Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Forschungsfrage, welchen Einfluss der Arbeitgeber auf kritische Lebensereignisse eines Mitarbeiters nehmen kann und wie Kollegen, Vorgesetzte und Betroffene selbst mit solch schwierigen Lebenssituationen umgehen können und welche Folgen sich daraus ergeben. Der Schwerpunkt liegt auf der Krisenbewältigung selbst und wie Unternehmen Mitarbeitern helfen können und dadurch die Mitarbeiterbindung verstärken können.
Kritische Lebensereignisse treffen jeden, den einen früher, den anderen später im Leben. Zu den kritischen Lebensereignissen zählen unter anderem eine schwere Erkrankung, die Pflegebedürftigkeit, oder auch der Verlust eines Angehörigen. Zur Bewältigung dieser Lebensereignisse braucht es eine gewisse Zeitspanne. Oftmals stehen Betroffene den Schicksalsschlägen fassungslos gegenüber. Besonders in der Arbeitswelt empfinden Angestellte die Auseinandersetzung mit einer solchen Lebenssituation neben der alltäglichen Arbeit und den privaten Routinen oftmals als enorme Zusatzbelastung. Betroffene benötigen auch von ihrem Arbeitgeber emotionale und soziale Unterstützung. Die Unternehmen selbst sind zwar oftmals nicht für die Belastungen eines kritischen Lebensereignisses verantwortlich, aber sie sind von deren Auswirkungen betroffen, wodurch sie gezwungen sind zu handeln.
Durch die hohe Anbindung einiger kritischer Lebensereignisse an das kalendarische Alter sowie vor dem Hintergrund des allgemeinen demografischen Wandels, kann angenommen werden, dass die Prävalenz von kritischen Lebensereignissen während des Arbeitslebens zunehmen wird. Hinzukommt, das private Ressourcen zur Krisenbewältigung, aufgrund zunehmender Veränderung von traditionellen Bindungen, zukünftig seltener zur Verfügung stehen, da beispielsweise Familienmitglieder beruflich bedingt weiter wegziehen. Außerdem sind Beschäftigte durch die zunehmende Erosion von Normalarbeitsverhältnissen oft nicht mehr so stabil in die Umgebung der Arbeit eingebettet. Die unternehmerische Herausforderung in diesem Bereich liegt demnach zum einen in der demografischen Entwicklung, der immer älter werdenden Belegschaft und zum anderen im Fachkräftemangel, welcher es für Unternehmen sinnvoll macht, Mitarbeiter an sich zu binden. Unternehmen müssen die Relevanz ihres Einflusses auf Individualkrisen erkennen und personalpolitische Strategien zur Mitarbeitermotivation und –bindung finden.
1.2 Zielsetzung und Aufbau der Arbeit
2.1 Definitionsansatz und Abgrenzung
2.2 Mögliche Krisenklassifikationen
3 Auswirkungen kritischer Lebensereignisse
4 Chancen und Hemmnisse zwischen Arbeitnehmer und Unternehmen
5 Unterstützungsmöglichkeiten und Hilfestellungen
5.1 Selbsthilfekompetenz
5.1.1 Selbstwirksamkeitsüberzeugung
5.1.2 Coping
5.1.3 Kohärenz
5.1.4 Resilienz
5.2 Was können Unternehmen für betroffene Mitarbeiter tun?
5.2.1 Betriebliches Gesundheitsmanagement als Grundlage für Hilfe
5.2.2 Konzeptionelle, strukturelle und kulturelle Rahmenbedingungen
5.2.3 Konkrete Einflussnahme durch das Unternehmen
5.2.4 Vorteile der Einflussnahme des Unternehmens
5.3 Einflussmöglichkeiten von Kolleginnen und Kollegen
5.4 Führungskräfte als Schlüsselrolle
6 Zusammenfassung
7 Fazit
8 Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Klassifizierung der Lebenskrisen
Abbildung 2: Lebenskrisen in unterschiedlichen Lebensphasen
Abbildung 3: Auswirkungen kritischer Lebensereignisse
Abbildung 5: Chancen einer Auseinandersetzung mit kritischen Lebensereignissen
Abbildung 6: Komponenten des Kohärenzgefühls
Abbildung 7: Beispielhafte Fähigkeiten und Handlungsweisen der Resilienz
Abbildung 8: Schutzfaktoren für die Psyche
Abbildung 9: Inhaltliche Klassifikation von Stressoren
Abbildung 10: Die drei Säulen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements
Abbildung 11: Voraussetzungen für strukturelle und kulturelle Rahmenbedingungen
1 Einleitung
1.1 Problemstellung
Kritische Lebensereignisse treffen jeden, den einen früher, den anderen später im Leben. Zu den kritischen Lebensereignissen zählen unter anderem eine schwere Erkrankung, die Pflegebedürftigkeit von Eltern, Kindern oder des Partners oder auch der Verlust eines Angehörigen, sowie eventuell daraus entstehende finanzielle Engpässe. Zur Bewältigung dieser Lebensereignisse braucht es eine gewisse Zeitspanne, die von Mensch zu Mensch sehr individuell ist. Dies liegt vor allem daran, dass nicht jeder gleich gut mit einem schwierigen Lebensereignis umgehen kann und von den gleichen Ressourcen profitieren kann. Oftmals stehen die Betroffenen den Schicksalsschlägen fassungslos gegenüber. Besonders in der Arbeitswelt empfinden Angestellte[1] die Auseinandersetzung mit einer solchen Lebenssituation neben der alltäglichen Arbeit und den privaten Routinen oftmals als enorme Zusatzbelastung. Kritische Lebensereignisse sind keine neuen Probleme der Menschen. Auch ist bereits bekannt, dass sie sich nicht nur auf das Wohlbefinden und die Konzentrationsfähigkeit im privaten Bereich auswirken. Allerdings gewinnt das Thema und die Notwendigkeit der betrieblichen Auseinandersetzung an Bedeutung, da unter anderem die Fallzahlen der kritischen Lebensereignisse steigen, da sich beispielsweise der Pflegebedarf mit allgemeinen zunehmender Lebenserwartung weiter erhöht oder immer mehr Ehen geschieden werden.