Diese wissenschaftliche Hausarbeit beschäftigt sich mit dem Drama „Gespenster“ von Henrik Ibsen. Da man dieses Stück dem Naturalismus zuordnen kann, wurden sowohl die Form als auch den Inhalt unter diesem Aspekt untersucht.
Zu Beginn wurden einige Informationen zum Autor und zum Drama zusammengestellt, um dann mit einer Formanalyse fortzufahren. Diese unterteilt sich in 4 Bereiche: dem Handlungstyp, der Handlungsgliederung, der Handlungsform und der Mittel der dramatischen Sukzession. Hierbei werden die Merkmale eines naturalistischen Dramas erläutert und diese werden mit Textstellen aus Ibsens Werk belegt.
Der folgende Teil wendet sich den inhaltlichen Aspekten des Naturalismus zu, die in „Gespenster“ verarbeitet worden sind, wie beispielsweise der Gegensatz zum Idealismus oder die traditionelle Rollenverteilung. Dabei wird das Drama in die Naturalismusdebatte eingeordnet.
[...]
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Hintergrundinformationen
2.1. Zum Autor
2.2. Zum Drama
3. Formanalyse
3.1. Handlungstyp
3.2. Handlungsgliederung
3.3. Handlungsform
3.4. Mittel der dramatischen Sukzession
3.4.1. Chronologie
3.4.2. Rückgriff
3.4.3. Vorgriff
4. Einordnung in den Naturalismus
4.1. bezüglich der Form
4.2. bezüglich des Inhalts
5. Schluss
6. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
In dieser wissenschaftlichen Hausarbeit habe ich mit dem Drama „Gespenster“ von Henrik Ibsen beschäftigt. Da man dieses Stück dem Naturalismus zuordnen kann, habe ich sowohl die Form als auch den Inhalt unter diesem Aspekt untersucht.
Zu Beginn habe ich einige Informationen zum Autor und zum Drama zusammengestellt, um dann mit einer Formanalyse fortzufahren. Diese unterteilt sich in 4 Bereiche: dem Handlungstyp, der Handlungsgliederung, der Handlungsform und der Mittel der dramatischen Sukzession. Hierbei erläutere ich die Merkmale eines naturalistischen Dramas und belege diese mit Textstellen aus Ibsens Werk.
Im folgenden Teil wende ich mich den inhaltlichen Aspekten des Naturalismus zu, die in „Gespenster“ verarbeitet worden sind, wie beispielsweise der Gegensatz zum Idealismus oder die traditionelle Rollenverteilung. Dabei werde ich das Drama in die Naturalismusdebatte einordnen.
2. Hintergrundinformationen
2.1. Zum Autor
Henrik Ibsen wurde am 20.03.1828 in Skien, Norwegen, als Sohn eines reichen Kaufmanns geboren. Nachdem sein Vater bankrott ging, wurde dieser aus der Gesellschaft ausgeschlossen und H. Ibsen verarbeitete dieses Trauma in seinen späteren Dramen.[1]
Um Geld zu verdienen, wollte er Apotheker werden und schrieb aber 1848 sein erstes Schauspiel mit dem Titel „Catilina“ und verschiedene revolutionäre Gedichte. 1850 studierte H. Ibsen Medizin in Oslo und engagierte sich politisch sehr stark.
Schließlich wurde er 1851 künstlerische Leiter des neuen Theaters in Bergen, wo er durch seine Stücke praktische Erfahrungen sammeln konnte. 1852 begann er seine ersten Studienreisen durch Dresden. Danach hielt er den Direktorposten des „Norske Teatret“ in Oslo von 1857-1862, welches durch seinen wirtschaftlichen Zusammenbruch auch H. Ibsen und seine Ehe mit Susannah Thoresen (1858) schwer belastete. Im Jahre 1864 brach er zu weiteren Studienreisen durch Dresden, Rom und München auf und blieb bis 1891 im Ausland, auch da er sich durch seine sehr gesellschaftskritischen Stücke zahlreicher Anfeindungen entgegensah. Nachdem er sich in Norwegen eher auf Ethik als Ästhetik konzentrierte, begann er in Deutschland seine Periode der Gesellschaftsdramen, in denen er die analytische Enthüllungstechnik anwendete, um die Gesellschaft psychologisch zu beschreiben.
H. Ibsen kehrte 1891 nach Norwegen zurück, wo er noch 8 Jahre schriftstellerisch tätig war und schließlich am 23.06.1906 in Oslo starb. Er galt als der größte „moderne“ Romandichter.
