Rudolf Hilferding (1877-1941) war einer der brillantesten Köpfe der deutschen Sozialdemokratie. Er prägte entscheidend die programmatische Richtung der Partei durch seine theoretischen Schriften, denen als Grundlage sein ökonomisches Modell des Organisierten Kapitalismus diente.
Diese Hausarbeit beschäftigt sich einerseits mit der Person Hilferdings, seiner schriftstellerischen Tätigkeit – anhand der Untersuchung von zwei Quellen – und der Wirkung, die seine Position auf die Richtlinien der Partei ausübte. Die Analyse beider Aufsätze ("Arbeitsgemeinschaft der Klassen?“ von 1915 und „Die Aufgaben der Sozialdemokratie in der Republik“ aus dem Jahre 1927) bildet den Schwerpunkt dieser Arbeit. Die beiden zu untersuchenden Quellen entstanden zu unterschiedlicher Zeit und unter besonderen Voraussetzungen. Durch einführende Informationsblöcke werden die Texte in einen Kontext eingebettet, in dem sie entstanden sind. Anschließend werden beide Texte miteinander verglichen, um den Sinneswandel im Denken des Theoretikers nachvollziehen zu können. Die Kontinuitaeten und der Wandel im Denken von Hilferding hatte einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die programmatische Stoßrichtung der SPD in der Zeit zwischen 1914 und 1927.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
1.1. Zur Person
1.2. Die gespaltene Sozialdemokratie
2. „Arbeitsgemeinschaft der Klassen?“ (1915)
2.1. Opportunistische Tendenzen innerhalb der Partei
2.2. Die Arbeiterschaft und der „Organisierte Kapitalismus“
2.3. Arbeitsgemeinschaft der Klassen? – Unter welchen Umständen?
2.4. Stärkung der Einheitsstaates durch Reformen
2.5. Stellungnahmen der Sozialdemokraten
2.6. Ergebnis: verpasste Chancen
3. Sozialdemokratie auf dem Weg des parlamentarischen Sieges
4. „Die Aufgaben der Sozialdemokratie in der Republik“ (1927)
4.2. Ökonomische Stabilisierung
4.3. Der gegenwärtige Zustand des Kapitalismus – eine Analyse
4.4. Aufgaben des Staates im Organisierten Kapitalismus
4.5. Verhältnis zwischen dem Staat und der Sozialdemokratie
4.6. Brechung des Besitz- und Bildungsprivilegs
4.7. Demokratie als Werk der Arbeiterbewegung
4.8. Kampf um die Republik
4.9. Die Deutschnationalen und die Zentrumspartei
4.10. Konsequenzen für die deutsche Sozialdemokratie
4.10.1 Hilferdings Theorie im Wandel
4.11. Die Koalitionsperspektive
4.12. Stellung der SPD zu der Reichswehr
4.13. Werben um Mitglieder
5. Schlussvergleich
6. Literatur
6.1. Quellen
6.2. Sekundärliteratur
1. Einleitung
Rudolf Hilferding (1877-1941) war einer der brillantesten Köpfe der deutschen Sozialdemokratie. Er prägte entscheidend die programmatische Richtung der Partei durch seine theoretischen Schriften, denen als Grundlage sein ökonomisches Modell des Organisierten Kapitalismus diente. Auf dieses Modell werde ich nur vereinzelt und nur im Textzusammenhang eingehen. Diese Hausarbeit beschäftigt sich einerseits mit der Person Hilferdings, seiner schriftstellerischen Tätigkeit – anhand von zwei Quellen – und der Wirkung, die seine Position auf die Richtlinien der Partei ausübte. Die Analyse beider Aufsätze bildet den Schwerpunkt dieser Arbeit. Die beiden zu untersuchenden Quellen entstanden zu unterschiedlicher Zeit und unter besonderen Voraussetzungen. Durch einführende Informationsblöcke werde ich die Texte in einen Kontext einbetten, in dem sie entstanden sind. Die Zusammenfassung der Textinhalte folgt chronologisch den Sinnabschnitten in Hilferdings Artikeln. Anschließend werden beide Texte miteinander verglichen, um möglichen Sinnes-wandel im Denken des Theoretikers nachvollziehen zu können. Anfangen werde ich jedoch mit der kurzen Einleitung zur Person und Persönlichkeit Hilferdings.
