Die theoretische Rahmung dieser Arbeit umfasst eine Betrachtung der Gewichtung des englischen Grammatikunterrichts im deutschen Bildungssystems und versucht dessen Relevanz für den Spracherwerb zu evaluieren. Ein besonderer Fokus liegt hierbei auf der Signifikanz des Grammatikwissens von angehenden Sprachlehrern und Sprachlehrerinnen. Diesbezüglich wurde eine Studie durchgeführt, die darauf abzielt, das explizite Grammatikwissen der englischen Sprache von Lehramtsstudierenden der Grund-, Haupt-, Real- und Gesamtschule, des Gymnasiums sowie des Lehramtsamts für Sonderpädagogik zu überprüfen. Die zentrale Forschungsfrage der Studie ist hierbei, inwieweit angehende Sprachlehrer und Sprachlehrerinnen beziehungsweise Lehramtsstudierende mit dem Unterrichtsfach Englisch Grammatikbegriffe richtig identifizieren können.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Ziel der Arbeit und Relevanz
2 Theoretische Rahmung – Grammatik
2.1 Der Begriff Grammatik
2.2 Debatte um den Grammatikunterricht im Bildungswesen/ Signifikanz des Grammatikwissens von Sprachlehrern- und Sprachlehrerinnen
2.2.1 Grammatiklehre – Konzeptionen
2.2.2 Signifikanz des Grammatikwissens – Eine Studie auf Basis des funktionalen Grammatikunterrichts
2.2.3 Grammatiklehre an der Universität
2.2.4 Grammatikalisches Bewusstsein als Fundament für die Sprachlehre
2.2.5 Gewichtung von Grammatik innerhalb des Lehrplans des Landes Nordrhein-Westfalen für das Unterrichtsfach Englisch
2.2.6 Gewichtung von Grammatik innerhalb des Studiums an der Universität zu Köln
3 Methodik
3.1 Untersuchungsdesign
3.2 Konzeption des Fragebogens
3.2.1 Auswahl der Items und Konzeption des Testteils
3.3. Gütekriterien
3.3.1. Allgemeingültige Gütekriterien
3.3.2 Wissenschaftliche Qualität und die Campbell-Tradition
3.4 Datensammlung und Datenauswertungsverfahren
3.4.1 Datensammlung
3.4.2 Datenauswertungsverfahren
4 Ergebnispräsentation
4.1 Demografische Daten
4.2 Grammatikalische Testung
4.2.1 Testergebnisse nach universitärem Notenschlüssel
4.2.2 Testergebnisse Betrachtung hinsichtlich der Studiengänge und Fachsemester
4.2.3 Testergebnisse – Aufschlüsselung nach grammatikalischen Niveaustufen des Fragebogens
4.2.4 Testergebnisse – Aufschlüsselung nach grammatikalischen Niveaustufen des Fragebogens hinsichtlich demografischer Daten
4.3 Ergebnisse der Aussagenevaluierung
5. Ergebnisdiskussion
5.1 Hypothese I
5.2 Hypothese II
5.3 Hypothese III
5.4 Skalenevaluierung
5.5 Herausstechende Begrifflichkeiten der Datenmenge
5.6 Methodenkritik
6 Fazit
6.1 Ausblick
Literaturverzeichnis
Anhang V
Anhang a: Liste − Grammatikalische Begrifflichkeiten
Anhang b: Fragebogen
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Grammatikanforderungen, Sekundarstufe I
Abbildung 2: Verteilung der Probanden & Probandinnen nach Lehramtsformen
Abbildung 3: Verteilung der Probanden & Probandinnen nach Lehramtsform, Bachelor
Abbildung 4: Verteilung der Probanden & Probandinnen nach Lehramtsformen, Master
Abbildung 5: Ergebnisse des Testteils: Erreichte Punktzahl der Befragten in Prozent
Abbildung 6: Übersicht über bestanden & nicht bestanden, Gesamtheit der Befragten
Abbildung 7: Übersicht über bestanden & nicht bestanden, Lehrämter
Abbildung 8: Übersicht über bestanden & nicht bestanden, Verteilung nach Fachsemester
Abbildung 9: Prozentuale Anzahl an Studierenden bezüglich richtig ermittelter Begriffe
Abbildung 10: Ergebnisse – Skalenevaluierung
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Durchschnittswerte – Richtig identifizierte Begrifflichkeiten
Tabelle 2: Durchschnittswerte je Stufe, demografische Übersicht
1 Einleitung
I can think of several other reasons that grammar is important, in spoken English as well as in the written word. When you speak, you project your level of intelligence and thoughtfulness. You also demonstrate how organized you are, in your thoughts and in your intentions. If you can get your sentences straight before you say them, you’re promising that you’re more likely to master tasks at work. In addition to good grammar, it’s best if you can scrub your speech of awkward pauses, “ums” and “uhs.” The other thing eloquence suggests is that you are listening closely to the other person, and you’re serious about what you want to convey to that person. Good grammar and clear sentences suggest respect. ( Adams, 2012)
Der Begriff Grammatik wird oft mit verschiedenen subjektiven und damit distinktiven Wahrnehmungsbildern assoziiert. Inwieweit der Grammatikunterricht in die Sprachlehre einbezogen werden sollte wird fortwährend kontrovers diskutiert. Als kritisch wird vor allen Dingen der theoretische Charakter der Grammatiklehre betrachtet, da diese hierdurch sowohl seitens der Schülerinnen und Schüler als auch vonseiten der Lehrpersonen oftmals als unverständlich und kompliziert empfunden werden kann. Zusätzlich kann insbesondere im muttersprachlichen Unterricht, Grammatik als wenig ertragreich angesehen werden, da die Sprecherinnen und Sprecher die grammatischen Regeln bereits intuitiv erworben haben ( Nilsson, 2002, S. 6 f.). Trotz einiger kritischer Stimmen bildete der Grammatikunterricht im Laufe der Geschichte einen elementaren Bestandteil der Sprachlehre und auch heute werden Schülerinnen und Schüler bei dem Erwerb einer neuen Sprache, aber auch hinsichtlich ihrer Muttersprache, mit expliziten Grammatikunterricht kontinuierlich konfrontiert ( Nilsson, 2002, S. 42–52). An dieser Stelle könnte die Frage aufkommen, warum Grammatik überhaupt gelehrt werden sollte, wenn die Lehre von dieser, wie manche behaupten, trocken und eine Hürde für die Sprecherinnen und Sprecher darstellt und Sprachen schließlich auch intuitiv erworben werden könnten. Dieser Argumentation kann entgegengestellt werden, dass, wie auch in dem obigen Zitat von Adams verdeutlicht, Grammatikwissen signifikante Vorteile mit sich bringt und die Sprecherinnen und Sprecher einer Sprache erst durch dieses Wissen ihr größtmögliches Potenzial entfalten können. Die Bedeutung von Grammatiklehre im Sprachunterricht, aber insbesondere die Signifikanz von Grammatikwissen von Sprachlehrerinnen und Sprachlehrerinnen stellt einen Hauptgrund für das im folgenden dargelegte Forschungsvorhaben dar.
