[...] Allgemeines Bildungsgut wurden Mythen in Europa erst im Zuge des Humanismus (allgemein betrifft hier selbstverständlich nur diejenigen, die Zugang zu den Bildungsinstitutionen hatten; in dem Sinne kann allgemein hier nicht im heutigen Sinn verstanden werden). So wurden zur Zeit der Reformation gerne Parallelen zwischen den klassischen Sagen und der Bibel gesucht und gefunden. Später setzte sich die thematische Behandlung von klassischer Literatur im Unterricht fort, da ohne ein grundsätzliches Verständnis dieser erlangt zu haben ganze Welten von Kunst und Literatur verschlossen bleiben würden. Während des späteren 20. Jahrhunderts wurde die psychologische Interpretation von Mythen entdeckt. Inhalt der Mythen, der nicht selten Opfer des pietaethischen Reduktionismus viktorianischer Gesellschaft wurde, verwandelte seine Schwerpunkte also auch mit der jeweiligen Gesellschaftsmoral.
Die Hauptelemente des Vergleichs sollen hier die Übersetzung der Odyssee in ein Jugendbuch einerseits darstellen und die Abweichungen des Jugendbuchs vom Original in Sprache, Sprachkomposition und Stil sowie inhaltliche Kürzungen und Abweichungen. Exemplarisch soll dies insbesondere an der Kirke-Episode dargestellt werden, da sie zum einen viel über die Symbolkraft der Mythen auszusagen weiß, weil es gerade diese Stelle ist, die aufgrund ihrer sexuellen Konnotation immer wieder dem Reduktionismus zum Opfer gefallen ist und schließlich weil die Begegnungen des Odysseus mit Frauen in der Odyssee zahlreich sind, so dass die Odyssee schon als „...man’s archetypal confrontation with woman“ beschrieben wird und diese Begegnungen zum „Leitmotif“ avancieren. Ja zum Teil scheint es ein wesentliches Element der Identität Odysseus’ zu sein dem weiblichen Prinzip zu begegnen, jedoch nicht von ihm überwältigt zu werden. Aus Platzgründen und aus Gründen des Umfangs soll hier als Referenztext die Kirke – Episode der Originalübersetzung von W. Schadewaldt dienen, die sowohl als Beispiel für Aufbau, Sprachstil und Symbolik relevant ist.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Mythologie
- 1.1. Mythologie heute
- 1.2. Mythologie im Jugendbuch
- 2. Vergleich der Übersetzung von W. Schadewaldt und W. Jens
- 2.1. Die Reduktion
- 2.2. Die Illustration
- 2.3. Was kann ein Jugendbuch leisten – und was nicht?
- 2.4. Kriterien eines Jugendbuchs
- 2.5. Konzept der „Primärrezeption“
- 3. Ausgewählte Rezeptionsgeschichte der Odyssee
- 3.1. Psychoanalytische Interpretation
- 3.2. Nach M. Horkheimer und T.W. Adorno
- 3.3. Charakterinterpretationen
- 3.3. Die Kirke - Episode
- Abschließender Gedanke
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht den Umgang mit Mythologie in Jugendbuchübersetzungen, insbesondere am Beispiel der Odyssee. Es wird ein Vergleich der Übersetzungen von W. Schadewaldt und W. Jens vorgenommen, wobei der Fokus auf den Reduktionsmechanismen und den Auswirkungen auf die Interpretation liegt. Die Rolle von Illustrationen und die Frage nach den spezifischen Anforderungen an ein Jugendbuch werden ebenfalls beleuchtet.
- Mythologie und ihre Interpretationen im Wandel der Zeit
- Vergleichende Analyse von Übersetzungen der Odyssee für Jugendliche
- Die Auswirkungen von Reduktion und Adaption auf den mythischen Gehalt
- Rolle von Illustrationen in Jugendbüchern
- Kriterien für gelungene Jugendbuchübersetzungen von Mythen
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung beschreibt den historischen Kontext der Mytheninterpretation und die Bedeutung des Vergleichs zwischen der Originalübersetzung der Odyssee und einer Jugendbuchfassung. Es wird die Bedeutung der Kirke-Episode als Beispiel für die Herausforderungen der Adaption von Mythen für ein jugendliches Publikum hervorgehoben, insbesondere im Hinblick auf die Reduktion sexuell konnotierter Inhalte.
1. Mythologie: Dieses Kapitel bietet eine breit gefächerte Betrachtung der Mythologie, verschiedener Definitionen und Interpretationen im Laufe der Geschichte. Es diskutiert die Bedeutung von Mythen als Ausdruck kultureller Realitäten und kollektiver Überzeugungen, sowohl in der Antike als auch in der Moderne. Die Wandelbarkeit des Mythos und seine Fähigkeit, elementare Erfahrungen und Wahrheiten auszudrücken, werden hervorgehoben.
