Ziel der folgenden Betrachtungen ist es, einen genaueren Überblick der einzelnen Gründe für
den demographischen Kollaps Spartas, besonders in dem eingegrenzten Zeitraum, zu geben.
Darüber hinaus sollen unterschiedliche Standpunkte in der Forschung erkannt und
gegenübergestellt, sowie die Verbindung, als auch gegenseitige Abhängigkeit der Gründe
aufgezeigt werden.
Für einen detaillierten Überblick über die spartanische Geschichte ist es unerlässlich, sich mit
den antiken Quellen von Herodot, Plutarch, Xenophon und Thukydides auseinanderzusetzen.
Auch wenn die Quellen mit großer Vorsicht zu betrachten sind, da sie teilweise infolge
zeitlicher Entfernung zu Übertreibungen neigen, sind sie doch die ersten Zeugnisse dieser
Kultur und hilfreich für die weitere Forschung.
Der Mythos Spartas hat die Historiker auch in der Neueren Zeit dazu veranlasst sich mit der
Geschichte des Stadtstaates zu befassen. Jedoch wurde dabei das Augenmerk weniger auf den
Bevölkerungsrückgang gelegt, weswegen die Literatur für diese Thematik eher spärlich gesät
ist. Anfang des 20. Jahrhunderts begann sich Helmut Berve mit den Gründen für den
Bevölkerungsrückgang zu beschäftigen, zu beachten ist hierbei, dass seine Betrachtungen im
Hinblick auf die neuere Forschung teilweise veraltet sind. Sehr gute Einblicke vermittele vor
allem Manfred Clauss und der Sammelband von Karl Christ, welche umfangreiche
Betrachtungen über die spartanische Geschichte vornehmen. Neuere Literatur über die
Thematik gibt es von Baltrusch und Welwei, jedoch wird auf den Bevölkerungsrückgang, vor
allem bei Baltrusch, nur ansatzweise eingegangen. Grundlegend und besonders wichtig ist
vielmehr der Aufsatz von Stephen Hodkinson, der sich intensiv mit den Gründen für den
demographischen Wandel befasst hat.
Auch wenn in den letzten Jahren die Literatur über Sparta einen leichten Anstieg zu
verzeichnen hat, gibt es, wie im Falle des Bevölkerungsrückgangs, Themen die noch nicht
ausreichend betrachtet wurden und für die Forschung ein interessantes Betrachtungsfeld
bleiben.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Gründe für den Bevölkerungsrückgang
2.1. Die Kriegsverluste
2.2. Das Erdbeben 464 v. Chr. und der große Helotenaufstand
2.3. Vererbung und Heirat
2.4. Weitere Gründe
3. Veränderungen in der spartanischen Gesellschaft
3.1. Die Heeresreform
4. Reformversuche
5. Zusammenfassung
6. Literatur - und Quellenverzeichnis
Quellen:
Sekundärliteratur:
1. Einleitung
Der Mythos Spartas beschäftigt die Geschichte auch noch heute und ist fortwährender Bestandteil der Forschung. Dennoch kann man nicht davon ausgehen, dass die griechische Antike als vollständig erforscht zu betrachten ist. Speziell die spartanische Geschichte bietet eine große Plattform zu Diskussionen, da sie gegenüber den anderen griechischen Poleis eine gewisse Einzigartigkeit inne hat. Diese möge gegebenenfalls auf Spartas geografische Lage in Lakonien, im Süden der griechischen Halbinsel Peloponnes, zurückzuführen sein. Umgeben von Gebirgsketten im Westen und Osten konnte sich Sparta ungestört seit seiner Gründung (um 900 v.Chr.) kontinuierlich zur Hegemonialmacht in Griechenland entwickeln. Mit dem Machtzuwachs Spartas, vor allem in der klassischen Epoche Griechenlands (480-330 v.Chr.), wurde das Problem des Bevölkerungsrückgangs auffälliger.
Die folgenden Ausführungen beschäftigen sich daher eingehend mit den Gründen für den demographischen Kollaps Spartas, angefangen in dessen Blütezeit bis zu dessen Niedergang. Es löste Verwunderung aus, wie der Stadtstaat, innerhalb von 100 Jahren einen massiven Einbruch in der Anzahl der Bevölkerung hinzunehmen hatte und es trotzdem schaffte eine Mehrheit der Bevölkerung Lakoniens zu beherrschen. Anhand der antiken Quellen lässt sich der Rückgang der Spartiaten zahlenmäßig zwischen den Schlachten bei Plataiai (479 v.Chr.) und bei Leuktra (371. v.Chr.) gut nachvollziehen und grenzt den von mir betrachteten Zeitraum ein.