2.2. Zum Drama
Das Drama erschien 1881 unter dem norwegischen Originaltitel „Gengangere“ und dem Untertitel „Familiendrama“. Dabei ging es nicht mehr um einen Standeskonflikt, sondern um eine vulgäre Krankheit von Osvald, dem Sohn Frau Alvings, nämlich Syphilis. Dieses Thema schockierte die Leser, weshalb die Aufführung in Kopenhagen verboten wurde und es erst 1882 in Chicago uraufgeführt werden konnte. Außerdem spielt der Wandel des Familienmodells eine starke Rolle, zum einen durch die direkte Kritik am traditionellen Bild der Ehe, eingebettet in die Figur der Frau Alving, zum anderen auch durch Osvalds Darstellung der freien Lebensgemeinschaften in Frankreich. Was im Drama nicht angesprochen wird, ist dass eine Scheidung für Frau Alving zwar rechtlich bereits möglich gewesen wäre, jedoch der folgende Skandal unerträglich geworden wäre, weshalb sie letztendlich – wie viele andere Frauen – in ihrer Ehe gefangen war und sie tapfer ertragen musste.
Der Beginn ihrer Vernunftehe, auch Konvenienz genannt, lag jedoch 29 Jahre vor Beginn des Stückes, welches mit einer Unterhaltung der Hausangestellten Regine im Haus der Alvings mit ihrem Vater beginnt. Der Vater möchte neu anfangen und bittet seine Tochter, ihn zu unterstützen, die jedoch deutlich ablehnt und lieber im Haus angestellt bleiben will.
Der Sohn von Frau Alving ist gerade nach Hause zurückgekehrt, nachdem er lange Jahre als Künstler umhergereist ist. Am nächsten Tag soll dann das neu erbaute Kinderasyl eingeweiht werden, welches von Frau Alving als Andenken an ihren verstorbenen Mann finanziert wurde, wobei sie viel Unterstützung von Pastor Manders erhielt. In einem gemeinsamen Gespräch wird der große Konflikt in ihrer Ehe deutlich, ausgelöst durch den Alkoholismus ihres Mannes und dessen Affären. Sie erinnert den Pastor an eine Begebenheit ein Jahr nach Beginn ihrer Ehe mit Alving, als sie aus der Ehe ausbrechen wollte und ihren Gefühlen für den Pastor nachgeben wollte. Dieser hatte sie jedoch zurückgeschickt, wobei unklar bleibt, ob sie eine kurze Affäre hatten, aus der möglicherweise sogar der Sohn Osvald hervorging, oder nicht. Außerdem berichtet Frau Alving dem Pastor, dass Regine eigentlich die Tochter ihres Mannes ist, da dieser eine Affäre mit der damaligen Hausangestellten hatte. Diese sei nach Bekannt werden mit einer größeren Geldsumme entschädigt worden und heiratete den Tischler Engstrand, der sie dadurch vor einem gesellschaftlichen Skandal bewahrte. Der erste Akt endet mit einem deutlichen Hinweis darauf, dass Osvald nun in die Fußstapfen seines Vaters tritt und seinerseits eine Affäre mit Regine beginnt, ohne von der vermeintlichen Verwandtschaft zu ahnen.
Im zweiten Akt deutet Osvald gegenüber seiner Mutter an, dass er an einer schlimmen Krankheit leide, die in einem Bezug zum Vater steht, außerdem klären sie ein wenig das komplizierte Verhältnis zwischen sich. Dieses liegt darin begründet, dass Frau Alving, als sie die Fehltritte ihres Mannes hatte decken wollen, ihren Sohn in ein Internat geschickt hatte und sie sich lange Jahre kaum gesehen hatten. Der Pastor wiederum stellt Engstrand zur Rede, der ihm die wahren Hintergründe zu seiner Frau und seiner Tochter verschwiegen hatte. Allerdings kann er sich in einem guten Licht darstellen und mit dem Pastor versöhnen. Der zweite Akt endet dann mit einem Höhepunkt, als der Pastor und Engstrand vom gemeinsamen Gebet zurückkehren und das Kinderasyl in Flammen steht, wobei dabei im Raum stehen bleibt, ob der Pastor mit Absicht den Brand gelegt hatte.