[2] Daher benötigen Betroffene auch von ihrem Arbeitgeber emotionale und soziale Unterstützung. In der Vergangenheit sahen Unternehmen die Pflicht der Erhaltung der Gesundheit eines Beschäftigten[3] nur bei diesem selbst sowie im öffentlichen Gesundheitssystem, obwohl die Gesundheit zusammen mit der Bildung und Qualifikation des Mitarbeiters die zentrale Voraussetz- ung für Leistungsbereitschaft und –fähigkeit darstellt.[4] Mittlerweile haben viele Unternehmen erkannt, dass es sinnvoll ist, sich verstärkt mit der Reduzierung psychischer Belastungen am Arbeitsplatz zu beschäftigen. Dabei wird ein besonderer Fokus auf Belastungen gelegt, die durch den Arbeitgeber verursacht werden. Hierzu zählen unter anderem zu hohe Arbeitsanforderungen, neue Arbeitsbedingungen sowie Veränderungen und Umstrukturierungen. Unternehmen versuchen beispielsweise durch Seminare über Stressmanagement oder die gesetzlich vorgeschriebene Gefährdungsbeurteilung im Hinblick auf psychische Belastungen Einfluss auf die negativen Faktoren zu nehmen und ihnen entgegenzuwirken. Dabei finden bis heute jedoch die Probleme, die auf eine private Ursache zurückzuführen sind und gegebenenfalls ebenfalls die Leistungsfähigkeit am Arbeitsplatz beeinflussen, wenig Beachtung. Private Belastungen sind häufig auf Probleme im sozialen Umfeld sowie der Partnerschaft zurückzuführen.[5] Weiterhin können schwere Erkrankungen der Mitarbeiter selbst oder von Familienangehörigen zu erheblichen privaten Belastungen führen. Besonders diese Probleme, denen die Arbeitnehmer unter Umständen allein gegenüberstehen, können zu finanziellen Einbußen auf der Unternehmensseite führen, da die Mitarbeiter sich arbeitsunfähig melden könnten oder aufgrund der Belastungen nicht mehr voll leistungsfähig sein könnten. Die Unternehmen selbst sind zwar oftmals nicht für die Belastungen eines kritischen Lebensereignisses verantwortlich, aber sie sind von deren Auswirkungen betroffen, wodurch sie gezwungen sind zu handeln. Durch die hohe Anbindung einiger kritischer Lebensereignisse an das kalendarische Alter sowie vor dem Hintergrund des allgemeinen demografischen Wandels, kann angenommen werden, dass die Prävalenz von kritischen Lebensereignissen während des Arbeitslebens zunehmen wird. Hinzukommt, das private Ressourcen zur Krisenbewältigung, aufgrund der zunehmenden Veränderung von traditionellen Bindungen zukünftig seltener zur Verfügung stehen, da beispielsweise oftmals Familienmitglieder beruflich bedingt weiter wegziehen. Außerdem sind Beschäftigte durch die zunehmende Erosion von Normalarbeitsverhältnissen häufig nicht mehr so stabil in die Umgebung der Arbeit eingebettet. Die unternehmerische Herausforderung in diesem Bereich liegt demnach zum einen in der demografischen Entwicklung, der immer älter werdenden Belegschaft, welche dadurch bedingt häufiger Krisen während des Arbeitslebens erleidet und zum anderen im Fachkräftemangel, welcher es für Unternehmen sinnvoll macht, Mitarbeiter an sich zu binden. Unternehmen müssen die Relevanz ihres Einflusses auf Individualkrisen erkennen und personalpolitische Strategien zur Mitarbeitermotivation und –bindung finden.[6] Der dynamische Wandel und die zunehmende Komplexität der Arbeitswelt führen zu immer weiterwachsenden Anforderungen an die Mitarbeiter und die Unternehmen. Um im Wettbewerb der kompetitiv ausgerichteten Arbeitswelt weiterhin mithalten zu können, sind Unternehmen heute mehr denn je auf gesunde und leistungsfähige Mitarbeiter angewiesen. Dadurch gewinnt die Gesundheit und die Gesundheitsförderung an Relevanz[7] und es wird deutlich, wieso Unternehmen sich mit einem eher privat angesiedelten Thema wie den kritischen Lebensereignissen auseinandersetzen sollte. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich daher mit der Forschungsfrage, welchen Einfluss der Arbeitgeber auf kritische Lebensereignisse eines Mitarbeiters nehmen kann und wie Kollegen, Vorgesetzte[8] und Betroffene selbst mit solch schwierigen Lebenssituationen umgehen können und welche Folgen sich daraus ergeben. Der Schwerpunkt liegt auf der Krisenbewältigung selbst und wie Unternehmen Mitarbeitern helfen können und dadurch die Mitarbeiterbindung verstärken können.