1.1. Zur Person
Rudolf Hilferding wird am 10. August 1877 als Sohn eines jüdischen Kaufmanns in Wien geboren. Nach dem Studium der Medizin ist er bis 1906 als Kinderarzt in Wien tätig. Bereits in dieser Zeit hat er engen Kontakt zu führenden österreichischen So-zialisten, beschäftigt sich intensiv mit Nationalökonomie und ist einer der führenden Vertreter des Austromarxismus. Seit 1904 bis 1923 gibt Hilferding die Zeitschrift „Marx-Studien“ mit heraus. 1906 wechselt er als Dozent für Nationalökonomie an die Parteischule der SPD in Berlin, verlässt aber bereits im folgenden Jahr nach einer Ausweisungsandrohung seitens der preußischen Polizei wieder die Schule und arbei-tet bis 1916 als Redakteur des SPD-Zentralorgans „Vorwärts“. Zu dieser Zeit gilt er als führender Theoretiker der SPD und als deren Finanzexperte.
Im Gegensatz zu dem Linken Flügel der SPD mit Rosa Luxemburg als Wortführerin, die einen revolutionären Weg bevorzugt, und dem Rechten Flügel angeführt von Eduard Bernstein, der eine reformistische Tendenz vertritt, folgt Rudolf Hilferding einem gemäßigten Weg. Er glaubt fest daran, dass Sozialismus mit einer gut organi-sierten, parlamentarischen Taktik erreicht werden kann. Die Hauptaufgabe Hilferdings als Theoretiker der SPD ist es die Politik der Partei mit den marxistischen Ideen in Einklang zu bringen.[1] Durch ein solches Konzept hofft er den auseinanderdriftenden rechten und linken Flügel der Partei zusammenhalten zu können. Die Verbindung von ökonomischer Theorie und politischer Praxis ist für Hilferding von großer Voraussetzung für den Erfolg sozialdemokratischer Bewegung.
Die Zeit zwischen der Übersiedlung Hilferdings nach Berlin, 1906, und dem Ersten Weltkrieg stellt eine wichtige Periode für seine theoretische Weiterentwicklung, als auch für die Sozialdemokratische Partei dar. Das in dieser Zeit entstandene „Finanz-kapital“[2] vereinigt die revolutionären Ziele des Erfurter Programms mit der parlamentarischen Linie und versucht die innerparteilichen Differenzen zu schlichten. Hier sind auch die Anfänge für die Theorie des „Organisierten Kapitalismus“ zu suchen, die von überaus wichtiger Bedeutung für die programmatische Richtung der Partei werden sollten. Nach Heinrich August Winkler meint Hilferding mit diesem Begriff „die Ablösung einer von Einzelunternehmen getragenen und gegen die Staatseingriffe weitgehend abgeschnittenen Wettbewerbswirtschaft durch eine hochgradig konzentrierte, innerlich bürokratisierte und verbandsmäßig organisierte Wirtschaftsordnung, deren Funktionsfähigkeit durch Staatsinterventionen unterschiedlicher Qualität gesichert wird“[3]. Der Begriff selbst taucht zum ersten Male 1915 in dem Artikel „Arbeitsgemeinschaft der Klassen?“ in dem theoretischen Organ österreichischer Sozialisten „Der Kampf“ auf. Dieser Artikel wird weiter unten detailliert besprochen.
Die Rationalisierungstendenzen in dem Bereich der Wirtschaft finden ihre Institutio-nalisierung in Organisationen wie dem „Deutschen Normenausschuß“ (1917), „Ausschuß wirtschaftlicher Fertigung“ (1918) „Reichskuratorium für Wirtschaftlichkeit“ (1921) u. a.[4] Neben solchen Entwicklungen verändern sich auch zunehmend Ideen, Ideologien und kollektive Mentalitäten, die sich in der literarischen und kulturellen Produktionen der Zeit widerspiegeln. „Wissenschaftlichkeit“, „Organisation“, Bewunderung und Glorifizierung der Effizienz finden sich oft als Leitsätze dieser Epoche[5].
