauenmagazine bereits mit Online-Ablegern im World Wide Web vertreten sind, und was die „Bildsprache“ dieser Webseiten über die gesellschaftliche Situation bzw. soziale Rolle der Inderin auszudrücken vermag. Dass die Kultur eines jeden Internet-Users außerdem sehr starken Einfluss auf die Interpretation von Bildinhalten ausübt, sollte zudem mittels einer Studie zum "Bildleseverhalten" indischer und österreichischer Studentinnen aufgezeigt werden.
Inhaltsverzeichnis
DECKBLATT
EIDESSTATTLICHE ERKLÄRUNG
DANKSAGUNG
KURZFASSUNG
INHALTSVERZEICHNIS
1. EINLEITUNG
2. FORSCHUNGSFRAGEN & FORSCHUNGSZIELE
3. THESEN
4. METHODENWAHL & FORSCHUNGSDESIGN
4.1 CULTURAL STUDIES
4.2 ROLAND BARTHES UND DIE SEMIOTIK
4.2.1 Die Bild-Semiotik
4.2.2 Die semiotische Werbe(bild)-Analyse
5. BILD – KULTUR – VISUELLE SPRACHE
5.1 ZUM BEGRIFF „KULTUR“
5.2 ZUM BEGRIFF „BILD“
5.3 BILDSPRACHE
5.4 AUS BILDERN „LESEN“
5.5 DER KULTURELLE EINFLUSS AUF DAS BILDLESEVERHALTEN
5.6 DAS SYSTEM DER CODES
5.7 KLEIDUNG ALS SEMIOTISCHES SYSTEM
5.8 DIE KULTURELLE BEDEUTUNG DER FARBEN
6. INDIEN
6.1 ÜBERBLICK
6.2 AKTUELLE WIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNGEN
6.2.1 Bangalore: Indiens Hightech-Schmiede & Zentrum der Softwareindustrie
6.2.2 Mumbai: Das Wirtschaftszentrum & die Globalisierungsproblematik
6.3 GESELLSCHAFT & KULTUR
6.4 TYPISCH INDISCH: DER HINDUISMUS UND DAS KASTENSYSTEM
7. EIN SOZIALES PROBLEM: ZUR STELLUNG DER FRAU IN INDIEN
7.1 DIE TRADITIONELLE ROLLE DER FRAU
7.2 VON UNTERDRÜCKUNG, AUSBEUTUNG UND KOMPLEXEN
7.3 URSACHEN FÜR DIE BENACHTEILIGUNG DER FRAU
7.4 ZWISCHEN TRADITION UND MODERNE – DIE SOZIALE EMANZIPATION DER INDERIN
8. DAS INTERNET AM SUBKONTINENT (ZAHLEN, DATEN, FAKTEN)
8.1 DIE INDERIN UND DAS INTERNET
8.2 INDISCHE FRAUENMAGAZINE IM NETZ
8.2.1 Woman’s era
8.2.2 Verve
9. AUSWERTUNG DER ONLINE-MAGAZINE
9.1 DAS BILD DER FRAU AUF WWW.WOMANSEARA.COM
9.1.1 Bildkomposition/Aufnahmeformat/Kameraeinstellung
9.1.2 Pose/Körperhaltung
9.1.3 Gesichtsausdruck/Mimik
9.1.4 Kleidung
9.1.5 Zusammenfassung
9.2 DAS BILD DER FRAU AUF WWW.VERVEONLINE.COM
9.2.1 Bildkomposition/Aufnahmeformat/Kameraeinstellung
9.2.2 Pose/Körperhaltung
9.2.3 Gesichtsausdruck/Mimik
9.2.4 Kleidung
9.2.5 Zusammenfassung
9.3 VERGLEICHENDE GEGENÜBERSTELLUNG
10. EINZELBILDANALYSE
10.1 BEGRÜNDUNG ZUR AUSWAHL DER BILDER
10.2 ANALYSE DER ONLINE-WERBEANZEIGE VON IRA-DIAMONDS
10.2.1 Die „sprachliche Botschaft“
10.2.2 Die ikonografische Ebene
10.2.2.1 Die Pose
10.2.2.2 ie Kleidung
10.2.2.3 Die Mimik
10.2.2.4 Die Gegenstände
10.2.3 Realitätsbezüge & Rückschlüsse auf die Situation der Inderin
10.2.4 Zusammenfassung
10.3 ANALYSE DER ONLINE-WERBEANZEIGE VON ROOP-KALA SAREES
10.3.1 Die Bildkomposition
10.3.2 Das „Modezeichen“ als Ausdruck eines Lebensgefühls
10.3.3 Die Pose & Mimik
10.3.4 Die „sprachliche Botschaft“
10.3.5 Die Objekte und ihre Realitätsbezüge
10.3.6 Die „göttliche Pose“ & ikonografische Bezüge
10.3.7 Der „göttliche Aspekt“ der Kleidung
10.3.8 Zusammenfassung
11. STUDIE ZUM BILDLESEVERHALTEN
11.1 EINLEITUNG
11.2 SOZIODEMOGRAFISCHE DATEN
11.3 COMPUTERNUTZUNG
11.4 PRÄFERENZEN IN BEZUG AUF DIE WEBSITE-GESTALTUNG
11.5 FARB-VORLIEBEN
11.6 GEMEINSAMKEITEN & UNTERSCHIEDE IM BILDLESEVERHALTEN
11.6.1 Bild Nr. 1
11.6.2 Bild Nr. 2
11.6.3 Bild Nr. 3
11.6.4 Bild Nr. 4
11.6.5 Kulturspezifische Konnotationen zu Bild Nr. 5
12. THESENABGLEICH
13. RESÜMEE
14. ANHANG
14.1. LITERATURVERZEICHNIS
14.1.1. Selbstständige Literatur
14.1.2. Online-Literatur
14.1.3. Beiträge in Fach-, Tages- und Monatszeitschriften
14.1.4. Audiovisuelle Beiträge
14.1.5. Quellen
14.1.6. Online-Quellen
14.2. ABBILDUNGSVERZEICHNIS
14.3. BILDQUELLENVERZEICHNIS
14.4. ONLINE-FRAGEBOGEN
14.4.1 Fragenkatalog
14.4.2 Antwortmöglichkeiten
14.4.3 Die Bilder zur Umfrage
Eidesstattliche Erklärung
Ich erkläre hiermit eidesstattlich, dass ich die vorliegende Diplomarbeit selbstständig und ohne fremde Hilfe verfasst, andere als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel nicht benutzt und die den benutzten Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht habe. Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder ähnlicher Form keiner anderen Prüfungskommission vorgelegt und auch nicht veröffentlicht.
Graz, am 03. September 2007
Danksagung
An dieser Stelle möchte ich all diejenigen erwähnen, die mir geholfen haben, meine Diplomarbeit und meine Nerven gut über die vergangenen Monate zu bringen. Gleich eines vorweg: Ich danke vor allem meiner Mutter, Sylvia Stolz, die mir dieses Studium ermöglicht und mich während der gesamten vier Jahre finanziell unterstützt hat. Mehr als das jedoch, zählt für mich ihr unermüdliches Gutzureden sowie ständiges Vertrauen in mich und meine Fähigkeiten.
Weiters bin ich meinem Freund Markus Schnabel für dessen schier unendliche Geduld dankbar - war er es doch, der mich die meiste Zeit, und ganz besonders in Anbetracht des herannahenden Abgabetermins, „ertragen“ musste. Ich danke ihm für die wunderschönen vergangenen fünf Jahre, all seine Liebe, seelische Unterstützung und die Stärke, die er mir gegeben hat. Ohne seinen Optimismus, den er bei jeder Gelegenheit mit mir geteilt hat, hätte ich dieses Studium wohl nicht geschafft.
Meiner Schwester Nicole sowie meinen Freundinnen Renate Schmiedt, Manuela Himler, Andrea Mitterling, Julia Weißensteiner und Heidi Weiland möchte ich hiermit für die unzähligen Stunden des Zuhörens danken. Sie haben mir stets ein offenes Ohr für sämtliche Probleme geliehen und waren immer für mich da.
Bei meinen ehemaligen indischen Arbeitskollegen von austriamicrosystems – allen voran Poojary Manjunatha und Chittur Krishnan Subramanian – bedanke ich mich für ihre Unterstützung, was die Recherche und die Beschaffung von Belegexemplaren indischer Frauenmagazine anbelangt.
Nicht zuletzt danke ich auch meinem Betreuer FH-Prof. Mag. Dr. Robert F. Riesinger, der mir stets mit kompetenten Ratschlägen und motivierenden Worten zur Seite gestanden ist und mir während der vergangenen Monate ein ausgezeichneter Diplomarbeitsbetreuer war.
Kurzfassung
Indien gilt aufgrund seines aufstrebenden IT-Sektors als globale „Wirtschaftsmacht“ der Zukunft und wird vor allem auf dem Gebiet der Softwareindustrie als „global player“ gehandelt. Dabei stellte sich aus journalistischer Sicht die Frage, wie es um das neue Medium des Internets auf dem Subkontinent steht, da dieses in den vergangenen Jahren weltweit rasante Zuwächse an Userzahlen verbuchen konnte. Ein erklärtes Ziel dieser Arbeit sollte daher sein, grundlegende Fakten über die Internetnutzung in Indien, und der indischen Frauen im Speziellen, zu generieren. Es hat sich herausgestellt, dass sich der Anteil der indischen Userinnen auf aktuell 12 Millionen Frauen beläuft bzw. diese rund 30 % aller Internetnutzer in Indien ausmachen – Tendenz deutlich steigend. Da die indische Magazinlandschaft beständig mit Rückgängen der Leserzahlen zu kämpfen hat (Frauenmagazine allerdings noch immer die „Hitliste“ der auflagenstärksten und meist- gelesenen Zeitschriften anführen), während sich das Internet zusehender Beliebtheit erfreut, eröffnete dies interessante Ansatzpunkte, um zu untersuchen, ob und wenn ja wie viele indische Frauenmagazine bereits mit Online-Ablegern im World Wide Web vertreten sind, und was die „Bildsprache“ dieser Webseiten über die gesellschaftliche Situation bzw. soziale Rolle der Inderin auszudrücken vermag. Dabei hat sich ergeben, dass zurzeit besonders zwei Online-Ausgaben erwähnenswert sind: jene von „Woman’s era“ und „Verve“. Aufgrund der zur Untersuchung herangezogenen Ansätze der Cultural Studies sowie der Semiotik, die sich beide mit Medien und Bildern als kulturellen Bedeutungssystemen auseinander setzen und sich mit deren individuellen Interpretationsmöglichkeiten beschäftigen, konnte eruiert werden, dass das auf den Webseiten konstruierte Bild der indischen Frau weitestgehend mit ihrer ambivalenten gesellschaftspolitischen Realität übereinstimmt, die im Spannungsfeld zwischen „Modernität“ und „Tradition“ ausgemacht wurde – also praktisch „zwischen zwei Welten“. Ein abschließendes Ziel war, zu zeigen, dass Bilder aufgrund ihrer „Mehrdeutigkeit“ vielfältige Konnotationen evozieren können, und dass die Kultur eines Bildbetrachters sehr starken Einfluss auf die Interpretation von Bildinhalten ausübt. Dies wurde anhand von vertieften semiotischen Bildanalysen zweier Online- Werbeanzeigen dargelegt und mittels einer Umfrage zum Bildleseverhalten bekräftigt. Die Antworten von 117 österreichischen und 111 indischen Studentinnen, die zu ihren Konnotationen in Bezug auf ausgewählte Bilder der Homepages befragt wurden, zeigten in allen Punkten deutliche kulturelle Unterschiede im Interpretationsverhalten.
Abstract
India is considered to be an economic power of the future, due to its upcoming IT- sector, and is seen – mainly in the field of software-industry – as a “global player”. From a journalistic point of view, this fact posed the question about the situation of the new medium of the Internet on the subcontinent because in recent years the Internet could gain rapid increase concerning the number of users throughout the world. One declared goal of this thesis is, to generate basic information about the Internet-usage in India in general and of Indian women in particular. It turned out that 12 million Indian women are currently using the Internet, which accounts for approximately 30 % of all Indian users – with a considerable upward trend. As the Indian magazine sector has to contend with abiding decrease in readership (women magazines however still head the “hit list” of the high-circulation and most widely read magazines), whereas the Internet increasingly enjoys great popularity, these facts add up to interesting starting-points for analyzing, namely if and how many Indian women’s magazines do already have homepages on the World Wide Web and what their “picture-language” conveys to users around the world about the social situation of the Indian woman. The research revealed that there are two online-versions of Indian women’s magazines worth mentioning: firstly, those from “Woman’s era” and, secondly, “Verve”. Because of the approaches from the scientific fields of Cultural Studies and Semiotics, which both deal with the media and pictures as cultural frames of meaning and their individual possibilities of interpretation, it could be figured out that the “picture” of the Indian woman constructed on the websites, largely corresponds to its contradictory sociopolitical reality, which could be found in the area of conflict between “modernity” and “tradition” – virtually “between two worlds”. Furthermore a concluding goal was to show that pictures can due to their ambiguity, evoke versatile connotations and that the culture of the observer of an image always exerts influence on the interpretation of visual contents. This could be demonstrated with deepened semiotic picture-analyses of two online-advertisements and confirmed by a survey to “picture-reading-behaviour”. The answers from 117 Austrian and 111 Indian female students who were asked about their connotations regarding selected pictures from the mentioned websites and other Indian homepages showed in every particular significant cultural differences in interpretation behaviour.
