Im Folgenden möchte ich nun darauf eingehen, wie William Dieterle in seinem „Der Glöckner von Notre Dame“ (1939) diesen Mehrwert des Films ausgenutzt hat, um auf die Probleme seiner Zeit hinzudeuten. Zu diesem Zweck umreiße ich in Kapitel zwei zunächst den Inhalt des Films, um im dritten Teil auf die Bedeutung des Buchdrucks zu sprechen zu kommen. Dieser hat nicht nur im Film, sondern auch in der Geschichte einen hohen Stellenwert. Im vierten Kapitel, dem Hauptteil, interpretiere ich Dieterles Film auf die Problematik seiner Zeit hin, zum einen auf narrativer, zum anderen auf darstellerischer Ebene. Im Schlussteil fasse ich die Ergebnisse zusammen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Inhaltsangabe „Der Glöckner von Notre Dame“
3. Die historische Bedeutung des Buchdrucks
4. Interpretation der Verfilmung des „Glöckner von Notre Dame“
4.1 Interpretation der narrativen Ebene
4.2 Interpretation der darstellerischen Ebene
5. Schluss
6. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Victor Hugos 1831 erschienener Roman „Notre-Dame de Paris. 1482“, war der Versuch des Autors, einen historischen Roman zu verfassen, der darüber hinaus noch zusätzlich einen „Roman, der zugleich Drama und Epos ist“1, darstellt, Hugos Idealvorstellung eines Romans.
Bis in die Gegenwart hinein wurde sein Werk viele Male verfilmt. Beispielsweise 1923 in den USA mit Lon Chaney als Quasimodo, 1939 durch William Dieterle, oder aber Walt Disneys 1996 erschienener Zeichentrickfilm.
Alle diese Verfilmungen nutzten die speziellen Möglichkeiten des Mediums Films2 auf ihre eigene Weise aus. So wurde die literarische Quelle als Rahmenhandlung verwendet, um etwas Neues und Innovatives darzustellen. Es sollte aber nicht nur eine Geschichte wiedererzählt werden, vielmehr sollten auch die Meinungen und Auffassungen, die Wertvorstellungen und eventuell auch die Kritik an der Gegenwart transportiert werden. Dafür wurden alle Mittel ausgenutzt: das Bühnenbild, das Licht, die Kameraführung usw. So hat der Film an sich mehr Möglichkeiten sich auszudrücken als ein Buch. Das Buch ist quasi zweidimensional in seiner Ausdrucks- und Darstellungsweise, der Film dagegen dreidimensional.
Im Folgenden möchte ich nun darauf eingehen, wie William Dieterle in seinem „Der Glöckner von Notre Dame“ (1939) diesen Mehrwert des Films ausgenutzt hat, um auf die Probleme seiner Zeit hinzudeuten. Zu diesem Zweck umreiße ich in Kapitel zwei zunächst den Inhalt des Films, um im dritten Teil auf die Bedeutung des Buchdrucks zu sprechen zu kommen. Dieser hat nicht nur im Film, sondern auch in der Geschichte einen hohen Stellenwert. Im vierten Kapitel, dem Hauptteil, interpretiere ich Dieterles Film auf die Problematik seiner Zeit hin, zum einen auf narrativer, zum anderen auf darstellerischer Ebene. Im Schlussteil fasse ich die Ergebnisse zusammen.
2. Inhaltsangabe „Der Glöckner von Notre Dame“
Die junge Zigeunerin Esmeralda (Maureen O’Hara) schleicht sich am Narrentag unerlaubt in Paris ein, um den König Ludwig XI (Harry Davenport) um die Freiheit ihres Volkes zu bitten. Auf dem Volksfest bietet sie eine Tanzvorstellung, bei welcher Offizier Phoebus (Alan Marshall), Richter Frollo (Cedric Hartwicke), Dichter Gringoire (Edmond O’Brien) und Quasimodo (Charles Laughton), der Glöckner von Notre Dame, Gefallen an ihr finden.