2. Vergleich der Übersetzung von W. Schadewaldt und W. Jens: Dieser Abschnitt vergleicht die Übersetzungen der Odyssee von W. Schadewaldt und W. Jens, wobei die Herausforderungen der Adaption für ein jugendliches Publikum im Mittelpunkt stehen. Es werden die Auswirkungen von Reduktionen auf die ursprüngliche Ganzheit des Werkes sowie der Einfluss gesellschaftlicher Moralvorstellungen diskutiert. Die Rolle von Illustrationen und die Frage nach den Leistungen und Grenzen eines Jugendbuchs werden ebenfalls behandelt.
Schlüsselwörter
Mythologie, Odyssee, Jugendbuch, Übersetzung, Reduktion, Interpretation, Schadewaldt, Jens, Illustration, gesellschaftliche Moral, Adaption, Primärrezeption, Kirke-Episode.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Analyse von Jugendbuchübersetzungen der Odyssee
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert den Umgang mit Mythologie in Jugendbuchübersetzungen, speziell am Beispiel der Odyssee. Im Fokus steht ein Vergleich der Übersetzungen von Wolfgang Schadewaldt und Wilhelm Jens, wobei die Reduktionsmechanismen und deren Auswirkungen auf die Interpretation im Mittelpunkt stehen. Die Rolle von Illustrationen und die spezifischen Anforderungen an ein Jugendbuch werden ebenfalls untersucht.
Welche Übersetzungen der Odyssee werden verglichen?
Die Arbeit vergleicht die Übersetzungen der Odyssee von Wolfgang Schadewaldt und Wilhelm Jens. Der Vergleich konzentriert sich auf die Unterschiede in der Adaption für ein jugendliches Publikum, die Reduktionen und deren Einfluss auf den mythischen Gehalt.
Welche Aspekte der Übersetzungen werden besonders betrachtet?
Besondere Beachtung finden die Reduktionsmechanismen in den Übersetzungen, die Auswirkungen dieser Reduktionen auf die Interpretation des Mythos, die Rolle von Illustrationen in Jugendbüchern und die Frage nach den spezifischen Kriterien für gelungene Jugendbuchübersetzungen von Mythen. Die gesellschaftlichen Moralvorstellungen und ihr Einfluss auf die Adaption werden ebenfalls diskutiert.
Welche Rolle spielen Illustrationen in der Analyse?
Die Rolle der Illustrationen in den Jugendbuchübersetzungen wird untersucht und in Bezug auf ihren Einfluss auf die Rezeption und Interpretation des Mythos analysiert. Es wird beleuchtet, wie Illustrationen die Reduktionen im Text unterstützen oder kompensieren.
Was ist das Konzept der „Primärrezeption“?
Das Konzept der „Primärrezeption“ wird im Kontext der Arbeit erläutert, jedoch nicht im Detail definiert. Es wird vermutlich verwendet, um die erste Begegnung junger Leser mit dem Mythos über die jeweilige Übersetzung zu beschreiben und zu analysieren.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zur Mythologie, ein Kapitel zum Vergleich der Übersetzungen von Schadewaldt und Jens, ein Kapitel zur Rezeptionsgeschichte der Odyssee und einen abschließenden Gedanken. Jedes Kapitel behandelt spezifische Aspekte der Thematik.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themenschwerpunkte: Mythologie und ihre Interpretationen im Wandel der Zeit, vergleichende Analyse von Übersetzungen der Odyssee für Jugendliche, die Auswirkungen von Reduktion und Adaption auf den mythischen Gehalt, die Rolle von Illustrationen in Jugendbüchern und Kriterien für gelungene Jugendbuchübersetzungen von Mythen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Mythologie, Odyssee, Jugendbuch, Übersetzung, Reduktion, Interpretation, Schadewaldt, Jens, Illustration, gesellschaftliche Moral, Adaption, Primärrezeption, Kirke-Episode.
Wie wird die Kirke-Episode behandelt?
Die Kirke-Episode dient als Beispiel für die Herausforderungen der Adaption von Mythen für ein jugendliches Publikum, insbesondere im Hinblick auf die Reduktion sexuell konnotierter Inhalte. Sie wird exemplarisch analysiert um die Problematik der Adaption zu verdeutlichen.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit untersucht den Umgang mit Mythologie in Jugendbuchübersetzungen und vergleicht die Übersetzungen von Schadewaldt und Jens, um die Auswirkungen von Reduktionen auf die Interpretation zu analysieren und Kriterien für gelungene Jugendbuchübersetzungen zu entwickeln.
- Arbeit zitieren
- Taraneh Tehrani (Autor:in), 2005, Homer´s Odyssee als Jugendbuch? Eine kritische Betrachtung anhand Walter Jens "Ilias und Odyssee" und W. Schadewaldts Originalübersetzung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/119832