1.2 Zielsetzung und Aufbau der Arbeit
Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, mit Hilfe von Studien sowie einer umfangreichen Literaturrecherche unterschiedliche kritische Lebensereignisse herauszuarbeiten, die einhergehenden Probleme diesbezüglich aufzuzeigen und den individuellen Umgang damit sowie den Umgang im Bereich des Berufslebens zu veranschaulichen. Ebenso sollen die Einflussnahme und Unterstützungsmöglichkeiten des Unternehmens, der Führungskräfte und der Kollegen verdeutlicht werden. Führungskräfte sollen ein vertrauensvolles Arbeitsklima schaffen, in dem sich Mitarbeiter auch mit privaten Problemen an ihren Vorgesetzten wenden wollen und können. Personalverantwortliche nehmen eine wichtige Rolle bei dem Thema der kritischen Lebensereignisse ein und das soll ihnen verdeutlicht und bewusst gemacht werden. Durch eine gezielte Einflussnahme können geschulte Vorgesetzte wesentlich effizienter und passender auf die Probleme der Mitarbeiter eingehen und gemeinsam nach Lösungen suchen. Eine ebenfalls wichtige Rolle nehmen die Kollegen der betroffenen Mitarbeiter ein, denn auch sie können positiven Einfluss auf die Bewältigung des kritischen Lebensereignisses nehmen. Außerdem soll die Individualität des Themas beschrieben werden und gezeigt werden, dass es immer individuelle Lösungen geben muss. Die Bedeutung sowie die Aktualität des Themas sollen verdeutlicht und hervorgehoben werden, um zu aufzuzeigen, wie wichtig es ist, sich mit dieser Problematik tiefergehend zu beschäftigen und angemessen zu handeln.
Die folgende Abschlussarbeit beginnt mit den Grundlagen kritischer Lebensereignissen. Zunächst wird eine Abgrenzung zum Alltag gezogen sowie ein Definitionsansatz für Lebenskrisen aufgestellt. Durch das Auftreten eines kritischen Lebensereignisses fühlt sich der Mensch existenziell bedroht, da er für sein Problem keine absehbare Lösung findet. Es kommt zu einem Ungleichgewicht der Belast-ung durch das kritische Lebensereignis und der eigenen Anpassungs- und Verarbeitungsfähigkeit. Es wird verdeutlicht, dass jeder Mensch im Laufe seines Lebens von kritischen Lebensereignissen betroffen ist. Weiterhin wird beschrieben welche verschiedenen kritischen Lebensereignisse es gibt und dass jeder Mensch anders damit umgeht und diese unterschiedlich gut bewältigen kann. Das nächste Kapitel beschreibt mögliche Krisenklassifikationen. Dabei wird zwischen normativen und nicht-normativen Ereignissen unterschieden. Weiterhin werden die Lebenskrisen nach der Art der existentiellen Bedrohung der Betroffenen klassifiziert sowie nach dem Auftreten im Zusammenhang mit dem Lebensalter. Das dritte Kapitel beschreibt die Auswirkungen von kritischen Lebensereignissen. Dabei wird das Kapitel weiter untergliedert nach gesundheitlichen Folgen, wie Schlafstörungen oder Brustschmerzen, berufliche Auswirkungen wie Konzentrationsstörungen oder eine erhöhte Fehlerquote. Es wird herausgearbeitet, dass vor allem die gesundheitlichen Folgen von kritischen Lebensereignissen sehr vielseitig und teilweise auch langanhaltend sein können. Bei den beruflichen Folgen zeigt sich wie wichtig das Thema für Unternehmen ist und dass diese unbedingt Einfluss auf den Verlauf einer Lebenskrise bei einem Mitarbeiter nehmen sollten um die beruflichen Folgen zu mildern. Im vierten Kapitel werden die Chancen und Hemmnisse zwischen dem Mitarbeiter und dem Unternehmen verdeutlicht. Es wird genauer auf die Vorbehalte eingegangen, die sowohl der Mitarbeiter als auch das Unternehmen in diesem Zusammenhang haben können. Das fünfte Kapitel befasst sich mit Unterstützungsmöglichkeiten und Hilfestellungen. Hierbei wird unterschieden was der Betroffene selbst und das Unternehmen, der Vorgesetzte sowie die Mitarbeiter tun können. Die Bachelor-Thesis endet mit einer Zusammenfassung und einem Fazit.