1. Einleitung
Dass eine Kultur die Verwendung, den Umgang mit und die Darstellung von Bildern in ihren Medien, ja sogar diese selbst prägt, ist unumstritten. Genauso wirken aber wiederum auch Medien auf die jeweilige Kultur eines Landes und prägen Denken, Verhalten, Zusammenleben und Sozialisation einer Gesellschaft: „Wenn wir heute von Kultur sprechen, meinen wir daher vor allem die Medienkultur“, konstatiert dazu Andreas Dörner.1
Ganz besonders das Selbst-, aber auch das Fremdbild von Frauen verschiedenster Regionen der Erde manifestiert sich nicht zuletzt durch ihre Darstellung im Fernsehen, in Zeitungen oder Zeitschriften und seit einiger Zeit auch immer verstärkter durch das Internet. Die Entwicklung der weiblichen Persönlichkeit aufgrund medial vermittelter gesellschaftlicher Werte und Normen sowie die Identifizierung mit diesem konstruierten Frauenbild sind allerdings nach wie vor von starken regionalen Unterschieden geprägt. Obwohl vor allem das Internet den Anspruch auf globale Informationsvermittlung erhebt, seine Inhalte bereits nahezu auf der ganzen Welt zugänglich sind und somit Menschen unterschiedlichster kultureller Hintergründe ansprechen, hat man sich bis dato noch kaum Gedanken darüber gemacht, welche möglichen Auswirkungen und Probleme dieses elektronisch und universell verfügbare Bildmaterial mit sich bringt: Kulturelle Missverständnisse und Vorurteile (im Falle des Karikaturenstreites2 sogar politische, gesellschaftliche und religiöse Konflikte) sind da beinahe schon vorprogrammiert.
Gerade Bilder im „World Wide Web“ neigen dazu, falsch verstanden oder interpretiert zu werden – steht doch jedem einzelnen User im Internet sprichwörtlich „die Welt offen“. Per Mausklick erlangt er Einblicke in fremde Kulturen mit eigenen tradierten Werten und Umgangsformen, kann jedoch selten dieselbe Sprache sprechen, geschweige denn eine jede Schrift „entziffern“. Bilder zu „lesen“ und zu verstehen scheint dagegen ein Leichtes zu sein. Doch dieser Schein trügt: Bilder sprechen keineswegs dieselbe Sprache – und schon gar nicht immer nur unsere eigene.
In der hier vorliegenden Arbeit geht es um die oft ambivalente Darstellung der indischen Frau im aufstrebenden Medium Internet. Gefangen im Regelsystem der Traditionen und doch bestrebt, mit den Entwicklungen der Moderne mitzuhalten, versuchen Inderinnen den Spagat zwischen alten Werten und neuer Popkultur zu schaffen - immer die indische Identität im Hinterkopf, aber doch bereit sich auf westliche Einflüsse einzulassen. Hin und her gerissen zwischen diesen beiden Welten, versuchen sie alles zugleich zu sein: sittsame, indische Hausfrauen und Mütter sowie moderne, gestylte Großstädterinnen.
Wenn wir an Frauen in Indien denken, so assoziieren wir damit oft vorschnell „rückständig“, „unterdrückt“ oder „altmodisch“. Was genau die indische Frau ist, lässt sich allerdings so pauschal überhaupt nicht sagen, behauptet die Berliner Indologin und Indien-Medienexpertin Nadja-Christina Schneider. Die weibliche, indische Identität ist nicht dieses aber auch nicht jenes. Wenn man von einer x-beliebigen Situation in Indien spricht, trifft laut Schneider immer auch das genaue Gegenteil davon zu.3 Aber, welches Bild der indischen Frau zeigen uns indische Online-Frauenmagazine? Über das Internet kann praktisch jeder virtuell in ein fremdes Land reisen, erhält Einblicke in völlig andersartige Lebensbereiche und bildet sich nicht zuletzt über diese im Medium Internet vermittelten Bilder eine Meinung zu dem, was ihm dort präsentiert wird. Bilder zu „lesen“ scheint dabei relativ einfach, doch dass sie nicht immer die gleiche „Sprache“ sprechen, wird leicht unterschätzt. Missinterpretationen und Fehleinschätzungen können zu Vorurteilen und Irrglaube führen. Da es besonders die kulturellen Einflüsse sind, die auf die Verwendung, den Umgang mit und die Darstellung von Bildern einwirken, wird das vor allem in der Bildkommunikation des Internets problematisch. Denn obwohl das Internet den Anspruch auf globale Informationsvermittlung erhebt und somit Menschen unterschiedlichster Kulturen anspricht, kann es sein, dass die vom Verfasser der Bildinformationen beabsichtigten Aussagen unterschiedlich aufgefasst werden.
Gerade deshalb wird auf den nachfolgenden Seiten versucht herauszufinden, wie also indische Frauen auf den ausgewählten Webseiten der Magazine „Woman’s era“ und „VerveOnline“ der World-Wide-Society vorgestellt werden, und ob diese Darstellungen mit der Realität übereinstimmen. Welchen Stellenwert in Bezug auf die visuelle Darstellung der Frau nimmt die Kleidung dabei ein? Und wie werden ausgewählte Bilder von Inderinnen und Österreicherinnen „gelesen“? Welche kulturellen Unterschiede im Bildleseverhalten gibt es dabei oder gibt es nicht? Wie sieht es überhaupt in Indien mit der Internetnutzung bei Frauen aus? All diese Fragen werden mit Hilfe von literarischen Quellen und einer Online-Umfrage zum Bildleseverhalten geklärt.
Der Entschluss, Indien als „Untersuchungsgegenstand“ heranzuziehen, fußt auf dem im Rahmen des Pflichtpraktikums erlangten Einblick der Autorin in die indische Kultur, da während dieser Zeit intensive Kontakte zu zahlreichen indischen Mitarbeitern des weltweit tätigen Halbleiterproduzenten austriamicrosystems gepflegt wurden. Im Gespräch und bei intensiveren Online-Recherchen hat sich schließlich ergeben, dass gerade Indien eine florierende Magazinlandschaft aufweist und mit etwa 62.500 Zeitungen und Zeitschriften4 über das weltweit größte Printangebot verfügt.
Doch nicht nur deshalb ist Indien für die nachfolgenden Untersuchungen interessant: Laut einem aktuellen Artikel in der Online-Ausgabe der Neuen Züricher Zeitung, ist das Land „momentan in einem enormen Wandel der Informations- und Kommunikationstechnologie begriffen […]“. Indiens Aufstieg zu einem „global player, der in der IT-Branche in aller Munde ist und als Wirtschaftsmacht in diesem Jahr eine Wachstumsrate von rund acht Prozent verzeichnet“ ist ungehalten. Doch die daraus resultierenden „gesellschaftlichen Verschiebungen“, die Koexistenz von „alten und neuen Mythen, indischer Fabelwelt und westlicher Popkultur“ schaffen eine Art Mischwelt: die junge, gebildete Generation, die in einem „gänzlich liberalisierten Indien groß geworden“ ist und quasi „zwischen den Kulturen switcht“ und die alte Generation, die an ihren traditionellen Werten festzuhalten versucht. Gerade im neuen Medium Internet sieht die Autorin der NZZ eine Chance, diese Unterschiede auszumerzen: „Das Internet – und damit genau jenes Medium, das den endgültigen Vormarsch des Englischen mit beschleunigte […], nivelliert Unterschiede zwischen Stadt und Land, Mittel- und Oberschicht. Im gleichen Maße nämlich, wie Indiens Aufschwung zur Wirtschaftsmacht soziale Unterschiede verschärft.“5
Allerdings hat in Indien (prozentuell zur Einwohnerzahl gesehen) zurzeit nur eine kleine Minderheit Zugang zu dem noch relativ neuen Medium Internet. Und das ist vor allem die wohlhabende Stadtbevölkerung. Laut dem Internet Usage Stats and Telecommunications Market Report der IAMAI (Internet & Mobile Association of India) nutzen zurzeit erst 3,6 Prozent der indischen Bevölkerung das World Wide Web – dennoch sind das rund 40 Millionen Menschen.6 Die Zahl der Benutzer steigt allerdings rapide an, nicht zuletzt dank der Internetcafés, die sich in größeren Städten zusehends verbreiten.7 Und, so der India Online Report von Research and Markets: „although Internet usage growth was steady last year at roughly 8.5%, over the next two years it is expected to increase nearly 160%.”8
Diese Zahlen belegen, dass das Internet also auch in Indien weiter im Vormarsch ist und noch dazu mehr indische Frauen denn je seine Dienste in Anspruch nehmen.9 Da es nun auch hierzulande (wenngleich aufgrund der österreichischen Medienkonzentration nur einige wenige) Online-Ableger von Frauenzeitschriften gibt, stellte sich natürlich die Frage, ob das auch in Indien der Fall ist. Denn alleine die Tatsache, dass laut Indian Media Server die meistgelesene Zeitschrift 2006 das Frauenmagazin Saras Salil (7,4 Mio. Leser) war,10 zeigt, dass indische Frauen den österreichischen in Sachen geschlechterspezifischer Mediennutzung in nichts nachstehen. Mode, Freizeit, Beziehung, Trends – diese und noch viel mehr klassische Themen von Frauenzeitschriften interessieren das weibliche Geschlecht auf dem gesamten Erdball. Doch „v or allem die junge städtische Bevölkerung Indiens ist enormen sozialen Veränderungen ausgesetzt […] – hier globaler life style, dort traditionelle Rollenmuster […].“11 Sowohl Lifestyle als auch Rollenmuster werden durch mediale Produkte vermittelt. Wie wird also in puncto Bebilderung in den indischen Online-Zeitschriften mit dem ständigen „Zwist“ zwischen westlicher Popkultur und indischen Traditionen umgegangen und anhand welcher Bilder werden diese beiden gegensätzlichen Aspekte kommuniziert?
Um all die eingangs gestellten Fragen in dieser Arbeit klären zu können, bedarf es – in Anbetracht des als theoretische Grundlagendisziplin gewählten Zugangs der Cultural Studies – natürlich zuerst einer intensiven Beschäftigung mit der Thematik „Indien“ an sich, was für das Verständnis von Kultur und Gesellschaft unerlässlich ist und auch maßgeblich damit zusammenhängt, wie Bilder gestaltet, verwendet und rezipiert werden. Kapitel sechs ist daher ganz dem Subkontinent gewidmet und befasst sich mit der aktuellen gesellschaftlichen Situation in Indien. Der wirtschaftliche Aspekt durfte in diesem Zusammenhang nicht unberücksichtigt gelassen werden, da vor allem die momentanen Entwicklungen auf dem Gebiet der Softwareindustrie stark mit den gesellschaftlichen Umwälzungen zusammenhängen, die gerade stattfinden. Eine Einführung in die Grundzüge des Hinduismus, als vorherrschende indische Religion, durfte hierbei natürlich nicht fehlen, da diese für ein korrektes Verständnis von Kultur und Gesellschaft erforderlich ist.
Da diese Arbeit auch mit der Intention gestartet wurde, vor allem grundlegende Fakten über die aktuelle Situation am indischen Subkontinent zu generieren und dabei insbesondere die Stellung und Rolle der Frau zu beleuchten, sowie Daten zu ihrer Internet- und Frauenmagazin-Nutzung zu erheben, wurden die Kapitel über Indien bewusst weiter gefasst, um die Zusammenhänge der einzelnen Thematiken zu verdeutlichen.
Im siebten Kapitel wird daher ausführlich die ambivalente Stellung der indischen Frau behandelt, deren Rolle innerhalb der Gesellschaft sich momentan nur schwer ausmachen lässt. Im Spannungsfeld zwischen traditionellen Werten und westlicher Popkultur ist ihre soziale Identität mehr denn je von gravierenden Umwälzungen geprägt. Die indische Frau gibt es nicht, vielmehr hängen gesellschaftlicher Status, Ansehen und Selbstverständnis von Kastenzugehörigkeit, Alter und Bildung ab. Soziale Wertschätzung erfahren hauptsächlich Inderinnen der städtischen Mittel- und Oberschicht, wohingegen sich ihre ärmeren Landsgenossinnen noch Unterdrückung und Gewalt ausgeliefert sehen.
Im achten Kapitel wird die aktuelle Situation zur Entwicklung und Nutzung des in Indien noch relativ neuen, aber aufstrebenden Mediums Internet ausführlich beleuchtet. Vor allem die Internetnutzung der indischen Frau ist ein interessantes, weil noch randständiges Thema. In diesem Zusammenhang wird unter anderem erhoben, welche indischen Frauenmagazine bereits im Internet vertreten sind, wobei zwei davon näher vorgestellt werden, da sich die in Kapitel neun durchgeführten Bildanalysen auf das Bildmaterial dieser Online-Frauenmagazine beziehen und versuchen werden, aufzuzeigen, ob auf den Websites eher ein traditionelles oder modernes Bild der Inderin gezeigt wird.
Im Anschluss an die Forschungsfragen bzw. –ziele sowie der Aufstellung einiger Thesen, klärt Kapitel vier die Bedeutung der Cultural Studies und ihrer semiotischen Bezüge für die Analyse der Bildsprache indischer Online-Frauenmagazine. Darüber hinaus werden zwei wissenschaftliche Arbeiten vorgestellt, die sich aus ähnlichen thematischen Beweggründen für diese beiden Ansätze entschieden haben.
