Was unter Landeskunde zu verstehen ist, dafür gab es in der Vergangenheit und gibt es auch heutzutage mehrere Definitionsversuche. Der Gegenstand der Landeskunde sind „alle Bezüge auf die Gesellschaft(en), deren Sprache im Fremdsprachenunterricht gelernt wird“ (Buttjes 1991: 112); mit anderen Worten: es handelt sich um die Vermittlung des Wissens über die natürlichen Bedingungen und das Leben der Bewohner des Zielsprachenlandes, seine politischen, wirtschaftlichen, kulturellen Phänomene, das der Lernende benötigt, um sich in einer persönlichen Begegnung mit anderer Kultur entsprechend abfinden zu können (vgl. Heyd 1990: 47). Landeskunde hängt selbstverständlich eng mit dem Spracherwerb zusammen, ist ein wichtiger und untrennbarer Bestandteil des Fremdsprachenunterrichts. Sie wird in die Spracharbeit einbezogen und trägt zweifelsohne zur Entwicklung sowohl rezeptiver als auch produktiver Fertigkeiten bei. Durch die Begegnung mit landeskundlichen Materialien (mit Zeitungen, Zeitschriften, Gedichten, Liedern, Radio- und Fernsehsendungen etc.) und durch entsprechende Steuerung und Unterstützung seitens des Unterrichtsleiters entwickeln die Lernenden ihre Kommunikationsfähigkeit. Sie erlernen eine große Menge neuer Wörter, werden allmählich dazu fähig, sich an Gesprächen zu beteiligen, machen sich mit bestimmten festen Gebrauchsformen vertraut, die sie dann in vielen schriftlichen und mündlichen Äußerungen wie Briefe, Berichte oder Beschreibungen anwenden können (vgl. Heyd 1990: 47ff.).
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Funktionen landeskundlicher Inhalte im DaF-Unterricht
3. Kriterien zur Auswahl landeskundlicher Inhalte
4. Vermittlung landeskundlicher Inhalte im DaF-Unterricht
5. Schlusswort
6. Literaturverzeichnis
6.1. Fachliteratur
6.2. Fachzeitschriften
1. Einleitung
Laut Duden ist Landeskunde „Wissenschaft von der Kultur, den geographischen Verhältnissen, den historischen Entwicklungen o. Ä. eines Landes“ (Klosa et al. 2001: 987). Die Definition könnte man im Grunde genommen für richtig halten, aber in Bezug auf die Methodik des Fremdsprachenunterrichts scheint sie zugleich bestimmt viel zu arm und unvollständig zu sein. Man könnte somit zu der Überzeugung kommen, dass das Wesen der Landeskunde im DaF-Unterricht nur in der Vermittlung reiner Daten und Fakten besteht (faktische Landeskunde). Es unterliegt keinem Zweifel, dass diese Wissenschaft von solch einer riesigen Bedeutung ist, dass man sie auf keinen Fall nur mit einem einzigen Satz beschreiben darf, wenn man bedenkt, welch bedeutende Ziele in dem an landeskundlichen Inhalten reichen Fremdsprachenunterricht verfolgt werden.
Was unter Landeskunde[1] zu verstehen ist, dafür gab es in der Vergangenheit und gibt es auch heutzutage mehrere Definitionsversuche. Der Gegenstand der Landeskunde sind „alle Bezüge auf die Gesellschaft(en), deren Sprache im Fremdsprachenunterricht gelernt wird“ (Buttjes 1991: 112); mit anderen Worten: es handelt sich um die Vermittlung des Wissens über die natürlichen Bedingungen und das Leben der Bewohner des Zielsprachenlandes, seine politischen, wirtschaftlichen, kulturellen Phänomene, das der Lernende benötigt, um sich in einer persönlichen Begegnung mit anderer Kultur entsprechend abfinden zu können (vgl. Heyd 1990: 47).