2 Lebenskrisen
2.1 Definitionsansatz und Abgrenzung
Um die Lebenskrise genauer zu beschreiben ist es sinnvoll diese zunächst in einen Kontext zum Alltag zu setzen. Psychologisch betrachtet bedeutet Alltag, dass alles was die soziale, räumliche und gegenständliche Umwelt konzipiert einem Menschen im Allgemeinen vertraut ist. Er kann Abläufe, Ereignisse sowie das ungefähre Verhalten seiner Mitmenschen abschätzen. Außerdem weiß er was er zu tun hat, welche Ziele er hat und über welche Wege er diese erreichen kann. Der Sinn und Zweck seines Handelns ist ihm bekannt und er findet meistens Erklärungen für das Verhalten der Mitmenschen, alles was um ihn herum geschieht sowie das eigene Handeln. Im Alltag hat jeder bestimmte Handlungsroutinen parat, die so eingespielt sind, dass sie wenig Planungsaktivitäten und Reflexivität erfordern. Durch die Routinen und dadurch, dass verschiedene Zieloptionen sowie Handlungspläne nicht jedes Mal neu überdacht und auf mögliche negative Begleitsymptome hin überprüft werden müssen, wird der Mensch enorm entlastet und kann seine Ressourcen anderweitig nutzen. Im Alltag besitzen Menschen ein System von Gewohnheiten, durch welches sie ontische Sicherheit gewinnen. Gewohnheiten schützen Individuen unter anderem vor Ängsten, da sie ihnen zeigen, dass sich die Tage in bestimmten Bereichen wiederholen. Wodurch sie wiederum wissen wer sie sind. Durch adaptives Verhalten im Alltag erfährt der Mensch Wohlbefinden, Lebensqualität und auch eine Art des Glückes. Ein kritisches Lebensereignis oder ein traumatisches Ereignis wirft Menschen aus ihrem Alltag.[9] Stressoren sind externe Reize, Anforderungen und Umweltgegebenheiten, durch deren Auftreten es zu starken Belastungen kommen kann und der Betroffene muss sich an die Situation neu anpassen.[10] Bei kritischen Lebensereignissen handelt es sich nicht um individuelle Stressoren deren Belastungsursachen strukturell in der Arbeitswelt begründet sind oder systematisch durch die Erfordernisse der Vereinbarkeit von Familie und Beruf auftreten.[11] Ein kritisches Lebensereignisse beschreibt eine existentielle Bedrohung des Ichs, eines Menschen, in einem elementaren Lebensbezug. Dinge, die ihm bisher Schutz, Sinn und Halt gegeben haben, die seinen Alltag ausgemacht haben, werden als bedroht wahrgenommen und er wird aus seinem bis dahin gewohnten Lebensverlauf herausgerissen und mit einer absolut neuen Integrations- und Anpassungsaufgabe konfrontiert. Eine absehbare Lösung für sein Problem gibt es nicht, zusätzlich erleben Betroffenen oftmals auch noch einen höheren Lösungsdruck während dieser Zeit. Dadurch gerät das Individuum in eine für es kaum aushaltbare Situation. Durch eine Lebenskrise wird ein Bewältigungsprozess im Menschen in Gang gesetzt, in welchem oftmals neue, ungewohnte Wege bestritten werden müssen, um einen Ausweg zu finden.[12] Bei einer Lebenskrise befinden sich Betroffene in einer akuten psychischen Belastungssituation durch ein Ungleichgewicht in der eigenen psychischen Anpassungs- und Verarbeitungsfähigkeit einerseits und der Belastungen durch die kritischen Lebensereignisse andererseits. Daraus resultieren oftmals Angst, Frust, Trauer, Depressionen oder auch Suizid.[13] Jeder Mensch hat unterschiedliche Routinen und einen anderen Alltag in seinem Leben. Sobald es einen Bruch in der Kontinuität des Lebens gibt, kann dieser oftmals als bedrohliche Veränderung wahrgenommen werden.[14] Ein solcher Bruch tritt bei jedem Menschen, früher oder später im Leben, auf.[15] Meistens kommt er unvorbereitet und er kann sich über einen längeren Zeitraum abzeichnen. Betroffene erleiden einschneidende Erlebnisse, die ihr geplantes Leben durcheinanderwerfen.[16] Zu Lebenskrisen zählen zum Beispiel Krankheiten eines Menschen oder eines nahen Angehörigen, der unerwartete Tod eines nahen Angehörigen, finanzielle Schwierigkeiten oder auch eine Scheidung beziehungsweise Trennung.[17] Solche Krisen zeigen dem Menschen wie erschütterbar sein Leben ist. Jeder kann in eine verletzliche Situation geraten, überfordert sein kann oder auch scheitern. Aus dieser Problematik kann sich die gesellschaftliche Aufgabe erschließen, Menschen, die in einer Lebenskrise stecken, einen selbstverständlichen Platz in der gesellschaftlichen Mitte zu geben und sie nicht aufgrund ihres Befindens auszuschließen. So bekommen sie das Gefühl der Zugehörigkeit, trotz des schlimmen Erlebten, was ihnen wiederum Halt und Stärke geben kann. Durch Krisen wird der Mensch herausgefordert und muss seine Widerstandskräfte mobilisieren, sowie Kraftquellen neu entdecken, damit er sich weiterentwickeln kann. Eine Lebenskrise ist immer geprägt von der Angst des Zerstörerischen im Leben.[18] Lebensereignisse, die vom Betroffenen als besonders einschneidend gesehen werden, sind häufig unvorhergesehen und daher auch nicht planbar. Außerdem kann es zu einer Kombination oder auch Verkettung von mehreren kritischen Lebensereignissen kommen. Wenn ein Mensch einen Angehörigen zu Hause pflegen muss, kann es in diesem Zusammenhang zu einer Reduzierung der Arbeitszeit kommen, damit er die pflegerischen Aufgaben erfüllen kann. Dies kann wiederrum zur Folge haben, dass er selbst finanzielle Engpässe erleidet und dadurch eine weitere Lebenskrise erfährt. Weiterhin kann eine Krankheit oder die zeitintensive Pflege die Partnerschaft so belasten, dass es zu einer Trennung kommt. Auch die Trennung kann für einen Menschen ein kritisches Lebensereignis sein, sodass auch hier eine Verkettung der kritischen Lebensereignisse vorliegt. Die Trennung ihrerseits kann wieder weitere finanzielle Engpässe mit sich ziehen, sodass der Betroffene mehrere kritische Lebensereignisse gleichzeitig oder nacheinander durchleben muss.[19] Zusammenfassend zählen zu den typischen Charakteristika kritischer Lebensereignisse, dass sie ein hohes Maß an Veränderungen mit sich bringen, Verlusterfahrungen beinhalten, nicht beziehungsweise nur schwer kontrollierbar sind, heftige Emotionen auslösen, das Weltbild, als auch das Selbstbild und den Selbstwertbezug erschüttern, unerwartet eintreten und schwer vorhersehbar sind sowie Pläne durchkreuzen, Handlungspfade verschließen und den Handlungsspielraum einschränken.[20]
