Diese wissenschaftliche Arbeit setzt sich mit pädagogischen Prozessen im Kontext der Heimerziehung auseinander und untersucht die Frage: Wie kann professionelles Handeln in der Heimerziehung machtsensibel und den Bedürfnissen der Adressanten entsprechend gestaltet werden?
Dazu wird im ersten Kapitel darüber diskutiert, was es eigentlich professionelles Handeln bedeutet und wie unterschiedlich sich dies auf alle Beteiligten auswirken kann. Das zweite Kapitel erklärt den Begriff Grenzwahrung und verknüpft Theorie- und Praxisbezug.
Das dritte Kapitel der Arbeit wird drei Fallbeispiele Kontext der Sozialen Arbeit mit Kindern vorstellen. Im Schlussteil soll eine befriedigende Antwort auf die zuvor gestellte Frage gefunden werden.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Professionelles Handeln - Definition des Problems
1.1. Die fünf Dimensionen der Handlungskompetenz
1.1.1. Dimension I - Soziale Strukturen schaffen
1.1.2. Dimension II - Interaktion
1.1.3. Dimension III - Sprache/Kommunikation
1.1.4. Dimension IV - Gestalten
1.1.5. Dimension V - Hintergrundarbeit
1.2. Pädagogische Professionalität
1.2.1. Kerntätigkeiten und Kompetenzen
1.2.2. Ort und Zeit der Aneignung
1.2.3. Das professionelle Selbst
2. Grenzwahrung in der Erziehung
2.1. Erziehung in der Familie
2.2. Heimerziehung
2.2.1. Gesetzliche Rahmenbedingen
3. Fallbeispiele aus der Praxis
3.1. Fallbeispiel 1 - Dürfen Erzieher lügen?
3.2. Fallbeispiel 2 - verbale sexuelle Übergriffe
3.3. Fallbeispiel 3 - Die Alarmanlage
4. Fazit
Literaturverzeichnis
Einleitung
„Man kann eigene Grenzen nur feststellen, indem man sie gelegentlich überschreitet. Das gilt für jene, die man sich selbst setzt, ebenso für jene die einem andere setzten.“ Josef Broukal
Sozialpädagogik ist ein komplexes Geschäft. Man sucht allgemeingültige und dennoch konkrete Ideen damit man im pädagogischen Alltag sichern handeln kann. Einfache, lineare Zusammenhänge lassen sich in der Pädagogik allerdings kaum beschreiben. Die Soziale Arbeit spricht von einem strukturellen Technologiedefizit. Es gibt immer mehrere pädagogische Handlungsmöglichkeiten. Pädagogik und Entwicklung findet als komplexer Prozess an der Grenze der beteiligten Personen statt. Nur in diesem Prozess entsteht ein entwicklungsfördernder Kontakt statt. Aber: die Gefahr belastender oder sogar gefährdender gegenseitiger Grenzverletzung ist immer präsent. Die persönlichen Grenzen, ob körperlich oder emotional zu beschreiben ist nicht leicht, da sie durch unterschiedliche Ereignisse und über längere Zeiten langsam in uns wachsen. Man nimmt die Grenzen erst bewusst wahr, wenn sie verletzt werden. Gelungene pädagogische Prozesse entstehen nicht durch einseitige Planung oder Intervention, sondern in einem kommunikativen Verständigungsprozess. Als Hintergrund solcher Entwicklungsprozesse ist tiefere Auseinandersetzung mit dem institutionellen und dem eigenen Pädagogikverständnis. Erziehung hat als strukturelle Voraussetzung einen Machtüberhang zugunsten der Erziehenden. Fachkräften stehen unterschiedliche Machtquellen zur Verfügung. Diese wissenschaftliche Arbeit setzt sich mit pädagogischen Prozessen im Kontext der Heimerziehung auseinander und untersucht die Frage: Wie kann professionelles Handeln in der Heimerziehung machtsensibel und den Bedürfnissen der Adressanten entsprechend gestaltet werden? Dazu wird im ersten Kapitel darüber diskutiert, was es eigentlich professionelles Handeln bedeutet und wie unterschiedlich sich dies auf alle Beteiligten auswirken kann. Das zweite Kapitel erklärt den Begriff Grenzwahrung und verknüpft Theorie- und Praxisbezug.
