Um den Begriff des funktionalen Analphabetismus (auch Illetrismus genannt) zu verstehen, muss man sich zunächst die verschiedenen „Formen“ von Analphabetismus anschauen.
Laut des Bundesverbandes Alphabetisierung e. V. wird zunächst zwischen primärem und sekundärem Analphabetismus unterschieden (Der Funktionale Analphabetismus wird dem sekundären Analphabetismus zugeordnet): Die Unterschiede liegen in der Herkunft des Analphabetismus:
Primärer Analphabetismus zeichnet sich dadurch aus, dass die Menschen über keine oder unzureichende Schriftsprachkenntnisse verfügen. Sie kennen keine Buchstaben und verfügen über keine Lese- und Schreibfähigkeiten. Sie haben aus den verschiedensten Gründen (Behinderung, keine Schulpflicht) keine Schule besucht und waren des Alphabets noch nie mächtig.
Von sekundärem Analphabetismus spricht man seit den 70er Jahren, wenn die Fähigkeiten zum schriftlichen Umgang mit Sprache wieder verlernt wurden. Eine der Hauptursachen könnte die zunehmende Ablösung der Schrift- und Printmedien durch das Telefon und die Bildschirmmedien sein.
Von totalem Analphabetismus wird gesprochen, wenn keinerlei (Buchstaben-) Kenntnisse vorhanden sind.
Mit dem Begriff des funktionalen Analphabetismus wird eine historisch-gesellschaftliche Komponente miteinbezogen. Es muss berücksichtigt werden, in welchem Kontext der Gesellschaft und in welchem Maße eine Person Schriftsprachlichkeit beherrscht. Hier muss allerdings angemerkt werden, dass einige Autoren bemängeln, dass die historisch und auch inhaltlich unterschiedlichen Definitionen des Begriffs des „funktionalen Analphabetismus“ kann man sehr deutlich an einem kurzen Überblick verschiedener Begriffserklärungen erkennen:
„A person is illiterate who cannot with understanding both read and write a short simple statement on his every day life“ (UNESCO 1956).
Inhaltsverzeichnis
- Diskussion „funktionaler Analphabetismus“ – historische Entwicklung und Definition
- Der Begriff des funktionalen Analphabetismus trägt der Relation zwischen dem vorhandenen und dem notwendigen beziehungsweise erwartetem Grad von Schriftsprachbeherrschung in seinem historisch gesellschaftlichen Bezug Rechnung.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Ausarbeitung untersucht den Begriff des funktionalen Analphabetismus, seine historische Entwicklung und seine verschiedenen Definitionen. Sie beleuchtet die gesellschaftlichen und individuellen Faktoren, die zum funktionalen Analphabetismus beitragen.
- Definitionen des funktionalen Analphabetismus
- Historische Entwicklung des Verständnisses von funktionalem Analphabetismus
- Gesellschaftliche Auswirkungen von funktionalem Analphabetismus
- Individuelle Faktoren, die zum funktionalen Analphabetismus beitragen
- Der Zusammenhang zwischen Schule und funktionalem Analphabetismus
Zusammenfassung der Kapitel
Diskussion „funktionaler Analphabetismus“ – historische Entwicklung und Definition: Dieses Kapitel analysiert den Begriff des funktionalen Analphabetismus im Kontext verschiedener Definitionen, beginnend mit der Unterscheidung zwischen primärem und sekundärem Analphabetismus. Es werden verschiedene Definitionen des funktionalen Analphabetismus aus unterschiedlichen Zeitperioden vorgestellt und kritisch beleuchtet, wobei die relative Natur des Begriffs und seine Abhängigkeit vom gesellschaftlichen Kontext hervorgehoben werden. Die Ausführungen zeigen, wie sich das Verständnis von funktionalem Analphabetismus über die Zeit verändert hat und wie verschiedene Faktoren wie der technologische Fortschritt und die Veränderungen im Arbeitsmarkt die Definitionen beeinflusst haben. Der Text verdeutlicht die Schwierigkeit, eine eindeutige und zeitunabhängige Definition zu finden, da der erforderliche Grad an Schriftsprachbeherrschung gesellschaftlich bedingt ist.