In dieser Phase wachsen die SPD und ihr politischer Einfluss rasant. 1912 verdoppelt sie ihre Mitglieder und die Anzahl der verbündeten freien Gewerkschaften steigt um 150%. Bei den Reichstagswahlen von 1912 ist sie mit 34,8% der Stimmen die stärkste Partei im Parlament.[6]
Hilferding glaubt in dieser Zeit fest an den Parlamentarismus und daran, dass die Ziele des sozialistischen Programms mit diesem vereinbar sind. Die Schwierigkeit, die sich für ihn stellt, ist die gespaltene SPD, die dieser Vereinbarkeit kritisch gegenüber steht. Die Idee Hilferdings, den Zusammenhalt der Partei durch die Idee des marxistischen, reformistischen Sozialismus zu sichern, wird von den zunehmenden innerparteilichen Gegensätzen überschattet. Es wird gestritten über die Entscheidung der Partei ein Wahlbündnis mit der Fortschrittspartei einzugehen, über den Beschluss über den Haushaltsplan der Regierung mit ‚Nein’ zu stimmen und über die Haltung der Partei gegenüber der Steuerpolitik, Imperialismus, Massenstreik und Militärausgaben. Hilferding unterschätzt die Interessendifferenzen innerhalb der Partei und überschätzt die Kraft seiner zentristischen Position, die bei der Bewilligung der Kriegskredite nicht mehr in der Lage ist die Partei zusammenzuhalten.[7] Zu dieser Zeit ist er entschiedener Gegner des imperialistischen Krieges und vertritt stattdessen die Idee einer starken Volksmiliz, die jeder Nation das Recht auf Selbstverwaltung zuspricht, ohne jedoch den imperialistischen Absichten zu dienen.
1.2. Die gespaltene Sozialdemokratie
Am 3. August 1914 wird die Kriegskreditvorlage von der Mehrheit der Reichstagsfraktion beschlossen. Die Parteimehrheit und die Gewerkschaften akzeptieren den Burgfrieden. Die Gewerkschaften verzichten freiwillig auf das Recht des Streikes und die allgemeine, von der Regierung angeordnete Preiserhöhung aller Grundnahrungs-mittel wird als „Kriegssozialismus“ gefeiert.
Die Oppositionellen innerhalb der Partei, zu denen auch Rudolf Hilferding gehört, die sich entschieden gegen den Krieg und gegen die Kreditbewilligung ausgesprochen haben, geraten zunehmend unter den Druck der Partei. Karl Liebknecht wird in diesem Zusammenhang bereits im Dezember 1914 aus der Partei ausgeschlossen. Dieser Richtungsstreit der Partei gefährdet den Zusammenhalt der SPD. Der erste Weltkrieg macht Hilferding zum Gegner seiner eigenen Partei, der Zusammenbruch der Monarchie macht ihn zum Revolutionär[8].
Die Redakteure des „Vorwärts“ Heinrich Cunow, Karl Leid, Paul John, Ernst Däumig, Heinrich Ströbel, Hans Weber, Alfred Scholz und Rudolf Hilferding mani-festieren ihre kritische Haltung gegenüber der Partei in einer von ihnen am 4. August unterzeichneten Erklärung (die jedoch nicht während der Kriegsjahre veröffentlicht wird). Dort machen sie auf die Gefahr aufmerksam, die vom Burgfrieden und der Kreditbewilligung ausgeht. Die Erklärung hat zur Folge, dass die Redaktion wegen der mangelnden vaterländischen Einstellung starke Kritik seitens der Mehrheits-sozialisten erfährt. Am 9. November 1916 wird schließlich Friedrich Stampfer vom Parteivorstand zum Chefredakteur des „Vorwärts“ ernannt und der alte Stab somit zur Auflösung gezwungen.
1915 wird Hilferding von der österreichisch- ungarischen Armee zum Dienst einge-zogen und arbeitet an der italienischen Front als Arzt. Die Korrespondenz mit Kautsky erlaubt es ihm über das innerparteiliche Geschehen informiert zu sein. Während seines Kriegsdienstes bleibt Hilferding schriftstellerisch aktiv und politisch engagiert, liest theoretische Bücher und deutsche Zeitungen, die ihm Kautsky zusendet und veröffentlicht Artikel zu politischen und ökonomischen Fragen in der „Neuen Zeit“ und im „Kampf“. Er nutzt die Zeit im ‚Exil’, um über den Zusammen-bruch des internationalen Sozialismus von 1914 nachzudenken. Im Oktober 1915 veröffentlicht er im „Kampf“ den Artikel „Arbeitsgemeinschaft der Klassen?“. Dieser Aufsatz spiegelt seine Gedanken bezüglich der inneren Spaltung der SPD wider und erweitert seine im „Finanzkapital“ angelegte Theorie des Organisierten Kapitalismus, das in den folgenden Jahrzehnten seine Theoriekonzepte untermauern wird[9].
