Diese Hausarbeit will untersuchen, in welchem Kontext die wichtigsten Deutungsmuster der Theodizeediskussion zu Kleists Positionen stehen und mit welchen Mitteln er diese Argumentationsmuster in seinen Erzähltext „Das Erdbeben in Chili“ eingearbeitet hat.
Im ersten Teil werden die wichtigen Vertreter der Theodizeediskussion Leibnitz, Voltaire, Rousseau und Kant mit ihren expliziten Deutungsversuchen vorgestellt.
Im zweiten Teil soll, in einer Art Spurensuche, untersucht werden, wie und welche der verschiedenen Theodizeeentwürfe Kleist in seine Erzählung eingearbeitet hat und ob sich das „Erdbeben in Chili“ als Kleists Abrechnung mit der Theodizee bezeichnen lässt.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung
- 2. Das Erdbeben von Lissabon und die „beste aller möglichen Welten“ - zur Chronologie der Theodizeediskussion im 18. Jahrhundert
- 2.1 Leibniz, Wolf und Pope
- 2.2 Das Erdbeben von Lissabon 1755 und die anschließende Theodizeediskussion durch Voltaire, Rousseau und Kant
- 3. Heinrich von Kleist „Das Erdbeben in Chili“ als später Beitrag zur Theodizeediskussion im 18. Jahrhundert
- 3.1 Lissabon oder Santiago?
- 3.2 Handlungsverlauf und Personenkonstellation im Kontext der von Kleist verwendeten Theodizeeentwürfe
- 3.2.1 Jeronimo, Josephe und die „prästabilierte Harmonie“
- 3.2.2 Die Rousseaussche Idylle
- 3.2.3 Das Autodafe
- 3.3 „Das Erdbeben in Chili“ als Abrechnung mit der Theodizee?
- 4. Abschließende Bemerkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht Heinrich von Kleists Erzählung „Das Erdbeben in Chili“ im Kontext der Theodizeediskussion des 18. Jahrhunderts. Ziel ist es, die Beziehung zwischen den wichtigsten Deutungsmustern der Theodizee und Kleists Positionen aufzuzeigen und die literarischen Mittel zu analysieren, mit denen er diese in seinen Erzähltext eingearbeitet hat.
- Die Theodizeediskussion des 18. Jahrhunderts und ihre wichtigsten Vertreter (Leibniz, Voltaire, Rousseau, Kant).
- Die Einarbeitung verschiedener Theodizeeentwürfe in Kleists Erzählung „Das Erdbeben in Chili“.
- Die Frage, ob „Das Erdbeben in Chili“ als Abrechnung Kleists mit der Theodizee interpretiert werden kann.
- Analyse des Handlungsverlaufs und der Personenkonstellation in Kleists Erzählung.
- Kleists Konzept der Unerkennbarkeit einer objektiven Weltordnung.
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einführung: Die Einleitung führt in die Thematik der Hausarbeit ein und beschreibt Kleists Entwicklung bis hin zur Entstehung von „Das Erdbeben in Chili“ im Jahr 1806. Sie stellt die zentrale Forschungsfrage nach dem Kontext der Theodizeediskussion zu Kleists Positionen und den von ihm verwendeten literarischen Mitteln dar. Die Arbeit gliedert sich in zwei Hauptteile: einen Überblick über die Theodizeediskussion des 18. Jahrhunderts und eine Analyse von Kleists Erzählung im Lichte dieser Diskussion.
2. Das Erdbeben von Lissabon und die „beste aller möglichen Welten“: Dieses Kapitel beleuchtet die historische Entwicklung der Theodizeediskussion, beginnend mit dem antiken Dilemma der Rechtfertigung Gottes angesichts des Bösen in der Welt. Es beschreibt die Verschiebung des Fokus vom sündigen Menschen (Mittelalter) hin zur menschlichen Vernunft (Aufklärung) und stellt verschiedene philosophische Modelle vor, die Gott und Vernunft in Einklang bringen wollten. Besonderer Fokus liegt auf Leibniz' Monadenlehre und der Vorstellung der „besten aller möglichen Welten“, die durch Wolf und Pope weiter verbreitet wurden. Das Erdbeben von Lissabon 1755 wird als zentraler Anstoß für die erneute Auseinandersetzung mit der Theodizeefrage genannt.
3. Heinrich von Kleist „Das Erdbeben in Chili“ als später Beitrag zur Theodizeediskussion im 18. Jahrhundert: Dieses Kapitel analysiert Kleists „Das Erdbeben in Chili“ als späten Beitrag zur Theodizeediskussion. Es untersucht, wie Kleist die verschiedenen Theodizeeentwürfe in seine Erzählung integriert und ob diese als Abrechnung mit der Theodizee interpretiert werden kann. Der Fokus liegt auf der Analyse des Handlungsverlaufs, der Personenkonstellation (Jeronimo, Josephe) und der Darstellung der „prästabilierten Harmonie“, der Rousseauschen Idylle und des Autodafé. Es wird untersucht, inwieweit Kleists Erzählung alternative Perspektiven auf die Frage nach dem Bösen in der Welt eröffnet.