Zu Beginn des dritten Aktes scheint Frau Alving mit diesem Unternehmen und den jahrelangen Vertuschungen endgültig abzuschließen. Der Pastor und Engstrand reisen gemeinsam ab, um ein Asyl für Seefahrer zu errichten. Danach sprechen Osvald und Regine offen über ihr Verhältnis zu Frau Alving, die sie aber über ihre Verwandtschaft aufklärt. Daraufhin reist auch Regine ab, da sie sich nun als etwas Besseres fühlt. Schließlich erklärt Osvald seiner Mutter die Auswirkungen seiner Krankheit, dass er bereits einen Anfall hatte und weitere folgen werden, die ihn irgendwann absolut pflegebedürftig machen werden. Er bittet seine Mutter in diesem Fall Sterbehilfe zu leisten, weil er sich ein solches Leben nicht vorstellen kann. Noch bevor Frau Alving ein richtiges Versprechen abgeben kann, erleidet Osvald bereits einen weiteren schweren Anfall und das Stück endet im dritten Akt mit Osvalds vermeintlich sinnlosem Gerede über die Sonne und der verzweifelten Mutter, die sich nicht entscheiden kann, ob sie seinem Wunsch nachkommt.
3. Formanalyse
3.1. Handlungstyp
Henrik Ibsens „ Gespenster “ ist vor allem ein analytisches Entdeckungsdrama, da die entscheidenden Konflikte und die Ursachen der aktuellen vor dem Handlungsbeginn liegen und sich der Ablauf somit als „ fortschreitendes Rückschreiten “[2] beschreiben lässt. Es lassen sich drei wesentliche Konflikte benennen, die jedoch miteinander in Ursache und Wirkung verbunden sind:
1. die Ehe der Alvings
2. die Affäre zwischen Helene Alving und Pastor Manders
3. die Ehe der Engstrands
Zur ersteren ist zu sagen, dass Frau Alving sich zu dieser Ehe hat von Verwandten überzeugen lassen, ohne wirkliche Gefühle für den Kammerherrn Alving zu besitzen, denn diese gehörten dem Pastor Manders, zu dem sie sich nach nur einem Ehejahr geflüchtet hatte. Allerdings wird nicht deutlich gesagt, ob es zu einer Affäre gekommen war oder ob der Pastor sie direkt wieder zu ihrem Mann zurückgeschickt hatte. Lediglich Andeutungen wie „ Osvald [der Sohn von Frau Alving] hat eher etwas Priesterliches um den Mund [...] “[3] werden von Frau Alving gemacht.
Nachdem sie in die Ehe zurückgekehrt war, hat sie sich mit den Affären und der Alkoholsucht ihres Mannes abgefunden, schickte den Sohn auf ein Internat und stürzte sich selbst in die Arbeit, wobei sie immer den Schein nach außen wahrte.[4]
Der dritte Konflikt entstand durch das ehemalige Dienstmädchen der Familie Alving, das vom Kammerherrn geschwängert wurde und dann Zuflucht beim Tischler Engstrand suchte, der sie wegen eine finanziellen Abfindung ehelichte. Ihre Tochter Regine kam dann selbst als Dienstmädchen zurück zur Familie Alving, wodurch die aktuellen Konflikte entstanden.[5]
Diese Konflikte sind die Liebschaft zwischen Frau Alvings Sohn Osvald und seiner vermeintlichen Halbschwester Regine, die schwere Krankheit von Osvald und der Streit zwischen Frau Alving und dem Pastor, welche in verschiedenen Höhepunkten enden.
Somit lässt sich insgesamt festhalten, dass Ibsen den Schwerpunkt auf ein analytisches Entdeckungsdrama gelegt hat, allerdings auch einige Elemente des Konfliktdramas eingebaut hat, gerade im 2. und 3. Akt, wenn die vorangegangenen Ereignisse alle beleuchtet wurden, stehen aktuelle Auseinandersetzungen im Vordergrund.
[...]
[1] Vgl.: Gabler, Hedda: Henrik Ibsen und www.gutenberg.spiegel.de
[2] Geiger, Heinz; Haarmann, Hermann: Aspekte des Dramas, S. 104
[3] Ibsen, Henrik: Gespenster, S. 24
[4] Vgl.: A.a.O. [30ff.]
[5] Vgl.: Ibsen, Henrik: Gespenster, S. 35ff.
- Arbeit zitieren
- Kirsten Ludwig (Autor:in), 2008, Henrik Ibsen "Gespenster" - Analyse der Form und des Inhalts unter dem Aspekt des Naturalismus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/121100
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