Durch die Ereignisse von 1914 sieht sich Rudolf Hilferding dazu veranlasst in seinem Artikel auf die ursprüngliche Ziele und Werte der Sozialdemokratie einzugehen, und somit den gefährlichen Tendenzen in der Partei entgegen zu treten. Er appelliert an den Reformgeist der Partei und der Gewerkschaften. Die Demokratie wird für ihn das zu schützende und zu bewahrende Prinzip der Arbeiterbewegung schlechthin, da er diesen Wert besonders gefährdet sieht. Hilferding warnt vor den Auswirkungen impe-rialistischer Tendenzen, die sich nicht nur auf das politische, sondern im erhöhten Maße auch auf das gesellschaftliche Leben auswirken.
Angesichts der fortschreitenden Organisation kapitalistischer Strukturen lehnt er die in den Kreisen der Linken stark vertretene „Zusammenbruchstheorie“ des Kapita-lismus in Folge des Krieges ab. Stattdessen hält er an einer Revolution des Proleta-riats fest, die die Wende zum Sozialismus vollbringen wird und nur auf politischer Ebene durchzuführen ist.[10]
2. „Arbeitsgemeinschaft der Klassen?“ (1915)
2.1. Opportunistische Tendenzen innerhalb der Partei
In seinem einleitenden Abschnitt warnt Rudolf Hilferding vor den opportunistischen Tendenzen innerhalb der Partei und der Reichregierung, die bereits vor dem Ausbruch des Krieges zu beobachten gewesen sind und sich nach dessen Beginn noch ver-schärften. Er spricht von der „Diktatur der Rechten innerhalb der Partei“[11], die die ursprünglichen Ziele der sozialdemokratischen Bewegung aus den Augen verloren haben. Die Politik, wie sie von den Opportunisten betrieben werde, führe in ihren Konsequenzen „zur Umwandlung einer grundsätzlich revolutionären Bewegung, deren Ziel die völlige Umgestaltung der Gesellschaft war, in eine reformistische, deren Aufgabe die Anpassung der Arbeiterbewegung an die kapitalistische Gesellschaft, die grundsätzliche Anerkennung der bestehenden Gewalten, insbesondere der heutigen Staatsmacht“[12] wäre. Diese Situation werde jedoch von vielen als temporär angesehen und die reale Gefahr, die sich daraus für die Arbeiterbewegung ergebe, werde stark unterschätzt. Diese vom opportunistischen Flügel der Partei ausgehende Gefahr bedrohe jedoch die Zukunft der Arbeiterbewegung, „weil dadurch gewisse Tendenzen kapitalistischer Entwicklung unterstützt werden, die der Verwirklichung des Sozialismus im Wege stehen“[13].
Die Gefahren für den Sieg des Sozialismus sieht Hilferding in den Auswirkungen des organisierten Kapitalismus auf die Gesellschaft und auf die Arbeiterbewegung. Dieser Problematik widmet er sein erstes Kapitel.
2.2. Die Arbeiterschaft und der „Organisierte Kapitalismus“
Ausgehend vom Marx, der im „Kapital“ die „soziale Entwicklung“ der Gesellschaft im kapitalistischen System nahezu prophetisch vorausgesehen habe, untersucht nun Hilferding die „sozialpsychologische Wirkungen“ auf das Verhalten der Arbeiter-klasse im Kapitalismus. Marx habe, so Hilferding, die Kraft der „Anpassungen“, die der Kampf der Arbeiter um ihre Besserstellung im Kapitalismus bewirkt habe, bei seinen Überlegungen nicht berücksichtigt. Die Steigerung de Lebensqualität, der Aufstieg des Proletariats von einer entrechteten Masse zu einem politisch mündigen Organ mit Selbstbewusstsein erhöhte zwar die soziale Stellung der Arbeiterschaft, doch minderte zugleich die revolutionären Kräfte der gesamten Bewegung. Die Entwicklung des Kapitalismus hin zu einem „Weltkapitalismus“ begünstige die sozialen Sicherheiten, verstärke jedoch gleichzeitig die „konservierende Tendenzen“. Mit dieser Erkenntnis distanziert sich Hilferding von seiner früheren Vorstellung, dass die Kartellierung ökonomische Krisen verschärfe. Die Intervalle der Krisen werden kürzer, deren Wirkungen abgeschwächt, die chronischen Arbeitslosigkeit gemindert. Durch das Formulieren eines Paradoxons bringt der Autor diese gegenläufige Entwicklung auf einen Punkt: „die konterrevolutionären Wirkungen der Arbeiterbewegung haben die revolutionären Tendenzen des Kapitalismus geschwächt“[14].