2.2 Mögliche Krisenklassifikationen
Es wird zwischen zwischen normativen und nicht-normativen Lebensereignissen unterschieden. Die normativen Ereignisse sind in ihrem Eintritt dicht an ein bestimmtes Lebensalter des Betroffenen gebunden und werden somit für den jeweiligen Alterszeitpunkt statistisch gesehen als normal definiert. Die Betroffenen haben dadurch die Möglichkeit sich auf die anstehenden Ereignisse vorzubereiten. Diese Planbarkeit liegt vor allem daran, dass der Lebenslauf und die Entwicklungsoptionen maßgeblich durch eine biologische Uhr, die aufgrund von Alterungs- und Reifungsprozessen bestimmte Zeiträume für Ereignisse vorgibt, sowie eine soziale Uhr, welche auf der Grundlage von expliziten oder impliziten Vorgaben bestimmte Zeiträume für Ereignisse zuweist, bestimmt werden. Zu den normativen Lebensereignissen zählen beispielsweise die Einschulung oder auch die Hochzeit. Bei dieser Art von Ereignissen tritt das soziokulturell geformte Muster der Lebensabläufe eindeutig hervor, auch wenn nicht jeder Mensch immer den gleichen Zeitpunkt im Leben für ein bestimmtes Ereignis hat. Ereignisse und Entwicklungsaufgaben, die in der Kindheit sowie im jungen Erwachsenenalter eintreten, sind in ihrer Natur grundsätzlich eher positiv zu sehen, da sie oftmals eher Gewinne als Verluste darstellen. Von nicht-normativen Ereignissen wird gesprochen, wenn eines dieser positiven altersgebundenen Ereignisse nicht eintritt. Das Erleben einer Lebenskrise liegt hierbei nicht im Faktischen eines negativen Ereignisses, sondern in dem Ausfall eines positiven Ereignisses. Hierzu zählt nicht das freiwillige Ausbleiben eines üblicherweise als positiv angesehenen Ereignisses, wie zum Beispiel, wenn sich ein Mensch bewusst und aus freiem Willen dazu entscheidet unverheiratet oder kinderlos zu bleiben, sondern dass jemand unfreiwillig kinderlos bleiben muss.[21]
Im Wesentlichen ist das Krisenerleben durch das Erleben einer existentiellen Erschütterung bestimmt. Daher ist es an dieser Stelle sinnvoll, die Krisen danach zu definieren, welche Art der existentiellen Bedrohung der Betroffene erleben kann. Verschiedene fundamentalwichtige Lebensbereiche, in denen grundlegende Ressourcen liegen, und die gerade deshalb bei Krisen auch einbrechen und zu Bedrohungsgefühlen führen können, werden unterschieden. Dazu gehören die Beziehungskrisen, die beim Betroffenen ein Gefühl von Verloren- oder Verlassensein erzeugen können, sowie eine Entwertung als Person durch den geliebten Menschen hervorrufen können. Der Betroffene erlebt in diesem Fall den Verlust einer für ihn bedeutsamen Person durch Trennung, Scheidung, Tod, das Hinzukommen eines Dritten oder auch durch drastische persönliche Veränderungen einer Bezugsperson. Eine weitere Krisenart ist die Zugehörigkeitskrise bei der ein Gefühl des Ausgeschlossen-seins, der Vereinzelung oder der Isolation entsteht. Diese Krisenart kann durch den Ausschluss oder Austritt aus einer bisherigen Bezugsgruppe entstehen. Dazu kann es durch Umzug, Emigration oder auch Vertreibung kommen. Die Misserfolgskrise kann einen weiteren wichtigen Lebensbereich erschüttern, da es hierbei zu einem Gefühl der Entwertung der eigenen Fähigkeiten sowie Verarmungs- und Abstiegsängsten kommt. Der Betroffene ist in diesem Fall beispielsweise von Arbeitslosigkeit betroffen oder verliert seine bisherigen Aufgaben im beruflichen oder privaten Bereich. Ein weiterer Krisenbereich sind die somatischen Krisen bei denen Betroffene mit Krankheiten oder Behinderungen konfrontiert werden. Hierzu wird ebenfalls gezählt, wenn das Altern als lebensfeindliche oder auch tödliche Bedrohung angesehen wird. Der Betroffene erlebt den Verlust der körperlichen Unversehrtheit und kommt dadurch eventuell in eine lebensbedrohliche Situation. Die Entwurzelungskrise stellt eine weitere Krisenart dar. Bei ihr wird die Welt als unfreundlich und fremd empfunden. Sie basiert oftmals auf Natur- oder Umweltkatastrophen sowie Krieg, wodurch Menschen ihre vertraute, emotional wichtige Umgebung verlieren. Eine weitere Krise ist die Selbstorientierungskrise bei der ein Gefühl des sich selbst fremd seins auftritt. Der Betroffene hat das Gefühl sich selbst zu entgleiten und sich auf sich selbst nicht mehr verlassen zu können. Diese Krise wird durch mit dem Selbstbild unvereinbare Erfahrungen hervorgerufen. Sie geht einher mit dem Verlust von wesentlichen Wertvorstellungen durch groteske Ereignisse und kann zu psychischen Erkrankungen in Folge von Dekompensation führen. Alle genannten Krisen können sich im Verlauf zu einer spirituellen Krise steigern, welche mit dem Erleben von Leere, Verlorenheit oder auch Sinnlosigkeit einhergeht. Abbildung 1 gibt einen Überblick über die verschiedenen Krisenarten und was diese ausmacht.
