Wie kann also Unternehmensethik in der Krise gelebt werden, welche Hilfestellungen geben die theoretischen Ansätze für Konfliktsituationen? Diese Fragestellungen werden im Folgenden untersucht. So wird im ersten Kapitel ein Bild vom Gegenstand der Krise und von einem Krisenmanagement entwickelt, im Zuge derer sich Unternehmensethik entfalten soll. Weiters wird auf verschiedene Ansätze in der Unternehmensethik eingegangen. Mittels einer ausgewählten Konzeption analysiert diese Arbeit in der weiteren Folge konkrete Vorfälle aus der Vergangenheit, die Unternehmen in die Krise stürzten.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichni
Abkürzungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Krisenbegriff und Krisenmanagement
3 Unternehmensethik
3.1 Begriff und Aufgaben der Unternehmensethik
3.2 Ausgewählte Ansätze der Unternehmensethik
3.2.1 Integrative Unternehmensethik von Peter Ulrich
3.2.2 Dialogorientierter Ansatz von Steinmann/Löhr
3.2.3 Konzept der Rahmenordnung nach Karl Homann
4 Analyse von Fällen aus der Praxis
4.1 Auswahl der Diskussionsgrundlage
4.2 Die geplante Versenkung der Brent Spar durch Shell
4.3 E. coli Bakterien in Odwallas Apfelsaft
5 Resümee
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Aufgabenprofil der Unternehmensethik
Abb. 2: Das Vier-Quadranten-Schema nach Homann
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Einleitung
Ein dem Satiriker Karl Kraus zugeschriebenes Bonmot lautet: „Sie wollen Wirtschafts-ethik studieren? Dann studieren Sie entweder das eine oder das andere!“
Stimmt das? Schließen sich Wirtschaft und Ethik tatsächlich gegenseitig aus? Ist es so, „dass man sich im System des Wettbewerbs den Luxus ethischer Orientierungen gar nicht leisten kann?“[1] Oder ist es sogar „ökonomisch vernünftig, moralisch richtig zu handeln?“[2] Diesen Fragen widmet sich die vorliegende Arbeit.
Weiters soll auf Unternehmensethik in der Krise eingegangen werden. Laut Albach[3] diente „Unternehmensethik bisher als Handlungsanleitung für Situationen, in denen das Recht den Unternehmen Handlungsspielräume lässt, und als Grundlage für die Umset-zung solcher Handlungsanleitungen.“ Ist Unternehmensethik in der Krise dann über-haupt möglich, wo doch Unternehmenskrisen durch Zeitdruck und damit eingeschränkte Handlungsspielräume charakterisiert sind?[4]
Wie kann also Unternehmensethik in der Krise gelebt werden, welche Hilfestellungen geben die theoretischen Ansätze für Konfliktsituationen? Diese Fragestellungen werden im Folgenden untersucht.
So wird im ersten Kapitel ein Bild vom Gegenstand der Krise und von einem Krisen-management entwickelt, im Zuge derer sich Unternehmensethik entfalten soll. Weiters wird auf verschiedene Ansätze in der Unternehmensethik eingegangen. Mittels einer ausgewählten Konzeption analysiert diese Arbeit in der weiteren Folge konkrete Vor-fälle aus der Vergangenheit, die Unternehmen in die Krise stürzten.
2 Krisenbegriff und Krisenmanagement
Das Wort Krise ist zurzeit in aller Munde. Während die Finanzkrise jedoch ein globales Problem darstellt, das viele Unternehmungen ihrerseits in die Krise gestürzt hat, soll in dieser Arbeit auf Unternehmenskrisen im speziellen abgestellt werden. Zu diesem Zwecke ist eine Begriffsabgrenzung erforderlich.
Bei Krystek[5] findet sich eine umfassende Definition der Unternehmenskrise, die da lau-tet: „Unternehmenskrisen sind ungeplante und ungewollte Prozesse von begrenzter Dauer und Beeinflussbarkeit sowie mit ambivalentem Ausgang. Sie sind in der Lage, den Fortbestand der gesamten Unternehmung substantiell und nachhaltig zu gefährden oder sogar unmöglich zu machen. Dies geschieht durch die Beeinträchtigung bestimm-ter Ziele (dominanter Ziele), deren Gefährdung oder gar Nichterreichung gleichbedeu-tend ist mit einer nachhaltigen Existenzgefährdung oder Existenzvernichtung der Unter-nehmung als selbständig und aktiv am Wirtschaftsprozess teilnehmender Einheit mit ihren bis dahin gültigen Zweck- und Zielsetzungen.“ Dieser Definition sei noch hinzu-gefügt, dass dem Unternehmen in der Krise meist wenig Zeit zum Reagieren[6] bleibt.
Krystek[7] unterscheidet potentielle, latente, akut beherrschbare und akut nicht beherrsch-bare Krisen. Während in der potentiellen Unternehmenskrise noch keine Symptome er-kennbar sind, zeichnet sich bei der latenten Krise die akute Gefährdung bereits ab, kann aber mit einem geeigneten Frühwarnsystem erkannt und bekämpft werden. In der aku-ten Unternehmungskrise machen sich bereits die zerstörerischen Auswirkungen der Krise bemerkbar. Wenn in dieser Phase eine Bewältigung der Krise noch möglich ist, spricht Krystek von einer akut beherrschbaren Krise, ansonsten von einer akut nicht be-herrschbaren Krise.
Im Zuge dieser Arbeit wird auf akut-beherrschbare Krisen abgestellt, die durch ein geeignetes Krisenmanagement überwunden werden können.