Kapitel fünf fungiert ebenso als theoretischer Hintergrund dieser Arbeit und geht auf Begriffe wie „Kultur“, „Bild“ und „Bildsprache“ sowie ihre Zusammenhänge ein. Zudem wird erklärt, inwiefern Kultur Einfluss auf das „Lesen“ von Bildern hat und mittels Bildern ausgedrückt werden kann. Die unterschiedliche kulturelle Bedeutung einzelner Farben rundet dieses Kapitel thematisch ab.
Den empirischen Teil und zugleich den Abschluss der Arbeit bildet eine Online- Befragung zum Bildleseverhalten indischer und österreichischer Studentinnen.
Diese wird anhand einiger Bilder aus der indischen Online-Werbung sowie Bildern ausgesuchter indischer Online-Frauenmagazine durchgeführt. Zwei davon werden zu Beginn in Kapitel zehn einer ausführlichen semiotischen Analyse unterzogen. Dabei soll ihr tieferer Sinn sowie kultureller Hintergrund anhand literarischer Quellen, vor allem aus dem Bereich der indischen Ikonographie, herausgearbeitet und versucht werden, herauszufinden, wie die indische Frau auf Bildern im Internet präsentiert wird. Bei den genannten Beispielen handelt es sich einerseits um eine Schmuck- Werbeanzeige der Firma „Ira“, auf der eine Frau als indische Göttin „Kali“ dargestellt ist. Andererseits um eine Sari-Werbung des Unternehmens „Roop Kala“ mit dem Slogan „Soul of India. Woman of the World“.
2. Forschungsfragen & Forschungsziele
- Ein Ziel der hier vorliegenden Arbeit ist es, herauszufinden, wie es um die Internetnutzung der Inderin steht; wie sie auf Online-Seiten von indischen Frauenmagazinen dargestellt wird (traditionell oder modern) und inwieweit das mit der Realität übereinstimmt.
- Darüber hinaus soll erhoben werden, ob es bestimmte Bilder/visuelle Merkmale gibt (und wenn ja, welche), die darauf schließen lassen, dass der Betrachter der Homepages es mit einem indischen Online-Frauenmagazin zu tun hat.
- Außerdem soll anhand von vertieften semiotischen Bildanalysen zweier Werbeanzeigen (die sowohl online verfügbar als auch in den Printausgaben von Frauenmagazinen erschienen sind) aufgezeigt werden, inwieweit die kulturelle Komponente beim „Entschlüsseln“ der visuellen Werbebotschaft und der Herausarbeitung des tieferen Sinns bzw. der versteckten Bedeutung zum Tragen kommt. Das heißt, ob es der Autorin aufgrund ihres eigenen kulturellen Hintergrundes möglich ist, die mit indischer Symbolik aufgeladenen Bilder zu „lesen“. Das wird unter anderem nicht ohne Einbeziehung von literarischen Quellen geschehen können: Im Fall von Beispiel 1 (Ira Diamonds) vor allem mit Hilfe der Ikonographie des Hinduismus, und im Fall von Beispiel 2 (Roop Kala Sarees) anhand des Beitrags von Antonella Giannone zur semiotischen Analyse von Kleidung als kulturelles Zeichen. Besonders Beispiel 1 kommt bei der Analyse zentrale Bedeutung zu, da es auch in der durchgeführten Studie zum Bildleseverhalten (vgl. Kapitel 11) verwendet wurde, um herauszufinden inwieweit sich die dazu genannten Konnotationen der Inderinnen und Österreicherinnen unterscheiden. Zudem soll herausgefunden werden, was die beiden Bilder über die gesellschaftliche Situation der indischen Frau auszusagen vermögen.
- Abschließend wird anhand besagter Umfrage zum Bildleseverhalten eruiert, ob es auch in (Online-)Frauenmagazinen Bilder gibt, die von Frauen verschiedener Kulturkreise unterschiedlich interpretiert bzw. konnotiert werden. Diese Unterschiede im Bildleseverhalten gilt es mit Hilfe von indischen und österreichischen Studentinnen herauszufinden.
3. Thesen
a) Die visuelle Gestaltung der Homepages indischer Frauenmagazine beschränkt sich auf einen eher geringen Anteil an elektronischen Bildern. Einzelne Artikel werden oft gar nicht bebildert und indische Rezipienten besitzen in Bezug auf die Website- Gestaltung auch einen anderen Farb-„Geschmack“ als österreichische.
b) Die wenigen Bilder auf den indischen Websites zeigen Frauen vorwiegend im Zusammenhang mit Themen wie „Mode“ sowie traditionellen Werten wie z. B. „Haushalt“ und „Hochzeit“. Abbildungen im Zusammenhang mit erotischen Themen werden entweder vermieden oder gestalten sich äußerst prüde.
c) Die indische Kultur spiegelt sich in den Bildern der Homepages beider Online- Frauenmagazine deutlich wider und kommt vor allem im Bereich der Mode stark zum Vorschein. Kulturelles, traditionelles Modebewusstsein wird also visuell sehr ausgeprägt vermittelt.
d) Insgesamt vermittelt die Bildsprache indischer Online-Frauenmagazine (wie die Werbung) genau jenes Bild von „zwischen Tradition und Moderne“,12 das auch die gesellschaftspolitische und soziale Realität der indischen Frauen kennzeichnet.
e) Indische Online-Frauenmagazine machen es nicht-indischen Betrachtern recht schwer, allein anhand der Bilder zu erkennen, um welches Thema es sich bei den jeweiligen Artikeln handelt. Vor allem beim Thema Sex geizen indische Sites mit weiblichen Reizen und nackter Haut.
f) Auch noch so scheinbar „banale“ oder „ausdruckslose“ Bilder von Kleidung, Personen und Accessoires werden bereits aufgrund der kleinsten kulturellen Abweichungen (sei es in Bezug auf die Bildverwendung in einem bestimmten Kontext oder aufgrund von gewissen kulturellen Codes) von Inderinnen und Österreicherinnen völlig verschieden interpretiert und wecken daher dazu auch andere Konnotationen bzw. Assoziationen. Unsere jeweilige Kultur ist also immer dafür verantwortlich, wie wir bestimmte Dinge sehen.
4. Methodenwahl & Forschungsdesign
4.1 Cultural Studies
Die Cultural Studies wurden innerhalb dieser Arbeit als „Grundlagendisziplin“ herangezogen, da sie sich mit der Analyse von „kulturellen Bedeutungssystemen“ – insbesondere der Massenmedien und somit auch dem Internet sowie dem Bedeutungssystem „Bild“ – beschäftigen und dabei besonders die „individuellen Interpretations- und Nutzungsmöglichkeiten der Massenkommunikationsmittel“ untersuchen.13 All das ist auch Forschungsgegenstand der hier vorliegenden Arbeit.
Kultur wird in diesem Rahmen als „medial vermittelt“ begriffen und bezieht sich auf einen Kreislauf von Bedeutungsproduktionen (dazu mehr in Kapitel 5.1).14
Kultur und Massenmedien nehmen in den Untersuchungen der Cultural Studies einen zentralen Stellenwert ein – vor allem die elektronischen Medien (wie z. B. das Internet) stehen im Mittelpunkt der kulturtheoretischen Medienanalysen.15
Inhaltlich widmen sich diese Analysen den verschiedensten Themen, wie z. B. Rasse, Geschlecht, Nationalität, Identität, den neuen Informationstechnologien und den Auswirkungen der Globalisierung auf wirtschaftliche und mediale Systeme.16 Untersuchungsgegenstand der Cultural Studies ist vornehmlich die Populärkultur, deren Ausprägungen sich z. B. auch in Form medialer Internetangebote wieder finden. Sie stellt laut den Cultural Studies ein „Instrument und Produkt von Klassenauseinandersetzungen dar und dient als solches dem Erhalt von Klassenschranken.“17 Das macht sich in Bezug auf diese Arbeit ebenfalls sehr deutlich am Beispiel Internet bemerkbar, dem hier besondere Betrachtung zukommt. Denn wie in Kapitel acht noch gezeigt wird, bekommen zwar immer mehr Inder und Inderinnen Zugang zu den Informationsangeboten des World Wide Web, die überwiegende Mehrheit der Nutzer bleibt jedoch weiterhin auf den gesellschaftlich besser gestellten Teil der Stadtbevölkerung beschränkt – also vorwiegend auf Angehörige der oberen Kastenschichten. Und außerdem stellen, bezogen auf den Geschlechterdiskurs der >Cultural Studies, noch immer mehr Männer als Frauen den Großteil der indischen Internetnutzer (vgl. auch dazu Kapitel 8).18
Weiters untersuchen die Cultural Studies mit Hilfe interdisziplinärer Methoden, wie Medienrezipienten mit „kulturindustriellen Produkten“ umgehen. Denn zum einen sind diese Produkte (z. B. Bilder) zwar in verschiedene Kontexte eingebettet, die ihnen unterschiedliche Bedeutungen zukommen lassen, zum anderen liegt es aber am Mediennutzer selbst, ihre Botschaften zu „entschlüsseln“ bzw. ihre Bedeutungen zu interpretieren.19
Die Tatsache, dass kulturelle Produkte/Texte „polysemisch“, d. h. mehrdeutig sind, streicht auch der Semiotiker Roland Barthes heraus.20 Seine Überlegungen zur „Fotografie als Botschaft“ und „Rhetorik des Bildes“ bilden innerhalb dieser Arbeit das „Bindeglied“ zwischen den Zugängen der Cultural Studies und der Semiotik und werden unter anderem im nächsten Kapitel behandelt, da sie für die Bildanalysen in Kapitel neun und zehn als methodischer Anhaltspunkt gewählt wurden.
Die bisher dargestellte Charakteristik der Cultural Studies sollte prinzipiell ausreichen, um zu verdeutlichen, warum diese Methodik für die in der hier vorliegenden Arbeit zentralen Forschungsfragen (Welches Bild indischer Frauen wird auf ausgewählten Webseiten „konstruiert“ und inwiefern stimmt es mit der Realität überein?; Gibt es kulturelle Unterschiede im Bildleseverhalten und wenn ja, worin äußern sich diese?) einen viel versprechenden Zugang bieten. Es soll an dieser Stelle allerdings noch etwas ausführlicher erklärt werden, warum in Bezug auf das Thema der Arbeit die beiden Forschungsrichtungen der Cultural Studies und der Semiotik gewählt wurden:
Denn wie in den Kapiteln sechs und sieben noch ausführlich geschildert wird, ist vor allem die Tatsache, dass sich nicht nur die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Strukturen in Indien, sondern besonders das soziale Leben der indischen Frau21 momentan in einem tief greifenden Wandel befindet, Gegenstand der Untersuchung des Cultural-Studies-Approach.22
Sichtbar wird dieser sich gerade vollziehende Wandel unter anderem auch insofern, als dass er beispielsweise innerhalb von Bildern zum Ausdruck kommt, die über Medien (wie z. B. dem Internet) der gesamten Welt zugänglich sind, und welche somit diese kulturell stattfindenden Prozesse vermitteln.23 Eine Beschäftigung mit Bildern, die dieser Arbeit zu Grunde liegt, ist ebenfalls von zentraler Bedeutung für die Kulturwissenschaft, denn „visuelle Kommunikation“ spielt „als kulturelles Phänomen häufig eine herausgehobene Rolle“ in den Analysen der Cultural Studies:24 „In practice, it is seldom, if ever, possible to separate the cultures of everyday life from practices of representation, visual or otherwise.“25
Von besonderer Wichtigkeit in Bezug auf die Untersuchungen innerhalb dieser Arbeit ist auch folgende Feststellung von Richard Johnson – nämlich, dass „[…] die besten Untersuchungen kultureller Lebensweisen […] zugleich notwendigerweise Untersuchungen über das >Lesen< kultureller Texte“ sind.26 Bilder werden als solche „kulturellen Texte“ verstanden27 und dienen den Cultural Studies als „Mittel zum Zweck“, um sie zu interpretieren und daraus Schlüsse über das gesellschaftliche Leben zu ziehen,28 da sich ihre Forschungen primär damit beschäftigen, „den Sinn- und Bedeutungsgehalten von kulturindustriell erzeugten Produkten in der Alltagspraxis nachzugehen.“29
Eine bestimmte methodische Herangehensweise gibt es hierfür allerdings nicht:
„Empirische Studien, die sich den Cultural Studies zurechnen, bedienen sich der unterschiedlichsten Methoden […]“, so Andreas Hepp.30 Eine davon ist die Textanalyse,31 welche sich stark an der Semiotik orientiert, da sie „für die Kulturanalyse wahre Schätze“ bereithält:32 „[…] cultural studies rests on the achievments of semiotics as a whole and stakes its distinctiveness upon the analysis of the symbolic, classificatory and, in short, meaning-making practices that are the heart of all cultural production and consumption. Any study of the image conducted under the impact of cultural studies is indebted to semiotics.”33 Vor allem Roland Barthes gilt innerhalb der Cultural Studies als wichtiger Vertreter semiotisch-orientierter Medienstudien, die sich auf die Analyse kultureller „Texte“ spezialisieren.34 (Mehr dazu in Kapitel 4.2).