1.1 Ziel der Arbeit und Relevanz
Die theoretische Rahmung dieser Arbeit umfasst eine Betrachtung der Gewichtung des englischen Grammatikunterrichts im deutschen Bildungssystems und versucht dessen Relevanz für den Spracherwerb zu evaluieren. Ein besonderer Fokus liegt hierbei auf der Signifikanz des Grammatikwissens von angehenden Sprachlehrern und Sprachlehrerinnen. Diesbezüglich wurde eine Studie durchgeführt, die darauf abzielt, das explizite Grammatikwissen der englischen Sprache von Lehramtsstudierenden der Grund-, Haupt-, Real- und Gesamtschule, des Gymnasiums sowie des Lehramtsamts für Sonderpädagogik zu überprüfen. Die zentrale Forschungsfrage der Studie ist hierbei, inwieweit angehende Sprachlehrer und Sprachlehrerinnen beziehungsweise Lehramtsstudierende mit dem Unterrichtsfach Englisch Grammatikbegriffe richtig identifizieren können.
Die Fragstellung kann als bedeutend in Bezug auf die Sprachdidaktik angesehen werden, da es kaum bis keine Untersuchungen gibt, die sich konkret mit dieser Thematik auseinandersetzen. Dennoch ist es relevant ein solches Wissen zu testen, da aktuelle Forschungsergebnisse zeigen, dass das Grammatikwissen von Sprachlehrern und Sprachlehrerinnen, wie später detailliert dargelegt, einen fundamentalen Einfluss auf die Qualität des Sprachunterrichts hat. Studien wie diese können somit dazu beitragen, eventuelle Missstände in Bezug auf die Grammatiklehre in der Schule, aber auch im universitären Kontext, aufzudecken, um so die Qualität des Englischunterrichts beziehungsweise Sprachunterrichts generell nachhaltig zu verbessern. Auf Grundlage von Untersuchungen in diesem Feld beziehungsweise des aktuellen Forschungsstands ergibt sich die folgende Forschungshypothese: Die Probandinnen und Probanden schneiden verhältnismäßig schlecht in der Testung ab, da sowohl die schulische als auch die universitäre Ausbildung einen eher geringen Fokus auf die Grammatiklehre setzt. Zudem ist anzunehmen, dass die Befragten mit zunehmender Fachsemesteranzahl schlechter abschneiden, da einerseits das Grammatikwissen aus der Schulzeit mit zunehmendem Alter in den Hintergrund rückt und anderseits zum Ende des Studiums keine weiteren Grammatikkurse an der Universität, an der die Erhebung durchgeführt wurde, angeboten werden. Hierbei sind auch Unterschiede zwischen Bachelor- und Masterstudierenden zu vermuten. Ebenso ist eine Diskrepanz zwischen den unterschiedlichen Schulformen zu erwarten, da sich die Gewichtung des Grammatikwissens je nach Studiengang unterscheiden kann.
2 Theoretische Rahmung – Grammatik
Das folgende Kapitel stellt die theoretische Rahmung dieser Arbeit dar und zielt darauf ab, den Begriff Grammatik sowie das Konzept des Grammatikunterrichts theoretisch darzulegen. Zusätzlich wird der aktuelle Forschungsstand bezüglich dieser Thematik angeführt. Hierbei wird zunächst der Term „Grammatik“ definiert, wobei unter anderem zwischen distinktiven Ansätzen wie beispielsweise zwischen der präskriptiven Perspektive und dem deskriptiven Blickwinkel unterschieden wird. Anschließend wird die Debatte um den Grammatikunterricht im Bildungssystem beleuchtet sowie die Bedeutung des Wissens über Grammatik von Fremdsprachenlehrerinnen und Fremdsprachenlehrern herausgestellt. Zudem werden verschiedene didaktische Konzeptionen hinsichtlich der Grammatiklehre illustriert. Neben der Grammatikwerkstatt wird insbesondere auf den formalen und systematischen, den situativen, den integrativen, den textorientierten sowie den funktionalen Grammatikunterricht eingegangen. Hiernach erfolgt eine theoretische Auseinandersetzung mit den Gründen, die für eine stärkere Gewichtung von Grammatik im schulischen Unterricht, aber auch für größere Rolle in der Ausbildung von angehenden Sprachlehrerinnen und Sprachlehrern sprechen. Aufgrund der Vielzahl an Studien werden in dieser Arbeit lediglich exemplarisch Forschungsergebnisse vorgestellt. Der letzte Abschnitt des Kapitels beschäftigt sich mit der Rolle von Grammatik innerhalb des Lehrplans des Landes Nordrhein-Westfalen sowie der Gewichtung von dieser im Studium des Bereichs Lehramt.