Dabei sind zwei Aspekte der Landeskunde besonders hervorzuheben, der Kommunikations- und der Völkerverständigungsaspekt. Unter dem ersten umfasst die Landeskunde „Kenntnisse aller Gebiete der Zielkultur, mit denen der Lernende in seinen zukünftigen Rollen wahrscheinlich in Berührung kommt. Der kognitive Bereich erstreckt sich somit vom Wissen über die Gegebenheiten des alltäglichen Lebens im jeweiligen Land bis hin zu einer Kenntnis vielschichtiger Erscheinungen in Staat, Gesellschaft und Wirtschaft“ (Erdmenger/Istel 1978: 14). Unter dem zweiten Aspekt trägt landeskundliches Wissen dazu bei, „eine aufgeschlossene, unvoreingenommene Haltung dem Fremden gegenüber zu erreichen. Kognitive Landeskunde beinhaltet die Kenntnis über das speziell Andere der Zielkultur, aber auch das manchmal Ähnliche oder Gemeinsame mit der eigenen. Dieses Wissen wird erzielt durch eine bewusste Beschäftigung mit dem fremden Kulturgut, wie es sich in den mannigfaltigen Erscheinungsformen in Wort, Bild, Gespräch oder persönlicher Begegnung zeigt“ (Erdmenger/Istel 1978: 14).
Landeskunde hängt selbstverständlich eng mit dem Spracherwerb zusammen, ist ein wichtiger und untrennbarer Bestandteil des Fremdsprachenunterrichts. Sie wird in die Spracharbeit einbezogen und trägt zweifelsohne zur Entwicklung sowohl rezeptiver als auch produktiver Fertigkeiten bei. Durch die Begegnung mit landeskundlichen Materialien (mit Zeitungen, Zeitschriften, Gedichten, Liedern, Radio- und Fernsehsendungen etc.) und durch entsprechende Steuerung und Unterstützung seitens des Unterrichtsleiters entwickeln die Lernenden ihre Kommunikationsfähigkeit. Sie erlernen eine große Menge neuer Wörter, werden allmählich dazu fähig, sich an Gesprächen zu beteiligen, machen sich mit bestimmten festen Gebrauchsformen vertraut, die sie dann in vielen schriftlichen und mündlichen Äußerungen wie Briefe, Berichte oder Beschreibungen anwenden können (vgl. Heyd 1990: 47ff.).
2. Die Funktionen landeskundlicher Inhalte im DaF-Unterricht
Das oben genannte Beispiel ist nicht der einzige Grund zur Verankerung der Landeskunde im Fremdsprachenunterricht. Aus den obigen Ausführungen geht hervor, dass ihre Inhalte das Textverständnis und die mündliche Kommunikationsfähigkeit fördern. Es gibt aber auch andere Beiträge der Landeskunde zu Aspekten des Spracherwerbs, denn das Erlernen einer Fremdsprache ist mehr als das Erlernen eines Systems fremder Zeichen und Laute. Landeskunde stellt aufgrund ihrer Inhalte für die Lernenden einen stärkeren Bezug zu dem fremden Lebensraum her.
Die übergeordnete Aufgabe der Landeskunde ist nicht die Informationsvermittlung. Das Ziel eines Landeskundeunterrichts ist vielmehr die kulturelle Sensibilisierung, der Abbau von Stereotypen und Klischees, die Vermittlung kultureller Kompetenz, die Vorbereitung auf ein friedliches Zusammenleben in multikulturellen Gesellschaften. Man neigt dazu, bei den Lernenden Fähigkeiten, Strategien und Fertigkeiten im Umgang mit anderen Kulturen zu entwickeln. Mit der ausgewählten Sprache sollen zugleich Werte und Normen der Gesellschaft erlernt werden, die diese Sprache spricht. Landeskunde führt also durch Information zum Verständnis von Kulturen, Gesellschaften und Nationen, auch zur Einbeziehung fremder Wertesysteme in die eigene Wertorientierung durch Begegnung mit dem Wertesystem einer anderen Kultur. Die Vermittlung landeskundlicher Informationen ermöglicht somit die vielfältige Kommunikation mit einer anderen Kultur und eben deshalb sollte das Kennenlernen und Verstehen einer anderen Kultur auch ein wesentlicher Bestandteil des Spracherwerbsprozesses sein. Landeskundliche Ausbildung trägt nicht nur zum erfolgreichen sprachlichen Kommunizieren der Völker, sondern auch zum Verständnis für die Anderen (vgl. Erdmenger/Istel 1978: 15).