Die möglichen Gründe für den demographischen Wandel in Sparta sind vielfältiger Natur und werden bis zur heutigen Zeit diskutiert. Mittlerweile ist man davon abgewichen, den Bevölkerungsrückgang an einzelnen Gründen, wie beispielsweise dem Erdbeben von 464 v. Chr., festzumachen, sondern tendiert zu mehreren Ursachen. Neben den Gründen, auf die hier ausführlich eingegangen werden soll, wird eine Darstellung der Auswirkungen des Bevölkerungsrückganges auf die spartanische Gesellschaft vorgenommen und die ersten zaghaften Reformversuche aufgezeigt.
Ziel der folgenden Betrachtungen ist es, einen genaueren Überblick der einzelnen Gründe für den demographischen Kollaps Spartas, besonders in dem eingegrenzten Zeitraum, zu geben. Darüber hinaus sollen unterschiedliche Standpunkte in der Forschung erkannt und gegenübergestellt, sowie die Verbindung, als auch gegenseitige Abhängigkeit der Gründe aufgezeigt werden.
Für einen detaillierten Überblick über die spartanische Geschichte ist es unerlässlich, sich mit den antiken Quellen von Herodot, Plutarch, Xenophon und Thukydides auseinanderzusetzen. Auch wenn die Quellen mit großer Vorsicht zu betrachten sind, da sie teilweise infolge zeitlicher Entfernung zu Übertreibungen neigen, sind sie doch die ersten Zeugnisse dieser Kultur und hilfreich für die weitere Forschung.
Der Mythos Spartas hat die Historiker auch in der Neueren Zeit dazu veranlasst sich mit der Geschichte des Stadtstaates zu befassen. Jedoch wurde dabei das Augenmerk weniger auf den Bevölkerungsrückgang gelegt, weswegen die Literatur für diese Thematik eher spärlich gesät ist. Anfang des 20. Jahrhunderts begann sich Helmut Berve mit den Gründen für den Bevölkerungsrückgang zu beschäftigen, zu beachten ist hierbei, dass seine Betrachtungen im Hinblick auf die neuere Forschung teilweise veraltet sind. Sehr gute Einblicke vermittele vor allem Manfred Clauss und der Sammelband von Karl Christ, welche umfangreiche Betrachtungen über die spartanische Geschichte vornehmen. Neuere Literatur über die Thematik gibt es von Baltrusch und Welwei, jedoch wird auf den Bevölkerungsrückgang, vor allem bei Baltrusch, nur ansatzweise eingegangen. Grundlegend und besonders wichtig ist vielmehr der Aufsatz von Stephen Hodkinson, der sich intensiv mit den Gründen für den demographischen Wandel befasst hat.
Auch wenn in den letzten Jahren die Literatur über Sparta einen leichten Anstieg zu verzeichnen hat, gibt es, wie im Falle des Bevölkerungsrückgangs, Themen die noch nicht ausreichend betrachtet wurden und für die Forschung ein interessantes Betrachtungsfeld bleiben.
2. Gründe für den Bevölkerungsrückgang
Der Bevölkerungsrückgang Spartas ist eng mit dem Niedergang der ehemaligen griechischen Hegemonialmacht verbunden. Die Ursachen für die rückwärtige Bevölkerungsentwicklung werden und wurden dabei in der Forschung vielfach diskutiert und geben auch heute noch unterschiedliche Erklärungsmodelle preis.
Der Rückgang der Bevölkerung scheint zunächst eine Erscheinung, die in die Epoche des klassischen Spartas eingeordnet wird. Ab dieser Zeit wird durch Zahlen, welche von der Heeresstärke Spartas berichten, auf den Bevölkerungsschwund hingewiesen. So wurde von Herodot (Historien, 9. 28.2) berichtet, dass für die Schlacht bei Plataiai 479 v.Chr. 10 000 Lakedaimonier sich im Aufgebot des spartanischen Heeres befanden, davon waren 5000 Spartiaten gewesen. Für die gleiche Zeit erwähnt Herodot (Historien, 7.234) eine Anzahl von über 8000 Spartiaten insgesamt, die im Zusammenhang mit den vorher erwähnten Zahlenangaben entsprechen dürfte.[1] Verglichen mit den noch ungefähr 1000 vollberechtigten Spartiaten zur Zeit der Schlacht bei Leuktra 371 v. Chr. zeigt sich in annähernd 100 Jahren ein beträchtlicher Verlust der Bevölkerung Spartas.[2] Als Gründe dafür können dienen die hohen Kriegsverluste, Aufstände der Heloten, Naturkatastrophen und viele andere Ursachen, denen sich in den folgenden Ausführungen gewidmet wird.