2.1 Der Begriff Grammatik
Allgemein betrachtet umfasst der Term Grammatik regelhafte Vorgaben, die sich unter anderem auf das Laut-, Wort sowie Satzsystem einer Sprache beziehen. Hierzu zählt sowohl die Studie hinsichtlich der Art und Weise der Kombination von Lauten, Wörtern und Sätzen als auch deren Interpretation. Zusätzlich wird unter Grammatik die Betrachtung abstrakter Merkmale der oben genannten Systeme sowie Bücher oVorgaben darstellen, verstanden. Im engeren Sinne umschreibt der Begriff lediglich die Erforschung der Satz- und Wortstruktur einer Sprache. Lexikalische Aspekte sowie die Aussprache von Wörtern werden bei dieser Definition ausgeschlossen ( The Editors of Encyclopaedia Britannica, 2020b). In der Linguistik bezieht sich der Term auf Regeln, welche die Struktur von Sätzen, Phrasen und Wörter in natürlichen Sprachen bestimmen ( Brockhaus Enzyklopädie Online, o. J.a) Eine natürliche Sprache definiert hierbei eine Sprache, die sich auf Grund von kommunikativen Zwecken zwischen Menschen im Laufe der Zeit diachron entwickelt hat ( Cambridge University Press, 2014). Dies schließt somit von Menschen kreierte Sprachsysteme wie etwa die Computersprache aus ( Brockhaus Enzyklopädie Online, o. J.b). Eine weitere allgemein verbreitete Definition von Grammatik beschreibt diese als die Struktur einer Sprache, die Sprecher und Sprecherinnen einer Sprache intuitiv kennen. Die systematische Beschreibung von Sprachmerkmalen kann ebenso als Grammatik verstanden werden. Diese Charakteristika werden durch die wissenschaftlichen Bereiche Syntax, Morphologie, Phonologie sowie Semantik, sprich auf die Untersuchung der Satz-, Wort- und Lautstruktur sowie Bedeutungsebene, bezogen.
Des Weiteren wird hinsichtlich des Grammatikbegriffs zwischen distinktiven Ansätzen unterschieden. Hiernach kann Grammatik aus einem deskriptiven, präskriptiven oder generativen Blickwinkel betrachtet werden. Während der präskriptive Ansatz darlegt, welche Regeln für den korrekten Sprachgebrauch gelten, verfolgt die deskriptive Herangehensweise das Ziel, zu beschreiben wie Sprache tatsächlich verwendet wird ( The Editors of Encyclopaedia Britannica, 2020b). Der generative Ansatz hingegen bezieht sich auf ein präzise formuliertes Regelsystem, mit dessen Hilfe sich Sätze einer Sprache generieren lassen. Generative Grammatik kann hierbei als Oberbegriff verstanden werden, welcher zwischen verschiedenen Konzepten weiter abgegrenzt werden kann. Unter Linguisten ist umstritten, welches Regelmodel der verschiedenen generativen Grammatiken natürliche Sprachen am besten beschreibt ( The Editors of Encyclopaedia Britannica, 2020a). Ein anerkanntes Beispiel stellt Noam Chomskys Transformationsgrammatik beziehungsweise generative Transformationsgrammatik dar. Diese beschreibt die Analyse eines Sprachsystems, dass die Beziehung zwischen den einzelnen Elementen eines Satzes sowie zwischen den möglichen Sätzen einer Sprache herstellt. Diese Beziehungen werden mit Hilfe von Prozessen oder Regeln beschrieben. Letztere werden in Chomskys Modell teilweise auch als Transformationen bezeichnet.
Als Beispiel wird der in dem aktiv stehende Satz John reads the book mit seinem korrespondierenden Passiv The book is read by John angeführt. Betrachtet man diese beiden Sätze an der Oberfläche, beispielsweise in Hinblick auf ihre Wortstellung, erscheinen die dargelegten Sätze zunächst unterschiedlich. In der transformativen Grammatik wird neben der sogenannten Oberflächenstruktur ebenso die Tiefenstruktur betrachtet und versucht tiefliegende Beziehungen zwischen Sätzen aufzuzeigen. So können aus Perspektive dieses Ansatzes Beziehungen zwischen Aktiv- und Passivkonstruktionen aufgrund ihrer Tiefenstruktur, beispielsweise in Bezug auf deren Bedeutung, hergestellt werden. Somit können die oben aufgeführten Sätzen auf Basis ihrer Bedeutung als gleichgesehen werden, da beide ausdrücken, dass John ein Buch liest. Die Studie der Tiefenstruktur von Satzkonstruktionen kann insbesondere bei mehrdeutigen Aussagen hilfreich sein, um die genauere Bedeutung festzustellen beziehungsweise um die verschiedenen Bedeutungsebenen zu diskutieren. Ein Exempel für Mehrdeutigkeit ist die Aussage Flying airplanes can be dangerous. Hier kann der Sprecher oder die Sprecherin einerseits ausdrücken, dass Flugzeuge, die fliegen, gefährlich sind oder andererseits, dass der Akt des Flugzeugfliegens als gefährlich erachtet werden kann ( The Editors of Encyclopaedia Britannica, 2020c).
2.2 Debatte um den Grammatikunterricht im Bildungswesen/ Signifikanz des Grammatikwissens von Sprachlehrern- und Sprachlehrerinnen
Wie zuvor einleitend dargestellt, existiert ein distinktives Meinungsbild gegenüber der Integration von Grammatikwissen im Sprachunterricht. Da grammatikalische Konstruktionen zunächst intuitiv erworben werden, setzt der explizite Grammatikunterricht erst in einem späteren Zeitpunkt des Spracherwerbsprozesses ein. Bezogen auf den Englischunterricht bedeutet dies, dass dieser erst in der weiterführenden Schule beginnt, das heißt, dass die Lernenden bereits einige grammatikalische Konstruktionen erworben haben. Die Problematik, die hierbei auftritt, ist die Diskrepanz zwischen spontanen sprachlichen Äußerungen und der im Unterricht grammatikalischen Normierung. Die intuitiv erworben Regeln werden durch den expliziten Grammatikunterricht genormt, modelliert und gegebenenfalls ersetzt. Durch die Konkurrenz der immanenten Grammatik der Schülerinnen und Schüler, mit der auf Wissenschaft basierenden Schulgrammatik, kann der Grammatikunterricht als anstrengend und schwierig empfunden werden:
Beim spontanen, wenig kontrollierten Sprechen beachtet man abstrakt erworbene Regeln wenig. Die Schülerinnen und Schüler äußern sich in einem solchen Fall ja auch nicht normabweichend, weil ihnen die gültige Norm noch nicht bekannt wäre, sondern weil sie in ihrem häuslichen Sprachmilieu eine abweichende, konkurrierende und für sie dominierende Grammatik erlernt und verinnerlicht haben. Deshalb ist es im Unterricht ein mühsames und langwieriges Unterfangen für die Lernenden, die verinnerlichten Regeln, die nicht der Standardgrammatik entsprechen, aufzubrechen, zu lösen und zu ersetzen ( Ulrich, 2001, S. 10).
