Ciceros „De oratore“, die erste seiner großen literarischen Arbeiten, entstand wohl im Jahr 55 v. Chr. , nach der weitgehenden politischen Isolierung Ciceros. Das Werk widmet sich einem Thema, dem Cicero selbst lebenslang verpflichtet war: der Redekunst.
Ciceros „De oratore“ ist als Dialog abgefasst mit verschiedenen „Personen der Zeitgeschichte oder der jüngeren Vergangenheit, die eine besondere Beziehung zu seinem Gegenstand besaßen.“ Die Dialogform ermöglicht es Cicero widerstreitende Meinungen darzustellen, indem er sie den unterschiedlichen Charakteren zuschreibt und sie durch die Stimmen seiner Gesprächsteilnehmer verkünden kann. Dass Cicero bei der Wahl der Personen und bei der Darstellung derselben eine bestimmte Intention verfolgte und die Auswahl nicht zufällig erfolgte, wird unterstellt. Es eröffnet sich jedoch die Frage, warum Cicero die einzelnen Personen in seinen Dialog einarbeitete und welche Bedeutung sie für das Werk haben.
In der vorliegenden Arbeit soll nun untersucht werden, welche Rolle Cicero dem Quintus Mucius Scaevola in seinem literarischen Werk „De oratore“ zugedacht hat. Welche Funktion, welche Rolle überträgt Cicero dem Q. Mucius Scaevola? Dazu sollen nach einer kurzen Beschreibung der historischen Person die Zwischengespräche des ersten Buches darauf untersucht werden, wie Cicero Q. Mucius Scaevola darstellt und welche Charakterzüge er ihm zuteilt. Vorsichtige Interpretationen sollen die Frage der Arbeit – welche Rolle Scaevola in Ciceros „De oratore“ spielt – beantworten helfen. Anhand der Rede, die Q. Mucius Scaevola in „De oratore“ hält, soll die Bedeutung der Persönlichkeit Q. Mucius Scaevola für „De oratore“ und damit seine Rolle in dem Buch abschließend herausgearbeitet werden. Dabei werden sowohl bei der Analyse der Zwischengespräche, als auch bei der Untersuchung der Rede, lediglich die für die Darstellung der Person Q. Mucius wichtigsten Punkte beachtet und interpretiert. Aufgrund des Umfanges des ersten Buches können nicht alle Aspekte gleichermaßen detailliert einbezogen werden.
Da die Arbeit im Wesentlichen auf eigenen Untersuchungen der entsprechenden Textstellen beruht, wird als Literaturgrundlage vor allem der Kommentar von Leeman verwendet. Als Textgrundlage die Ausgabe von K. F. Kumaniecki hinzugezogen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. DIE ROLLE DES QUINTUS MUCIUS SCAEVOLA IN CICEROS „DE ORATORE“
- 2.1. Biographische Hintergründe
- 2.2. Darstellung in den Zwischengesprächen
- 2.2.1. Einführung in Ort, Zeit und Personen (24-29)
- 2.2.2. Gespräch zwischen Crassus und Scaevola (74-79)
- 2.2.3. Erstes Zwischengespräch (96-112)
- 2.2.4. Zweites Zwischengespräch (160-165)
- 2.2.5. Drittes Zwischengespräch (204-209a)
- 2.2.6. Schlussgespräch des ersten Buches (262b-265)
- 2.3. Die Rede des Q. Mucius Scaevola
- 2.3.1. Gliederung der Rede und inhaltliche Kurzzusammenfassung
- 2.3.2. Interpretation
- 3. FAZIT
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Rolle des Quintus Mucius Scaevola in Ciceros „De oratore“, dem ersten Buch. Ziel ist es, Ciceros Intention bei der Auswahl und Darstellung Scaevolas zu ergründen und dessen Bedeutung für das Werk herauszuarbeiten. Die Analyse basiert auf der Untersuchung der Zwischengespräche und Scaevolas Rede im ersten Buch.
- Die biographischen Hintergründe von Q. Mucius Scaevola und deren Relevanz für sein Bild in Ciceros Werk.
- Die Darstellung Scaevolas in den verschiedenen Zwischengesprächen des ersten Buches von „De oratore“.
- Eine Interpretation der Rede Scaevolas und deren Beitrag zum Gesamtverständnis des Werkes.
- Die Funktion Scaevolas als Autoritätsfigur und sein Einfluss auf die Argumentation Ciceros.
- Ciceros Intention bei der Wahl Scaevolas als Gesprächspartner und seine Rolle im Kontext der anderen Figuren.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Forschungsfrage nach der Funktion des Q. Mucius Scaevola in Ciceros „De oratore“ und die Methodik der Arbeit vor. Kapitel 2.1 skizziert die biographischen Eckpunkte Scaevolas, die seine Autorität und seinen Einfluss auf Cicero belegen. Kapitel 2.2 analysiert die Darstellung Scaevolas in den verschiedenen Dialogpassagen des ersten Buches von „De oratore“, wobei die jeweiligen Gesprächskontexte beleuchtet werden. Kapitel 2.3 befasst sich mit der Analyse von Scaevolas Rede, wobei Gliederung und inhaltliche Kernaussagen untersucht werden.
Schlüsselwörter
Cicero, De oratore, Quintus Mucius Scaevola, Redekunst, Rhetorik, Jurisprudenz, Stoa, Römische Republik, Dialogform, Autorität, Interpretation.
- Quote paper
- Franziska Rothmann (Author), 2006, Q. Mucius Scaevola - Welche Funktion überträgt Cicero dieser Person im ersten Buch des Werks „De oratore“?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/120349