Der Begriff des funktionalen Analphabetismus trägt der Relation zwischen dem vorhandenen und dem notwendigen beziehungsweise erwartetem Grad von Schriftsprachbeherrschung in seinem historisch gesellschaftlichen Bezug Rechnung: Dieses Kapitel beleuchtet die historische Entwicklung des Begriffs „funktionaler Analphabetismus“ in Deutschland, beginnend mit einer frühen Untersuchung im Deutschen Reichsheer, die den Analphabetismus stark unterschätzte. Es werden verschiedene Phasen in der Wahrnehmung und Behandlung des Problems dargestellt, von der anfänglichen Verharmlosung und Ignoranz bis hin zur späten Anerkennung als gesellschaftliches Problem. Die Kapitel beschreibt den Wandel im Verständnis von Alphabetisierung, von der einfachen Fähigkeit, den eigenen Namen zu schreiben, hin zu einem umfassenderen Verständnis von Lese- und Schreibkompetenzen im Kontext des Arbeitsmarktes und der technologischen Entwicklungen. Der Text analysiert die Ursachen für die späte Anerkennung des Problems und die daraus resultierenden Folgen für Betroffene. Das Kapitel zeigt, dass die Entwicklung des Begriffs und dessen Bedeutung eng mit gesellschaftlichen Veränderungen und politischen Entscheidungen verknüpft ist.
Schlüsselwörter
Funktionaler Analphabetismus, Illetrismus, Alphabetisierung, Schriftsprachkompetenz, Lese- und Schreibfähigkeiten, gesellschaftlicher Kontext, historische Entwicklung, Definitionen, Schule, Arbeitsmarkt, gesellschaftliches Problem.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Funktionaler Analphabetismus - Eine Analyse
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht den Begriff des funktionalen Analphabetismus, seine historische Entwicklung und seine verschiedenen Definitionen. Sie beleuchtet die gesellschaftlichen und individuellen Faktoren, die zum funktionalen Analphabetismus beitragen, und analysiert den Zusammenhang zwischen Schule und funktionalem Analphabetismus.
Welche Themen werden im Einzelnen behandelt?
Die Arbeit umfasst folgende Schwerpunkte: Definitionen des funktionalen Analphabetismus, die historische Entwicklung des Verständnisses von funktionalem Analphabetismus, die gesellschaftlichen Auswirkungen von funktionalem Analphabetismus, individuelle Faktoren, die zum funktionalen Analphabetismus beitragen, und der Zusammenhang zwischen Schule und funktionalem Analphabetismus.
Wie wird der Begriff „funktionaler Analphabetismus“ definiert und historisch eingeordnet?
Die Arbeit analysiert den Begriff im Kontext verschiedener Definitionen, beginnend mit der Unterscheidung zwischen primärem und sekundärem Analphabetismus. Verschiedene Definitionen aus unterschiedlichen Zeitperioden werden vorgestellt und kritisch beleuchtet. Die relative Natur des Begriffs und seine Abhängigkeit vom gesellschaftlichen Kontext werden hervorgehoben. Die Analyse zeigt die Veränderung des Verständnisses über die Zeit und den Einfluss von Faktoren wie technologischem Fortschritt und Veränderungen am Arbeitsmarkt.
Welche Rolle spielt der gesellschaftliche und historische Kontext?
Der Text betont die Abhängigkeit des Begriffs „funktionaler Analphabetismus“ vom gesellschaftlichen Kontext. Die Definition des notwendigen Grades an Schriftsprachbeherrschung ist gesellschaftlich bedingt und ändert sich im Laufe der Zeit. Die historische Entwicklung des Begriffs in Deutschland wird detailliert untersucht, beginnend mit frühen, stark unterschätzenden Untersuchungen bis hin zur späten Anerkennung als gesellschaftliches Problem. Der Wandel im Verständnis von Alphabetisierung und die Verknüpfung mit gesellschaftlichen Veränderungen und politischen Entscheidungen werden analysiert.
Welche Kapitel enthält die Arbeit und worum geht es darin?
Die Arbeit beinhaltet Kapitel zur Diskussion des funktionalen Analphabetismus mit historischer Entwicklung und Definition, sowie ein Kapitel, das die Relation zwischen vorhandenem und notwendigem Grad an Schriftsprachbeherrschung im historisch-gesellschaftlichen Bezug beleuchtet. Diese Kapitel analysieren den Begriff, seine Entwicklung und die damit verbundenen gesellschaftlichen und individuellen Faktoren.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren den Inhalt?
Schlüsselwörter sind: Funktionaler Analphabetismus, Illetrismus, Alphabetisierung, Schriftsprachkompetenz, Lese- und Schreibfähigkeiten, gesellschaftlicher Kontext, historische Entwicklung, Definitionen, Schule, Arbeitsmarkt, gesellschaftliches Problem.
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- Katharina Keil (Author), 2008, Funktionaler Analphabetismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/121266