Zusätzlich ist der Grammatikunterricht theoriegeleitet und die zu erlernenden Grammatikregeln können als Modell verstanden werden, dass sich die Lernenden aneignen müssen. Der Erwerb ist somit tendenziell weder kreativ noch spielerisch wie etwa der Spracherwerb durch offen gestaltete Sprachhandlungen im Unterricht. Die bewusste Auseinandersetzung mit theoretischen Konstrukten wird oft als ermüdend und anstrengend empfunden. Auch für die Lehrpersonen ist diese Art von Unterricht unter Umständen mühseliger, da Grammatikinhalte oftmals schwieriger zu vermitteln sind als andere Aspekte der Sprache. Dadurch kann die Motivation der Schülerinnen und Schüler in Hinblick auf diese Thematik sinken, was einen wesentlichen Einfluss auf die Lernatmosphäre haben kann ( Nilsson, 2002, S. 10–18).
Ein weiteres Problem stellen die unterschiedlichen wissenschaftlichen Ansätze der Grammatik dar. Wie oben skizziert, gib es verschiedene theoretische Konzepte, welche die Grammatik einer Sprache unterschiedlich definieren beziehungsweise betrachten. Zusätzlich fehlt den wissenschaftlichen Ansätzen die didaktische Perspektive. Daher muss für den Unterricht eine entsprechende Schulgrammatik festgelegt werden, die sich jedoch je nach Ansatz unterscheiden kann ( Nilsson, 2002). Bezogen auf den Englischunterricht gibt der Kernlehrplan zwar Inhalte vor, die Begrifflichkeiten sowie die konkrete Reihenfolge grammatikalischer Inhalte können sich je nach Lehrbuch jedoch unterscheiden. In der für die Studie untersuchten Lehrbuchreihe Green Line, beispielsweise, konnte die Verwendung von distinktiven Begrifflichkeiten ausgemacht werden. Exemplarisch kann der Begriff conjunction genannt werden, für welchen auch das Synonym linking word verwendet wurde. Dies kann nicht nur den Grammatikerwerb seitens der Schülerinnen und Schüler erschweren, sondern ebenso die Grammatiklehre.
2.2.1 Grammatiklehre – Konzeptionen
Neben der Debatte um die Signifikanz des Grammatikunterrichts, tritt ebenso die Fragestellung nach der geeigneten Grammatikwissensvermittlung auf. Hierbei existieren distinktive Konzepte, die im Folgenden kurz proträtiert werden. Eine traditionelle Lehrform stellt der formale sowie systematische Grammatikunterricht des Sprachwissenschaftlers Karl Ferdinand Becker dar. Dieser zeichnet sich durch systematisches sowie strukturiertes Vorgehen aus. Das Grammatikwissen wird hierbei kategorisiert und orientiert sich stark an einem Lehrplan. Des Weiteren werden nicht nur Teilaspekte, sondern das gesamte grammatikalische Wissen kategorisch aufgestellt und der Aufbau sowie die Lernziele des Unterrichts mit Hinblick auf eine längere Zeitspanne klar definiert. Die grammatischen Lernziele werden hierbei geschlossen von anderen Aspekten des Deutschunterrichts betrachtet. Kritisch zu sehen, ist bei diesem Ansatz der fehlende Bezug zu der Erfahrungswelt der Lernenden sowie die nicht vorhandene grammatikalische Analyse hinsichtlich sprachlicher Handlungen, da dies zu einem unwirklich beziehungsweise künstlich wirkenden Unterricht führen kann. Dennoch kann die systematische und vorstrukturierte Form das Lernen erleichtern, da diese eine Übersicht bietet, Ziele klar definiert werden und die fundamentalen Aspekte des Grammatikwissens abgedeckt werden ( Hohm, 2005).
Ein weiterer Ansatz ist der situative Grammatikunterricht, der auf die Sprachtheoretiker Wolfgang Boettcher und Horst Sitta zurückzuführen ist. Der Ansatz bezieht sich auf die Erfahrungswelt der Lernenden und berücksichtigt hierbei die Kommunikationsbedürfnisse sowie die Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler. Dies wird durch die reflektierende Analyse von im Schulalltag auftretenden Sprachsituationen erreicht. Daher wird der Grammatikunterricht nicht isoliert von anderen Bereichen des Deutschunterrichts betrachtet und zeichnet sich durch das spontane Aufgreifen von Sprachhandlungen auf. Dem Grammatiklehrbuch wird somit keine große Rolle zugesprochen. Kritisch beurteilt wird bei diesem Ansatz, dass die geschilderte Vorgehensweise beispielsweise eher als Kommunikationsanalyse und nicht als Grammatikunterricht verstanden werden kann. Zudem führen Kritiker an, dass die Objektivität bei diesem Modell nicht gegeben sei, da die aus dem Schulalltag aufgegriffen Sprachsituationen von den einzelnen Schülerinnen und Schülern unterschiedlich empfunden werden können. Außerdem ist fraglich, inwieweit ein solcher Ansatz im Unterricht überhaupt durchzuführen ist, da durch die den Spontanitätseffekt auch die Planbarkeit abhandenkommt. Ebenso kann nicht sichergestellt werden, dass fundamentale Aspekte des Grammatikwissens abgedeckt werden ( Hohm, 2005, S. 53 f.).
Wie bereits bei dem situativen Ansatz versucht auch das Konzept des integrativen Grammatikunterrichts an Spracherfahrungen der Lernenden anzuknüpfen, allerdings werden auch Aspekte des systemischen Grammatikunterrichts integriert und kann daher als Mittelweg der beiden proträtierten Ansätze gesehen werden. Der Hauptfokus liegt hierbei nicht auf der formalen Grammatikwissensvermittlung, sondern auf der Bewusstmachung von grammatikalischen Eigenschaften. Die Schülerinnen und Schüler sollen so die Fähigkeit erwerben, Analysen bezüglich grammatikalischer Konstruktionen beziehungsweise Phänomenen durchzuführen. Grundlagen bilden hauptsächlich natürliche Sprachsituationen aus dem Unterricht, wodurch auch hier der Grammatikunterricht nicht geschlossen von anderen Bereichen auftritt. Allerdings können bei diesem Grammatikkonzept insbesondere zu Beginn von der Lehrperson konstruierte Situationen Unterrichtsgegenstand sein. Zudem wird eine fundamentale Grammatik vermittelt, die sich an der Sprache der Lernenden orientiert. Kritiker dieses Ansatzes verweisen insbesondere auf das Risiko, dass der Grammatikunterricht durch diese Vorgehensweise tendenziell in unregelmäßiger Form stattfindet ( Hohm, 2005).
