Als wesentliches Bindeglied der wechselvollen Epoche zwischen Antike und Mittelalter gilt der katholische Heilige und Philosoph Augustinus von Hippo. Nicht nur als lateinischer Kirchenvater, sondern auch als literarischer Avantgardist beeinflusste er die aufstrebende Kirche und die christliche Gesellschaft des Abendlandes über Jahrhunderte hinweg. Augustinus Zeit war eine gefährliche und unsichere Ära, die es anhand des neuen religiösen Zeitgeistes erst zu analysieren galt. In einem seiner ersten Hauptwerke, den "Confessiones" stellte er sich deshalb die Frage, weshalb es all das Übel und das Böse um ihn herum überhaupt gibt, woher es rührt und wie es in die Welt kam. Dies ist eines der Leitmotive der augustinischen Philosophie und auch der Untersuchungsaspekt dieser Arbeit.
Im Folgenden soll zunächst erläutert werden, wie Augustinus das Übel in seinen "Confessiones" definiert und anschließend, wie er sich den Ursprung des Bösen und des bösen Willens erklärt und sie dadurch letztendlich rechtfertigt. Dabei liegt das Hauptaugenmerk auf einem Vergleich mit den Ansichten der spätantiken, gnostischen Sekte des Manichäismus. Dieser Strömung gehörte Augustinus fast ein Jahrzehnt an und obgleich er sie später oft kritisierte und zu widerlegen versuchte, ist ihr Einfluss auf seine Werke und damit auf einen Pfeiler der christlich-mittelalterlichen Lehrmeinung der katholischen Kirche nicht endgültig geklärt. Deshalb werden in dieser Arbeit auch Beeinflussungen von Augustinus christlichen Lehren durch den Neuplatonismus außer Acht gelassen. Eine Zusammenfassung und ein Fazit schließen die Arbeit ab.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Übel bei Augustinus und im Manichäismus
- Definition und Herkunft des Bösen
- Der böse Wille
- Zusammenfassung und Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Frage nach dem Ursprung des Übels bei Augustinus von Hippo. Dabei steht die Analyse seiner „Confessiones“ im Vordergrund, in denen er seine christliche Weltsicht darlegt und seine Kritik am Manichäismus deutlich macht.
- Augustinus' Definition des Übels im Vergleich zum Manichäismus
- Augustinus' Erklärung des Ursprungs des Bösen und des bösen Willens
- Der Einfluss des Manichäismus auf Augustinus' christliche Lehren
- Die Bedeutung des Willens in Augustinus' Anthropologie
- Die Rolle des Bösen in Augustinus' Gottesbild
Zusammenfassung der Kapitel
In der Einleitung wird die Bedeutung von Augustinus von Hippo als einflussreichem Kirchenvater und Philosophen der Spätantike herausgestellt. Es wird erläutert, dass sein Werk „Confessiones“ in einem Kontext der tiefgreifenden kulturellen und religiösen Umbrüche entstanden ist und sich mit der Frage nach dem Ursprung des Übels auseinandersetzt.
Kapitel 2 analysiert die Definition und den Ursprung des Bösen bei Augustinus und vergleicht seine Ansichten mit denen der manichäischen Sekte. Augustinus' Kritik am Manichäismus wird beleuchtet und es wird gezeigt, wie er sich von den dualistischen Lehren der Manichäer distanzierte.
Kapitel 2.1 konzentriert sich auf Augustinus' Interpretation des Bösen als Privation, als Mangel an Gutsein. Er stellt die Frage nach dem Raum für das Böse in einer Schöpfung, die von einem guten Gott geschaffen wurde.
Kapitel 2.2 untersucht Augustinus' Theorie vom bösen Willen. Es wird deutlich, dass Augustinus der menschlichen Seele mehrere Willenskräfte zuschreibt, die sowohl gut als auch böse sein können. Dies führt zu einem inneren Zwiespalt im Menschen, der durch die Erbsünde verschärft wird.
Schlüsselwörter
Augustinus von Hippo, „Confessiones“, Manichäismus, Übel, Böse, Privation, Wille, Erbsünde, Dualismus, christliche Theologie, Spätantike, philosophisches Denken, Metaphysik.
- Quote paper
- Christian Schaller (Author), 2016, "Unde malum?" – Das Übel bei Augustinus und im Manichäismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1215487