Wie eine solche Analyse im Rahmen der Cultural Studies auszusehen hat, erklärt John Fiske wie folgt: Um Bilder als „populäre Texte“ innerhalb der Cultural Studies richtig zu analysieren, muss man zum einen die „Tiefenstruktur der Texte“ erforschen – dies geschieht mittels semiotischer Analysen – und zum anderen aber auch die Rezipienten dieser Texte mit einbeziehen bzw. ihr Bildleseverhalten beobachten.35 So wird im praktisch-empirischen Teil dieser Arbeit auch genau nach diesem Schema verfahren: Nachdem zunächst in Kapitel neun einzelne Bilder nach semiotischen Gesichtspunkten analysiert werden, sollen in Kapitel zehn anhand einer vertiefenden semiotischen Bildanalyse zweier Online-Werbeanzeigen die (versteckten, kulturspezifischen) Bedeutungen herausgearbeitet werden, um den Praxisteil dieser Arbeit schließlich in Kapitel elf mit Ergebnissen einer Untersuchung zum Bildleseverhalten abzurunden.
Natürlich gibt es auch Kritik am Cultural-Studies-Approach, der laut Marion G. Müller für eine „Anwendung im Bereich der visuellen Kommunikation einerseits zu diffus ist und andererseits über keinen handhabbaren Bildbegriff verfügt, da eher mit abstrakten Begriffen wie ‚Zeichen’ oder ‚Kultur’ operiert wird. “36
Solcher Kritik, die sich gegen die Etablierung der Cultural Studies zur Analyse von Bildern und deren Interpretationsmöglichkeiten richtet, hält allerdings beispielsweise der Kunstwissenschaftler Hans Dieter Huber entgegen, dass man „[...] die individuelle Erfahrung eines ganz bestimmten Betrachters vor einem bestimmten Bild immer auch vor dem Hintergrund dieser disziplinierenden und kontrollierenden Instrumente [...] der Kultur, der Ökonomie, der Bildung und der Politik [...]“ sehen muss, will man den „Mechanismus“, der zum Bildverstehen beiträgt, verstehen und beschreiben können.
„Soziales Milieu“ bzw. „räumliche Umgebung“ spielen demnach für die Bedeutung und das Verstehen von visueller Kommunikation eine zentrale Rolle37 – und somit auch die Cultural Studies.
In den Kapiteln sechs und sieben werden daher noch ausführlich die sozialen und wirtschaftlichen Hintergründe zur Thematik „Indien“ behandelt, da es für Forschungen innerhalb der Cultural Studies nicht genügt, sich auf Studien und Analysen zu beschränken, sondern es stets notwendig ist, sämtliche Strukturen des Alltagslebens einer Kultur – sei es historische, kulturelle, politische und ökonomische – mit zu berücksichtigen und den Gegenstand der Untersuchungen in diesen Kontext einzubetten. All das fungiert für die Cultural Studies als theoretischer Hintergrund bestimmter Forschungen und bildet daher auch innerhalb dieser Arbeit den Schwerpunkt des weitgefassten Theorieteils über Indien.38
4.2 Roland Barthes und die Semiotik
Es gibt viele Wege, Bilder wissenschaftlich zu erforschen oder zu beschreiben.39 Eine davon, die besonders innerhalb der Cultural Studies sehr beliebt ist, ist die Semiotik – die Lehre der Zeichen; der sprachlichen wie der visuellen.40 Ein Zeichen ist demzufolge etwas, das für etwas anderes steht41 und außerdem nie alleine auftritt: „[…] Zeichen stehen immer in einem Bezug zu anderen Zeichen […].“42
Ausgangspunkt semiotischer Untersuchungen ist das Zeichenmodell von einem der Gründerväter der europäisch-linguistisch beeinflussten Richtung der Semiotik, dem Sprachwissenschaftler Ferdinand de Saussure, an dessen Überlegungen sich auch Roland Barthes orientierte, welcher wiederum für die semiotischen Werbeanalysen in Kapitel 10 nützliche Anhaltspunkte liefert.43 Saussure zufolge setzt sich ein„sprachliches Zeichen“ aus einem „Lautbild“ (Signifikant, Bezeichnendes bzw.
Ausdruck)44 und einer „Vorstellung“ (Signifikat, „Bedeutung“,45 Bezeichnetes bzw. Inhalt) zusammen.46 Diese Begriffe werden daher auch in Kapitel 10 Verwendung finden.
Wichtig für die nachfolgenden Untersuchungen ist außerdem die „Klassifizierung“ der einzelnen Zeichen: Je nachdem, wie sich die funktionale Beziehung zwischen den beiden Ebenen des Ausdrucks und Inhalts bzw. Signifikant und Signifikat gestaltet, wird von ikonischen, indexikalischen oder symbolischen Zeichen gesprochen:47 Wenn der Signifikant dem Signifikat „ähnlich“ ist, handelt es sich um ein ikonisches Zeichen (z. B. eine Karikatur); steht der Signifikant mit dem Signifikat in einer „natürlichen Verbindung“ liegt ein indexikalisches bzw. hinweisendes Zeichen vor (z. B. Rauch als Zeichen für Feuer); und besteht zwischen Signifikant und Signifikat lediglich ein „willkürliches Verhältnis“, so spricht man von einem symbolischen Zeichen (z. B. ein Kreuz).48 Diese drei Arten von Zeichen basieren auf mehr oder weniger konventionell vermittelten Regeln bzw. Codes, welche nichts anderes sind, als „Listen gemeinschaftlich vereinbarter Paarungen zwischen Typen von Signifikanten und Typen von Signifikaten“.49 (Besonders deutlich wird das bei symbolischen und ikonischen Zeichen; mehr dazu in Kapitel 5.2 sowie 5.5).
Die Semiotik wird im Rahmen der Cultural Studies angewendet, um visuelle Kommunikation als kulturelles Phänomen zu analysieren.50 Börries Blanke stellt dazu fest, dass die Kulturwissenschaft von semiotischen Analysen gerade deshalb profitieren kann, da sich Letztere mit „Bildern als bedeutungstragenden [sic!] Einheiten“ beschäftigen, was schließlich auch einen zentralen Stellenwert innerhalb der Cultural Studies einnimmt. (vgl. dazu Kapitel 4.1).51
Dieser Meinung ist auch Umberto Eco, der zur Bedeutung, die der Semiotik für die Bildanalyse zukommt, erklärt: „Semiotics can be applied to anything which can be seen as signifying something – in other words, to everything which has meaning within a culture.”52 Weiters merkt er an, dass mit Hilfe der Semiotik „alle Aspekte einer Kultur […] als Inhalte der Kommunikation untersucht werden“ können.53 Die Aspekte, die dabei analysiert werden, sind in der Semiotik, wie bereits erwähnt, als „Zeichen“ bekannt: „semiotics seeks to work from texts, to work on and in that very place where signs signify”.54
Günter Bentele schreibt zur „Allianz“ von Cultural Studies und Semiotik, dass „alle kulturellen Prozesse Zeichenprozesse sind“ und daher „alle kulturellen Produkte als Texte betrachtet werden können“55 – somit auch das Bild, was es wiederum semiotischen Untersuchungen zugänglich macht. Grob gesagt dient Semiotik also dazu, Bilder zu analysieren, um ihren Sinn zu verstehen.56
Es kommt daher nicht von ungefähr, dass die semiotischen Methoden vor allem für empirische Analysen medialer Texte eingesetzt werden; dabei war besonders die „Werbung […] von Beginn an ein bevorzugtes Gebiet.“ Vorbild derartiger semiotischer Werbeanalysen, stellt Roland Barthes’ bereits 1964 durchgeführte Untersuchung einer Anzeige der französischen Teigwarenfirma „Panzani“ dar. 57 Anhand dieses Werbeplakates analysierte er unter anderem die Bildsyntax und unterschied verschiedene Bildelemente als „bedeutungstragende Sinneinheiten“, welche „durch die Darstellung der konkreten Objekte vorgegeben“ sind.58
Bevor allerdings auf einzelne Aspekte aus dem Schaffen Roland Barthes’ detaillierter eingegangen wird, soll an dieser Stelle noch kurz auf zwei Arbeiten hingewiesen werden, die sich ebenfalls mit der Analyse „medialer Texte“ beschäftigen und aus ähnlichen thematischen Beweggründen, wie es in der hier vorliegenden Arbeit der Fall ist, semiotische Zugänge für ihre Forschungen gewählt haben:
Zum einen handelt es sich dabei um Claudia Maria Wolfs Untersuchung zur „visuellen Darstellungslogik von Nachrichtenmagazinen“, in der sie die „Bildsprache“ von politischen Zeitschriften wie z. B. „Focus“, „Profil“ oder „Format“ analysierte und unter anderem zu dem Schluss kam, dass es die Bildsprache nicht gibt, sondern vielmehr einzelne „Sprachdialekte“. Auch sie ist übrigens davon überzeugt, dass Bilder als Zeichen aufgefasst werden können, da jegliche Art von Kommunikation – wie sie auch mittels Bildern geschieht – auf der Verwendung von Zeichen beruht.59
Bei dem zweiten Beispiel handelt es sich zum anderen um Birgit Wassmuths und David R. Thompsons Untersuchung zu den „Kulturunterschieden bei visuellen Darstellungen im Netz“. Sie verglichen anhand der semiotischen Zeichentheorie nach Charles Morris, sämtliche visuelle Zeichen (also nicht ausschließlich Bilder, sondern auch Logos, Farben und beispielsweise Buttons) auf den Webseiten von deutschen und amerikanischen Online-Zeitungen auf ihre kulturellen Besonderheiten bzw. Unterschiede hin. „Visuelle Sprache“ lässt sich ihnen zufolge als „Aneinanderreihung visueller Gewohnheiten“ beschreiben und somit daraus „Rückschlüsse auf kulturelle Identitäten ableiten“. Das ist insbesondere auch Untersuchungsgegenstand der hier vorliegenden Arbeit. Bei ihren Forschungen gingen Thompson und Wassmuth unter anderem auch nach den Methoden der qualitativen Inhaltsanalyse vor und erhoben quantitativ den Einsatz bestimmter visueller Elemente60 – eine quantitative Erhebung und Einordnung der Online-Bilder von Frauen, in die Kategorien „Mode“, „Haushalt“, >„Hochzeit“, „Partnerschaft“, „Liebe & Sex“, wird daher auch innerhalb dieser Arbeit durchgeführt (vgl. dazu Kapitel 9).
4.2.1 Die Bild-Semiotik
Um auf die Überlegungen von Roland Barthes zurückzukommen, soll nun deren Bedeutung für die semiotische Bildanalyse im Speziellen erläutert werden. Ähnlich der Ikonografie von Aby Warburg bzw. der Ikonologie von Erwin Panofsky fragt die visuelle Semiotik von Barthes nach der Bedeutung des Bildes. Theo van Leeuwen erklärt die beiden Zugänge wie folgt: „These two approaches ask the same two fundamental questions: the question of representation (what do images represent and how?) and the question of the ‘hidden meanings’ of images (what ideas and values do the people, places and things represented in images stand for?).”61
Zwei Fragen sollte man sich ihm nach zu Beginn jeder Bildanalyse stellen: Wer oder was ist auf dem Bild dargestellt und wie erkennen wir es als das, was es ist? Und: Welche Assoziationen verbinden wir mit den dargestellten Objekten und was ist es, das diese Assoziationen auslöst?62
Jean-Marie Floch sieht die Tätigkeit des sich der semiotischen Analyse bedienenden Interpreten eines „Textes“ ebenfalls in der Herausarbeitung von Bedeutungen: „[…] it is indeed part of the semiotician’s calling to dedicate himself or herself to analysing all forms of meaning [signification], and all of the ways in which it manifests itself.“63 Weiters merkt er an, dass die Semiotik mit allen Typen von Zeichen arbeitet und all jenes untersucht, das Bedeutung produziert – ganz gleich, ob es sich dabei um visuelle oder verbale Zeichen handelt. Diese methodische Vorgehensweise entspricht ganz Barthes’ Methoden der visuellen Semiotik, da er in seine Bildanalysen die Sprache bzw. die Bildunter- oder -überschrift mit einbezieht, weil sie die Rezeption stets in eine gewisse Richtung lenkt.64 Dazu meint auch Claudia Wolf: „[…] daß [sic!] der Bildtext für die Rezeption und die Sinninterpretation von fotografischen Bildern entscheidend ist, [darüber] besteht weitgehend Einigkeit […].“65 (Dies soll daher auch in den Analysen der beiden Werbeanzeigen in Kapitel zehn berücksichtigt werden).
Besonders zentral sind im Zusammenhang mit der visuellen Semiotik nach Barthes und den damit verbundenen Bildanalysen in Kapitel neun und zehn auch die Begriffe der „Denotation“ und „Konnotation“, welche sich auf das „Verhältnis von Signifikant und Signifikat“66 beziehen – was sich darin äußert, dass das denotative Zeichen, welches (wie andere Zeichen auch) aus einem Signifikant und einem Signifikat gebildet wird, für ein konnotatives Zeichen wiederum selbst als Signifikant fungiert. Das konnotative Zeichen setzt sich somit aus dem denotativen Zeichen und einem weiteren Signifikat zusammen.67
Vereinfacht bedeutet das, dass beispielsweise ein Foto denotativ bzw. hinweisend eine Taube abbilden, zugleich aber auch konnotativ bzw. ikonisch „Frieden“ vergegenwärtigen kann (Das Zeichen „Taube“ wird dabei zum Signifikanten eines weiteren Signifikats – nämlich des Friedens). 68
4.2.2 Die semiotische Werbe(bild)-Analyse
Vor allem in Bezug auf die Werbeanalysen in Kapitel zehn bieten Roland Barthes’ Überlegungen und Untersuchungen einige entscheidende Anhaltspunkte:
Zunächst ist für die Analyse der Werbeanzeige wichtig, „die Gesamtheit der Information“ zu berücksichtigen – d. h. die Bildbeschriftung und das Foto selbst. Die Berücksichtigung des Textes ist dabei insofern wichtig, als dass er dem Bild „ein oder mehrere zusätzliche Signifikate“69 einhaucht.
