Ursprung und Gottesverständnis der Glaubensgemeinschaft "Quäker"


Trabajo de Seminario, 2003

19 Páginas, Calificación: 2,0


Extracto


Gliederung

1. Definition und Bedeutung des Namens „Quäker“

2. Ursprung der Quäker
2.1 . Mittelalterliche Mystik
2.2. Der linke Flügel der Reformation
2.3. Das geschichtliche Umfeld in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts
2.4. George Fox (1624-1691)
2.4.1. Suche nach der lebendigen Religion
2.4.2. Begründen der Gemeinschaft

3. Maßgebliche Personen im Quäkertum
3.1. William Penn
3.2. Robert Barcley
3.3. Elisabeth Fry

4. Das Selbstbild der Quäker
4.1. Das Gottesverständnis
4.2. Heilige Schrift und „Inneres Licht“
4.3. Religion und Dogma

5. Die Lebensführung der Quäker
5.1. Pazifismus
5.2. Sozialpolitisches Engagement

6. Gottesdienstformen

7. Die Organisation der Quäker

8. Zusammenarbeit im ökumenischen Sinne

Literaturverzeichnis

1. Definition und Bedeutung des Namens „Quäker“

Der Name Quäker stammt aus dem englischen to quake: beben, zittern, spöttisch gemeint „die sich Schüttelnden". Die Anhänger dieser Religionsgemeinschaft, die sich anfangs selbst noch „ Kinder des Lichtes“, oder „ Freunde der Wahrheit“ nannten, verfielen in ihren Andachten teilweise in eine Art Ekstase, in der sie unter Beben und Zittern ihre Visionen kundtaten. Daher wurden sie als „quaker“ verspottet. Zu diesem Namen trugen hauptsächlich ihre Gegner bei.[1] [2]

2. Ursprung der Quäker

Die Quäker sind eine christliche, protestantische Religionsgemeinschaft, die um 1650 als Bewegung unter der Bezeichnung "Society of Friends", "Gesellschaft der Freunde" (gemeint sind Freunde Jesu) im Nordwesten von England in einer Zeit des sozialen, politischen und religiösen Wandels entstand (die feudalistische Gesellschaft wich einer turbulenten parlamentarischen Demokratie).

Erst 1689 im Toleranzedikt wurden die Quäker als Religionsgemeinschaft anerkannt.[3]

2.1. Mittelalterliche Mystik

Die mittelalterliche Mystik trug neben dem sogenannten Linken Flügel der Reformation wesentlich zur Idee des Quäkertums bei. Um die Bedeutung der Mystik für die Quäker verstehen zu können, ist es notwendig, die Mystik nicht als etwas Seltsames, Abseitiges oder als ungezügelte Schwärmerei zu sehen, sondern anzuerkennen, dass sie ein wesentlicher Bestandteil der Religion ist, nicht nur bei der christlichen, sondern in allen Religionen.

Mystik hat demnach nichts zu tun mit Parapsychologie oder Spiritismus. Mystik kann verstanden werden als Wirkung des Heiligen Geistes im Innern des Menschen (vgl. Karl Rahner). Es ist jedem Menschen möglich, diese Erfahrung zu machen, aber sie wird auch leicht übersehen oder verdrängt. Die deutsche Mystik war z. B. im Mittelalter des 12. Jahrhunderts eine Gegenbewegung zur erstarrten Scholastik der Zeit. Sie versuchte, die Sehnsucht des Menschen nach einer Vereinigung mit Gott durch die erfahrene Gotteserkenntnis zu stillen.

Im Neuplatonismus des 14. Jahrhunderts ging man von einer Präexistenz aller Wesenheiten im göttlichen Intellekt aus. Darin bestand das ideale Sein aller Wesen. Konkret gesehen hatte man die Vorstellung, dass z. B. eine menschliche Seele, die auf der Erde geboren wird, mit dem göttlichem Urbild verbunden bleibt. Diese Seele konnte Gott erreichen, wenn sie sich nach innen wandte. Infolge dessen war eine Vereinigung mit Gott möglich, weil der Mensch Göttliches in sich birgt und sich nach diesem Vorbild zurücksehnt. Eine besondere Schwierigkeit bestand jedoch für die Mystiker darin, dass man das, was man am tiefsten fühlt, am wenigsten ausdrücken kann. Die Erlebnisse können oft nicht mitgeteilt werden, da sie an einem Ort entstehen, wo Sprache versiegt.