Auf Grundlage der in den 1970er und 1990er wachsenden Gewichtung der Text- und Pragmalinguistik konzipierte Winfried Ulrich den Ansatz des textorientierten Grammatikunterrichts, der sich damit beschäftigt, zu beurteilen, wie bestimmte sprachliche Phänomene die Gestaltung und Wirkung des Textes bestimmen. Diese Phänomene können nach Ulrich sowohl auf inhaltlich-semantischer als auch formaler Ebene auftreten und sollten neben Sprachhandlungssituationen sowie Sprachhandlungsregeln ebenso analysierend betrachtet werden. Als signifikant stellt Ulrich hierbei das Wissen über Textbildungsregeln dar. Dies schließt beispielsweise Aspekte der Kohäsion, Kohärenz oder Textreferenz mit ein. Durch die Betrachtung eines Sprachphänomens innerhalb eines Texts kann dieses zunächst situativ und kontextgebunden und anschließend isoliert untersucht werden. Jedoch wird der Grammatikunterricht nicht mehr geschlossen von den anderen Teilbereichen behandelt, sondern integrativ ( Hohm, 2005). Dies kann einerseits positiv gewertet werden, da so beispielsweise das Risiko sinkt, dass Grammatikunterricht als unnatürlich oder künstlich wahrgenommen wird, aber andererseits hat, wie bereits erwähnt, der systematische Grammatikunterricht Vorteile hinsichtlich der Handhabung und Übersichtlichkeit.
Ein produktions- und handlungsorientiertes Konzept stellt die von Peter Eisenberg und Wolfgang Menzel entworfene Grammatikwerkstatt dar, die Grammatikwissen durch experimentelle Erfahrungen lehren möchte. Dies bedeutet, dass den Lernenden nicht lediglich das bereits vorhandene Grammatikwissen seitens der Lehrperson vermittelt wird, sondern grammatikalische Regeln von Schülerinnen und Schülern selbst erarbeitet werden. Der Ansatz stützt sich hierbei unter anderem auf das erkenntnistheoretische Konzept ( Hohm, 2005). Wissen wird hierbei von jedem Individuum aktiv selbst konstruiert, das heißt nicht passiv aufgenommen ( Siebert, 1998). Weiterhin betont Menzel die Signifikanz eines Grammatikunterrichtes, der systemische, induktive, funktionale sowie integrative Aspekte vereint. Dies meint konkret, dass grammatikalische Phänomene kategorisch aufgezeigt werden, eine adäquate Methodik angeboten, die Signifikanz einer kategorialen Differenzierung herausgestellt sowie zwischen Sprachsituationen, Sprachinhalten und Sprachsituationen rotiert wird. Trotz des Versuchs ein Konzept zu entwickeln, das tendenziell viele Aspekte in den Grammatikunterricht inkludiert, gab es gehäuft kritische Stimmen. So wurde beispielsweise eine mögliche Überforderung der Lernenden als Kritikpunkt angeführt. Zudem wurde angemerkt, dass grammatikalische Regeln nicht induktiv erworben werden könnten und das Konzept kein Aufschluss darüber böte, welche Inhalte im Rahmen des Grammatikunterrichts behandeln werden sollten ( Hohm, 2005).
Ein letztes erwähnenswertes Konzept ist das des funktionalen Grammatikunterrichts, begründet unter anderem durch Wilhelm Köller, Eduard Haueis oder Kurt Rein. Im Gegensatz zu einer Vielzahl von Ansätzen, die Sprache als eine tendenziell willkürliche Struktur ansehen, versucht die Theorie der funktionalen Grammatik einen umfassenderen Ansatz darzustellen und inkludiert den Einfluss der sozialen Interaktion auf den Grammatikerwerb ( Hohm, 2005). Eine Hauptannahme ist hierbei, dass es eine nicht-willkürliche Beziehung zwischen der Zweckdienlichkeit sprich der Funktionalität des Sprachgebrauchs und der Systematik der Sprachstruktur sprich Grammatik existiert. Funktionale Grammatik versucht Gesetzmäßigkeiten innerhalb einer Sprache oder zwischen Sprachen aufzudecken und bezieht sich dabei auf die der Art und Weise beziehungsweise die Umstände auf die Sprecherinnen und Sprecher einer Sprache in eine verbale Interaktion eintreten ( Mackenzie, 1993).
2.2.2 Signifikanz des Grammatikwissens – Eine Studie auf Basis des funktionalen Grammatikunterrichts
Verschiedene Studien belegen, dass das Grammatikwissen von Sprachlehrern- und Sprachlehrerinnen eine signifikante Bedeutung für den Sprachunterricht hat. Dies kann beispielsweise durch den eben proträtierten Ansatz der funktionalen Grammatik begründet werden. Die Perspektive der funktionalen Grammatik kann dazu dienen, Aspekte in einer Kommunikationssituation klarer und akkurater zu formulieren, was als wichtiger Teil des Englischunterrichts gesehen werden kann. Zudem kann der Ansatz bezüglich der Unterscheidung von gesprochener und geschriebener Sprache verwendet werden. Hierzu gehört ebenso, wie Bedeutung durch die Interpretation von Aussagen, Ausdruck eigener Ideen sowie durch das sprachliche Aushandeln, wenn die Bedeutung unklar ist, generiert wird. Auf Basis seiner Studie hinsichtlich der Eigenschaften der gesprochen Englischgrammatik mit Bezugnahme auf Diskussionen im Klassenraum betont Romi Febrianto die Signifikanz von solchen Überlegungen und fordert, dass insbesondere hinsichtlich des Englischunterrichts die gesprochene Grammatik in Betracht gezogen werden sollte sowie Diskussionen innerhalb der Klasse Unterrichtsgegenstand sein sollten. Als Vorteile der Klassendiskussionen werden unter anderem folgende Punkte genannt: Schülerinnen und Schüler gewöhnen sich an die Verwendung von spezialisierter Sprache sowie Methoden eines Feldes, es erfolgt ein Ausbau des kritischen Denkens und die Fähigkeit der Entwicklung von Problemlösestrategien wird gefördert. Weiterhin führt Febrianto an, dass die Kompetenz in diesen Handlungssituationen zu kommunizieren oftmals nicht hinreichend vorhanden ist. Dies begründet er anhand Beobachtungen, die an der University of Padang durchgeführt wurden. Die Sprache in solchen Diskussionssituationen bewertet Febrianto als nicht effektiv, interaktiv oder kommunikativ, da die Studenten und Studentinnen eher wie Gelehrte agierten und ihre Satzstrukturen dadurch eher keiner natürlichen Kommunikation entsprachen. Die Untersuchung zeigte zudem, dass nur ausgewählte Aspekte der englischen Grammatik genutzt wurden. Studien wie diese können helfen, die Kommunikation im Klassenraum natürlicher und damit effektiver zu gestalten ( Febrianto, 2017, S. 369−377).