Abbildung 1: Klassifizierung der Lebenskrisen[22]
Meist greifen Lebenskrisen in mehrere Lebensbereiche gleichzeitig ein und sorgen dann für unterschiedliche Bedrohungsgefühle. Durch die Klassifizierung der Lebenskrisen in die verschiedenen Arten lässt sich genauer herausfinden, was die Bedrohung in erster Linie ausmacht und welche weiteren Bereiche tangiert werden. Weiterhin ist es möglich dadurch herauszufinden wo der Betroffene noch weitere Ressourcen hat, auf die er eventuell zurückgreifen kann, um die Krise hinter sich zu lassen.[23]
Das Auftreten der verschiedenen Lebenskrisen lässt sich grob nach dem frühen, mittleren und späten Erwachsenenalter aufteilen, obwohl diese Aufteilung nicht zwingend so sein muss wie die Aufteilung in Abbildung 2 zeigt. Jedes kritische Lebensereignis kann auch in einem anderen Lebensalter auftreten. Weiterhin ist es, wie bereits im vorherigen Kapitel beschrieben, möglich, dass verschiedene Lebenskrisen auch kombiniert oder verkettet auftreten.[24]
Abbildung 2: Lebenskrisen in unterschiedlichen Lebensphasen[25]
Im frühen Erwachsenenalter treten häufiger finanzielle Probleme oder auch eine Trennung beziehungsweise Scheidung auf. Im Lebensabschnitt der Scheidung findet auch der Übergang zum mittleren Erwachsenenalter statt, in dem oftmals die Pflege oder ein Todesfall zu den kritischen Lebensereignissen hinzukommen. Im späten Erwachsenenalter haben Menschen hingegen häufig mit eigenen Erkrankungen zu kämpfen.[26] Kritische Lebensereignisse liegen weit außerhalb des üblichen Erfahrungs- und Erwartungshorizonts sowie fernab des Alltags eines Menschen und gehen in der Regel mit immensen Emotionen einher. Dadurch, dass diese Erfahrungen besonders einschneidend sind, das Leben meist erheblich verändern und es sich oftmals um außerordentlich belastende Erfahrungen handelt, rücken sie selbst in die konzeptuelle Nähe zu Stress und gehen über das hinaus, was im Alltag unter Stress verstanden wird. Das was Ereignisse als kritisch ausweist, wird immer individuell bestimmt. Dies bedeutet, dass das Kritische eines Ereignisses, abgesehen von Extrembespielen wie zum Beispiel Ereignisse, die die körperliche Unversehrtheit betreffen, nicht immer in seiner Natur selbst liegt. Es spielen unter anderem die individuellen Ressourcen sowie Verwundbarkeiten eine große Rolle dabei, was als kritisches Ereignis empfunden wird.[27]
3 Auswirkungen kritischer Lebensereignisse
Der Umgang und die Auswirkungen der kritischen Lebensereignisse sind sehr unterschiedlich und von vielen Faktoren abhängig. Bei der Bewältigung eines kritischen Lebensereignisses kommt es vor allem auf die Bewältigungskompetenzen, über die eine Person bereits verfügt sowie die Ressourcen, auf die sie zurückgreifen kann, an. Abbildung 3 verdeutlicht welchen Einfluss die Ressourcen und Bewältigungsstrategien auf die Auswirkungen der kritischen Lebensereignisse nehmen können.[28]
Abbildung 3: Auswirkungen kritischer Lebensereignisse[29]
Grundsätzlich lässt sich anhand der Abbildung 3 sehen, dass ein kritisches Lebensereignis eintritt und es anschließend sowohl positive Rahmenbedingungen wie die soziale Unterstützung durch Familie oder Führungskräfte, aber auch negative Rahmenbedingungen, wie keine Anpassungsmöglichkeiten der betrieblichen Rahmenbedingungen, gibt. Diese Rahmenbedingungen haben entweder weniger negative Auswirkungen, wie beispielsweise nur eine leichte Erschöpfung oder eine starke negative Auswirkung, wie zum Beispiel eine enorm hohe Fehlerneigung und extrem reduzierter Leistungsfähigkeit. Zur Unterstützung von Betroffenen sollten die Bewältigungskompetenzen und Ressourcen durch adäquate Maßnahmen gestärkt werden, sodass es zu einem belastungsmindernden Umgang und positiven Rahmenbedingungen kommt.[30]
3.1 Gesundheitliche Folgen
Bereits seit Jahrhunderten bewegt die Menschheit inwieweit sich Leiden und Unglück in mangelndem körperlichem Wohlbefinden und geringerem Funktionsstatus niederschlagen. Allerdings ist es bis heute eine große Herausforderung, den Zusammenhang und die komplexe Wechselwirkung von psychischen Faktoren und Vorgängen im Nerven-, Immun- und Hormonsystem zu erklären. Es stellt sich die Frage inwiefern die Auswirkungen der kritischen Lebensereignisse das Risiko erhöhen, bestimmte Krankheiten zu erleiden, beziehungsweise, sofern diese bereits vorhanden sind, deren Verlauf zu beschleunigen oder zu verschlimmern. An dieser Stelle geht es jedoch nicht um einzelne Krankheitsbilder, sondern es werden potenzielle Folgen von kritischen Lebensereignissen für die physische und psychische Gesundheit an einer Vielzahl weiterer Kriterien bemessen. Diese lassen sich ganz grob in sechs verschiedene Kategorien einordnen, die durch Abbildung 4 übersichtlicher dargestellt werden.
