Seit nunmehr fast 60 Jahren wird Der blaue Kammerherr wenn auch in großen Abständen so doch regelmäßig neu aufgelegt. Das ist bemerkenswert, denn der Roman, dass Erstlingswerk Wolf von Niebelschütz’, hat es nie in einen der offiziellen literarischen Kanons geschafft. [...] Im Laufe der Arbeit wird der Grund dafür klarer werden. [...] Im Vergleich zum Platzbedarf der häufig oberflächlich belanglosen Kommunikation und Beschreibung nimmt der Handlungsverlauf einen eher geringeren Ränge ein. [...] Der befremdliche Geruch der Sprache und Komposition, denn eine Komposition ist es, wie sich noch zeigen wird, die Patina einer vergangenen Mentalität also, haftet dem gesamten Roman an. [...]
Gerade die Schwierigkeiten des Werkes haben ihm eine durch Mund-zu-Mund-Propaganda immer von neuem gewonnene konstante Leserschaft erhalten und gewonnen. [...] Er kann der Gattung des „historischen Romans“ zugeordnet werden, bereitet aber auch in dieser Hinsicht einige Probleme. So ist er in allerhöchstem Maße fiktiv und beleuchtet eben nicht ein bestimmtes, historisch fundiertes Ereignis genauer. Ebensowenig spielen historische Persönlichkeiten eine Rolle. Einige Kritiker wären durchaus geneigt, ihn unter „Fantasy“ einzuordnen, wäre nicht der enorme literarische Anspruch [...]. Nichts im Blauen Kammerherrn ist zufällig oder beiläufig geschrieben. Alles folgt formalen Regeln und einer exakt konstruierten Sprachverwendung. Es gibt historische und geografische Fixpunkte, die eine eigene Realität des Handlungsgeschehens gewährleisten sollen, mit historischen Romanen im herkömmlichen Sinne aber hat das Werk ob seines hohen Grades an Fiktionalität nur wenig gemein. Die Frage der Zuordnung wird neben der Interpretation im zweiten Hauptteil der Arbeit im Mittelpunkt stehen. Da der Blaue Kammerherr wie erwähnt sowohl sperrig in der Rezeption als auch relativ unbekannt ist, wird der Handlungsverlauf im ersten Teil der Arbeit grob skizziert. Darüber hinaus wird Wolf von Niebelschütz selbst und sein Schaffen, sowie die Entstehung des Romans thematisiert. Das Hausarbeitsthema ist mehr von literarischer als geschichtswissenschaftlicher Dimension, so wie auch das Werk selbst. In dieser Randzone soll die Frage der Gattungszugehörigkeit zum historischen Roman und der Gewinn der Geschichtswissenschaft aus der Mentalitätsschilderung den Bogen zum Fach schlagen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Autor und Roman
2.1. Zum Leben und Werk Wolf von Niebelschütz’
2.2. Eine Verlaufsskizze des Romans
2.3. Entstehungsgeschichte und Rezeption
3. Interpretation und Einordnung
3.1. Versuch einer Deutung des Inhalts und Reflexion der Form
3.2. Einordnung des Werkes in die Gattung des „historischen Romans“
4. Schlussfolgerung
5. Literaturnachweis
1. Einleitung
Seit nunmehr fast 60 Jahren wird Der blaue Kammerherr wenn auch in großen Abständen so doch regelmäßig neu aufgelegt. Das ist bemerkenswert, denn der Roman, dass Erstlingswerk Wolf von Niebelschütz’, hat es nie in einen der offiziellen literarischen Kanons geschafft. Selbst in der Zeit seines Erscheinens im Jahre 1949 und den unmittelbar folgenden Jahren wurde es eher verhalten rezensiert und so ist bis heute nur eine umfassende Monographie[1] zum Werk erschienen. Im Laufe der Arbeit wird der Grund dafür klarer werden. Einige Vermutungen darüber ergeben sich bereits jetzt nur aufgrund der Lektüre. So ist der Roman zum Einen hochkomplex in seinem Figurentableau. Die Fülle der Charaktere ist nicht ohne weiteres überschaubar, zumal einige Personen unter mehreren Namen und Identitäten auftauchen. Die Sprache ist alles andere als mundgerecht: Lange Schachtelsätze, französische Modewörter und Wendungen aus der Zeit des Barocks, teilweise undurchsichtige poetische Formulierungen. Darüber hinaus ist das oberflächlich betrachtet nicht sonderlich spektakuläre Sujet (absolutistischer Politikpoker), wir werden noch zur Genüge darauf zu sprechen kommen, in langatmigen, oft lässig nichtssagenden Dialogen ausgebreitet. Im Vergleich zum Platzbedarf der häufig oberflächlich belanglosen Kommunikation und Beschreibung nimmt der Handlungsverlauf einen eher geringeren Ränge ein. Damit versteht es sich praktisch von selbst, dass es sich hier nicht um ein Werk für den Massengeschmack handelt. Genau genommen ist vielmehr das Gegenteil der Fall. Niebelschütz hat ganz bewusst ein elitäres Werk für die Verherrlichung einer elitären Zeit geschaffen. Freilich kann es jeder lesen und mit mehr oder minder aufwendiger Recherche des französischen Jargons bis in seine Einzelheiten verstehen. Der befremdliche Geruch der Sprache und Komposition, denn eine Komposition ist es, wie sich noch zeigen wird, die Patina einer vergangenen Mentalität also, haftet dem gesamten Roman an. Und gerade das ist der andere Grund für die „Anonymität“ des Romans, die scheinbare Unberührtheit gegenüber den Gräueln insbesondere des seinerzeit jüngst vergangenen Weltkriegs, gegenüber tagespolitischer Aktualität und der Suche nach neuen Wegen, den Wegen aus Schuld, Verdrängung und Armut. Der Roman steht in Opposition zur sogenannten „Trümmerliteratur“ seiner Zeit, der Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg. Dieser Gegensatz muss gar nicht intendiert gewesen sein, er ergibt sich automatisch wenn ein literarisch begabter Mensch mit umfassenden Wissen über Kunst, Kultur und Ästhetik, der für zeitgenössische Strömungen nichts übrig hat, zur Feder greift und an Kulturkritik nicht spart.
