Im Rahmen dieser Magisterarbeit werden die Geschehnisse während des Novemberpogroms in Düsseldorf und Essen dargelegt und miteinander verglichen. Es ist eine Reihe ähnlicher Grundvoraussetzungen, die dieses Vorhaben so interessant erscheinen lassen: Sowohl Düsseldorf als auch Essen waren Gaue (und Gauhauptstädte), und die ortsansässigen NSDAP-Gliederungen verfügten dementsprechend über eine gut entwickelte Organisation und Präsenz. Ferner war Essen der Staatspolizeistelle Düsseldorf zugeordnet, was hinsichtlich der Befehlsübermittlung und -ausführung von zentraler Bedeutung war. Hinzu kommt, dass infolge von fünf Jahren nationalsozialistischer Politik beide jüdischen Gemeinden 1938 zwar bereits geschrumpft, aber noch immer von ausreichender Größe waren, um ähnlich umfangreiche Netzwerke sozialer sowie religiöser Einrichtungen zu unterhalten.
Da das Novemberpogrom ein sehr komplexes Ereignis war, das in diesem Kontext nicht in all seinen Facetten behandelt werden kann, erfolgt eine Beschränkung auf die Aspekte, die hinsichtlich eines Vergleichs zwischen zwei Städten besonders relevant erscheinen. So wird etwa die Berichterstattung der (Lokal-)Presse ausgeklammert, da sie als gleichgeschaltetes Organ keinen konstruktiven, wahrheitsgemäßen Journalismus bot. Lediglich in die Erläuterungen zu Diebstahl und Plünderung werden kurze Zitate eingebunden, die die dreiste Tatsachenverdrehung des NS-Regimes veranschaulichen sollen. Auch weit
spätere Ereignisse, wie die großen Straf- und Wiedergutmachungsprozesse der Nachkriegszeit, werden nur insofern herangezogen, als dass dort getätigte Aussagen das Bild des Novemberpogroms in Düsseldorf und Essen komplettieren können.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung und Forschungsstand
- 2. Vorgeschichte
- 2.1. Die NS-„Judenpolitik“ 1938
- 2.2. Von der „Polenaktion“ zum Attentat auf Ernst vom Rath
- 2.3. Der Auftakt − die reichsweite Mobilisierung der NS-Verbände
- 3. Das Novemberpogrom in Düsseldorf und Essen
- 3.1. Beginn und zeitliche Ausdehnung des Pogroms
- 3.2. Der Angriff auf die jüdische Bevölkerung
- 3.2.1. Die Synagogen: Verbrannt
- 3.2.2. Die Gemeindeeinrichtungen: Zerstört
- 3.2.3. Überfälle auf Geschäfte, Privathaushalte...
- 3.2.4. ... und Menschen
- 3.3. Diebstahl und Plünderung
- 3.4. Verhaftung, Vernehmung und Deportation
- 4. Täter, Helfer, Zuschauer?
- 4.1. Täter
- 4.2. Hilfe und Hilfsverweigerung
- 4.3. Die Rolle der Feuerwehr während der Pogrome
- 4.4. Befürwortung oder Ablehnung? − Zur Meinung der deutschen Allgemeinheit
- 5. Die Folgen des Novemberpogroms
- 5.1. Die Radikalisierung der NS-„Judenpolitik“
- 5.2. Weiter „leben“? − Juden in Düsseldorf und Essen nach dem Pogrom
- 6. Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Magisterarbeit untersucht die Ereignisse des Novemberpogroms in Düsseldorf und Essen und vergleicht die Geschehnisse in beiden Städten. Die Arbeit analysiert die Vorgeschichte des Pogroms, die Organisation und Durchführung der Übergriffe, die Rolle verschiedener Akteure (Täter, Helfer, Zuschauer), und die unmittelbaren Folgen für die jüdische Bevölkerung. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der vergleichenden Analyse der Ereignisse in beiden Städten, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede aufzuzeigen.
