Luckmann beginnt seinen Aufsatz mit einer recht harten Kritik an der Religionssoziologie. Er wirft den Forschern „theoretische Verarmung“1 und „methodoloische Unzulänglichkeit“2 vor. Seiner Meinung nach beschränkten sich die Untersuchungen der Soziologen auf reine Datenerhebungen und stellten somit ein vollkommen unangemessenes Bild der Beziehung zwischen der Kirche und dem Einzelnen dar3.
Ein solcher Weg der Analyse sei nur aus Sicht der Kirche akzeptabel. Weiter äußert Luckmann seine Kritik an der Untersuchung von Kirchenbesuchszahlen, denn Kirchlichkeit sei „nur ein – vielleicht nicht einmal das wichtigste - Merkmal“4, das die Säkularisierung beschreiben oder erklären könnte.
Trotzdem erkennt Luckmann einige wenige Erkenntnisse an, obwohl er darauf hinweist, dass diese Untersuchungen weitaus differenzierter durchgeführt werden sollten und z. Bsp. auch „unterschiedliche Berufsgruppen“5 und „Gesellschaftsklassen“6 berücksichtigt werden sollten.
Inhaltsverzeichnis
- Kritik an der Religionssoziologie
- Thesen
- Allgemeine theoretische Probleme
- Von der Artikulierung eines heiligen Kosmos zur Spezialisierung einer Institution
- Folgen der Spezialisierung einer Institution
- Literaturangabe
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
In seinem Aufsatz „Die unsichtbare Religion“ widmet sich Thomas Luckmann einer kritischen Analyse der Religionssoziologie und präsentiert eine alternative Sicht auf Religiosität. Der Text zielt darauf ab, die traditionelle Gleichsetzung von Religion und Kirche zu hinterfragen und die Bedeutung der individuellen Religion zu betonen.
- Kritik an der Religionssoziologie und ihren methodischen Ansätzen
- Entwicklung der individuellen Religion und ihre Bedeutung für die menschliche Entwicklung
- Thesen zur Rolle der Kirche in der Moderne und ihren Herausforderungen
- Die Konstruktion von Sinnsystemen und ihre Auswirkungen auf das Individuum und die Gesellschaft
- Die „unsichtbare Religion“ als universale Form der Religion in allen Gesellschaften
Zusammenfassung der Kapitel
1. Kritik an der Religionssoziologie
Luckmann kritisiert die gängige Religionssoziologie scharf, die seiner Ansicht nach die Beziehung zwischen Kirche und Individuum nur unzureichend erfasst. Er bemängelt die methodische Begrenzung auf statistische Datenerhebungen und den Fokus auf die Kirche als Institution, anstatt die individuelle Religiosität zu untersuchen. Er kritisiert außerdem die Verwendung von Kirchenbesuchszahlen als ausschließliches Kriterium für Säkularisierung, da diese nur ein Aspekt der Religiosität darstellen.
2. Thesen
Luckmann argumentiert, dass die Kirche in der Moderne an den Rand der Gesellschaft gedrängt wurde und sich nur noch in bestimmten Gruppen behaupten kann, die sich weiterhin mit ihren traditionellen Werten identifizieren. Er stellt die These auf, dass die Kirche sich nicht an die Moderne anpassen kann, ohne ihr Sinnsystem und ihre Existenzberechtigung zu verlieren.
3. Allgemeine theoretische Probleme
Luckmann widerlegt die Gleichsetzung von Religion und Kirche und betont die Bedeutung der individuellen Religion. Er erklärt, wie sich diese Religion durch die Sammlung und den Austausch von Erfahrungen und Erinnerungen in Face-to-Face-Situationen entwickelt. Durch die Interpretation dieser Erfahrungen und die Sinngebung des eigenen Lebens entstehen individuelle Sinnsysteme, die zur Bildung eines Bewusstseins und Gewissens beitragen. Dieser Prozess der Selbstfindung ist für Luckmann ein religiöses Phänomen, da er die Transzendenz der biologischen Natur beinhaltet.
Er erläutert, dass die Entstehung von Sinnsystemen in sozialen Interaktionen stattfindet und das Individuum in gesellschaftlichen Prozessen zum Individuum wird. Diese konstruierten Sinnsysteme bilden die Grundlage für eine gemeinsame Weltansicht, die Luckmann als „die universale gesellschaftliche Form der Religion“ bezeichnet und in allen Gesellschaften zu finden ist.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter des Textes sind: Religionssoziologie, individuelle Religion, Kirche, Sinnsysteme, Säkularisierung, Moderne, Face-to-Face-Situation, Bewusstsein, Gewissen, Transzendenz, gesellschaftliche Form der Religion.
- Arbeit zitieren
- Melanie Lauer (Autor:in), 2003, Thomas Luckmann - Die unsichtbare Religion, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/11985