Das dritte Kapitel der Arbeit wird drei Fallbeispiele Kontext der Sozialen Arbeit mit Kindern vorstellen. Im Schlussteil soll eine befriedigende Antwort auf die zuvor gestellte Frage gefunden werden. Die in dieser Arbeit dargestellten Diagramme sind mit Daten aus der Literatur selbst erstellt. Für eine bessere Lesbarkeit wird in dieser Arbeit nur die männliche Form verwendet.
1. Professionelles Handeln - Definition des Problems
Seit es die berufsförmige Beschäftigung mit sozialen Problemlagen gibt, die sich auf die Lebensführung und von Einzelnen, Gruppen und Gemeinwesen im Kontext der Vermeidung oder Milderung sozialer Risiken und Problemlagen beziehen, wird auch die Frage nach den dafür erforderlichen Handlungskompetenzen und wie man sie erwirbt gestellt. Es gibt wohl kaum eine andere Profession, die wie die Soziale Arbeit so ausdauernd und voller Selbstzweifel nach dem Eigentlichen ihrer beruflichen Handlungen fragt. Manchmal scheint es so, als wenn gerade die Beschäftigung mit dieser Frage das Wesentliche der Sozialen Arbeit ausmacht. (vgl. Effinger 2003, S.: 1. )
Der Begriff Professionalisierung wird in einem theoretisch präzisen Sinn verwendet, der nicht mit dem Verständnis von Professionalisierung als reine Optimierung von Handlungsstrategien, Arbeitsabläufen und Organisationsstrukturen identisch ist. Professionalisierung als pädagogisches Theorem zielt im Kern nicht auf die Bestimmung der Differenz des Handlungswissens, sondern beabsichtigt das Verhältnis von Wissen und Können, Theorie und Praxis, Wissenschaft und Ethik, Sozialwissenschaft und Pädagogik in einer Weise zu analysieren die für die Entwicklung eines wissenschaftsbezogenen pädagogischen Berufsverständnisses in der sozialen Arbeit fruchtbar ist. (vgl. Dewe, Ferchhoff, Scherr, Stüwe 1992, S.: 27.) In der Sozialpädagogik und Sozialarbeit sind die objektiven Handlungsbedingungen für das berufspraktische Handeln folgenreich. Die Erziehungswissenschaft ist einer auf die Ausbildung für berufliches und professionelles Handeln bezogene akademische Disziplin. Wenngleich sie nicht auf Grundlagenforschung und grundlagentheoretische Bemühungen, die nicht auf praxisbezogen sind, verzichten kann ist sie doch primär keine Erkenntniswissenschaft wie etwa Psychologie oder Soziologie. Ihre Handlungsrelevanz und damit gewissermaßen ihre Existenzberechtigung, erweist die Erziehungswissenschaft aber gerade darin, inwieweit ihre Reproduktion in der Ausbildung von Pädagogen diese zu kundigem Handeln befähigt. Um diese Independenz zwischen Erziehungswissenschaft und beruflichen und professionellen pädagogischen handeln zu erfassen, kann ein entfalteter Begriff professioneller pädagogischer Handlungskompetenz hilfreich sein.
Diese Kompetenzen kann man in fünf Dimensionen festhalten. (vgl. Müller, Otto, Peter, Sünker, 1984, S. 131.)
1.1. Die fünf Dimensionen der Handlungskompetenz
Handlungskompetenzen liegen emotional - kognitive Muster zugrunde. Der gesamte Handlungsablauf wird davon gesteuert. Situationsgerechtes Handeln bietet einen Überschuss an solchen emotional - kognitiven Mustern. Pädagogen wirken nach Außen hin betrachtet nur dann sicher und souverän, wenn die Handlungsmuster stimmig und ohne Verzögerung ineinandergreifen. (vgl. Bauer 1997, S.: 15f.)