Als ein Soldat Esmeralda entdeckt und sie verhaften will, flüchtet sie sich in die Kathedrale. Dort steht sie unter dem Asylrecht der Kirche. Richter Frollo weist Quasimodo an, Esmeralda zu entführen. Bei diesem Versuch wird der Glöckner erwischt und verhaftet, weil der Dichter Gringoire das Verbrechen beobachten konnte und Alarm schlug. Offizier Phoebus und seine Mannschaft nehmen Quasimodo gefangen. Dabei verliebt sich Esmeralda in Phoebus. Daraufhin nimmt die Bettlergilde, die unter der Führung Clopins (Thomas Mitchell), dem König der Bettler, steht, Esmeralda auf. Währenddessen nehmen die Bettler auch Gringoire gefangen und wollen ihn, da er ein Fremder ist, hängen. Doch er überlebt, da Esmeralda ihn zu seinem Schutz heiratet. So entsteht eine Freundschaft zwischen Esmeralda und dem Dichter.
Indes wird Quasimodo zu 50 Schlägen mit der Neunschwänzigen Katze und einer Stunde Schandpfahl verurteilt. Nach der Vollstreckung dieses Urteils schreit Quasimodo nach Wasser und erntet dafür von den Umstehenden nur Spott und Hohn. Selbst Frollo, der eigentlich sein Ziehvater ist, da er ihn auf den Kirchentreppen aufgelesen hatte, lässt ihn im Stich. Nur Esmeralda hat Erbarmen mit ihm und gibt ihm aus ihrer Trinkflasche Wasser. In diesem Moment verliebt sich der Glöckner in die Zigeunerin.
Bei einer Aufführung von Esmeralda und Gringoire vor dem Adel von Paris passt der Richter Frollo Esmeralda ab und gesteht ihr seine Liebe. Er will sie besitzen und sagt, dass es sein und auch ihr Ende sei, wenn er sie nicht haben könne. Bei Esmeraldas Tanzeinlage vor dem Adel sieht sie den Offizier Phoebus wieder und es hat den Anschein, als tanze sie nur noch für ihn. Auch Phoebus scheint Interesse an ihr zu haben und sie ziehen sich nach der Aufführung zurück. In dem Gespräch mit dem Hauptmann erkennt Esmeralda, dass er sie nicht liebt und im nächsten Moment, man sieht die tanzenden Adligen, wird das Fest des Hofes durch Esmeraldas Schrei unterbrochen.
Man findet Esmeralda, einen Dolch in der Hand, über dem ermordeten Phoebus stehend. Sie wird wegen Mordverdacht verhaftet.
Frollo, der eigentliche Mörder, gesteht seinem Bruder, dem Erzbischof Claude (Walter Hampden) sein Verbrechen und gibt die Liebe zu Esmeralda, die ihn verhext haben soll, als Beweggrund an. Er fasst den Plan, Esmeralda zu töten, um den Bann, der auf ihm lastet, zu lösen. Claude kündigt ihm die Bruderschaft auf, da er dieses Vorhaben nicht unterstützen kann und stellt sich auf die Seite der Zigeunerin.
Bei Esmeraldas Gerichtsverhandlung beteuert die Beschuldigte ihre Unschuld, gesteht schließlich aber unter der Folter, den Mord begangen zu haben und wird zum Tod durch Erhängen verurteilt. Der König, der auf Bitten des Erzbischofs zur Verhandlung kommt, überprüft den Schuldspruch anhand eines Gottesurteils, dessen Ausgang auch gegen Esmeralda spricht.
Als Esmeralda hingerichtet werden soll, wird sie von Quasimodo gerettet und er bringt sie in der Kathedrale in Sicherheit. Der Adel, der Esmeralda hängen sehen will, möchte den König daraufhin zwingen, das Asylrecht von Notre Dame aufzuheben. Die Bevölkerung von Paris ist über dieses Vorhaben des Adels und den möglichen Verlust des Asylrechts in Aufruhr.
Gringoire verfasst ein Pamphlet, einen Aufruf an den König und die Bevölkerung, Esmeralda frei zu lassen und das Asylrecht aufrecht zu erhalten. Bettlerführer Clopin dagegen stellt eine Armee aus Bettlern und Handwerkern auf, um Esmeralda gewaltsam aus der Kirche zu befreien und sie unter den Schutz der Bettlergilde zu stellen. Gringoire bittet Clopin auf die Wirkung seines Schreibens zu warten, doch der Bettlerkönig wartet nicht ab und marschiert mit seinen Leuten zur Kathedrale.