Abbildung 4: Kriterien potenzieller physischer und psychischer Folgen von kritischen Lebensereignissen[31]
Die erste Kategorie beschreibt den körperlichen Status der Menschen, indem Merkmale des Gesundheitsverhaltens erhoben werden, wie zum Beispiel den Anstieg im Medikamentengebrauch oder die Zahl der Arztbesuche. Die zweite Kategorie beschreibt Indikatoren. Hier werden körperliche Beschwerden und Symptome, wie Brustschmerzen, Schlafstörungen, oder auch Sodbrennen, herangezogen. Die Liste der auftretenden Beschwerden ist außerordentlich lang und von Mensch zu Mensch unterschiedlich, sodass eine weitere Aufzählung an dieser Stelle keinen Sinn machen würde. In der dritten Kategorie werden im Labor psychophysiologische Parameter erhoben. Vorzugsweise solche, die pathogenetisch für Herzerkrankungen sind. Die vierte Kategorie untersucht Stichproben mit festgelegten Krankheitsbildern, inwieweit sich das Belastungsniveau vor Krankheitsausbruch von gesunden Kontrollpersonen unterscheidet. Zu den Krankheitsbildern gehören unter anderem Hypertonie, Krebserkrankungen oder verschiedene Autoimmunkrankheiten. In der fünften Kategorie geht um die Frage, ob bei Personen, die kürzlich ein kritisches Lebensereignis erlebt haben, ein erhöhtes Mortalitätsrisiko, insbesondere auch in Bezug auf Suizid und im Vergleich zu altersgleichen, unbelasteten Personen zu beobachten ist. Zu der sechsten Kategorie zählen die Erkenntnisse der psychoneuroimmunologischen Forschung. Etliche Parameter geben Aufschluss über die möglichen immunsuppressiven Wirkungen von Stressbelastungen.[32] Bei kritischen Lebensereignissen produziert die Nebennierenrinde das Stresshormon Cortisol. Dadurch werden kurzfristig katabole Stoffwechselvorgänge aktiviert, die Energie bereitstellen, wodurch es also zu einer Leistungssteigerung kommt. Wird das Hormon dauerhaft ausgeschüttet, wie bei einem kritischen Lebensereignis welches enormen Stress verursacht, kann Cortisol negative Effekte auf den Schlaf oder die Konzentrationsfähigkeit haben. Weiterhin kann es zu stärkerer Infektanfälligkeit oder Erschöpfung kommen. Durch den langfristig hohen Cortisolspiegel kommt es oftmals auch zu Herzerkrankungen oder Bluthochdruck.[33] Menschen reagieren sehr unterschiedlich auf schwere Belastungen und können aufgrund der Belastungen durchaus Depressionen oder Angststörungen entwickeln. [34] Bei zwei Drittel der Depressionserkrankten geht ein kritisches Lebensereignis der depressiven Episode voraus.[35] Jedoch ist es bei vielen Betroffenen der kritischen Lebensereignisse so, dass diese Reaktion nach einiger Zeit wieder nachlässt. Andere können wiederum auch noch nach dem eigentlichen Trauma eine posttraumatische Belastungsstörung entwickeln. Zu den Merkmalen einer posttraumatischen Belastungsstörung gehören das wiederholte Erleben des Traumas durch sogenannte Flashbacks, sich immer wieder aufdrängende Erinnerungen, das Nicht-vergessen-Können und ein Gefühl des Betäubt-seins sowie emotionale Gleichgültigkeit und Stumpfheit gegenüber anderen Menschen.[36] Durch die belastenden Lebensereignisse kann es ebenfalls zu einem erhöhten Alkohol- und Nikotinkonsum, einer veränderten Ernährungsgewohnheit sowie Bewegungsmangel kommen. Neben den erwähnten direkten gesundheitlichen Auswirkungen kann es auch noch zu indirekten Auswirkungen für Betroffene kommen. Durch die veränderte Lebenssituation kommt es bei vielen Betroffenen zu finanziellen Engpässen, aufgrund von Scheidungskosten oder durch die Reduzierung der Arbeitszeit, um einen Angehörigen zu pflegen. Diese indirekten Auswirkungen können weitere Belastungsreaktionen mit sich führen. Bei den vielen negativen Auswirkungen der kritischen Lebensereignisse ist es wichtig den Fokus auch auf die Chance der Selbstwertsteigerung und das steigende Vertrauen die eigenen Bewältigungsstrategien zu lenken. Denn die Herausforderung und der Umgang mit kritischen Lebensereignissen sind, wenn sie bewältigt werden können, auch ein entwicklungsfördernder Reife- und Erfahrungsprozess. Um die schwierige Lebenssituation zu meistern, ist es essenziell, auf eine Auswahl verschiedener Bewältigungskompetenzen sowie auf soziale Unterstützung, beispielsweise durch den Arbeitgeber, zurückgreifen zu können.[37]
