Im ersten Teil der Arbeit wird zunächst ein Überblick über die aktuelle Lage der Religion in
Europa gegeben. Auf dieser Basis wird dann versucht das Verhältnis zwischen der EU und
Kirche aus den jeweiligen Sichtweisen zu bestimmen. Der nächste Teil des zweiten
Abschnitts beschäftigt sich mit der Frage nach den Möglichkeiten zur Bildung einer
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europäischen Identität und dem Beitrag der Kirchen zur kollektiven Identität der EU.
Grundlage hierfür ist die Feststellung, dass die Europäische Union mehr als fünfzig Jahre
nach ihrer Gründung nicht mehr nur eine Wirtschaftsgemeinschaft ist, sondern sie ist heute
im Besonderen eine Wertegemeinschaft. Werte begründen Identitäten. Aus historischer
Perspektive haben neben den politischen Werten der Friedensicherung und der
Wohlstandsförderung im Wesentlichen religiöse Werte, insbesondere das Christentum, die
Werte-Identität des europäischen Kontinents geprägt, dies wird im letzten Punkt des zweiten
Abschnitts verdeutlicht. Danach richtet sich der Blick auf den Vertrag von Lissabon und die
Gottesfrage: Wie ist der Vertrag von Lissabon entstanden? Auf Basis welcher Traditionen
wurde die Diskussion um den Gottesbezug in der Präambel geführt? Welche Interessen
verfolgten die kirchenpolitischen Akteure und wie gestaltete sich ihr Engagement? Und
schließlich: Was ist das Verhandlungsergebnis und wie ist es aus kirchenpolitischer Sicht zu
bewerten? Inwieweit liefert der Vertrag von Lissabon einen Beitrag zur Schaffung einer
europäischen Identität? Auf diese Fragen soll der letzte Abschnitt Antworten liefern.
Bei den Forschungsarbeiten, die sich mit der Thematik Kirche und EU beschäftigten, bildeten
vor allem zwei Richtungen die literarische Grundlage dieser Arbeit: Zum einen Analysen, die
die christliche Werte als Wurzeln Europas und den Beitrag der Kirche zur Schaffung einer
europäischen Identität darstellen. Dazu gehören vor allem Werke von Habermas,
Huntington, Neisser und Tibi sowie das Buch „Ein christliches Europa“ von J.H.H. Weiler.
Zum anderen Abhandlungen, die sich auf die Erwähnung des christlichen Erbes oder Gottes
in der europäischen Verfassung bzw. den späteren Vertrag von Lissabon konzentrieren.
Aufgrund der relativen Aktualität dieses Themas liegen dazu eine Vielzahl von kirchlichen
Dokumenten und wissenschaftlichen Beiträgen vor. Hauptgrundlage für diese Arbeit bildete
das Buch Michael H. Weningers „Europa ohne Gott?“, ein Fachaufsatz Felix Leinemanns mit
dem Titel „Brennpunkte der europäischen Verfassungsdebatte aus kirchlicher Sicht“ sowie
Julia Sauers Beitrag „Sag Europa, wie hast du’s mit der Religion?“.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Religion in Europa – Ein Überblick
- 3. Verhältnis von Kirche und EU
- 3.1. Religion aus Sicht der Europäischen Union
- 3.2. Europa aus Sicht der katholischen Kirche
- 3.3. Religion und europäische Identität
- 3.3.1. Verschiedene Entwürfe zur Bildung einer Identität
- 3.3.2. Identität durch gemeinsame Werte
- 4. Vertrag von Lissabon und die Gottesfrage
- 4.1. Entstehung und Aufbau des Vertrags von Lissabon
- 4.2. Präambeltraditionen in den EU-Mitgliedstaaten
- 4.3. Präambeldiskussion
- 4.4. Interesse der Kirchen
- 4.5. Ergebnis der Verhandlungen
- 4.5.1. Religion im Vertrag von Lissabon
- 4.5.2. Beitrag des Vertrags von Lissabon zur europäischen Identität
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Verhältnis zwischen Kirche und Europäischer Union, insbesondere im Kontext der Debatte um den Gottesbezug im Vertrag von Lissabon. Sie analysiert die Positionen der EU und der katholischen Kirche, die Rolle der Religion in der europäischen Identität, und den Beitrag des Vertrags von Lissabon zur Gestaltung dieses Verhältnisses.
- Die Positionen der EU und der katholischen Kirche zum Thema Religion und Europa.
- Der Einfluss religiöser Werte auf die europäische Identität.
- Die Diskussion um den Gottesbezug in der Präambel des Vertrags von Lissabon.
- Die Interessen der Kirchen im Prozess der Vertragsverhandlung.
- Der Beitrag des Vertrags von Lissabon zum Verhältnis zwischen Kirche und EU.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und beschreibt die Relevanz der Diskussion um den Gottesbezug im EU-Verfassungsvertrag. Kapitel 2 bietet einen Überblick über die religiöse Landschaft Europas, beleuchtet den Stellenwert von Religion und analysiert verschiedene Studien zur Religiosität in Europa. Kapitel 3 untersucht das Verhältnis von Kirche und EU aus verschiedenen Perspektiven, untersucht die jeweiligen Positionen und beleuchtet verschiedene Modelle zur Bildung einer europäischen Identität. Kapitel 4 analysiert die Entstehung und den Inhalt des Vertrags von Lissabon im Hinblick auf die Gottesfrage, die Präambeldiskussion und die Interessen der Kirchen.
Schlüsselwörter
Europäische Union, Kirche, katholische Kirche, Religion, europäische Identität, Vertrag von Lissabon, Gottesbezug, Präambel, Kirchenpolitik, Säkularisierung, Religiosität.
- Quote paper
- Nadja Berseck (Author), 2008, Das Verhältnis von EU und Kirche am Beispiel der Diskussion über Gottesbezug im EU-Verfassungsvertrag, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/121576