Im Zuge des Hauptseminars „Politische Skandale in der westlichen Welt“ versucht die vorliegende Hausarbeit die folgenden Fragen zu beantworten: Kann der medial vermittelte politische Skandal im Wesentlichen auf eine einfache Formel gebracht werden? Lassen sich die in der Literatur seit den 80er Jahren getroffenen Definitionen, Form- und Funktionsbeschreibungen auf konkrete Skandalfälle anwenden?
Die Soziologie untersuchte als erste Wissenschaft intensiver, was „die wissenschaftliche Öffentlichkeit bis in die 1980er-Jahre hinein vernachlässigt“ hatte . Inzwischen hat die historische Forschung den Skandal längst für sich entdeckt. Die sich mit der Theorie der Skandale befassende Literatur führt das deutsche oder englische Wort Skandal / scandal auf das griechische Skandalon zurück - was mit Stellhölzchen (einer Falle) übersetzt werden kann . Über das gotische skanda und das althochdeutsche scanta deutet sich eine Verwandtschaft mit der deutschen Schande an, wenn auch dieser Vergleich in der vorliegenden Literatur bisher nicht gezogen wurde . Im biblischen Kontext war das Skandalon das Hineingeraten in eine missliche Situation – durch Fehltritt oder Sünde .
Über die moralisierenden Aspekte mittelalterlicher Abenteuergeschichten um Verfehlung und Wiedergutmachung eines Helden erfuhr der Skandal eine narrative Entwicklung hin zur heutigen Form, in der die einst zur Vermittlung von Moral erzählten Märchen nun ‚in Realitas’ per Massenmedien inszeniert werden . Der medial vermittelte politische Skandal kann definiert werden als: „Ein Normbruch einer Person oder Institution, die für die Wahrung der Normen steht [...], die Aufdeckung des Normbruches und eine breite öffentliche Empörung darüber“ . Etwas griffiger ist die Definition von Andrea Mork, ihr zufolge sind Skandale „Verfehlungen, die im Zuge ihrer Enthüllung eine weithin empfundene öffentliche Empörung auslösen“ . Für die weithin empfundene Empörung ist die Vermittlung durch Massenmedien nötig.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Untersuchungen und Theorien politischer Skandale
- Bisherige Skandaltheorien und Thompsons Kritik daran
- Der Verlauf von Skandalen
- Besonderheiten des mediatisierten Skandals
- Ungleichheit vor dem Gericht des Skandals
- Die Häufung von Skandalen
- Die mediale Initiierung eines Skandals
- Eigene Überlegungen und Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht den medial vermittelten politischen Skandal. Sie analysiert bestehende Theorien, deren Anwendung auf konkrete Fälle und die Rolle der Medien bei der Entstehung und Verbreitung von Skandalen. Die Arbeit befasst sich auch mit den Folgen politischer Skandale für die betroffenen Personen und das politische System.
- Definition und Theorien des politischen Skandals
- Der Einfluss der Medien auf die Entstehung und Verbreitung von Skandalen
- Die Folgen von Skandalen für das politische System und die betroffenen Akteure
- Analyse konkreter Skandale (z.B. Kohl, Friedman)
- Die Rolle von Reputation und Vertrauen im Kontext politischer Skandale
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung stellt die Forschungsfragen der Arbeit vor: Kann der medial vermittelte politische Skandal auf eine einfache Formel reduziert werden? Lassen sich bestehende Definitionen und Theorien auf konkrete Fälle anwenden? Sie führt in die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema ein und beleuchtet die historische Entwicklung des Skandalbegriffs von seinen biblischen Wurzeln bis zur heutigen medialen Inszenierung.
Untersuchungen und Theorien politischer Skandale: Dieses Kapitel definiert den Begriff des politischen Skandals anhand verschiedener wissenschaftlicher Ansätze. Es werden die Definitionen von Andrea Mork und Steffen Burkhardt vorgestellt und mit der detaillierten „Social Theory of Scandal“ von John B. Thompson verglichen. Die Zusammenfassung der verschiedenen Perspektiven zeigt die Komplexität des Phänomens und die Herausforderungen seiner wissenschaftlichen Erfassung.
Bisherige Skandaltheorien und Thompsons Kritik daran: Dieses Kapitel analysiert kritisch die bestehenden Theorien des politischen Skandals, insbesondere Thompsons Kritik an diesen. Es wird detailliert auf Thompsons „Social Theory of Scandal“ eingegangen, wobei der Fokus auf den Aspekten Reputation und Vertrauen liegt. Der Kampf um symbolische Macht und die Folgen für die Glaubwürdigkeit von Politikern werden beleuchtet.
Der Verlauf von Skandalen: Dieses Kapitel beschreibt den typischen Verlauf eines politischen Skandals. Es wird analysiert wie Skandale initiiert werden, welche Phasen sie durchlaufen und welche Rolle die Medien dabei spielen. Der Fokus liegt darauf, wie Abweichen von expliziten oder impliziten Rollenbildern von Politikern zur Infragestellung von Vertrauen und Reputation führt.
