Diese Arbeit untersucht die Darstellung und Bedeutung von Ehre und Gewalt in der Dorfgemeinschaft im Roman "Crónica de una muerte anunciada", unter Berücksichtigung lateinamerikanischer Vorstellungen. Hierzu wird zunächst der Begriff Ehre definiert. Daraufhin soll er von dem Ehrverständnis der lateinamerikanischen Dorfbewohner im Roman differenziert werden. Die Ehrverletzung und der daraus resultierende Ehrenmord sollen in dessen Kontext eingeordnet werden, wobei herausgestellt wird, welchen Motiven die Mörder folgen. Anschließend wird eine Brücke geschlagen zum Phänomen des Machismo, der eines der Hauptkonzepte in dem Werk darstellt, denn er ist verbunden mit der patriarchalischen Weltordnung, die das Leben im Roman bestimmt.
Daher wird die Wechselwirkung zwischen dem Matriarchat in beispielsweise Ángela Vicarios Haus und den patriarchalischen Werten, denen alle Dorfbewohner folgen, demonstriert. Mit der Leitfrage, weshalb Gewalt so geläufig ist und ein Mord ohne Weiteres stattfinden kann, wird ihre Toleranz durch die Gesellschaft, aber auch durch die Justiz in den Blick genommen.
Noch nie gab es einen Mord, der öfter angekündigt wurde, als der an Santiago Nasar. "Crónica de una muerte anunciada" rekonstruiert die Geschehnisse eines frühen Morgens in einem anonymen Dorf an der karibischen Küste, an dem nach einer langen Hochzeitsnacht ein Ehrenmord begangen wird, weil die frischgetraute Braut Ángela Vicario von ihrem Ehemann in ihr Elternhaus zurückgebracht wird. Der vermeintlich Schuldige Santiago Nasar wird vor den Augen der gesamten Dorfgemeinschaft bestialisch von den beiden Zwillingsbrüdern Vicario ermordet, obwohl vorher fast jeder Einzelne im Dorf von dem Vorhaben höchstpersönlich in Kenntnis gesetzt wird.
Der Roman basiert auf wahren Begebenheiten: Gabriel García Márquez erzählt die Geschichte eines Dorfes in Sucre, in dem sein Bekannter zum Opfer eines Ehrenmordes wurde. García Márquez übt durch Ironie Kritik aus an einigen fragwürdigen Normen und Werten der lateinamerikanischen, vor allem karibischen Gesellschaft.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ehre
- Ehrbegriff
- Ehrverletzung im Roman
- Gewalt
- Machismo
- Beeinflussung des Matriarchats durch patriarchalische Werte
- Akzeptanz der Gewalt
- durch die Gesellschaft
- durch die Justiz
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Darstellung von Ehre und Gewalt in Gabriel García Márquez' „Crónica de una muerte anunciada“. Sie zielt darauf ab, das Verständnis von Ehre in der lateinamerikanischen Gesellschaft, insbesondere in der karibischen Region, zu beleuchten und die Rolle von Gewalt in diesem Kontext zu untersuchen.
- Der Begriff der Ehre in lateinamerikanischen Gesellschaften und seine Bedeutung im Roman
- Die Ehrverletzung als Motiv für den Ehrenmord
- Der Einfluss des Machismo auf die patriarchalische Gesellschaftsordnung
- Die Akzeptanz von Gewalt durch die Dorfgemeinschaft und die Justiz
- Die (Un-)Schuld der Figuren im Kontext des Ehrenmords
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt den Roman „Crónica de una muerte anunciada“ vor und skizziert die zentralen Handlungsstränge, die sich um den Ehrenmord an Santiago Nasar drehen. Der Roman basiert auf einer wahren Begebenheit und thematisiert fragwürdige Normen und Werte der lateinamerikanischen Gesellschaft.
Ehre
Ehrbegriff
Dieser Abschnitt definiert den Begriff der Ehre und untersucht seine historische Bedeutung. Der Ehrenmord wird als Beispiel für ein traditionelles, gewaltförderndes Verständnis von Ehre hervorgehoben.
Ehrverletzung im Roman
Die Ehrverletzung im Roman erfolgt durch die Zurückweisung Bayardo San Rómans durch Ángela Vicario. Die strenge Erziehung Ángelas spiegelt die Bedeutung der weiblichen Keuschheit für die Ehre der Familie wider. Das Konzept der Ehre wird als überholte Tradition aus dem Mittelalter dargestellt, die in der lateinamerikanischen Gesellschaft weiterhin relevant ist.
Gewalt
Machismo
Dieses Kapitel befasst sich mit dem Machismo als einem zentralen Konzept im Roman. Es wird die Verbindung zwischen dem Machismo und der patriarchalischen Ordnung im Roman verdeutlicht.
Beeinflussung des Matriarchats durch patriarchalische Werte
Hier wird die Wechselwirkung zwischen dem Matriarchat in Ángelas Haus und den patriarchalischen Werten der Dorfgemeinschaft beleuchtet. Der Roman zeigt, wie die patriarchalische Ordnung die Lebenswelt der Frauen beeinflusst.
Akzeptanz der Gewalt
Dieser Abschnitt untersucht die Akzeptanz von Gewalt durch die Dorfgemeinschaft und die Justiz. Die Frage, warum ein Mord so einfach stattfinden kann, wird in den Fokus gerückt.
Schlüsselwörter
Ehre, Gewalt, Machismo, Patriarchat, Matriarchat, Ehrenmord, Lateinamerika, Karibik, Dorfgemeinschaft, Akzeptanz, Justiz, (Un-)Schuld.
- Quote paper
- Irem Kavuncu (Author), 2020, Ehre und Gewalt in "Crónica de und muerte anunciada" von Gabriel García Márquez, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1215018