Schließlich gilt es, Denotation und Konnotation zu untersuchen, wobei Barthes darauf hingewiesen hat, dass das Besondere an der Fotografie (er nennt es „fotografisches Paradox“) die „Koexistenz von zwei Botschaften“ ist – und zwar einer „ohne Code“ (das ist die fotografische Abbildung „der Wirklichkeit“) und einer „mit Code“ (die vom Bild ausgehenden Konnotationen).70 (Vgl. dazu auch Kapitel 5.2).
Diese Konnotationen sind es, denen im Rahmen der Bildanalysen innerhalb der hier vorliegenden Arbeit Bedeutung zukommt, da sie stets „kodiert“ und somit „vom ‚kulturellen Wissen’ des Betrachters abhängig sind.“71 (Vgl. dazu auch Kapitel 5.5 und 5.6). Ausgehend von der Werbebildanalyse (vgl. Kapitel 10, Beispiel 1) werden die daraus gewonnenen Erkenntnisse mit den Ergebnissen der Antworten von Inderinnen und Österreicherinnen aus der Umfrage zum Bildleseverhalten verglichen, die unter anderem gebeten wurden, ihre Assoziationen zu jenem Bild aufzuzählen. Dieser Vergleich ist deshalb besonders interessant, da – wie Winfried Nöth feststellt – eine Werbeanzeige „[…] unterschiedliche Interpretationen oder ‚Leseweisen’ […] erfahren kann.“72
Wie bereits in diesem Kapitel dargelegt wurde, geht es der Semiotik (respektive den Cultural Studies) darum, den Sinn und die Bedeutung von Bildern zu entschlüsseln – denn „jedes Objekt besitzt sozusagen eine metaphorische Tiefe, es verweist auf ein Signifikat“,73 das wiederum einen bestimmten Sinn übermittelt. Zu diesem Zweck ist es laut Barthes notwendig, zu erfragen, wie denn „Sinn“ überhaupt in ein Bild gelangt.74 Prinzipiell kann gesagt werden, dass es die Konnotation ist, die einen Sinn in die fotografische Botschaft einbringt.75 Dazu ist allerdings noch anzumerken, dass „[…] die Signifikate der Objekte […] stark vom Empfänger der Mitteilung [abhängen,] das heißt vom Leser des Objekts“. Und, dass das Objekt „[…] polysemisch [ist] , das heißt, es ist mehreren Sinnlektüren zugänglich […]“.76 Sinn ist daher „immer ein kulturelles Faktum, ein kulturelles Produkt“,77 und wird „aus unbestimmten, unbegrenzten Assoziationen gebildet“.78
Aus diesen Feststellungen ergibt sich, dass Bilder auf ihre Konnotationen hingehend untersuchbar sind – dafür müssen sie laut Barthes einer „Spektralanalyse der Botschaften“, die Bilder enthalten können, unterzogen werden. Hierbei handelt es sich um „die sprachliche Botschaft“, „das denotierte Bild“ (die „nichtkodierte ikonische“79 Botschaft) sowie das „konnotierte Bild“ (die „kodierte ikonische“80 Botschaft).81 Auf diese drei Botschaften des (fotografischen) Bildes soll hier allerdings nicht detailliert eingegangen werden, da sie ohnehin in den Bildanalysen der beiden Werbeanzeigen in Kapitel zehn berücksichtigt werden und dort ihre praktische Anwendung erfahren.
Die „wichtigsten Ebenen für die Analyse der fotografischen Konnotation“ setzen sich zudem aus der „Fotomontage“, der „Pose“ („Vorrat an stereotypen Haltungen“), den„Objekten“ („die Konnotation tritt […] aus allen diesen signifikanten Einheiten ‚hervor’“), der „Fotogenität“ (z. B. Beleuchtungs- und Drucktechniken), dem„Ästhetizismus“ und der „Syntax“ (Anordnung einzelner Elemente (Objekt-Zeichen) innerhalb des Bildes) zusammen. Das heißt, die Konnotationen werden vom „Leser“ des Bildes auf den einzelnen „Ebenen der Produktion der Fotografie herausgearbeitet“.82
Außerdem sind für Werbeanalysen noch die „Zeichentypen der Objektrelation“ zentral, d. h. die bereits angesprochene Unterscheidung in Icon, Index oder Symbol-Zeichen, da diese „die semiotische Beziehung zwischen dem abgebildeten Produkt und anderen Elementen des Werbetextes betreffen.“83 Von besonderer Bedeutung ist dabei außerdem die so genannte „indexikalische Merkmalsübertragung“, die vor allem bei Konsumgüterwerbung zum Tragen kommt: Produkte, deren Qualitätsmerkmale nicht direkt abgebildet werden können, werden in Beziehung mit anderen Objekten (z. B. bekannte Persönlichkeiten, wertvolle Gegenstände wie Gold etc.) dargestellt. Nöth schreibt dazu: „Durch diese textuelle Kontiguität vollzieht sich […] eine Übertragung der bekannten Merkmale des ‚Wertvollen’ oder ‚Berühmten’ auf das weniger bekannte Produkt.“84
Aufgrund der vorangegangenen Ausführungen wurde verdeutlicht, warum die Untersuchungen in den Kapiteln neun, zehn und elf ganz im Sinne der strukturalistischen Semiotik (und unter anderem auch der Cultural Studies) zu begreifen sind. Der Begriff „Strukturalismus“ bezeichnet dabei eine analytische Methode, die von vielen Semiotikern – darunter auch Barthes – angewendet wird bzw. wurde und auf dem linguistischen, zweigliedrigen Modell von Saussure beruht: „Structuralist cultural theorists subsequently adopted this Saussurean priority, focusing on the functions of social and cultural phenomena within semiotic systems.”85
Im nächsten großen Kapitel sollen daher nicht nur die Phänomene Kultur und Bild an sich untersucht, sondern auch geklärt werden, wie mittels Bildern kulturelle Identität ausgedrückt wird und welchen Einfluss kulturelle Codes auf die Interpretation bzw. das „Lesen“ von Bildern haben.
5. Bild – Kultur – visuelle Sprache
„Wir leben mit Bildern und verstehen die Welt in Bildern“86 (Hans Belting, Kunsthistoriker und Medientheoretiker)87
5.1 Zum Begriff „Kultur“
Bevor hier der für diese Arbeit so wichtige Begriff der „Kultur“ erklärt werden soll, muss an dieser Stelle festgehalten werden, dass für dieses vieldeutige Phänomen sehr viele unterschiedliche Definitionen existieren. „Eine einheitliche, allgemein anerkannte Definition von Kultur gibt es nicht. Folglich muss jeder, der von Kultur redet […] möglichst präzise festlegen, was darunter zu verstehen ist“, so der Kommunikationswissenschaftler Gerhard Maletzke.88
Kurz und knapp kann man Kultur aus soziologischer Sicht folgendermaßen erklären:
„Kultur ist jenes komplexe Ganzes, das Kenntnisse, Glaubensvorstellungen, Künste, Sitte, Recht, Gewohnheiten und jede andere Art von Fähigkeiten und Dauerbetätigung umfaßt [sic!], die der Mensch als Mitglied einer Gesellschaft erwirbt […]“ und „ […] durch dessen Weitergabe und Einfluß [sic!] menschliches Leben geformt und […] die sozialen Beziehungen geregelt werden.“89
Da sich die hier vorliegende Arbeit an der Methodik der Cultural Studies orientiert, ist allerdings die weitere Klärung des Begriffs „Kultur“ dieser Forschungsrichtung entnommen:
Kultur als „gesamte Lebensweise“90 zu verstehen ist kennzeichnend für eine Definition
innerhalb der Cultural Studies. Sie sehen Kultur vor allem im Zusammenhang mit sozialen Prozessen und untersuchen kulturelle Produktionen, deren Zirkulation und Konsum. Außerdem beschäftigen sie sich „[…] mit den historisch entstandenen und spezifischen Bedeutungen […] und verfahren interpretativ anstatt erklärend“. 91
Vor allem die Auffassung Raymond Williams – von Kultur als „Bedeutungssystem“ – ist für diese Arbeit entscheidend, da im Zusammenhang damit auch eine semiotische Definition von „Kultur“ zielführend ist. Daher sei innerhalb der vorliegenden Arbeit unter dem Begriff „Kultur“ ebenso eine „Gesamtheit von zeichenhaften Phänomenen“92 verstanden.
Cultural Studies sehen Kultur somit als „hybrides Phänomen“, also als „sozialen und materiellen Prozess sowie als Netzwerk von sozialen und semiotischen Beziehungen“.93 Erst wenn sich Kultur „materialisiert“ (z. B. in Form von Bildern), wird sie schließlich auch für Wahrnehmungen zugänglich und kann „als medial vermittelt“94 begriffen werden. Daher ist „die Auseinandersetzung mit Kultur“ immer auch „eine Auseinandersetzung mit optischen Erfahrungen.“95
Kultur als das „geordnete System von Bedeutungen und Symbolen […], vermittels dessen gesellschaftliche Interaktion stattfindet“,96 zu begreifen, scheint ebenso logisch und zugleich bietet diese Definition von Clifford Geertz auch einen Bezug zur Bedeutung der Semiotik für die Bildanalyse innerhalb der Cultural Studies. Denn da Kultur quasi als „Text“ gelesen werden kann und Bilder als kulturelle Produkte aufgefasst werden können,97 zeigt sich auch hier wieder die Symbiose der beiden Forschungsansätze.
Stuart Hall bemerkt, dass Kultur zurzeit so stark wie noch nie zuvor die „Struktur“ der Gesellschaft beeinflusst und „in alle Bereiche des sozialen Lebens vordringt, eine Vielzahl von sekundären Umgebungen schafft und dabei alles ‚mediatisiert’.“98
Als eine dieser sekundären Umgebungen wird in der hier vorliegenden Arbeit das Medium Internet gesehen, dessen Inhalte ebenso von der jeweiligen Kultur geprägt sind, in der sie produziert werden. Jedoch hat das Internet auch dazu geführt, dass die Medienkommunikation zusehends zu einem „Einheitsbrei“ verschwimmt.99
Die voranschreitende Globalisierung und damit die „Vermischung“ der Kulturen sowie die rasanten kulturellen Veränderungen „führen nicht nur zu einem beschleunigten sozialen Wandel, sondern ebenso sehr zu einer schwerwiegenden kulturellen Störung lokaler Identität.“100 Dieses Problem wird auch noch in Kapitel 7.4 angesprochen, welches die Identitätsfindung der modernen indischen Frau behandelt, die sich momentan in einem Zwiespalt zwischen traditionellen Rollenmustern und modernen westlichen Werten befindet. Ien Ang stellt dazu fest, dass „[…] die Suche nach nationaler/kultureller Identität mit wachsenden Schwierigkeiten verbunden“101 ist. Vor allem in Asien (und daher auch in Indien) ist daher zu beobachten, dass auf die medial vermittelten, westlichen Einflüsse verstärkt mit Ablehnung und Rückbesinnung auf die je eigenen Traditionen reagiert wird.102
Da wir es im Fall des Internets mit einem Medium zu tun haben, das jedem von uns Einblicke in andere Kulturen gewährt und somit bestimmte Eindrücke kultureller Identität (genauer genommen „Medienidentität“) vermittelt,103 wird der Thematik – welches „Bild“ der Inderin nun auf den Webseiten der Frauenmagazine gezeigt wird – anhand der Bildanalysen der Online-Magazine in Kapitel 9 noch nachgegangen. Doch zuvor soll erst einmal geklärt werden, was ein Bild überhaupt ist.
