Die öffentliche Anerkennung einer vom Volk akzeptierten Kaiserherrschaft signalisierte die ungebrochene Legitimität der Herrschaft eines solchen Imperators in dieser Gesellschaftsgruppe.
Herrschaft bedurfte einer Legitimation, um die übergeordnete Stellung des Herrschers zu erklären und ihm die Handlungsvollmacht zu erteilen. Dem Militär und dem Senat in Rom war sie ein Reflex der Beliebtheit und damit Gradmesser der Unantastbarkeit eines Kaisers, dem Imperator selbst diente sie als Rückversicherung und Bestätigung . Wenn die Legitimität eines römischen Kaisers nicht durch juristisch festgelegte Kriterien vorgegeben war, liess die Form der Nachfolgeregelung und die Herrschaftspraxis eine inoffiziell vorhandene Herrschaftslegitimierung erkennen. Jede politisch gewichtige gesellschaftliche Gruppe konnte auf ihre Art legitimitätsstiftend wirken, wenn eine absolute und verbindliche Form der Herrschaftsberechtigung fehlte. Die Herrschaftsberechtigung eines römischen Kaisers organisierte sich im Laufe des ersten Jahrhunderts durch bestimmte Gesetzmässigkeiten und fand in der Lex de imperio seine staatsrechtliche Grundlage. Zu diesen gehört auch die in dieser Arbeit beschriebene Lex de imperio Vespasiani. Die Legitimation bei Vespasian ist wie bei Augustus folglich nicht nur Herrschaftslegitimation, sondern auch Machtlegitimation, weil gerade bei Vespasian die dynastische Rechtfertigung seiner Ausnahmestellung vollkommen fehlte .
Dieses Gesetz, das als eine Aufzählung der Privilegien aufgefasst werden muss, die man den Kaisern traditionellerweise verlieh und nicht als genaue und zusammenfassende Beschreibung der fundamentalen kaiserlichen Befugnisse, wurde zum Gegenstand sehr vieler Studien und Diskussionen, die sich die Frage stellen, wie es Vespasian möglich war, seine Herrschaft zu legitimieren und welche Rolle die Lex de imperio Vespasiani spielte? Welche Bedeutung hatte dieses Gesetz für Vespasian, für seine Herrschaft und für die Geschichte? Wir werden zudem der Frage nachgehen, wie und unter welchen Umständen das Gesetz erlassen wurde.
Die vorliegende Seminararbeit wird sich zudem mit der Forschungsentwicklung, der Historiographie und mit Vespasians Weg an die Macht beschäftigen. Diese werden getrennt voneinander betrachtet, da die Forschungsergebnisse zum Gesetz und die Vorstellungen der Forscher keineswegs einheitlich sind. Es gibt auch sehr wenige Werke, die nur der Lex de imperio Vespasiani gewidmet sind. Ein Teil der Arbeit unternimmt den Versuch, den Wandel der Forschung mit all ihren Ergebnissen zu erörtern.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Vespasian als Usurpator
- 2. Lex de imperio Vespasiani und Interpretation des Gesetzes
- 3. Die Forschungsentwicklung.
- 4. Die Entscheidung des Senats...
- 5. Die kaiserlichen Befugnisse.
- 6. Die Rolle des Gesetzes.
- Schlussbetrachtung.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit analysiert die Lex de imperio Vespasiani und untersucht, wie Vespasian seine Herrschaft nach dem Bürgerkrieg des Jahres 69 n. Chr. legitimierte und seine Macht festigte. Die Arbeit befasst sich mit der Frage, wie die Lex de imperio Vespasiani als staatsrechtliche Grundlage seiner Herrschaft fungierte und welche Bedeutung das Gesetz für seine Regierungszeit und die Geschichte hatte. Zudem wird die Forschungsentwicklung zum Thema und Vespasians Weg an die Macht beleuchtet.
- Die Legitimierung der Herrschaft Vespasians
- Die Rolle der Lex de imperio Vespasiani
- Die Forschungsentwicklung zur Lex de imperio Vespasiani
- Vespasians Weg an die Macht
- Die Bedeutung des Gesetzes für die Geschichte
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Bedeutung der Legitimität der Kaiserherrschaft im Römischen Reich dar und führt in die Thematik der Lex de imperio Vespasiani ein.
- 1. Vespasian als Usurpator: Dieses Kapitel behandelt Vespasians Aufstieg zur Macht und skizziert seine Karriere als Militär und seine Rolle im Bürgerkrieg des Jahres 69 n. Chr. Es wird erläutert, wie er die Loyalität der Legionen und das Vertrauen der orientalischen Legaten gewann, die er zur Proklamation zum Kaiser benötigte.
- 2. Lex de imperio Vespasiani und Interpretation des Gesetzes: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Lex de imperio Vespasiani selbst und analysiert den Inhalt des Gesetzes. Es wird untersucht, wie die Lex de imperio Vespasiani die Privilegien Vespasians festigte und welche Auswirkungen sie auf seine Herrschaft hatte.
- 3. Die Forschungsentwicklung: Dieses Kapitel beleuchtet die Entwicklung der Forschung zum Thema der Lex de imperio Vespasiani. Es werden die wichtigsten Ansätze und Perspektiven auf das Gesetz dargestellt, die sich in der historischen Forschung etabliert haben.
- 4. Die Entscheidung des Senats...: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Rolle des Senats in der Legitimierung Vespasians. Es wird erläutert, wie der Senat zu einer Entscheidung über die Anerkennung Vespasians kam und welche Faktoren diese Entscheidung beeinflussten.
- 5. Die kaiserlichen Befugnisse: Dieses Kapitel beleuchtet die Befugnisse, die Vespasian durch die Lex de imperio Vespasiani erlangte. Es werden die wichtigsten Elemente der kaiserlichen Macht und ihre praktische Ausübung im Römischen Reich dargelegt.
- 6. Die Rolle des Gesetzes: Dieses Kapitel analysiert die Bedeutung der Lex de imperio Vespasiani für die Geschichte des Römischen Reiches. Es wird untersucht, wie das Gesetz die Weiterentwicklung des römischen Kaiserreichs beeinflusste und welche Folgen es für die spätere Kaiserzeit hatte.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Lex de imperio Vespasiani, Legitimität, Kaiserherrschaft, Römisches Reich, Usurpation, Forschungsentwicklung, Senat, Militär, Prinzipat, Flavier, Dynastie, Imperium Romanum, Macht, Befugnisse, Geschichte.
- Quote paper
- Elchan Gassanow (Author), 2009, Historischer Kommentar zur 'Lex de imperio Vespasiani', Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/121442