2.2.3 Grammatiklehre an der Universität
Debatten über den Grammatikunterricht beziehen sich oftmals auf den Fremdsprachenerwerb in der Schule. Allerdings zeigen Studien, dass die Art und Weise der Eingliederung von Grammatik in das Fremdsprachenstudium signifikante Einflüsse auf die Qualität des Unterrichts von angehenden Sprachlehrern und Sprachlehrerinnen hat. Als Dozent für den Fachbereich Grammatik schlüsselt William Murdick die universitäre Grammatiklehre auf, entfernt sich dabei von der linguistischen Perspektive hinzu einer verstärkten didaktischen Sichtweise und versucht die Thematiken auf das Arbeitsfeld von zukünftigen Englischlehrerinnen und Englischlehrern abzustimmen. Zunächst führt Murdick an, dass Sprachlehrer und Sprachlehrerinnen Kenntnis darüber besitzen sollten, dass Grammatik als ein mit Schwierigkeiten verbundenes Fach anzusehen ist. Aufgrund von eigenen Erfahrungen sowie Gesprächen mit Grammatikdozenten und Grammatikdozentinnen anderer Hochschulen kommt Murdick zu dem Schluss, dass das Befassen mit grammatikalischen Thematiken ein universelles Problem von Studierenden darstellt. Dies führt er vor allen Dingen darauf zurück, dass die traditionelle Grammatik auf der Oberfläche zunächst einfach erscheint, sich jedoch durch eine komplexere Tiefenstruktur auszeichnet. Murdick merkt an, dass Studierende bei dem Befassen mit komplexeren Konstruktionen Schwierigkeiten aufzeigen beziehungsweise die Regeln der traditionellen Grammatiklehre Unzulänglichkeiten aufweisen. Diese Defizite führt er unter anderem auf eine allzu starke Vereinfachung von grammatikalischen Regeln innerhalb der Grammatiklehre zurück, sodass Schwierigkeiten auftreten, wenn bei komplexeren Fällen, die Regel nicht mehr anzuwenden ist. Diesbezüglich führt er die Definition eines Pronomens an, das, nach Jon Wariner, ein Wort darstellt, das anstelle eines Nomens verwendet wird. Diese Definition trifft beispielsweise auf den Satz „Nachdem das Mädchen über seinen Witz lachte, ging sie über die Straße.“ zu, da das Pronomen sie an dieser Stelle das Nomen Mädchen ersetzt. Betrachtet man aber im Gegenzug den Satz „Italien ist sehr schön, aber ich war dort noch nie.“, wäre laut der oben genannten Definition, das Wort „dort“ ein Pronomen, welches allerdings ein Adverb ist. Ein weiteres Problem ist die Uneinheitlichkeit von Definitionen hinsichtlich grammatischer Phänomene. Hierdurch kommt es auch zu distinktiven Definitionen in Schulbüchern, was ebenso das Grammatikverständnis behindern kann ( Murdick, 1996, S. 38−45).
Weiterhin empfiehlt Murdick den Ansatz der generativen Grammatik in die universitäre Lehre zu integrieren, da zukünftigen Englischlehrern und Englischlehrerinnen verdeutlicht werden müsse, was ihre Schülerinnen und Schüler bereits implizit über Grammatik wissen. Der Ansatz der generativen Grammatik ist hierfür geeignet, da diese sich damit befasst, wie korrekte Sätze gebildet werden und wie inkorrekte Konstruktionen vermieden werden. Diese Perspektive ist wichtig, damit Lehreinnen und Lehrer einen Einblick über die Komplexität des unbewussten Wissens, das hinter der alltäglichen Sprache der Lernenden steckt, erhalten. Zudem sollte ein Verständnis darüber vermittelt werden, dass die von Sprachwissenschaftlern und Sprachwissenschaftlerinnen formulierten Grammatikregeln ungleich des Prozesses der mentalen Satzbildung sind und ebenso nicht die Basis für diesen bilden. Außerdem sollten sich Studenten und Studentinnen mit der Vielschichtigkeit von Grammatikfehlern beschäftigen. Murdrick kritisiert an dieser Stelle, dass die meisten Grammatikbücher den Eindruck erwecken, dass eine hohe Vielzahl von grammatischen Fehlern nahezu identisch sind und auch so zu behandeln sind. Murdrick verweist darauf, dass bekannt sein müsse, dass diese frequentiert auftretende Fehlerbeschreibung ungenau ist. Er betont die Signifikanz der Differenzierung zwischen Kompetenz- und Performanzfehlern. Während letztere aus einem Fehler innerhalb des mentalen Sprachverarbeitungsprozess resultieren, entstehen Kompetenzfehler auf Grund von Wissenslücken beziehungsweise fehlenden Fähigkeiten ( Murdick, 1996, S. 38−45).