Krystek[8] beschreibt Krisenmanagement als eine „besondere Form der Führung von höchster Priorität, deren Aufgabe es ist, all jene Prozesse der Unternehmung zu vermei-den oder zu bewältigen, die ansonsten in der Lage wären, den Fortbestand der Unter-nehmung substanziell zu gefährden oder sogar unmöglich zu machen.“ Diese Definition bezieht nicht nur die Krisenbewältigung, sondern auch die Krisenvermeidung als Mana-gementaufgabe mit ein.[9] In der weiteren Folge wird allerdings nur das Krisenmana-gement bereits eingetretener Krisen behandelt.
So wie die Ursachen einer Krise interner (Finanzierungsfehler, Managementfehler, etc.) oder externer Natur sein können[10], ist nicht nur die Unternehmung selbst, sondern sind auch zwangsläufig interne und externe Anspruchsgruppen von einer Unternehmenskrise betroffen.[11] Die sich daraus ergebende Verantwortung macht ein ethisch motiviertes Krisenmanagement erforderlich.
3 Unternehmensethik
3.1 Begriff und Aufgaben der Unternehmensethik
Eine allgemeine Definition des Begriffs Unternehmensethik scheint schwierig, da eine Vielzahl verschiedener Ansätze existiert und eine Definition erst in Verbindung mit dem ideologischen Hintergrund Sinn macht. Daher wird an dieser Stelle auf eine allge-meine Definition verzichtet, jedoch soll untersucht werden, wo die Aufgabenfelder ei-ner Unternehmensethik liegen. In weiterer Folge werden ausgewählte Konzeptionen der Unternehmensethik betrachtet und im Zuge dieser Darstellung auch Definitionen nam-hafter Vertreter der Unternehmensethik genannt.
In der Literatur wird oftmals zwischen Wirtschaftsethik – Adressat ist hier die Gesamt-heit der wirtschaftlichen Akteure – und Unternehmensethik, welche sich an die Unter-nehmung richtet, unterschieden. In dieser Arbeit wird jedoch keine scharfe Trennung zwischen Wirtschafts- und Unternehmensethik vorgenommen, da auch in der Praxis die Grenze fließend verläuft.[12]
Was kann also Aufgabe der Unternehmensethik sein? Wieland[13] untersuchte die Unter-nehmensfelder, in denen moralisch korrektes Verhalten relevant sein kann. (vgl. Abb. 1)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Aufgabenprofil der Unternehmensethik[14]
Wie die Grafik eindrucksvoll zeigt, umfasst Unternehmensethik ein Unternehmen als Ganzes, moralische Überlegungen sollen in all seinen Innen- und Außenbeziehungen eine Rolle spielen. Das Verhalten einer Unternehmung muss insbesondere auch die Kriterien einer Sozial- und Umweltverträglichkeit erfüllen.[15]
In der Folge werden nun ausgewählte Ansätze der Unternehmensethik beschrieben, wo-bei Homann s Konzept der Rahmenordnung den breitesten Platz einnehmen wird, da in weiterer Folge Krisenfälle aus der Praxis anhand seines Ansatzes analysiert werden.
3.2 Ausgewählte Ansätze der Unternehmensethik
3.2.1 Integrative Unternehmensethik von Peter Ulrich
Ulrichs[16] grundlegende These lautet: „Es geht in einer wissenschaftlich fruchtbaren Konzeption von Wirtschafts- und Unternehmensethik nicht um die moralisierende Be-grenzung einer als solche nicht hinterfragten ökonomischen Rationalität von außen her, sondern gerade umgekehrt um ihre philosophisch-ethische Erweiterung von innen her. Mit anderen Worten: Es geht um eine methodische Versöhnung von ökonomischer Ra-tionalität und ethischer Vernunft.“
Ulrichs[17] „ökonomische Leitidee von rationaler Unternehmensführung, die in sich schon den Ansprüchen ethischer Vernünftigkeit genügt.“ soll durch drei wesentliche Punkte erzielt werden:[18]
Die regulative Idee des unternehmenspolitischen Dialoges: Ulrich sieht Unternehmen nicht als nach außen abgegrenzte Institutionen, sondern hält die Verantwortung der Un-ternehmen gegenüber seinen externen Stakeholdergruppen fest, da durch die unterneh-merische Tätigkeit stets auch externe Effekte entstehen. Das Unternehmen kann nicht ungeachtet dieser Effekte nur seinen ureigensten Bestehenszweck verfolgen, nämlich in der Erwirtschaftung von Gewinnen, sondern muss sich im Falle von Wert- und Interes-senskonflikten dem Dialog mit seinen externen Anspruchsgruppen stellen und auf Basis dieses unternehmenspolitischen Dialoges beiderseits akzeptierte Konsense erzielen.
[...]
[1] Löhr (1996), S. 52.
[2] Meran (1990), S. 53
[3] Albach (2005), S. 3.
[4] Vgl. Witte (1981), S. 11.
[5] Krystek (1987), S. 6f.
[6] Vgl. Witte (1981), S. 11.
[7] Vgl. Krystek (1981), S. 38ff.
[8] Krystek (1981), S. 15.
[9] Vgl. Mayr (1994), S. 25.
[10] Vgl. Rödl (2006), S. 1226ff.
[11] Vgl. King (2002), S. 237.
[12] Vgl. Homann/Blome-Drees (1992), S. 14.
[13] Vgl. Wieland (1999), S. 35
[14] Quelle: Wieland (1999), S. 35
[15] Vgl. Dietzfelbinger (1999), S. 156.
[16] Ulrich (1987), S. 125.
[17] Ulrich (1987), S. 143.
[18] Vgl. Ulrich (1987), S. 139ff.
- Quote paper
- Anita Kienast (Author), 2009, Krisenmanagement und Unternehmensethik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/120810
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