- Die Vorgeschichte des Novemberpogroms und die NS-Judenpolitik 1938
- Der Ablauf des Pogroms in Düsseldorf und Essen: Vergleichende Analyse
- Die Rolle von Tätern, Helfern und Zuschauern
- Die Folgen des Pogroms für die jüdische Bevölkerung
- Die unterschiedliche Darstellung des Pogroms in der Literatur und die Überprüfung bestehender Thesen
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung und Forschungsstand: Die Einleitung beschreibt das Novemberpogrom als ein komplexes Ereignis und begründet die Wahl des Terminus „Novemberpogrom“ gegenüber „Kristallnacht“. Die Arbeit fokussiert auf einen Vergleich der Ereignisse in Düsseldorf und Essen aufgrund ähnlicher Ausgangssituationen (Gauhauptstädte, vergleichbar große jüdische Gemeinden). Methodisch wird die Arbeit auf die Aspekte konzentriert, die einen Vergleich zulassen, und klammert beispielsweise die gleichgeschaltete Presseberichterstattung aus. Der Forschungsstand wird mit Bezug auf relevante Literatur dargestellt, wobei die bisherige Darstellung des Düsseldorfer Pogroms als besonders brutal kritisch hinterfragt wird.
2. Vorgeschichte: Dieses Kapitel beleuchtet die politischen Entwicklungen des Jahres 1938, die zum Novemberpogrom führten. Es beschreibt die zunehmende Radikalisierung der NS-Judenpolitik, einschließlich der „Polenaktion“ und des Attentats auf Ernst vom Rath. Die reichsweite Mobilisierung der Einsatztruppen wird als entscheidender Faktor für die Organisation und Durchführung der Pogrome erörtert, wobei die mangelnde Dokumentation der Befehlsübermittlung hervorgehoben wird.
3. Das Novemberpogrom in Düsseldorf und Essen: Dieses Kapitel beschreibt den Ablauf des Pogroms in Düsseldorf und Essen. Der Fokus liegt auf dem zeitlichen Verlauf, den Angriffen auf Synagogen und Gemeindeeinrichtungen, den Überfällen auf Geschäfte und Privatwohnungen, sowie den Angriffen auf die jüdische Bevölkerung selbst. Der Vergleich zwischen den beiden Städten hebt sowohl Gemeinsamkeiten als auch spezifische Unterschiede hervor, die durch die individuelle Ausgestaltung der Gewalt und die Reaktionen der Bevölkerung bedingt sind.
4. Täter, Helfer, Zuschauer?: Dieses Kapitel analysiert die beteiligten Akteure während des Pogroms. Es wird untersucht, welche NS-Organisationen (SA, SS, Gestapo) maßgeblich beteiligt waren und inwieweit auch „normale“ Bürger an den Übergriffen teilnahmen oder Hilfe leisteten. Das Kapitel beleuchtet die Rolle der Feuerwehr und zeigt die unterschiedlichen Reaktionen der nichtjüdischen Bevölkerung, von Passivität bis hin zu aktiver Hilfe und Widerstand. Die Schwierigkeiten bei der Kategorisierung von Tätern, Helfern und Zuschauern wird herausgestellt.
5. Die Folgen des Novemberpogroms: Dieses Kapitel untersucht die Folgen des Novemberpogroms für die NS-Judenpolitik und das Leben der jüdischen Bevölkerung in Düsseldorf und Essen. Es beschreibt die Radikalisierung der antisemitischen Politik durch neue Gesetze und Verordnungen, die zur weiteren Entrechtung und Ausgrenzung der Juden führten. Die Kapitel beschreibt auch, wie die jüdischen Gemeinden versuchten, trotz der Zerstörung und Repression ihr religiöses und soziales Leben aufrechtzuerhalten, und wie die Emigration als einzige Fluchtmöglichkeit in den Vordergrund rückte.