Besonderheiten des mediatisierten Skandals: Dieses Kapitel befasst sich mit den Besonderheiten des mediatisierten Skandals, insbesondere mit der Rolle der Medien bei der Produktion und Verbreitung des Skandals. Es werden verschiedene Beispiele diskutiert wie die Medien die öffentliche Meinung beeinflussen und zur Entstehung eines Skandals beitragen können.
Ungleichheit vor dem Gericht des Skandals: Dieses Kapitel untersucht, wie verschiedene Akteure im Kontext von politischen Skandalen unterschiedlich behandelt werden, auch im Bezug auf die mediale Darstellung. Es werden die Ungleichheiten im Umgang mit Skandalen und deren Folgen beleuchtet.
Die Häufung von Skandalen: Dieses Kapitel analysiert die scheinbare Häufung von politischen Skandalen in den Medien. Es wird untersucht ob diese Häufung tatsächlich zunimmt oder ob dies ein Effekt der medialen Berichterstattung ist und welche Folgen dies für das Vertrauen in die Politik hat.
Die mediale Initiierung eines Skandals: Dieses Kapitel beschäftigt sich genauer mit dem Prozess der medialen Initiierung von Skandalen und dem Zusammenhang zwischen Medienberichterstattung, öffentlicher Meinung und der Eskalation von Vorfällen zu öffentlichen Skandalen.
Schlüsselwörter
Politischer Skandal, Mediatisierung, Skandaltheorien, Reputation, Vertrauen, Medienwirkung, Glaubwürdigkeit, symbolische Macht, Helmut Kohl, Michel Friedman, öffentliche Empörung, Politikverdrossenheit.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Hausarbeit: Der medial vermittelte politische Skandal
Was ist der Gegenstand der Hausarbeit?
Die Hausarbeit untersucht den medial vermittelten politischen Skandal. Sie analysiert bestehende Theorien, deren Anwendung auf konkrete Fälle und die Rolle der Medien bei der Entstehung und Verbreitung von Skandalen. Die Arbeit befasst sich auch mit den Folgen politischer Skandale für die betroffenen Personen und das politische System.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Definition und Theorien des politischen Skandals, den Einfluss der Medien auf Entstehung und Verbreitung, die Folgen für das politische System und betroffene Akteure, Analysen konkreter Skandale (z.B. Kohl, Friedman) und die Rolle von Reputation und Vertrauen im Kontext politischer Skandale.
Welche Theorien werden in der Hausarbeit untersucht?
Die Arbeit untersucht verschiedene wissenschaftliche Ansätze zur Definition des politischen Skandals, darunter die Definitionen von Andrea Mork und Steffen Burkhardt und insbesondere die detaillierte „Social Theory of Scandal“ von John B. Thompson. Die Arbeit analysiert kritisch bestehende Theorien und Thompsons Kritik daran, mit Fokus auf Reputation und Vertrauen.
Wie wird der Verlauf eines Skandals beschrieben?
Die Hausarbeit beschreibt den typischen Verlauf eines politischen Skandals, analysiert die Initiierung, die Phasen und die Rolle der Medien. Der Fokus liegt auf dem Abweichen von Rollenbildern von Politikern und der daraus resultierenden Infragestellung von Vertrauen und Reputation.
Welche Rolle spielen die Medien?
Die Arbeit untersucht die Besonderheiten des mediatisierten Skandals und die Rolle der Medien bei der Produktion und Verbreitung. Es werden Beispiele diskutiert, wie Medien die öffentliche Meinung beeinflussen und zur Entstehung eines Skandals beitragen. Die mediale Initiierung von Skandalen und der Zusammenhang zwischen Medienberichterstattung, öffentlicher Meinung und Eskalation werden ebenfalls analysiert.
Wie wird Ungleichheit im Kontext von Skandalen behandelt?
Die Hausarbeit untersucht die unterschiedliche Behandlung verschiedener Akteure im Kontext von politischen Skandalen und deren mediale Darstellung. Die Ungleichheiten im Umgang mit Skandalen und deren Folgen werden beleuchtet.
Wird die Häufung von Skandalen untersucht?
Die Arbeit analysiert die scheinbare Häufung politischer Skandale in den Medien. Es wird untersucht, ob diese Häufung tatsächlich zunimmt oder ob es sich um einen Effekt der medialen Berichterstattung handelt und welche Folgen dies für das Vertrauen in die Politik hat.
Welche konkreten Skandale werden analysiert?
Die Hausarbeit analysiert als Beispiele unter anderem die Skandale um Helmut Kohl und Michel Friedman.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Hausarbeit?
Schlüsselwörter sind: Politischer Skandal, Mediatisierung, Skandaltheorien, Reputation, Vertrauen, Medienwirkung, Glaubwürdigkeit, symbolische Macht, Helmut Kohl, Michel Friedman, öffentliche Empörung, Politikverdrossenheit.
Gibt es eine Zusammenfassung der einzelnen Kapitel?
Ja, die Hausarbeit enthält Kapitelzusammenfassungen, die die jeweiligen Inhalte und Schwerpunkte detailliert beschreiben. Diese Zusammenfassungen bieten einen Überblick über die einzelnen Abschnitte der Arbeit.
- Quote paper
- Patrick Wilke (Author), 2008, Theorien des politischen Skandals, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/120322