Spätestens mit dem Folterskandal im irakischen Gefängnis von Abu Ghraib, in dem zum Teil Mitarbeiter einer so genannten Private Military Company involviert waren, schien das bis dahin wenig beleuchtete Phänomen der Privaten Militärbranche an Bedeutung zu gewinnen. Dabei konzentrierte sich die Berichterstattung jedoch auf Sensationsmeldungen der Boulevardpresse. In Deutschland wurde eine politische Debatte in Bezug auf Private Militärfirmen im Jahre 2004 schnell wieder fallen gelassen, obwohl viele dieser Firmen in Deutschland ansässig sind und die Bundeswehr damit angefangen hat einige Aufgabenbereiche zu privatisieren (vlg. Uesseler 2006: 7).
Mit dem Ende des Kalten Kriegs und der sich daraus ergebenden Lücke im Bereich des Sicherheitssektors, wurden traditionelle Staatenkriege von so genannten low-intensity-wars oder „Neuen Kriegen“, wie Herfried Münkler sie nennt, abgelöst (vgl. Münkler 2007: 13ff.). Private Militärfirmen erkannten die Zeichen der Zeit und füllten mit einem mannigfaltigen Angebot an Dienstleistungen erfolgreich diese Lücke.
Die vorliegende Diplomarbeit möchte eine Analyse dieses noch unbeschriebenen Blattes, der PMC-Branche erstellen. Dabei wird durchgängig der englisch geprägte Begriff ‚PMC’ (Private Military Company) benutzt , da der Großteil der Literatur aus dem englischsprachigen Raum stammt. Weil die PMC-Branche ein sehr breites Spektrum an Aufgabenbereichen darstellt, wird in der dieser Arbeit vor allem die Äußere Sicherheit bezüglich PMCs behandelt, wobei die Grenzen im 21. Jahrhundert weitestgehend miteinander verschmolzen sind , sodass unweigerlich auch ein Teil der Inneren Sicherheit angeschnitten wird. Privat angeworbene Sicherheitsfirmen, die zum Beispiel heute schon in einigen Teilen der USA oder Brasilien (vor allem Sau Paulo) anzutreffen sind und welche zivile, umzäunte Bereiche – so genannte ‚gated communities’ – bewachen, werden nicht behandelt.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Private Akteure im Krieg
- 2.1 Historischer Überblick des Söldnerwesens
- 2.1.1 Söldner in der Antike
- 2.1.2 Söldnerverbände und Kompanien im Mittelalter
- 2.1.3 Der 30-jährige Krieg und die Französische Revolution
- 2.2 Söldner vs. PMC-Angestellter - Eine Abgrenzung
- 3. Private Military Companies – Aufstieg, Organisation und Strukturen
- 3.1 Gründe für den Aufstieg von PMCs
- 3.2 Virtueller Charakter
- 3.3 Rekrutierung
- 3.4 Einbettung in größere Konzerne
- 3.5 Typologie der PMC-Branche
- 4. Die Auftraggeber privater Militärfirmen und ihre politökonomischen Interessen
- 4.1 Die USA als Auftraggeber von PMCs
- 4.1.1 Das Anmieten militärnaher Dienstleister zur Erfüllung politökonomischer Interessen
- 4.1.2 Das Anmieten militärischer Beratungsfirmen zur Erfüllung politökonomischer Interessen
- 4.1.3 Blackwater im Irak - Militärdienstleister oder Sicherheitsfirma?
- 4.1.4 Zwischenfazit
- 4.2 Dritte-Welt-Akteure als Auftraggeber von PMCs
- 4.2.1 Angola
- 4.2.2 Sierra Leone
- 4.2.3 Papua-Neuguinea
- 4.2.4 Zwischenfazit
- 4.3 Fazit
- 5. Straffreier Rechtsraum für private Militärfirmen?
- 5.1 Das Zusatzprotokoll der Genfer Konvention
- 5.2 Organisation of African Unity (OAU)-Konvention zur Eliminierung des Söldnerwesens in Afrika
- 5.3 UN-Konvention gegen die Rekrutierung, Einsatz, Finanzierung und Ausbildung von Söldnern
- 5.4 Fazit
- 5.5 Die Regulierung privater Militärfirmen in der EU
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Auftraggeber privater Militärfirmen (PMCs) und deren politökonomische Interessen. Ziel ist es, die komplexen Zusammenhänge zwischen der Inanspruchnahme von PMCs und den strategischen Zielen der Auftraggeber zu beleuchten.
- Historische Entwicklung des Söldnerwesens und der PMCs
- Organisation und Struktur von PMCs
- Politökonomische Interessen der Auftraggeber (USA und Dritte-Welt-Staaten)
- Rechtliche Rahmenbedingungen und Regulierung von PMCs
- Gefahren des Outsourcings militärischer Aufgaben an PMCs
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 2 bietet einen historischen Überblick über das Söldnerwesen, von der Antike bis zur Gegenwart, und differenziert zwischen traditionellen Söldnern und Angestellten von PMCs. Kapitel 3 beleuchtet den Aufstieg, die Organisation und die Strukturen von PMCs, inklusive Rekrutierung und Einbettung in größere Konzerne. Kapitel 4 analysiert die Auftraggeber von PMCs, insbesondere die USA und Akteure aus der Dritten Welt, und deren jeweilige politökonomische Interessen. Dabei werden verschiedene Fallstudien untersucht.
Kapitel 5 befasst sich mit den rechtlichen Rahmenbedingungen für PMCs, unter anderem mit relevanten internationalen Konventionen und der Regulierung innerhalb der EU.
Schlüsselwörter
Private Military Companies (PMCs), Söldnerwesen, Politökonomie, USA, Dritte Welt, Internationale Konventionen, Rechtliche Regulierung, Outsourcing, Sicherheitspolitik, militärische Dienstleistungen.
- Quote paper
- Diplom-Sozialwissenschaftler Alwin Schrittwieser (Author), 2008, Private Military Companies - Die Auftraggeber privater Militärfirmen und ihre politökonomischen Interessen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/120452