Schlüsselwörter
Theodizee, Heinrich von Kleist, Das Erdbeben in Chili, Leibniz, Voltaire, Rousseau, Kant, prästabilierte Harmonie, beste aller möglichen Welten, Aufklärung, Weltordnung, Zufall, Güte Gottes, Übel in der Welt, literarische Analyse.
Häufig gestellte Fragen zu „Das Erdbeben in Chili“ im Kontext der Theodizeediskussion
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Hausarbeit untersucht Heinrich von Kleists Erzählung „Das Erdbeben in Chili“ vor dem Hintergrund der Theodizeediskussion des 18. Jahrhunderts. Das Hauptziel ist es, den Zusammenhang zwischen den zentralen Deutungsmustern der Theodizee und Kleists Positionen aufzuzeigen und die literarischen Mittel zu analysieren, die er hierfür in seiner Erzählung verwendet.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Theodizeediskussion des 18. Jahrhunderts und ihre wichtigsten Vertreter (Leibniz, Voltaire, Rousseau, Kant), die Einarbeitung verschiedener Theodizeeentwürfe in Kleists Erzählung, die Frage nach einer möglichen Abrechnung Kleists mit der Theodizee in „Das Erdbeben in Chili“, die Analyse des Handlungsverlaufs und der Personenkonstellation in Kleists Erzählung sowie Kleists Konzept der Unerkennbarkeit einer objektiven Weltordnung.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit und worum geht es in ihnen?
Die Arbeit gliedert sich in vier Kapitel: Kapitel 1 (Einführung) liefert einen Überblick über die Thematik und die Forschungsfrage. Kapitel 2 beleuchtet die historische Entwicklung der Theodizeediskussion, insbesondere Leibniz' Monadenlehre und die "beste aller möglichen Welten", sowie die Auswirkungen des Lissabonner Erdbebens von 1755. Kapitel 3 analysiert Kleists „Das Erdbeben in Chili“, untersucht die Integration verschiedener Theodizeeentwürfe in die Erzählung und fokussiert auf Handlungsverlauf, Personenkonstellation (Jeronimo, Josephe) und die Darstellung der „prästabilierten Harmonie“, der Rousseauschen Idylle und des Autodafé. Kapitel 4 bietet abschließende Bemerkungen.
Welche Rolle spielt das Erdbeben von Lissabon?
Das Erdbeben von Lissabon 1755 wird als ein zentraler Auslöser für die erneute intensive Auseinandersetzung mit der Theodizeefrage im 18. Jahrhundert dargestellt. Es wird als Referenzpunkt für die Diskussion um die Vereinbarkeit von Gottes Güte und dem Vorhandensein von Leid und Bösem in der Welt benutzt.
Wie werden die Positionen von Leibniz, Voltaire, Rousseau und Kant berücksichtigt?
Die Arbeit untersucht die philosophischen Positionen von Leibniz (Monadenlehre, "beste aller möglichen Welten"), Voltaire, Rousseau und Kant im Kontext der Theodizeediskussion des 18. Jahrhunderts und analysiert, wie diese Positionen in Kleists Erzählung widergespiegelt oder verarbeitet werden. Sie beleuchtet die verschiedenen Ansätze, Gott und Vernunft in Einklang zu bringen, und wie Kleist diese in seiner Arbeit reflektiert.
Welche Schlüsselbegriffe sind zentral für das Verständnis der Arbeit?
Zentrale Schlüsselbegriffe sind Theodizee, Heinrich von Kleist, „Das Erdbeben in Chili“, Leibniz, Voltaire, Rousseau, Kant, prästabilierte Harmonie, beste aller möglichen Welten, Aufklärung, Weltordnung, Zufall, Güte Gottes, Übel in der Welt und literarische Analyse.
Wie kann „Das Erdbeben in Chili“ im Kontext der Theodizee interpretiert werden?
Die Arbeit untersucht die Frage, ob Kleists Erzählung als eine Abrechnung mit den traditionellen Theodizee-Konzepten interpretiert werden kann. Sie analysiert, inwieweit Kleist alternative Perspektiven auf das Problem des Bösen in der Welt eröffnet und welche literarischen Mittel er hierfür einsetzt.
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- M.A. Martin Lacher (Author), 2007, Über Heinrich von Kleists "Das Erdbeben in Chili" und die zeitgenössische Theodizeediskussion, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/121123