5.2 Zum Begriff „Bild“
Wenn Wissenschaftler unterschiedlichster Disziplinen über Bilder sprechen, meinen sie mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht dasselbe. „Es kommt immer wieder zu Unschärfen in der Rede über Bilder“, so der Medientheoretiker Hans Belting.104
Daher soll hier zunächst kurz erklärt werden, in welchem Sinn der Begriff „Bild“ innerhalb der hier vorliegenden Arbeit verstanden wird, denn alleine schon der „Doppelsinn“ von „inneren“ und „äußeren“ Bildern verdeutlicht die Komplexität dieses Wortes. Laut Belting lässt sich nämlich alles, „was in den Blick oder vor das innere Auge tritt […] zu einem Bild erklären oder in ein Bild verwandeln“.105
Die Frage „Was ist ein Bild eigentlich?“, soll für diese Arbeit (im Sinne der Semiotik) mit einer zeichentheoretischen Definition beantwortet werden: „Bilder sind flächige, sozial bedeutungsmögliche Gegenstände, auf denen Mitteilungen von Kulturen in einer unwahrscheinlichen Form von Zeichen segmentiert und sedimentiert sind, um etwas per Anschaulichkeit zu bezeichnen.“106
Dass Bilder „wahrnehmungsnahe Zeichen“ sind, behauptet auch Klaus Sachs-Hombach und verweist damit ebenfalls auf ihre Funktion, bestimmte Dinge oder Sachverhalte zu veranschaulichen: „Bilder verwenden wir gemäß dieser These, um einzelne Aspekte realer und fiktiver Gegenstände bzw. Sachverhalte visuell auszuzeichnen, d.h. sichtbar zu machen.“107 Dabei ist das Wahrgenommene stets in ein „Interpretationsnetz“ eingebunden, für das die jeweilige Kultur des Betrachters eine „Metaebene“ für die Beobachtungen bildet.108
Bilder sind stets Teil und Zeichen einer Kultur, aber nur dann, wenn ihre „Funktion als Mitteilungsträger über eine gewisse Bedeutung verfügt“ und sich ihre „Verwendungsweise innerhalb einer Gesellschaft wiederholt“.109
Auch Sachs-Hombach meint dazu, dass zwar alles zu einem Zeichen werden kann, aber erst, wenn es von einem Rezipienten eine Bedeutung bzw. einen Inhalt zugeschrieben bekommt. Somit ist ein Bild als Zeichen etwas, das „über sich selbst hinaus auf anderes verweisend verstanden oder interpretiert wird“.110
Doch Bilder sind nicht nur kulturell hergestellte Zeichen, sondern tragen selbst auch andere Zeichen in sich,111 die „einen Inhalt haben und damit etwas bedeuten“:112
„Insofern Bilder als Zeichen gelten, besitzen sie nach der […] semiotischen Terminologie einen Bildträger, einen Bildinhalt und (unter Umständen) einen Bildreferenten.“ Bildträger ist der „physische Gegenstand“ (z. B. ein Foto), Bildinhalt das, was im Bild zu sehen ist („also die interpretierten […] Eigenschaften“), und der Bildreferent stellt das dar, „worauf wir uns mit dem Bild beziehen“ – dafür liefert wiederum der Bildinhalt die „Kriterien zu seiner Bestimmung“.113
Das Bild ist also ein „wahrnehmbarer Gegenstand“, der „etwas bedeutet, das verstanden werden muss“.114 Diese Bedeutung des Bildes kann wiederum „[…] nur aus einer syntaktischen Analyse erschlossen werden“, meint dazu Ferdinand Fellmann. Der Begriff „Syntax“ verweist dabei auf „sichtbare Strukturen“, die „in der […] Optik enthalten sind“,115 d. h. „alle physischen Aspekte“ eines Zeichens (z. B. Größe, Form, Farbe, Aufbau, Anordnung);116 Der Begriff „Semantik“ hingegen verweist auf die „Bezeichnungsfunktion eines Zeichens“117 d. h. auf die Beziehung zwischen „Zeichen und Bezeichnetem“118 (vgl. dazu die Begriffe „Icon“, „Index“, „Symbol“ in Kapitel 4.2) bzw. „thematisiert […], daß [sic!] das Vorhandensein einer Zeichenrelation durch ein Verhältnis zwischen zwei Einheiten (ein Zeichen u. ein Objektbezug) im Begriff der Signifikation bestimmt ist […]“.119 Es ist also die inhaltliche „Bedeutung der Zeichen, die sich aus Denotat und Konnotat ergibt“, die man als Semantik bezeichnet.120
Weiters ist die „Pragmatik“ zu erwähnen, die darauf verweist, dass der Zeichenverwender mittels Interpretation eine „Bedeutungsfunktion für semantisch bezeichnete Objekte feststellt“. In der pragmatischen Dimension ist alles Zeichen, was „innerhalb einer sozialen Konvention von einem Rezipienten als etwas aufgefaßt [sic!] werden kann, das für etwas anderes steht“.121 Die Pragmatik bezieht sich somit auf die „Wirkung und Absicht der Zeichen“.122
Die Definition von Bild als „Zeichen“ wurde bereits oft kritisiert. Oliver R. Scholz hält dem entgegen, indem er eine Zeichendefinition des bedeutenden christlichen Philosophen Aurelius Augustinus123 zitiert, die verdeutlicht, warum Bilder sehr wohl als „hochkomplexe Zeichen“ verstanden werden können: „’Ein Zeichen ist eine Sache, die neben dem sinnlichen Eindruck, den sie den Sinnen vermittelt, aus sich etwas anderes in das Denken kommen lässt.’“124 Genauso verhält es sich mit dem Bild, denn kaum jemand wird leugnen, dass die Betrachtung eines Bildes oder einer Fotografie nicht auch noch weitere Assoziationen bzw. Konnotationen auslöst.
Eine etwas andere, nachvollziehbarere Erklärung, warum Bilder als Zeichen verstanden werden können, gibt Claudia Maria Wolf. Demnach liegt das „zentrale Wesensmerkmal eines Dinges, das ein Bild sein will, in dessen Möglichkeit, etwas sichtbar werden zu lassen, ohne dieses Sichtbare zu sein“ – es bildet lediglich ein gewisses Objekt oder eine Sache ab. Genau dieser „Abbildcharakter“ bzw. das „Auf-etwas-anderes- verweisen“ ist es, das ein Bild zum Zeichen macht – denn wie bereits erklärt wurde, ist „ein Etwas, das ein anderes Etwas darstellt“ bzw. es „repräsentiert“, ein Zeichen.125
Ein Bild wird auch oft als „ikonisch codierte“ Nachricht verstanden – gerade diese „Ikonizität“ ist es, die das Bild so vieldeutig werden lässt und dazu führt, dass es von verschiedenen Personen (vor allem jener verschiedener Kulturkreise) stets unterschiedlich „gelesen“ bzw. verstanden oder interpretiert wird,126 da das Ähnlichkeitsverhältnis, welches die Beziehung zwischen Signifikant und Signifikat eines ikonischen Zeichens bestimmt, stets auf Konventionen beruht127 (vgl. dazu auch Kapitel 5.4). Der Frage, wie sehr kulturelle Einflüsse beim Verstehen bzw. Interpretieren von Bildbotschaften wirklich eine Rolle spielen, wird anhand einer Online-Umfrage noch nachgegangen (vgl. dazu Kapitel 11).
Um nun aus den vorangegangenen Definitionen zum Bild als „Zeichen“ einen Schluss für die begriffliche Verwendung innerhalb dieser Arbeit zu ziehen, soll an dieser Stelle erklärt werden, was unter einem „Bild“ zu verstehen ist:
Wie W.J.T. Mitchell128 sehr ausführlich dargestellt hat, gibt es nämlich zahlreiche Arten, Bilder charakteristisch einzuordnen – grafisch, optisch, geistig, sprachlich etc. – und er macht damit zugelich deutlich, wie wichtig eine exakte Definition dieses vieldeutigen Begriffes für das weitere Verständnis innerhalb dieser Arbeit ist. Daher sei im Zusammenhang mit den weiteren Untersuchungen „Bild“ im Sinne von „Fotografie“ zu verstehen – und zwar Digitalfotografie; was entscheidend ist, da Bilder im Internet stets in digitalisierter Form auftreten (Tom Holert bezeichnet Bilder im „Netz“, und diese stehen hier im Mittelpunkt der Betrachtung, auch als so genannte „Visualitäten“).129
Dazu ist weiters anzumerken, dass in Bezug auf den „ikonisch-indexikalischen Charakter“, 130 der das fotografische Bild kennzeichnet, jedoch zu beobachten ist, dass die ikonische, also auf die Realität hinweisende Funktion zusehends aufgrund der Digitalisierung schwindet: „Die Digitalisierung durchtrennt die indexikalische Verbindung zwischen Foto und Bildgegenstand […] indem es nun jeglicher Form von Bearbeitung zugänglich ist“131 (wie auch die Bildanalyse der Werbeanzeige von Ira- Diamonds in Kapitel zehn zeigen wird).
Noch eine Besonderheit des Fotos lässt sich ausmachen: denn Barthes beschreibt die Fotografie als „Botschaft ohne Code“, da sie ihm zufolge ein reales Abbild („Analogon“) der Wirklichkeit darstellt, allerdings auf einer zweiten Ebene (der der Konnotation) sehr wohl einen Code enthält, der auf Konventionen beruht und somit von Kultur zu Kultur unterschiedlich „dechiffriert“ wird.132 (Mehr dazu in Kapitel 5.5 und 5.6.). Somit zeigt sich auch beim fotografischen Bild, dass seine ikonische Komponente „kulturellen Codes“ unterliegt, die Fotografien in Bezug auf kulturelle Unterschiede im Bildleseverhalten untersuchbar machen, was unter anderem Gegenstand der hier vorliegenden Arbeit ist (vgl. dazu Kapitel 11).
Wie bereits dargestellt wurde, beschäftigt sich diese Arbeit im Sinne der Semiotik damit, den Bedeutungen der Bilder nachzugehen bzw. sie zu entschlüsseln (vgl. dazu Kapitel 10). Andreas Schelske meint dazu: „Wenn es um die Bedeutung von Bildern geht, kommen Faktoren der Wahrnehmung, der Sprache, visueller Zeichen, der Kultur und Gesellschaft in Betracht. […] Eine Zeichentheorie ist für denjenigen erforderlich, der visuelle Kommunikation verstehen möchte. Sie bietet einen erklärenden Ansatz, indem sie die Verbindung zwischen Bildern, Sehen, Erfahrung und Sprache detailliert aufzeigt.“133
Die Faktoren Kultur und Gesellschaft sowie die der visuellen Zeichen, wurden bereits angesprochen. Wichtig für diese Arbeit – und auch um die spätere Herangehensweise der semiotischen Analysen an dem Untersuchungsgegenstand „Bild“ zu verstehen – ist daher zudem, dass das Bild in der Semiotik bzw. Semiologie oft „[…] als ein Teil von Sprache verstanden wird und die angewendete Methode eine sprachwissenschaftliche ist, die versucht, am Wort entwickelte Analysemethoden auf das Bild zu übertragen. Die begriffliche Bezugsgröße ist […] die Sprache des Bildes“.134
Dieses Zitat führt zugleich in das nächste Kapitel, in welchem danach gefragt wird, ob und inwiefern Bilder überhaupt in der Lage sind etwas zu „erzählen“ – sich also einer „Bildsprache“ zu bedienen.
5.3 Bildsprache
Obwohl es zahlreiche Kritiker gibt, die davon abraten, „im Zusammenhang mit Bildkommunikation überhaupt von Sprache zu sprechen“,135 wird in diesem Kapitel erklärt, warum der Begriff innerhalb der hier vorliegenden Arbeit dennoch verwendet wird.
Selbstverständlich kann die „Sprache“ der Bilder niemals als Sprache im klassischen Sinn, und so wie wir sie tagtäglich verwenden, verstanden werden – dafür sind Bilder aufgrund ihrer Vieldeutigkeit in ihren „Aussagen“ zu ungenau; sie können keine Negation direkt darstellen, denn „was im Bild ist, existiert bzw. gilt“;136 oder aber auch nicht über sich selbst „sprechen“, weil ihnen die so genannte „Metasprachlichkeit“ fehlt. Und obwohl sich Bilder keines Alphabets oder Vokabulars bedienen, kann trotzdem gesagt werden, dass sie zumindest eine hohe syntaktische Dichte aufweisen137 und sich wie Texte verhalten, „[…] weil sie als komplexe Gebilde in sich strukturiert und kommunikativ-situativ bestimmt sind“.138
Oliver Scholz erklärt, warum es für ihn Sinn macht von „Bildsprache“ zu sprechen damit, dass die „Metapher ‚Bildsprache’ […] soweit eine Berechtigung [hat], als sie den Systemcharakter von Bildern betont“. Allerdings schlägt er in einem Atemzug auch vor, dass man viel eher von „bildhaften Symbolsystemen“ sprechen sollte, da sich Bilder von den verbalen Systemen doch in syntaktischer, semantischer und pragmatischer Hinsicht unterscheiden.139
Dazu meint der Soziologe Andreas Schelske: „Sprache und Bilder haben formal nur eins gemeinsam: beide basieren auf einer kulturellen Darstellungsregel oder Syntaktik“.140 Allerdings unterscheidet sich die Bild-Syntax gegenüber der verbalen durch die „Offenheit der Abfolge von formalen Elementen“.141
Auch Claudia Wolf ist sich in Anlehnung an Gerhard C. Rump sicher, dass Bilder „die Gliederung einer Sprache besitzen, die deren Inhalt unserem Verständnis durch Ordnung zugänglich machen“.142 Dass diese inneren Strukturen (die visuelle Syntax) aber auch kulturell verschieden sein können, zeigt sich beispielsweise anhand von englischen und japanischen Hinweisschildern – die beide den Fluchtweg mit demselben Symbol (dem berühmten, zum Ausgang laufenden Strichmännchen) kennzeichnen, jedoch in der bildinternen Anordnung komplett konträr vorgehen: Während das Männchen auf dem Schild in Großbritannien nach rechts davon läuft, rennt das auf dem Schild aus Japan in die linke Richtung.143
Dieses Beispiel zeigt sehr deutlich, dass es trotz des Fehlens eines „Bildalphabets“ sehr wohl möglich ist, aufgrund von Farben, Formen und bildinternen Anordnungen einzelner Objekte, Bedeutungen und Aussagen abzuleiten – oder wie Wolf dazu sagt:
„Bestimmte formale Merkmale […] drängen uns bestimmte Botschaften auf.“144
Weiters zeigt es jedoch auch – und das ist für das Verständnis des Begriffs „Bildsprache“ wichtig –, dass die Kombination von einzelnen Bildelementen zu einer „komplexen Einheit“ auf keinen allgemein gültigen Regeln beruht (wie das bei der Sprache der Fall ist) und somit nicht alle Bilder derselben Grammatik unterliegen bzw. dieselbe „Sprache“ sprechen.145 Es kann daher nie nur die eine Bildsprache geben, sondern immer „so viele […], wie es Arten gibt, ein und dieselbe Sache visuell darzustellen“,146 da jedem Medium ein anderes „Repertoire an Ausdrucksmöglichkeiten“ zur Verfügung steht.147
Der Ausdruck „Bildsprache“ wird daher in der hier vorliegenden Arbeit nicht für die Gleichsetzung von sprachlichen und visuellen „Strukturierungsebenen“148 gebraucht, sondern ausschließlich dazu verwendet, um auf die denotativen, aber vor allem konnotativen Fähigkeiten des Bildes zu verweisen, denn laut Ugo Volli sind gerade sie es, die „einen sekundären Sinn […] und implizite Erzählungen […] vermitteln“.149 Auch Gunther Kress’ und Theo van Leeuwens Erklärung: „[...] a ‚language’ is [...] a specific set of semiotic resources available for communicative action to a specific social group“,150 ist für diese Arbeit zielführend, um zu erläutern, was mit „Bildsprache” gemeint ist. „Structuralists seek to describe the overall organization of sign systems as ‚languages’ [...] and the ‚grammar’ of narrative.”151
Daher sei „Bildsprache“ als „Aussage(n)“ eines oder mehrerer Bilder verstanden bzw. darauf verwiesen, dass jedem medial verwendeten Bild eine Informationsabsicht innewohnt – denn erst dadurch wird es laut Claudia Wolf zum Zeichen.152 Bildsprache ist ihren Überlegungen nach ein „Zeichensystem“, welches „über ein zwar begrenztes, aber variantenreiches Ausdrucksrepertoire verfügt“.153 Dazu schreibt Barthes wiederum: „Eine Photographie [sic!] ist für uns auf die gleiche Art und Weise Aussage wie ein Zeitungsartikel, die Objekte selbst können Aussage werden, wenn sie etwas bedeuten.“154
Gemäß der Thematik dieser Arbeit soll „die Bildsprache indischer Online- Frauenmagazine“ daher Aufschluss darüber geben bzw. Informationen dahingehend liefern, wie es um die Befindlichkeit der Inderin momentan steht (vgl. dazu Kapitel 7.4 sowie Kapitel 9).