Schlüsselwörter
Novemberpogrom, Düsseldorf, Essen, NS-Judenpolitik, SA, SS, Gestapo, Antisemitismus, Zerstörung, Gewalt, Verhaftung, Deportation, Hilfe, Widerstand, Emigration, Zeitzeugen, Quellenkritik, Vergleichende Analyse.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Magisterarbeit: Der Novemberpogrom in Düsseldorf und Essen
Was ist der Gegenstand dieser Magisterarbeit?
Diese Magisterarbeit untersucht den Novemberpogrom von 1938 in Düsseldorf und Essen. Sie vergleicht die Ereignisse in beiden Städten, analysiert die Vorgeschichte, den Ablauf, die beteiligten Akteure (Täter, Helfer, Zuschauer) und die unmittelbaren Folgen für die jüdische Bevölkerung. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der vergleichenden Analyse, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede aufzuzeigen.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Vorgeschichte des Pogroms im Kontext der NS-Judenpolitik 1938, den Ablauf des Pogroms in Düsseldorf und Essen (vergleichend), die Rolle von Tätern, Helfern und Zuschauern, die Folgen des Pogroms für die jüdische Bevölkerung und die unterschiedliche Darstellung des Pogroms in der Literatur und die Überprüfung bestehender Thesen.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in sechs Kapitel: Einleitung und Forschungsstand; Vorgeschichte (inkl. NS-„Judenpolitik“, „Polenaktion“, Attentat auf Ernst vom Rath und Mobilisierung der NS-Verbände); Das Novemberpogrom in Düsseldorf und Essen (Beginn, Angriffe auf Juden, Diebstahl, Verhaftungen, Deportationen); Täter, Helfer, Zuschauer (Analyse der beteiligten Akteure, Rolle der Feuerwehr, Reaktionen der Bevölkerung); Die Folgen des Novemberpogroms (Radikalisierung der NS-„Judenpolitik“, Leben der Juden nach dem Pogrom); und Resümee.
Wie wird der Vergleich zwischen Düsseldorf und Essen durchgeführt?
Der Vergleich konzentriert sich auf Aspekte, die eine vergleichende Analyse zulassen. Ähnliche Ausgangssituationen (Gauhauptstädte, vergleichbar große jüdische Gemeinden) bilden die Grundlage. Die Arbeit hebt sowohl Gemeinsamkeiten als auch spezifische Unterschiede in der Ausgestaltung der Gewalt und den Reaktionen der Bevölkerung hervor.
Welche Quellen werden verwendet?
Die Arbeit bezieht sich auf relevante Literatur zum Thema und untersucht die bisherige Darstellung des Düsseldorfer Pogroms kritisch. Die Arbeit konzentriert sich auf Aspekte, die einen Vergleich zulassen und klammert beispielsweise die gleichgeschaltete Presseberichterstattung aus.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Novemberpogrom, Düsseldorf, Essen, NS-Judenpolitik, SA, SS, Gestapo, Antisemitismus, Zerstörung, Gewalt, Verhaftung, Deportation, Hilfe, Widerstand, Emigration, Zeitzeugen, Quellenkritik, Vergleichende Analyse.
Warum wird der Begriff „Novemberpogrom“ verwendet und nicht „Kristallnacht“?
Die Einleitung begründet die Wahl des Terminus „Novemberpogrom“ gegenüber „Kristallnacht“ und erläutert die komplexen Ereignisse des Pogroms.
Welche Rolle spielte die Feuerwehr während des Pogroms?
Die Rolle der Feuerwehr während der Pogrome wird in einem eigenen Kapitel untersucht und analysiert.
Welche Folgen hatte der Pogrom für die jüdische Bevölkerung?
Das Kapitel zu den Folgen des Pogroms beschreibt die Radikalisierung der antisemitischen Politik, die weitere Entrechtung und Ausgrenzung der Juden und die Bemühungen der jüdischen Gemeinden, trotz der Zerstörung und Repression ihr Leben aufrechtzuerhalten. Die Emigration wird als einzige Fluchtmöglichkeit hervorgehoben.
- Quote paper
- Christina Hollender (Author), 2010, Die Pogromnacht des 9./10. November 1938 in Düsseldorf und Essen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1215042