2.1. Die Kriegsverluste
In die Zeit der klassischen Epoche Spartas, welche mit dem Beginn der Perserkriege einhergeht, fallen mehrere Kriege, welche die These der hohen Bevölkerungsverluste infolge dieser Auseinandersetzungen bekräftigen könnten. Begonnen mit den Perserkriegen 500-479 v. Chr., der sogenannte 3. messenischer Krieg 464 v. Chr., dem 1. Peleponesischen Krieg (ca. 462-446 v. Chr.), dem großen Peleponesischen Krieg 431-404 v. Chr., sowie dem korinthischen Krieg 395-386 v. Chr. und der Schlacht bei Leuktra 371 v. Chr. war das spartanische Heer in vielerlei Kämpfe involviert gewesen.[3]
Die dabei erlittenen Verluste dürfen nicht ausser Acht gelassen werden, da auch sie zur Verminderung der spartanischen Bevölkerung beigetragen haben. Daraufhin deutet auch die steigende Anzahl der Perioiken im Heer, auf die an späterer Stelle eingegangen wird.
So ist Hodkinson der Ansicht, dass es für die Spartaner eine seit der zweiten persischen Invasion bis zur Schlacht von Tanagra 458 v. Chr. schwierige militärische Periode war, in der die Kriegsstärke Spartas an Verlusten gelitten habe. Dies bezog er auf die Angaben von Herodot (9. 70), der von 300 Opfern bei der Schlacht bei den Thermopylen und den 91 getöteten Spartiaten von der Landschlacht bei Plataiai berichtete. Zu weiteren großen Verlusten kam es nach dem Aufstand der Heloten im sogenannten 3. messenischen Krieg bei dem ein Kontingent von 300 Mann beseitigt wurde (Herodot 9. 64).[4] Allein die Tatsache, dass die Spartaner nach der Gefangennahme von etwas weniger als 300 Gepanzerten, unter ihnen 120 Spartanische Vollbürger (Thukydides 4. 4.14-41), zu großen Friedensangeboten bereit waren, verweist auf die Bedeutung solcher Verluste für Sparta, die sich demoralisierend auf sie auswirkten.[5] Die Auswirkungen der Kriegsverluste sind zweifellos nicht ohne Folgen gewesen, diesen Grund jedoch generell als Erklärung für den starken Bevölkerungsrückgang zu nehmen, befürwortet auch Welwei nicht.[6]
2.2. Das Erdbeben 464 v. Chr. und der große Helotenaufstand
Ein weiterer Grund für den drastischen Rückgang der Bevölkerung wird in dem verheerenden Erdbeben im Jahre 464 v. Chr.[7] gesehen. In der aktuellen Forschungsdiskussion wird dieses durch manche Gelehrte als einen Wendepunkt in der spartanischen Bevölkerungsgeschichte betrachtet. Bedauerlicherweise sind die Quellen, die von diesem Ereignis berichten zu späterer Zeit entstanden und nach der Meinung von Hodkinson etwas übertrieben.[8] Inwieweit das die Angaben Diodors (11. 63. 1-2) betrifft, sei an dieser Stelle vernachlässigt. Relativ ausführlich berichtet jener über das Beben, das mehr als 20 000 Lakedaimonier das Leben gekostet habe. So seien viele Menschen durch zusammenstürzende Mauern eingeschlossen und erschlagen wurden, nachdem die Erde lange bebte. Von Plutarch (Kimon 16.5) erfährt man, dass durch das Beben das Erdreich an vielen Stellen gespalten sei und in Sparta nur noch fünf Häuser unbeschädigt waren.[9] Allem Anschein nach ereignete sich das Beben am Tage, da unter den Opfern in Sparta vor allem Frauen aller Altersklassen und Jungen unter sieben Jahren waren, die sich in den einstürzenden Häusern aufhielten.[10] Aber auch ältere Jungen wurden nicht verschont, als sie sich während der Erschütterungen zum Training in dem Gymnasium aufhielten, wie Plutarch berichtete. Die Männer hingegen blieben zum größten Teil verschont blieben, da sie sich tagsüber für gewöhnlich außerhalb von Gebäuden befanden.[11]
[...]
[1] Manfred, Clauss, Sparta (Eine Einführung in seine Geschichte und Zivilisation), München 1993, S. 153.
[2] Michael, Austin, Pierre, Vidal-Naquet, Gesellschaft und Wirtschaft im alten Griechenland, München
1984, S. 66.
[3] Ernst, Baltrusch, Sparta (Geschichte, Gesellschaft, Kultur), München ² 2003, S. 121.
[4] Stephen, Hodkinson, Inheritance, Marriage and Demography (Perspectives upon the Success and
Decline of Classical Sparta), S. 101.
[5] Vgl. Anm. 4, S. 102-103.
[6] Karl-Wilhelm, Welwei, Sparta (Aufstieg und Niedergang einer antiken Großmacht), Stuttgart 2004,
S. 311.
[7] Hodkinson datiert das Beben in c. 465 – vgl. Anm. 4, S.103.
[8] Vgl. Anm. 4, S. 103.
[9] Karl-Wilhelm, Welwei, Sparta (Aufstieg und Niedergang einer antiken Großmacht), Stuttgart 2004,
S. 176-177.
[10] Stephen Hodkinson, Inheritance, Marriage and Demography (Perspectives upon the Success and
Decline of Classical Sparta), S. 103.
[11] Vgl. Anm. 9, S. 177.
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