„Das Wissen über bestimmte kulturelle Tatsachen, geistige Strömungen, Traditionen, Wertmaßstäbe, über geographische, geschichtliche und ethnographische Gegebenheiten und Lebensgewohnheiten dienen einmal als Hintergrund für sprachliche Kommunikation, aber auch als Hilfe für das Erreichen einer unvoreingenommenen, aufgeschlossenen Haltung“ (Erdmenger/Istel 1978: 15).
3. Kriterien zur Auswahl landeskundlicher Inhalte
Die Schüler sollen sich Gedanken darüber machen, wie gut sie für dieses Fach geeignet sind, ob ihre Motivation stark genug ist, ob sie genügend Lust haben, der Landeskunde ihre Zeit, ihre Energie und ihr Engagement zu widmen. Wie auch das Studium anderer Fächer bestimmte Voraussetzungen hat, z. B. Sport gute körperliche Kondition, Spaß an Bewegung, so sind auch in den Fächern mit dem Bestandteil Landeskunde bestimmte Voraussetzungen nötig, damit das Lernen erfolgreich abläuft und Freude macht.
Eine der Voraussetzungen dafür ist u. a., dass bei der Auswahl landeskundlicher Inhalte die Interessen und Kommunikationsbedürfnisse der Schüler berücksichtigt werden (vgl. Heyd 1990: 49). Der wesentliche Bezugspunkt für die Auswahl landeskundlicher Inhalte sollte der Sprachunterricht mit dem Ziel Kommunikationsfähigkeit sein. Ein interkulturell ausgerichteter Sprachunterricht soll deshalb nicht in erster Linie pure Informationen vermitteln, denn es geht vor allem um die Entwicklung von Wahrnehmungs- und Empathiefähigkeiten sowie um die Entwicklung von Fähigkeiten, Strategien und Fertigkeiten im Umgang mit fremden Kulturen und Gesellschaften. Die Lerninhalte sollen sich dabei an den Schülern orientieren, das heißt, der Gegenstand der Landeskunde im lernerorientierten Unterricht soll sein, was die Lernenden wirklich interessiert. Es sollen Themen und Materialien gefunden werden, die sowohl die individuelle als auch die gesellschaftliche Perspektive enthalten. Die Themenfelder (vgl. Neuner 1994: 23) sollten in der Erfahrungswelt der Schüler liegen und folgende Bereiche betreffen: Arbeiten, Ausbildung, Erfahrung geistiger und psychischer Dimensionen (Reflexion und innere Repräsentation von Realität, Imagination, Erinnerung, Selbstreflexion, Emotionalität etc.), Erfahrung von Geschichtlichkeit (Zeiterfahrung), Erfahrung von Norm- und Wertsystemen (Ethik, Religion, Sinnsysteme), Erholung, Erziehung, Geburt und Tod, Gesundheitsfürsorge, Kommunikation, Leben in einer Familie, Leben in einer größeren politischen Gemeinschaft, Partnerbeziehungen, personale Identität, Umwelt, Verkehrsteilnahme, Versorgung, Wohnen[2].
[...]
[1] Zu parallel gebrauchten Bezeichnungen gehören Deutschlandkunde, Deutschlandstudien, German Studies (vgl. Ehnert/Wazel 1994: 273).
[2] Andere Vorschläge sind in Erdmenger/Istel (1978) zu finden.
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