2.2.4 Grammatikalisches Bewusstsein als Fundament für die Sprachlehre
Studien belegen zudem, dass das grammatische Bewusstsein von Lehrpersonen einen wesentlichen Einfluss auf den Englischunterricht hat. Ein fundiertes und breit gefächertes Wissen in diesem Bereich kann als Basis für die Organisation der Sprache von Lehrern und Lehrerinnen gesehen werden. Beispielsweise kann das Verständnis von grammatikalischen Konstruktionen helfen, klare, interessante sowie präzise Sätze beziehungsweise Texte zu formulieren. Neben der Kenntnis des Sprachensystems wird ebenso das Bewusstsein darüber als bedeutsam herausgestellt, da Lehrer und Lehrinnen Kenntnis darüber besitzen sollten, wie sie ihr vorhandenes Wissen effektiv in ihrer Unterrichtsgestaltung nutzen können. Außerdem wird angenommen, dass der Umfang des grammatikalischen Bewusstseins von zukünftigen Lehrern und Lehrerinnen die Effektivität von akademischer Textproduktion wesentlich beeinflusst.
Eine Studie an der Universidad Católica Luis Amigó hat offengelegt, dass sich in akademischen Texten von Studenten und Studentinnen eines fortgeschrittenem Englischkurs auffällig viele grammatikalische Fehler fanden. Dies hat die Forschenden dazu veranlasst, die Entwicklung des grammatischen Bewusstseins von angehenden Lehrerinnen und Lehrern während des Studiums zu explorieren. Die Studie ergab, dass die Ausbildung des grammatikalischen Bewusstseins am Ende des Studiums als niedrig eingestuft werden kann. Dieses Ergebnis wird unter anderem durch ein unzureichendes Angebot an Grammatikkursen, die sich durch formale Lehre auszeichnen, begründet, da expliziter Grammatikunterricht den Spracherwerb deutlich erleichtern kann. Zudem wird gefordert, angebotene Kurse obligatorisch in den Studienverlauf zu integrieren, da die Ergebnisse zeigen, dass zukünftige Lehrpersonen die Signifikanz des formalen Grammatikunterrichts durchaus erkennen und gleichzeitig gewollt sind, entsprechende Kurse zu belegen, aber durch die Vielzahl an Optionen oftmals andere Schwerpunkte in der Kurswahl gesetzt werden. Dies würde durch verpflichtende Grammatikkurse vermieden. Weiterhin führen die Forschenden an, dass Lernende mit Englisch als Zweit- oder Fremdsprache ein höheres Bewusstsein für grammatikalische Strukturen erreichen können, indem die distinktiven Sprachen der Lernenden hinsichtlich grammatikalischer Strukturen miteinander verglichen werden. Daher ist anzunehmen, dass Kurse, die sich mit dieser Thematik befassen eine sinnvolle Ergänzung für das Englischstudium darstellen würden ( Delgado/Restrepo Bolívar, 2019, S. 2−16).
Des Weiteren wird auf Basis von Studien angeführt, dass die emotionale Einstellung beziehungsweise Haltung von Schülerinnen und Schülern einen Einflussfaktor in Bezug auf den Spracherwerb darstellen. Daher kann sich beispielsweise die negative Haltung in Bezug auf Grammatik nachteilig auf den Sprachlernprozess auswirken. Hieraus lässt sich schließen, dass die Einstellung von Lehrerinnen und Lehrern bezüglich Grammatik ebenso die Art und Weise der Lehre beeinflussen kann. Eine negative Haltung kann demnach unter Umständen die Entwicklung grammatikalischen Bewusstseins behindern, da diese möglicherweis zu einem geringeren Interesse an Grammatiksachverhalten führen. Andersrum können positive Emotionen den Spracherwerb deutlich begünstigen, da Gefühle unter anderem die Kognition von Lernenden modellieren und somit Schülerinnen und Schüler beziehungsweise Lehrerinnen und Lehrer mit einer positiven Haltung bessere Voraussetzungen für den Erwerb neuer Sprachen aufzeigen. Wie bereits erwähnt, ist das grammatikalische Bewusstsein wichtiger Bestandteil der adäquaten Textproduktion akademischer Texte. Auch wenn das Verfassen von akademischen Texten nicht zwangsläufig in das späterer Berufsfeld von Lehrinnen und Lehrern fällt, sollten Sie dennoch im Laufe ihres Studiums auf dieses vorbereitet sein, da zukünftige Lehrpersonen möglicherweise in die Bildungsforschung gehen und hierzu angemessene sowie grammatikalische korrekte akademische Texte verfassen können müssen. Auch in diesem Aspekt belegen Studien die Vorteile des grammatikalischen Bewusstseins ( Murdick, 1996, S. 38−45).
Der letzte signifikante Punkt der Studie betrifft die Fehlererkennung sowie das Erklären von auftretenden grammatischen Phänomenen im Englischunterricht. In einer weitergehenden Studie wurden zukünftige Englischlehrer und Englischlehrerinnen dazu angehalten, fehlerhafte Grammatikkonstruktionen in englischen Texten zu bewerten. Einige Probanden waren hierbei grundsätzlich in der Lage Fehler zu identifizieren. Sie konnten die jeweiligen Antworten jedoch nicht aufgrund von Grammatikregeln begründen. Die Fehlererkennung basiert in diesen Fällen laut Ergebnissen tendenziell auf dem Sprachgefühl und deutet auf ein lückenhaftes Verständnis über die Fehlerursachen hin. Andere Probanden gaben an, dass sie den akzeptablen beziehungsweise unakzeptablen Grammatikgebrauch mit Hilfe ihres Verständnisses des grammatischen Systems erkennen sowie korrigieren konnten. In dem vorliegenden Studienreport werden keine genauen Zahlen genannt, jedoch wird auf einen erheblichen Anteil an Befragten verwiesen, die weder in der Lage waren Fehler mittels grammatikalischer Prinzipien zu analysieren noch zu erklären. Dies deutet auf ein unzureichend entwickeltes grammatikalisches Bewusstsein hin und verdeutlicht die Signifikanz einer stärkeren Gewichtung der Grammatikthematik innerhalb des Studiums von Sprachlehrern und Sprachlehrerinnen. Solche Schwierigkeiten der metakognitiven Fähigkeiten können einerseits in Diskrepanzen hinsichtlich der akademischen Textproduktion resultieren und andererseits zu Problematiken in der akkuraten Lehre von grammatikalischen Schwierigkeiten führen ( Delgado/Restrepo Bolívar, 2019, S. 2−16).