Wenn für diese Arbeit davon ausgegangen werden kann, dass es eine „Bildsprache“ bzw. mehrere „Dialekte“ (bzw. „Ideolekte“) 155 davon, zumindest rein metaphorisch, gibt – und zwar im Sinne, dass Bilder uns stets etwas visuell „mitteilen“ bzw. „in einer Art von Sprachlichkeit etwas darstellen“156 – dann sollte man sich an dieser Stelle aber auch fragen, wie diese vielfältigen Ausprägungen visueller Botschaften eigentlich „gelesen“, d. h. erkannt, verstanden, interpretiert oder analysiert werden können – was Inhalt des nächsten Kapitels ist.
[...]
1 Dörner, Andreas: Politainment. Politik in der medialen Erlebnisgesellschaft. Frankfurt am Main12001. S. 42.
2 Beim „Karikaturenstreit“ handelte es sich um zwölf Karikaturen des islamischen Propheten Mohammed, die in der dänischen Zeitung Jyllands-Posten am 30.09.2005 veröffentlicht wurden. In diesen satirischen Zeichnungen mit dem Titel „Die Gesichter Mohammeds“ wurde der Prophet unter anderem mit einem Turban in Form einer Bombe abgebildet, woraufhin sich Vertreter dänischer islamischer Organisationen in den Grundfesten ihres Glaubens gekränkt, verspottet und verhöhnt fühlten. Ihre Kritik richtete sich vor allem gegen eine islamfeindliche Haltung im Westen sowie gegen Vorurteile, die ihren Glauben mit Terrorismus gleichzusetzen versuchen. Hinzu kam, dass in weiten Teilen der islamischen Welt Abbildungen des Propheten verboten sind. Weltweite Spannungen und gewalttätige Proteste rund um den Erdball waren die Folge. Die Thematik Bilderverbot versus Presse- und Meinungsfreiheit zog sich noch wochenlang durch die Medien. Das Wort „Karikaturenstreit“ wurde übrigens 2006 im Rahmen des Wettbewerbes zum Wort des Jahres auf Platz 3 gewählt.
3 vgl. dazu Interview mit Frau Dr. Nadja-Christina Schneider am 9. März 2007. Audio-Datei siehe CD- Rom.
4 vgl. Registrar of Newspapers for India (RNI): Highlights. Im Internet: https://rni.nic.in/ (eingesehen am 10.04.2007). vgl. Ministry of Information and Broadcasting: Annual Report India 2007. New Delhi 2007. S. 650. (Die exakte Anzahl belief sich am 31.03.2006 auf 62.483 Print-Titel.)
5 vgl. Kramatschek, Claudia: Abschied von „spice and curry“ – Indien ist überall. Im Internet: http://www.nzz.ch/2006/11/20/fe/articleEFMX5.html (eingesehen am 21.11.2006).
6 vgl. ITU: India. Internet Usage Stats and Telecommunications Market Report. Im Internet: http://www.internetworldstats.com/asia/in.htm (eingesehen am 08.05.2007).
7 vgl. Göldi, Andreas: Der große Graben. Telekommunikation in Indien. Im Internet: http://konvergenz.kaywa.com/allgemeines/der-grosse-graben-telekommunikation-in-indien.html (eingesehen am 06.05.2007).
8 Research and Markets: India Online. Im Internet: http://www.researchandmarkets.com/reportinfo.asp?adv=true&p=1&cat_id=0&report_id=354868&qua nd=India%20Media&qquote=&qor=&qnot=&qxres=10&qtitles= (eingesehen am 21.11.2006).
9 vgl. BBC News: Women lead rural India’s internet rush. Im Internet: http://news.bbc.co.uk/2/hi/south_asia/3871529.stm (eingesehen am 06.05.2007).
10 vgl. Indian Media Observer, Issue No. 25/May 2006. Im Internet: http://www.chronosphere.biz/IMO/25/imo.html#dainik (eingesehen am 07.05.2007).
11 Kramatschek, Abschied von „spice and curry“, Im Internet.
12 vgl. Kramatschek, Abschied von „spice and curry“, Im Internet.
13 vgl. Renger, Rudi: Kulturtheorien der Medien. In: Theorien der Medien. Von der Kulturkritik bis zum Konstruktivismus. Hg.v. Stefan Weber. Konstanz 2003. S. 157.
14 vgl. Hepp, Andreas: Transkulturelle Kommunikation. Konstanz 2006. S. 70f.
15 vgl. Hepp, Andreas: Cultural Studies und Medienanalyse. Eine Einführung. Wiesbaden22004. S. 21f.
16 vgl. Bromley, Roger: Cultural Studies gestern und heute. In: Cultural Studies. Grundlagentexte zur Einführung. Hg.v. Roger Bromley [u.a.]. Lüneburg11999. S. 22.
17 Klein, Gabriele: Kultur. In: Einführung in Hauptbegriffe der Soziologie, 6., erweiterte und aktualisierte Auflage. Hg.v. Hermann Korte und Bernhard Schäfers. Opladen 2002. S. 241.
18 vgl. dazu auch Dorer, Johanna: Das Internet und die Genealogie des Kommunikationsdispositivs. Ein medientheoretischer Ansatz nach Foucault. In: Kultur – Medien – Macht. Cultural Studies und Medienanalyse, 3., überarbeitete und erweiterte Auflage. Hg.v. Andreas Hepp und Rainer Winter. Wiesbaden 2006. S. 360f.
19 Klein, Kultur, S. 241f.
20 vgl. Barthes, Roland: Der entgegenkommende und der stumpfe Sinn. Kritische Essays III. Frankfurt am Main11990. S. 34.
21 In Kapitel 7.4 wird definiert, dass es sich bei „der indischen Frau“ im Rahmen der hier vorliegenden Arbeit um die sozial besser gestellte, gebildete und einkommensstarke Großstädterin der oberen Kastenschicht handelt.
146 Volli, Semiotik, S. 216.
22 vgl. dazu auch Williams, Raymond: Schlussbetrachtung zu Culture and Society 1780 – 1950. In: Cultural Studies. Grundlagentexte zur Einführung. Hg.v. Roger Bromley [u.a.]. Lüneburg11999. S. 58.
23 vgl. dazu auch Hepp, Cultural Studies, S. 57.
24 vgl. Müller, Marion G.: Grundlagen der visuellen Kommunikation. Theorieansätze und Analysemethoden. Konstanz 2003. S. 162.
25 Lister Martin und Wells, Liz: Seeing Beyond Belief. Cultural Studies as an Approach to Analysing the Visual. In: Handbook of Visual Analysis. Hg.v. Theo van Leeuwen und Carey Jewitt. London [u.a.] 2004. S. 61.
26 Johnson, Richard: Was sind eigentlich Cultural Studies? In: Cultural Studies. Grundlagentexte zur Einführung. Hg.v. Roger Bromley [u.a.]. Lüneburg11999. S. 179.
27 vgl. Hepp, Cultural Studies, S. 109.
28 vgl. Johnson, Was sind eigentlich Cultural Studies?, S. 165 – 169.
29 Klein, Kultur, S. 241.
30 Hepp, Cultural Studies, S. 254.
31 vgl. Ebda
32 vgl. Johnson, Was sind eigentlich Cultural Studies?, S. 166 und 170.
33 Evans, Jessica und Hall, Stuart: What is visual culture? In: Visual culture. the reader. Hg.v. Jessica Evans und Stuart Hall. London [u.a.] 2005. S. 3.
34 vgl. Hepp, Cultural Studies, S. 24 und 30 – 33.
35 vgl. Fiske, John: Populäre Texte, Sprache und Alltagskultur. In: Kultur – Medien – Macht. Cultural Studies und Medienanalyse. 3., überarbeitete und erweiterte Auflage. Hg.v. Andreas Hepp und Rainer Winter. Wiesbaden 2006. S. 43.
36 Müller, Grundlagen der visuellen Kommunikation, S. 203.
37 vgl. Sachs-Hombach, Klaus: Bild, Beobachter und Milieu. Interview mit Hans Dieter Huber. In: Wege zur Bildwissenschaft. Interviews. Hg.v. Klaus Sachs-Hombach. Köln 2004. S. 240.
38 vgl. dazu Mikos, Lothar: Cultural Studies im deutschsprachigen Raum. In: Kultur – Medien – Macht. Cultural Studies und Medienanalyse. 3., überarbeitete und erweiterte Auflage. Hg.v. Andreas Hepp und Rainer Winter. Wiesbaden 2006. S. 187.
39 vgl. dazu auch Sachs-Hombach, Klaus: Wege zur Bildwissenschaft. Interviews. Hg.v. Klaus Sachs- Hombach. Köln 2004. S. 8
40 vgl. Blanke, Börries [u.a.]: Semiotik. In: Bildwissenschaft. Disziplinen, Themen, Methoden. Hg.v. Klaus Sachs-Hombach. Frankfurt am Main12005. S. 149.
41 vgl. Withalm, Gloria: Zeichentheorien der Medien. In: Theorien der Medien. Von der Kulturkritik bis zum Konstruktivismus. Hg.v. Stefan Weber. Konstanz 2003. S. 136.
42 Volli, Ugo: Semiotik. Eine Einführung in ihre Grundbegriffe. Tübingen und Basel 2002. S. 79.
43 vgl. dazu auch Withalm, Zeichentheorien der Medien, S. 133ff.
44 Louis Hjelmslev verwendete bzw. entwickelte anstelle der Ausdrücke „Signifikant“ und „Signifikat“ die Begriffe „Ausdruck“ und „Inhalt“. vgl. dazu Hjelmslev, Louis: Prolegomena zu einer Sprachtheorie. München11974. (= Linguistische Reihe, Bd. 9). S. 61.
45 vgl. Eco, Umberto: Einführung in die Semiotik. Autorisierte deutsche Ausgabe von Jürgen Trabant, 9., unveränderte Auflage. München 2002. S. 68.
46 vgl. Saussure, Ferdinand de: Grundfragen der allgemeinen Sprachwissenschaft. Hg.v. Charles Bally und Albert Sechehaye. Berlin und New York32001. S. 76 – 79. vgl. dazu auch Volli, Semiotik, S. 21 – 27.
47 Diese Klassifizierung stammt von Charles Sanders Peirce und liefert wichtige Unterscheidungs- merkmale für die Verwendung von Zeichen. Dabei geht es darum, in welcher Verbindung sich ein Zeichen mit seinem Objekt, für das es steht, befindet. (vgl. dazu Nöth, Winfried: Handbuch der Semiotik. Stuttgart 1985. S. 93.)
48 vgl. Volli, Semiotik, S. 33 – 41.
49 vgl. Ebda, S. 39f.
50 Müller, Grundlagen der visuellen Kommunikation, S. 162.
51 vgl. Blanke, Semiotik, S. 150f.
52 Chandler, Daniel: Semiotic for Beginners. D.I.Y. Semiotic Analysis: Advice to My Own Students. Im Internet: http://www.aber.ac.uk/media/Documents/S4B/ (eingesehen am 06.06.2007).
53 vgl. Eco, Einführung in die Semiotik, S. 33.
54 vgl. Floch, Jean-Marie: Semiotics, Marketing and Communication. Beneath the Signs, the Strategies. Basingstoke1[u.a.] 2001. S. 2f.
55 vgl. Bentele, Günter: Kultur in semiotischer Perspektive. Zur Einleitung. In: Bystšina, Ivan: Semiotik der Kultur. Zeichen – Texte – Codes. Mit einer Einleitung von Günter Bentele. Tübingen 1989 (= Probleme der Semiotik. Hg.v. Roland Posner, Bd.5). S. I.