Dem Finanzkapital, das die Staatsmacht im erheblichen Maße potenziert, falle in dieser Entwicklung eine besondere Bedeutung zu. Es „hat die Tendenz, die Anarchie der Produktion zu mildern und enthält Keime zu einer Umwandlung der anarchisch- kapitalistischen in eine organisiert- kapitalistische Wirtschaftsordnung“[15]. Solche Entwicklungen der Wirtschaft können sich verheerend auf die Ziele der Arbeiterbewegung auswirken.
„An Stelle des Sieges des Sozialismus erscheint eine Gesellschaft zwar organisierter, aber herrschaftlich, nicht demokratisch organisierter Wirtschaft möglich, an deren Spitze die vereinigten Mächte der kapitalistischen Monopole und des Staates stünden, unter denen die arbeitenden Massen in hierarchischer Gliederung als Beamte der Produktion tätig wären. An Stelle der Überwindung der kapitalistischen Gesellschaft durch den Sozialismus träte die den unmittelbaren materiellen Bedürfnissen der Massen besser als bisher angepasste Gesellschaft eines Organisierten Kapitalismus.“[16]
Die Führung der SPD verstärke diese Tendenzen, indem sie die Arbeiterschicht von der Gemeinsamkeit ihrer Interessen mit denen der Wirtschaft und des Staates predige.
Gegen eine solche Kollaboration protestiert Rudolf Hilferding entschieden. Denn hinter dem Staatsgedanken und der „Hoffnung auf unmittelbare materielle Befriedigung“ durch sozialreformerische Maßnahmen trete der revolutionäre Gegensatz zwischen der „imperialistischen Machtpolitik“ und der „demokratischen Umgestaltung der gesamten inneren Politik“ zurück. Eine solche Haltung der Sozialdemokratie verspreche zwar schnelle Erfolge und soziale Besserstellung der Arbeiter-klasse in der Gesellschaft, doch auf lange Sicht könne sie nicht die Kernprobleme der Klassen lösen.
Seine Befürchtungen um die bedrohte Demokratie sieht der Verfasser im Untergang der bürgerlichen und liberalistischen Demokratie bestätigt, der durch die Befriedigung materieller Bedürfnisse besiegelt worden ist. Er betont auf dieser Stelle, dass sowohl seine als auch die Position gleichgesinnter Marxisten nicht für die unmittelbaren Interessen der Arbeiter kämpft, sondern dem wahren und dauerhaften Ziel des Erhalts der Demokratie und der Genesis des Sozialismus folge.[17]
[...]
[1] Vgl. Smaldone 2000, S. 10-11.
[2] Hilferding, Rudolf: Das Finanzkapital. Eine Studie über die jüngste Entwicklung des Kapitalismus. 1. Aufl. Wien 1910.
[3] Winkler 1974, S. 7.
[4] Vgl. Feldman 1974, S. 155.
[5] Vgl. Kocka 1974, S. 23.
[6] Vgl. Smaldone 2000, S. 46.
[7] Vgl. Smaldone 2000, S. 76-77.
[8] Vgl. Smaldone 2000, S. 82.
[9] Vgl. Smaldone 2000, S. 86-87.
[10] Vgl. Stephan 1982, S. 63-64.
[11] Hilferding 1915, S. 321.
[12] Hilferding 1915, S. 321.
[13] Hilferding 1915, S. 321.
[14] Hilferding 1915, S. 322.
[15] Hilferding 1915, S. 322.
[16] Hilferding 1915, S. 322.
[17] Vgl. Hilferding 1915, S. 323.
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