Personen, die den mystischen Hintergrund für die Quäker bilden, sind z. B. :

Dionysius Areopagita (um 500)

Meister Eckhart (1260-1327/29)

Johannes van Rusbroec (1293-1381)

Caspar Schwenkfeld (1489-1561)

Hans Denck (1495-1527)

Sebastian Frank (1500-1542)

Jakob Böhme (1575-1624)

Die Idee des Meisters Eckhart kreist stets um Begriffe wie: Gott, Seele und deren Einheit, alles geht von der Einheit aus und kehrt zu der Einheit zurück. Eckhart unterscheidet zwischen Gott und Gottheit. Gottheit bedeutet für ihn absolutes Sein, das göttliche Wesen an sich, losgelöst von jeder Beziehung. Gott bedeutet das absolute Geheimnis der Wirklichkeit, das im Gegensatz zur Gottheit wirken kann.

Gottheit wird zu Gott, sobald sie eine Beziehung eingeht. Eckhart spricht von einer Vereinigung der Seele mit Gott durch die Geburt Gottes in der menschlichen Seele.

„Hinter diesem Gedanken steht die Vorstellung, dass Gott seinen ihm gleichen Sohn nicht im himmlischen Reich behält, sondern in der menschlichen Seele aus seinem Wesen nochmals ihm selbst gleich gebiert. Auf diese Weise steht die Seele in einer Verbindung mit Gott, die durch die ‚Gottesgeburt im Menschen’ dasselbe Verwandtschaftsverhältnis zu Gott aufweist, wie der Sohn.“[4]

2.2. Der linke Flügel der Reformation (Täufer oder Wiedertäufer)

Zu Beginn (1525-1529) bezeichnete der linke Flügel der Reformation eine Gruppierung von Menschen, die statt der Kindestaufe die Erwachsenentaufe praktizierten (Wiedertäufer). Wiedertäufer nahmen in Glaubenssachen und Kirchenverfassung eine Mittelstellung zwischen katholischer und protestantischer Kirche ein.

Die Grundidee der Wiedertäufer war die Rückführung der Kirche und des Glaubens auf die originalen Verhältnisse der Apostelzeit.

„Das Täuferreich zu Münster (1534-1535) bildete den katastrophalen Höhepunkt der von Melchior Hoffmann entfachten Bewegung. Die Anführer (Matthys, van Leiden, Rothmann) wollten nicht nur ‚die Stadt Gottes’ gründen, sondern - nach Ausrottung aller Gottlosen - das Reich Gottes herbeiführen. Das rief Kaiser und Reich auf den Plan.“[5] Die Schreckensherrschaft der Wiedertäufer wurde blutig beendet.

„Was die Täufer lehrten, lässt sich bei der Verschiedenheit von Herkunft und Zielsetzung nicht einheitlich beschreiben. Im Rückblick scheint mit der Einführung der Glaubenstaufe die Trennung von Staat und Kirche, die Auflösung der Corpus-Christianum-Idee und das Konzept einer Freikirche impliziert zu sein. Die Täufer strebten faktisch eine Veränderung der ganzen Gesellschaft an und beschieden sich mit der Rolle einer weltabgewandten, pazifistischen Minderheitskirche erst gezwungenermaßen.“[6]

2.3. Das geschichtliche Umfeld in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts

Soziale, religiöse und politische Entwicklungen trieben England im 17. Jahrhundert in einen Bürgerkrieg. Unter Karl I. hatte sich der Konflikt zugespitzt. Es ging um die Frage nach der Oberherrschaft des englischen Staates, einschließlich Schottlands und Irlands, die Frage nach Vollmacht von Parlament und König, verbunden mit der kirchlichen Verfassung der anglikanischen Bischofskirche.

Ausgelöst wurde dieser Konflikt durch den Versuch des Königs, Schottland den anglikanischen Glauben aufzuzwingen. Die Schotten reagierten mit einem Aufstand und verteidigten ihre presbyterianische Kirche gegen die Anglikanische. Dem englischen König ging es hierbei um die Macht, den Schotten um die Verteidigung ihres Glaubens. Ein ähnlicher Grundkonflikt stürzte das kontinentale Europa in einen 30-jährigen Krieg.

Der englische Staatsmann Oliver Cromwell, der puritanisch erzogen worden war, übernahm die Führung in England, in Form einer Republik. Er hatte als radikaler Puritaner mit den Widerständen des Adels, des gemäßigten Bürgertums und der anglikanischen Staatskirche zu kämpfen. Nach seinem Tode wurde die Monarchie mit König Karl II. wieder eingeführt.[7]

2.4. George Fox (1624-1691)

George Fox wurde 1624 als Sohn eines Seidenwebers in London geboren und lernte den Beruf des Schuhmachers. Im Alter von 19 Jahren nahm er von Eltern und Beruf Abschied, um sich in Einsamkeit, Meditation und vielen Gesprächen mit den Theologen der damaligen Kirchen und Sondergemeinschaften seine Fragen nach der „lebendigen Religion“ zu klären.