Zur gleichen Zeit gesteht Richter Frollo, mehr oder minder freiwillig, dem König den Mord an Phoebus und verschwindet daraufhin. Erst nachdem der König diese Information verarbeitet hat, schickt er einen Soldaten, um Frollo in Arrest nehmen zu lassen.
Als die Bevölkerung gewaltsam in Notre Dame eindringen will, verkennt Quasimodo die Lage. Er denkt, die Menschen seien gekommen, um Esmeralda zu töten, weswegen er beginnt, sie mit Steinen, Holzbalken und heißem Blei zu bekämpfen. Dabei kommen viele um, der Rest flüchtet und Quasimodo wähnt den Kampf als gewonnen, als er das Hilfeläuten Esmeraldas hört, die von Frollo verfolgt wird, der während des Aufruhrs
unbemerkt in die Kathedrale eindringen konnte. Es kommt zum Kampf zwischen dem Glöckner und Frollo, den Quasimodo gewinnt, indem er Frollo vom Glockenturm wirft. Der Film endet mit der Begnadigung Esmeraldas durch den König. Ebenfalls dürfen die Zigeuner, durch einen Beschluss des Königs, frei in Frankreich leben. So können Esmeralda und Gringoire, den sie offenbar lieb gewonnen hat, optimistisch in die Zukunft blicken, während Quasimodo weiterhin auf seinem Glockenturm leben wird.
3. Die historische Bedeutung des Buchdrucks
Nicht nur im Film wird dem Buchdruck eine große Bedeutung beigemessen, wie man beispielsweise an dem gedruckten Pamphlet sehen kann, mit dem eine friedliche Lösung des Konflikts möglich gewesen wäre. Auch in der Menschheitsgeschichte hat er einen großen Stellenwert, wie in diesem Kapitel gezeigt werden soll.
Das bis heute älteste bekannte gedruckte Buch ist das koreanische Jikji, ein Buch in chinesischer Schriftsprache, das buddhistische Themen behandelt. Es wurde von der UNESCO auf Juli 1377 datiert.3 Doch wahrscheinlich war der Buchdruck schon um 1040 im asiatischen Raum bekannt. Johannes Gutenbergs Erfindung des Buchdrucks bezieht sich demnach nicht auf den Druck an sich, sondern auf das Druckverfahren mit beweglichen metallenen Lettern, im Gegensatz zu den zuvor verwendeten, im Holzschnitt hergestellten, Drucktafeln. Der Buchdruck wurde damit vereinfacht und Bücher wurden erschwinglicher.
Die europäische und asiatische Tradition des Buchdrucks entwickelte sich unabhängig von und analog zueinander. Das asiatische Verfahren ist zwar älter, das Gutenbergs dafür umso erfolgreicher.
Im 15. Jahrhundert breitete sich der Buchdruck sehr schnell aus, was vor allem durch die gut ausgebauten Handelswege möglich war. 1458 wurde die erste Druckerei in Straßburg in Betrieb genommen. Bis 1470 gab es bereits 17 Druckorte, 20 Jahre später 204 und um 1500 beachtliche 252 Druckorte, von denen 62 im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation waren.
In der Frühdruckerzeit wurde eine durchschnittliche Auflage von 150 bis 250 Exemplaren erreicht, wobei überwiegend Ablassbriefe, Donaten, Kalender und Bücher gedruckt wurden. Im 16. Jahrhundert erreichten die Schriften Martin Luthers fast ein Drittel der gesamten Auflage.
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1 Schäfer, Christian: NOTRE-DAME VON PARIS. 1482. In: Kindlers Neues Literatur Lexikon. http://www-fr.redi-bw.de/session/Kindlers_neues_Literaturlexikon-8c5fc611.html (31.07.08)
2 Zum Mehrwert des Films siehe: Stam, Robert: Literature and Film: A Guide to the Theory and Practice of Film Adaption. Malden 2005.
3 Vgl.: http://portal.unesco.org/ci/en/ev.php- URL_ID=3946&URL_DO=DO_TOPIC&URL_SECTION=201.html (28.07.08)
- Quote paper
- Linda Tolle (Author), 2008, Die Darstellung des Mediums Buchdruck und der Kathedrale Notre Dame in William Dieterles "Der Glöckner von Notre Dame", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/121350
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