56 vgl. Volli, Semiotik, S. 2 und S. 13.
57 vgl. Withalm, Semiotik, S. 144. vgl. außerdem Barthes, Roland: Rhetoric of the image. In: Visual culture. the reader. Hg.v. Jessica Evans und Stuart Hall. London [u.a.] 2005. S. 34 – 40.
58 vgl. Sachs-Hombach, Klaus: Das Bild als kommunikatives Medium. Elemente einer allgemeinen Bildwissenschaft. Köln12003. S. 114.
59 vgl. Wolf, Bildsprache und Medienbilder. Die visuelle Darstellungslogik von Nachrichtenmagazinen. Wiesbaden12006. S. 302.
60 vgl. Thompson, David R. und Wassmuth, Birgit: Kulturunterschiede bei visuellen Darstellungen im Netz. Ein Vergleich des digitalen Zeitungsdesign in Deutschland und den USA. In: Kommunikation visuell. Das Bild als Forschungsgegenstand – Grundlagen und Perspektiven. Hg.v. Thomas Knieper und Marion G. Müller. Köln 2001. S. 230 – 239.
61 vgl. Leeuwen, Theo van: Semiotics and Iconography. In: Handbook of Visual Analysis. Hg.v. Theo van Leeuwen und Carey Jewitt. London [u.a.] 2004. S. 92.
62 vgl. Ebda
63 Floch, Jean-Marie: Visual Identities. London [u.a.] 2002. S. 23.
64 vgl. Barthes, Der entgegenkommende und der stumpfe Sinn, S. 21f.
65 Wolf, Bildsprache und Medienbilder, S. 150.
66 Volli, Semiotik, S. 45.
67 vgl. Volli, Semiotik, S. 46.
68 Ebda S. 45.
69 Barthes, Der entgegenkommende und der stumpfe Sinn, S. 21.
70 vgl. Ebda, S. 12 – 15.
71 Nöth, Handbuch der Semiotik, S. 448.
72 Ebda
73 Barthes, Roland: Das semiologische Abenteuer. Frankfurt am Main11988. S. 191.
74 vgl. Barthes, Der entgegenkommende und der stumpfe Sinn, S. 28.
75 vgl. Ebda, S. 16.
76 Barthes, Das semiologische Abenteuer, S. 195.
77 Ebda, S. 197.
78 Barthes, Roland: Mythen des Alltags. Frankfurt am Main11964. S. 99.
79 vgl. Nöth, Handbuch der Semiotik, S. 448.
80 vgl. Ebda
81 vgl. Barthes, Der entgegenkommende und der stumpfe Sinn, S. 28 und S. 33.
82 vgl. Ebda, S. 16 – 20.
83 vgl. Nöth, Handbuch der Semiotik, S. 451.
84 vgl. Ebda, S. 452.
85 vgl Chandler, Daniel: Semiotic for Beginners. Introduction. Im Internet: http://www.aber.ac.uk/media/Documents/S4B/sem01.html#saussure (eingesehen am 13.06.2007).
86 Belting, Hans: Bild-Anthropologie. Entwürfe für eine Bildwissenschaft. München 2001. S. 11.
87 Prof. Hans Belting war von 1992 – 2002 Professor für Kunstgeschichte und Medientheorie an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe und ist seit 2004 Direktor des Internationalen Forschungszentrums für Kulturwissenschaften (IFK) in Wien. (Quelle: IFK: Hans Belting neuer IFK_Direktor. Pressemitteilung. Im Internet: http://www.ifk.ac.at/dl.php/18/IFK_BiobiblioBelting.pdf (eingesehen am 06.06.2007)).
88 Maletzke, Gerhard: Interkulturelle Kommunikation. Zur Interaktion zwischen Menschen verschiedener Kulturen. Opladen11996. S. 15.
89 Bellebaum, Alfred: Soziologische Grundbegriffe. Eine Einführung für Soziale Berufe. Stuttgart [u.a]4 1974. S. 60.
90 vgl. Williams, Schlussbetrachtung, S. 58.
91 vgl. Ang, Ien: Kultur und Kommunikation. Auf dem Weg zu einer ethnographischen Kritik des Medienkonsums im transnationalen Mediensystem. In: Cultural Studies. Grundlagentexte zur Einführung. Hg.v. Roger Bromley [u.a.]. Lüneburg11999. S. 318.
92 vgl. Bystšina, Ivan: Semiotik der Kultur. Zeichen – Texte – Codes. Mit einer Einleitung von Günter Bentele. Tübingen 1989 (= Probleme der Semiotik. Hg.v. Roland Posner, Bd.5). S. 137.
93 vgl. Renger, Kulturtheorien der Medien, S. 169.
94 Hepp, Transkulturelle Kommunikation, S. 70.
95 vgl. Bering, Kunibert: Bezugsfelder der Vermittlung visueller Kompetenz. In: Bild – Medien – Wissen. Visuelle Kompetenz im Medienzeitalter. Hg.v. Hans Dieter Huber [u.a.] München 2002. S. 96.
96 Geertz, Clifford: Dichte Beschreibung. Beiträge zum Verstehen kultureller Systeme. Frankfurt am Main21991. S. 99
97 vgl. Klein, Kultur, S. 242.
98 Hall, Stuart: Die Zentralität von Kultur. In: Grundlagentexte zur transkulturellen Kommunikation. Hg. v. Andreas Hepp und Martin Löffelholz. Konstanz 2002. S. 95 und S. 100.
99 vgl. Bucher, Hans-Jürgen: Internet und globale Kommunikation. Ansätze eines Strukturwandels der Öffentlichkeit? In: Grundlagentexte zur transkulturellen Kommunikation. Hg. v. Andreas Hepp und Martin Löffelholz. Konstanz 2002. S. 500.
100 Hall, Zentralität, S. 96f.
101 Ang, Ien: Globalisierung der Medien, kultureller Imperialismus und der Aufstieg Asiens. In: Grundlagentexte zur transkulturellen Kommunikation. Hg. v. Andreas Hepp und Martin Löffelholz. Konstanz 2002. S. 574.
102 vgl. Ang, Globalisierung, S. 561 – 585.
103 vgl. Hepp, Transkulturelle Kommunikation, S. 8 und S. 13.
104 Belting, Bild-Anthropologie, S. 11
105 vgl. Belting, Bild-Anthropologie, S. 11.
106 Schelske, Andreas: Die kulturelle Bedeutung von Bildern. Soziologische und semiotische Überlegungen zur visuellen Kommunikation. Wiesbaden 1997. S. 8.
107 vgl. Sachs-Hombach, Klaus: Begriff und Funktion bildhafter Darstellungen. In: Bild – Medien – Wissen. Visuelle Kompetenz im Medienzeitalter. Hg.v. Hans Dieter Huber [u.a.] München 2002. S. 21.
108 vgl. Bering, Bezugsfelder der Vermittlung visueller Kompetenz, S. 95f.
109 vgl. Schelske, Die kulturelle Bedeutung von Bildern, S. 8f.
110 vgl. Sachs-Hombach, Das Bild als kommunikatives Medium, S. 78f.
111 vgl. Schelske, Die kulturelle Bedeutung von Bildern, S. 8.
112 Sachs-Hombach, Das Bild als kommunikatives Medium, S. 77.
113 vgl. Sachs-Hombach, Das Bild als kommunikatives Medium, S. 80f.
114 vgl. Sachs-Hombach, Klaus: Bilder, Bildsysteme und ihr Gebrauch. Interview mit Oliver R. Scholz. In: Wege zur Bildwissenschaft. Interviews. Hg.v. Klaus Sachs-Hombach. Köln 2004. S. 148.
115 vgl. Sachs-Hombach, Klaus: Bild, Selbstbild und mentales Bild. Interview mit Ferdinand Fellmann. In: Wege zur Bildwissenschaft. Interviews. Hg.v. Klaus Sachs-Hombach. Köln 2004. S. 137.
116 vgl. Thompson und Wassmuth, Kulturunterschiede bei visuellen Darstellungen im Netz, S. 231.
117 Schelske, Die kulturelle Bedeutung von Bildern, S. 17.
118 vgl. Sachs-Hombach, Das Bild als kommunikatives Medium, S. 100.
119 Schelske, Die kulturelle Bedeutung von Bildern, S. 17f.
120 vgl. Thompson und Wassmuth, Kulturunterschiede bei visuellen Darstellungen im Netz, S. 231.
121 vgl. Schelske, Die kulturelle Bedeutung von Bildern, S. 17f.
122 vgl. Thompson und Wassmuth, Kulturunterschiede bei visuellen Darstellungen im Netz, S. 231.
123 vgl. NN: Biografie über Aurelius Augustinus. Im Internet: http://www.uni- essen.de/sesam/klassiker/aufsatze/augustinus11.htm (eingesehen am 11.06.2007).
sowie vgl. NN: Aus Aurelius Augustinus: De doctrina christiana. Ueber das Zeichen. Im Internet : http://www.uni-essen.de/sesam/klassiker/aufsatze/augustinus1.htm (eingesehen am 11.06.2007).
124 zit.n. Sachs-Hombach, Bilder, Bildsysteme und ihr Gebrauch, S. 147.
125 vgl. Wolf, Bildsprache und Medienbilder, S. 110f.
126 vgl. Paech, Joachim: Medienwissenschaft. In: Sachs-Hombach, Klaus: Bildwissenschaft. Disziplinen, Themen, Methoden. Hg.v. Klaus Sachs Hombach. Frankfurt am Main 2005. S. 82.
127 vgl. dazu Volli, Semiotik, S. 33f.
128 vgl. Mitchell, W.J.T.: „Was ist ein Bild?“ In: Bildlichkeit. Internationale Beiträge zur Poetik. Hg.v. Volker Bohn. Frankfurt am Main11990. S. 20ff.
129 vgl. Holert, Tom: Kulturwissenschaft/Visual Culture. In: Bildwissenschaft. Disziplinen, Themen, Methoden. Hg. v. Klaus Sachs-Hombach. Frankfurt am Main12005. S. 227.
130 vgl. Großklaus, Götz: Medien-Bilder. Der Flusser-Reader zu Kommunikation, Medien und Design. Mannheim 1995. S. 57.
131 Holschbach, Susanne: Foto/Byte. Kontinuitäten und Differenzen zwischen fotografischer und postfotografischer Medialität. Im Internet: http://www.medienkunstnetz.de/themen/foto_byte/kontinuitaeten_differenzen/scroll/#ftn46 (eingesehen am 13.06.2007).
132 vgl. Barthes, Der entgegenkommende und der stumpfe Sinn, S. 13 – 15.
133 Schelske, Die kulturelle Bedeutung von Bildern, S. 11. und S. 14.
134 Müller, Grundlagen der visuellen Kommunikation, S. 155.
135 vgl. Wolf, Bildsprache und Medienbilder, S. 114.
136 Berendt, Bettina: Kognitionswissenschaft. In: Bildwissenschaft. Disziplinen, Themen, Methoden. Hg.v. Klaus Sachs-Hombach. Frankfurt am Main12005. S. 25.
137 vgl. Wolf, Bildsprache und Medienbilder, S. 114ff.
138 vgl. Stöckl, Hartmut: Die Sprache im Bild – Das Bild in der Sprache. Zur Verknüpfung von Sprache >und Bild im massenmedialen Text. Konzepte, Theorien, Analysemethoden. Berlin [u.a.] 2004. (= Linguistik. Impulse & Tendenzen, Bd. 3). S. 381.
139 Scholz, Oliver R.: Was heißt es, ein Bild zu verstehen? In: Bild – Bildwahrnehmung – Bildverarbeitung. Interdisziplinäre Beiträge zur Bildwissenschaft. Hg. v. Klaus Sachs-Hombach und Klaus Rehkämper. Wiesbaden22004. S. 105f.
140 Schelske, Die kulturelle Bedeutung von Bildern, S. 77.
141 Doelker, Christian: Ein Bild ist mehr als ein Bild. Visuelle Kompetenz in der Multimedia-Gesellschaft, 3. durchgesehene Auflage. Stuttgart 2002. S. 116.
142 Wolf, Bildsprache und Medienbilder, S. 135.
143 vgl. Jewitt, Carey und Oyama, Rumiko: Visual Meaning. A Social Semiotic Approach. In: Handbook of Visual Analysis. Hg.v. Theo van Leeuwen und Carey Jewitt. London [u.a.] 2004. S. 153. Abb. 7.6.
144 vgl. Wolf, Bildsprache und Medienbilder, S. 136.
145 vgl. Sachs-Hombach, Das Bild als kommunikatives Medium, S. 110f.
147 vgl. Wolf, Bildsprache und Medienbilder, S. 152.
148 Nöth, Handbuch der Semiotik, S. 413.
149 Volli, Semiotik, S. 218.
150 Kress, Gunther und Leeuwen, Theo van: Reading Images. The Grammar of Visual Design. London [u.a.]22006. S. 10.
151 Chandler, Semiotics for Beginners, Introduction, Im Internet.
152 vgl. Wolf, Bildsprache und Medienbilder, S. 113.
153 vgl. Ebda, S. 153.
154 Barthes, Mythen des Alltags, S. 87.
156 Schelske, Die kulturelle Bedeutung von Bildern, S. VI.
- Arbeit zitieren
- Mag. (FH) Tanja Stolz (Autor:in), 2007, Internet - Image - India, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/121776
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