Während seiner Kindheit und Jugend hatte er die Heilige Schrift gelesen und versuchte zu verstehen, welche Bedeutung die Lehren für sein Leben und Handeln haben könnten. Er fand keine zufriedenstellenden Antworten und schrieb damals in sein Tagebuch:

„Als all meine Hoffnungen auf sie (Heilige Schrift/Kirchen) dahin waren, und ich nichts Sichtbares mehr hatte, das mir helfen könnte, noch etwas zu sagen oder zu tun, da hörte ich eine Stimme, welche sagte: Es gibt einen, nämlich Christum Jesum, der zu deiner Gemütsverfassung spricht.“[8]

Durch dieses Erlebnis wurde ihm die Gewissheit zuteil, dass Jesus Christus für jeden Menschen erlebbar werden kann durch das jedem innewohnende Licht. Dieses Licht sei die Stimme Gottes zur Wahrheit, Wiedergeburt und Heil.[9]

George Fox erkannte, dass der Mensch als Erleuchteter weder Kirche noch Priester noch heilige Handlungen oder Dogmen braucht und alle Menschen kraft des ihnen innewohnenden Lichtes gleich sein müssten. Es stehe jedem zur Wahl, dieses Licht zu erkennen und wirken zu lassen zur Gestaltung seines äußeren Lebens.

1647 begann George Fox zu predigen, und die Bewegung ergriff eine Schar von tief religiösen Menschen, Männern und Frauen, die ernste "Sucher" (Seekers) waren. Schon 1660 hatte die Bewegung annähernd 40.000 Anhänger. Die ersten Freunde nannten sich "Verkünder der Wahrheit" oder "Kinder des Lichts".

Fox fand unter anderen Suchern Gleichgesinnte. Sie nannten sich „children of light“ und zogen predigend durchs Land. Die „children of light“ zeichneten sich dadurch aus, dass sie vor niemandem den Hut abnahmen, Eid und Kirchensteuer verweigerten, asketisch in der Lebensführung waren, ausgeprägte Nächstenliebe lebten und Gewalt ablehnten.[10]

Wegen der Ablehnung von Staatskirche, Eid und Kirchensteuer wurden sie in allen Ländern gesetzlich unterdrückt und verfolgt. Diese Grundhaltung führte zur erbitterten Verfolgung durch den Staat, manchmal bis zum Tod. Tausende von Quäkern kamen ins Gefängnis oder verloren ihr Eigentum durch Beschlagnahmung. Die Bedingungen in den Staaten waren seinerzeit die Annehmbarsten, sodass die Quäker sich dort zu Gemeinden niederließen und aus den anderen europäischen Ländern zuwanderten.[11]

[...]


[1] Middeke, Ulrich, Lehre und Praxis der Quäker. Ausgewählte Fragen in ökumenischer Absicht, Altenberge 1989, S. 4

[2] Punshon, John (Übs.: D. Voorgang), Quäker, in: Evangelisches Kirchenlexikon – Internationale theologische Enzyklopädie, Fahlbusch, Erwin, u.a., Göttingen 1992, Band III, S. 1409

[3] Reller, Horst, Religiöse Gesellschaft der Freunde(RGdF)/Quäker – 1992, Handbuch Religiöse Gemeinschaften, Reller, Horst u.a., Gütersloh 1978,S.176

[4] Middeke, Ulrich, Lehre und Praxis der Quäker. Ausgewählte Fragen in ökumenischer Absicht, Altenberge 1989, S. 8,9,12,17

[5] Fast, Heinold, Täufer, in: Evangelisches Kirchenlexikon, Fahlbusch, Erwin, u.a., Göttingen 1992, Band IV, S. 684

[6] Ebd. S 682, 685

[7] www.robert-morten.de

[8] Zitiert aus dem Tagebuch nach Duncan Wood, Die Leute – die man Quäker nennt, Bad Pyrmont 1983, S. 3

[9] Geldbach, Erich, Freikirchen – Erbe, Gestalt und Wirkung, Göttingen 1989, S. 225f

[10] Fahlbusch, Erwin, Kirchenkunde der Gegenwart, Stuttgart 1979, S. 183

[11] Scherer, Grete, Quäker, in: Ökumene-Lexikon, Kirchen – Religionen – Bewegungen, Krüger, Hanfried, u.a., Frankfurt am Main 1987, S. 1009

Final del extracto de 19 páginas

Detalles

Título
Ursprung und Gottesverständnis der Glaubensgemeinschaft "Quäker"
Universidad
University of Vechta  (Institut für Katholische Theologie)
Curso
Fundamentaltheologisches Seminar, Die eine Kirche und die vielen Kirchen.
Calificación
2,0
Autor
Año
2003
Páginas
19
No. de catálogo
V121137
ISBN (Ebook)
9783640251452
Tamaño de fichero
527 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Quäker, Fundamentaltheologisches, Seminar, Kirche, Kirchen
Citar trabajo
Stephan Hagemann (Autor), 2003, Ursprung und Gottesverständnis der Glaubensgemeinschaft "Quäker", Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/121137

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