1.1.1. Dimension I - Soziale Strukturen schaffen
Erfolgreiche Pädagogen verfügen über ein Handlungsrepertoire, um wirksame Strukturen aufzubauen. Besonders wichtig für eine gute soziale Strukturbildung sind:
1. Selbstorganisation fördern
2. Kleingruppen anleiten
3. Leitung und Führung
4. Regeln entwickeln
5. Gruppen moderieren
6. Soziale Bindung fördern
Es wird angenommen, dass sich diese Fähigkeiten leicht von einen auf den anderen Bereich transferieren lassen. Dem ist nicht so. Es handelt sich schließlich immer um unterschiedliche Situationstypen. Kann ein Pädagoge mit beispielsweise Schülerkleingruppen arbeiten, so bedeutet das nicht automatisch, dass er auch mit kleinen Gruppen im Kollegium umgehen kann. Eine Kooperation mit Kollegen ist keine Lernsituation, sondern eine Situation in der es um Arbeitsverteilung, Macht, persönliche Interessen, Zu- und Abneigung geht. In dieser Situation greifen, zwar unbewusst, Handlungen und Routinen ein, die bei einer Interaktion von Lehrenden und Schülern nicht eingreifen. (vgl. Bauer 1997, S.: 16f.)
1.1.2. Dimension II - Interaktion
Die Interaktion ist das Gegenüber der Strukturbildung. Nur durch Interaktion können soziale Strukturen hergestellt und aufrechterhalten werden. Sie können aber gleichzeitig variieren und den aktuellen Bedingungen angepasst werden. Pädagogen fördern die Interaktion durch Spiel und Humor und durch das Ausdrücken positiver Gefühle wie Interesse, Neugier, Überraschung, Spannung, Freude und Begeisterung. (vgl.: Bauer 1997, S.:18.)
1.1.3. Dimension III - Sprache/Kommunikation
Feedback geben und Feedback empfangen sind die wichtigsten Bestandteile der Kommunikation. Aber auch zuhören, visualisieren und Diskussionen leiten gehören dazu. Pädagogen sind Kommunikatoren. Sie stellen oder provozieren Fragen, leiten Gespräche. Sie sind Führer in neue Sprachen, halten Vorträge und visualisieren das, was in einer Gruppe geäußert wird.
1.1.4. Dimension IV - Gestalten
Auch in dieser Dimension gibt es wichtige Bestandteile, ohne die das Gestalten kaum möglich ist. Pädagogen setzen gezielt den Körper, die Stimme, Räume samt Mobiliar und Materialien ein, um Prozesse anzuregen und zu unterstützen.
1.1.5. Dimension V - Hintergrundarbeit
Die Hintergrundarbeit ist die aufwendigste Dimension. Planen, organisieren und archivieren sind hierbei die wichtigsten Ingredienzen dieser Dimension. Den Arbeitsalltag mit seinen unterschiedlichen Facetten zu organisieren muss immer wieder aufs Neue gestaltet werden. Dazu gehört es, dass Material produziert werden muss, welches zu bestimmten Zeiten ausgewählt und abrufbereit sein muss. Außerdem ist es wichtig den gesamten Arbeitsablauf zu archivieren, um darüber zu reflektieren. (vgl. Bauer 1997, S.: 19ff.)
1.2. Pädagogische Professionalität
Es gibt wohl kaum eine andere Profession, die wie die Soziale Arbeit so ausdauernd und voller Selbstzweifel nach dem Eigentlichen ihrer beruflichen Handlungen fragt. Während es relativ leicht zu sein scheint, Elemente einer professionellen Haltung, wie Akzeptanz, Empathie, Gerechtigkeitsempfinden und das dafür erforderliche Wissen, wie z.B.
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