Zusammenfassend werden folgende zentrale Ergebnisse in Bezug auf das Grammatikwissen von angehenden Lehrern und Lehrerinnen festgehalten:
1. Grammatikkurse sollten einen verpflichtenden Bestandteil des Studiums bilden.
2. Das Wissen über grammatikalische Begriffe der Probenden war zu einem großen Teil unzureichend ausgebaut.
3. Der Grammatikunterricht kann als stigmatisiert bezeichnet werden.
4. Probanden zeigten zum Teil negative Emotionen bezüglich Grammatik aufgrund von Vorerfahrungen mit Grammatikunterricht.
5. Grammatikalische Fehler wurden häufig unbewusst oder gar nicht erkannt.
6. Zukünftigen Lehrpersonen fehlt oftmals die Fähigkeit zur Selbsteinschätzung, um Grammatikfehler zu korrigieren.
7. Grammatikfehler in akademischen Texten von Studierenden werden unzureichend seitens der Dozenten und Dozentinnen markiert ( Delgado/Restrepo Bolívar, 2019, S. 2−16).
2.2.5 Gewichtung von Grammatik innerhalb des Lehrplans des Landes Nordrhein-Westfalen für das Unterrichtsfach Englisch
In der Primarstufe liegt der Fokus des Spracherwerbs des Englischen auf dem „Erwerb grundlegender elementarer sprachlicher Mittel sowie konkreter kommunikativer Fähigkeiten und Fertigkeiten.“ ( Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen, 2012). Der Englischunterricht dient somit sowohl als Fundament für den Unterricht der weiterführenden Schule als auch für den Erwerb jeder weiteren Fremdsprache, da, sofern Englisch die erste Fremdsprache für die Lernenden darstellt, Englisch als Vorlage beziehungsweise Modell für den Fremdsprachenerwerb dienen kann. Detailliert bedeutet dies, dass der Englischunterricht darauf abzielt, den Spaß am Englischlernen beziehungsweise Sprachenlernen zu entfalten, fundamentale sprachliche Mittel zu lehren, leichte Sprachhandlungssituationen zu bewältigen sowie Sprachlernmethoden und Strategien anzuwenden. Grammatik bildet hierbei einen Schwerpunkt, um sprachliche Redemittel zu erwerben. Der Unterricht erfolgt in der Primarschule allerdings nicht explizit, sondern wird implizit durch die Lehre von Satzstrukturen und Sprachbeispielen vermittelt:
Grammatische Strukturen und Formen haben dienende Funktion und werden stets im konkreten situativen und inhaltlichen Zusammenhang erworben. Sie spielen eine wichtige Rolle, weil sie den Schülerinnen und Schülern zusammenhängende Äußerungen ermöglichen. Gleichzeitig fördern sie den systematischen und ganzheitlichen Spracherwerb ( Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen, 2012).
Grammatikalische Strukturen werden somit noch nicht bewusst erlernt. Die konkrete Lehre der englischen Grammatik als solches erfolgt erst in der weiterführenden Schule. Kompetenzerwartungen der Schuleingangsphase ist die Konzeption von einfachen Satzstrukturen wie beispielsweise die Bildung eines Satzes der Form Subjekt-Prädikat-Objekt, das Bilden von regelhaften Pluralformen und der einfachen Verneinung sowie der Gebrauch von Fragestrukturen, die ebenso eine einfache Struktur aufweisen und in einen Kontext eingebettet sind wie beispielsweise die Frage What’s this?. Die Lernenden sollen die Grundschule mit folgenden grammatikalischen Kompetenzen abschließen: Die Schülerinnen und Schüler sind in der Lage unter Verwendung leichter grammatikalischer Schemata beziehungsweise Konstruktionen einfach aufgebaute Satzstrukturen zu formulieren. Hierbei bedienen sich die Lernenden an grammatikalischen Konstruktionen wie beispielsweise dem Singular und Plural von Nomen und verwenden unter anderem Pronomen, Determinative, Adjektive, Adverbien, Modalverben sowie das Gerundium. Zusätzlich machen die Schülerinnen und Schüler Gebrauch von Zeitformen wie der einfachen Gegenwart, der einfachen Vergangenheit sowie der Verlaufsform der einfachen Gegenwart. Weiterhin sind sie in der Lage Entscheidungs- und Ergänzungsfragen wie beispielsweise Where are you from? zu bilden und Sätze mittels Konjunktionen zu verbinden ( Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen, 2012).
In der Sekundarstufe I zielt der Englischunterricht darauf ab, die kommunikative sowie interkulturelle Handlungsfähigkeit weiter auszubauen, wobei die Anwendungsorientierung als signifikanter Teil des Unterrichts genannt wird. Die Entwicklung sprachlicher Kompetenzen soll unter anderem auf alltagsnahe Situationen sowie berufsbezogene Aspekte zurückzuführen sein. Des Weiteren ist zu erwähnen, dass in der Sekundarstufe I, wie bereits erwähnt, der explizite Grammatikunterricht einsetzt. Auch hier wird Grammatik als Teil der Verfügbarkeit von sprachlichen Mitteln aufgeführt, aber auch in Hinblick auf die Sprachbewusstheit der Lernenden. So sollen Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I, im Gegensatz zu der Primarstufe, in der Lage sein, grammatikalische Phänomene zu erkennen und zu benennen sowie die Fähigkeit der grammatikalischen Regelbildung ausbauen: „[Die Lernenden] können (…) grammatische Elemente und Strukturen identifizieren, klassifizieren und einfache Hypothesen zur Regelbildung aufstellen.“ ( Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen, 2019). Zudem wird auf die Lehrwerksgrammatik verwiesen, deren Vorhandensein ebenso auf die stärkere Gewichtung des expliziten Grammatikunterrichts in der weiterführenden Schule hinweist. Grammatik dient vor allen Dingen als Basis für das Verfassen von Texten sowie das Ausführen von Sprachhandlungen. In der Erprobungsstufe beziehen sich die Kompetenzerwartungen hinsichtlich des Grammatikwissens auf das grammatikalische Grundinventar, fundamentale Fehler werden auf dieser Stufe als Teil des Lernprozesses verstanden und werden in den Kompetenzerwartungen inkludiert:
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- Arbeit zitieren
- Sarah Hand (Autor:in), 2020, Die Signifikanz der Grammatiklehre im Sprachunterricht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1216443
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