3.2 Berufliche Auswirkungen
Die Sorgen und Belastungen, die einen Arbeitnehmer in einer Lebenskrise begleiten, können schwer am Arbeitsplatz ausgeblendet werden.[38] Das Ausmaß des Einflusses der Lebenskrise auf die Arbeit ist sehr individuell zu sehen.[39] Der Mitarbeiter ist durch das Erleben der Lebenskrise oft in Gedanken bei seinen privaten Nöten. Durch das kritische Lebensereignis kann es zu Leistungs- und Konzentrationsschwankungen sowie erhöhter Fehlerneigung kommen.[40] Außerdem kann die Stimmung des Arbeitnehmers deutlich gedrückt sein, wodurch letztendlich auch die Arbeitsleistung sinken kann. Der Mitarbeiter kann sich dann deutlich schlechter konzentrieren, ist geistig abwesend oder auch energielos. Dies sind einige typische Begleiterscheinungen der Lebenskrisen.[41] Da sich eine Lebenskrise durchaus auch auf die Arbeitsleistung oder das Team auswirken kann, wird gegebenenfalls auch langfristig gesehen der Unternehmenserfolg tangiert.[42] Sollte die Belastungssituation länger anhalten, kann es, wie im vorherigen Kapitel beschrieben, zu körperlichen, psychischen und/oder psychosomatischen Erkrankungen kommen. Das beeinträchtige Leistungsvermögen durch den Konzentrationsmangel als Resultat von zu wenig Erholungspausen kann bei manchen Mitarbeitern zu Frustration wegen der Leistungseinschränkung führen, welche sich wiederum auf die Arbeitsmotivation auswirken kann.[43] Unternehmen brauchen, um den Auswirkungen des demografischen Wandels zu begegnen und auch in Zukunft den Anforderungen einer globalisierten Arbeitswelt Stand halten zu können sowie wettbewerbsfähig zu sein, leistungsfähiges und gut ausgebildetes Personal. Für Angestellte heißt dies im Umkehrschluss, dass der Erhalt der eigenen Gesundheit beziehungsweise Arbeitsfähigkeit auf lange Sicht die Beschäftigungsfähigkeit garantiert. Wodurch wiederum die eigene Existenz langfristig gesichert bleibt.[44] Ausgehend vom demografischen Wandel ist es demnach so, dass es eine steigende Lebenserwartung sowie eine schrumpfende Geburtsrate gibt. Dies hat zur Folge, dass Unternehmen und Führungskräfte Lösungen für Beschäftigte finden müssen, die ihr Arbeitsleben und unterschiedliche Lebenskrisen, wie beispielsweise die Betreuung und die Pflege von Angehörigen, vereinbaren müssen. Anderweitig drohen Unternehmen finanzielle Einbußen, durch Mitarbeiter, die sich arbeitsunfähig melden oder ihre Arbeit nicht, wie gewohnt, leistungsorientiert verrichten.[45] Welche Kosten Unternehmen tatsächlich für in-effizientes Arbeiten, Fehler oder Fehlzeiten aufgrund eines kritischen Lebensereignisses eines Mitarbeiters aufwenden müssen, lässt sich nicht genau beziffern.[46] Ein großes, den Arbeitsplatz betreffendes, Problem von Mitarbeiter, die von einer Lebenskrise betroffen sind, ist der Zeitdruck, denn die Zeit, die ihnen zur Verfügung steht muss genau eingeteilt werden und trotzdem können unerwartete Störungen auftreten, wie zum Beispiel ungeplante Arztbesuche, wodurch es zu Verspätungen am Arbeitsplatz, keine Übernahme von Überstunden, frühzeitiges Verlassen des Arbeitsplatzes oder verlängerte Pausen kommen kann. Betroffene versuchen die Zeit oftmals durch schnelleres Arbeiten aufzufangen. Dies gelingt ihnen beispielsweise deutlich besser, wenn flexible Arbeitsmodelle oder Home-Office zur Verfügung stehen. Unternehmen sind angehalten das Verständnis der Kollegen für die Situation des Betroffenen zu fördern, denn dadurch lässt sich eine zusätzliche Belastung vermindern und es lässt sich vermeiden, dass Betroffene in die innere Kündigung gedrängt werden.[47]
- Arbeit zitieren
- Ann-Christin Semmling (Autor:in), 2022, Wie Mitarbeiter Schicksalsschläge überwinden können. Einflussmöglichkeiten von Führungskräften zur Stärkung der Leistungsfähigkeit von Unternehmen und Individuen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1202164
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