Gerade die Schwierigkeiten des Werkes haben ihm eine durch Mund-zu-Mund-Propaganda immer von neuem gewonnene konstante Leserschaft erhalten und gewonnen. Es scheint wie eine antike Büste beständige Interessenten zu locken ohne je massenhafte Popularität zu erlangen. Das eben ist das bemerkenswerte an diesem Roman. Er kann der Gattung des „historischen Romans“ zugeordnet werden, bereitet aber auch in dieser Hinsicht einige Probleme. So ist er in allerhöchstem Maße fiktiv und beleuchtet eben nicht ein bestimmtes, historisch fundiertes Ereignis genauer. Ebensowenig spielen historische Persönlichkeiten eine Rolle. Einige Kritiker wären durchaus geneigt, ihn unter „Fantasy“ einzuordnen[2], wäre nicht der enorme literarische Anspruch, der durch tatsächlich jede der über 700 Seiten gedruckten Zeilen (bei der redigierten 1961er Auflage, bei den übrigen Ausgaben bis zu 1000 Seiten) schimmert. Nichts im Blauen Kammerherrn ist zufällig oder beiläufig geschrieben. Alles folgt formalen Regeln und einer exakt konstruierten Sprachverwendung. Es gibt historische und geografische Fixpunkte, die eine eigene Realität des Handlungsgeschehens gewährleisten sollen, mit historischen Romanen im herkömmlichen Sinne aber hat das Werk ob seines hohen Grades an Fiktionalität nur wenig gemein. Die Frage der Zuordnung wird neben der Interpretation im zweiten Hauptteil der Arbeit im Mittelpunkt stehen. Da der Blaue Kammerherr wie erwähnt sowohl sperrig in der Rezeption als auch relativ unbekannt ist, wird der Handlungsverlauf im ersten Teil der Arbeit grob skizziert. Darüber hinaus wird Wolf von Niebelschütz selbst und sein Schaffen, sowie die Entstehung des Romans thematisiert. Das Hausarbeitsthema ist mehr von literarischer als geschichtswissenschaftlicher Dimension, so wie auch das Werk selbst. In dieser Randzone soll die Frage der Gattungszugehörigkeit zum historischen Roman und der Gewinn der Geschichtswissenschaft aus der Mentalitätsschilderung den Bogen zum Fach schlagen.
2. Autor und Roman
2.1. Zum Leben und Werk Wolf von Niebelschütz’
Die Biografie Wolf von Niebelschütz’ besticht nicht durch Sensationen, vielmehr haftet der Rezeption seiner Werke seine Karriere unter den Nationalsozialisten unangenehm an. In seiner Haltung nicht unbedingt mit Ernst Jünger zu vergleichen und auch fast zwanzig Jahre jünger als dieser, lässt sich doch analog zu ihm feststellen, dass trotz politischen, distanzierten „Desinteresses“ seine schriftstellerische Aktivität in Nazideutschland später mit Argwohn betrachtet wurde. Wären beide Exilschriftsteller geworden, wäre ihre Rezeption weniger verhalten von statten gegangen. Da sie aber eine literarisch ästhetische Haltung eingenommen haben, die dem elitären, rassistischen Gedanken der nationalsozialistischen Ideologie in Teilen vergleichbar ist, wurden sie nur mit Vorsicht genossen. Die Frage der inneren Haltung lässt sich nie mit Klarheit beantworten und viele Rezensenten mögen die Werke beider Autoren deshalb eher verhalten besprochen haben. Die Kriegsverherrlichung von Jüngers In Stahlgewittern und die Verteidigung des Feudalismus, bzw. des starken Herrschers, im Blauen Kammerherrn sind freilich nicht vergleichbar, dennoch erscheinen sie als von der nationalsozialistischen Ideologie vereinnehmenbar. Was half es da im Öffentlichkeitsbild, dass Jünger den Druck seiner Schriften in nationalsozialistischen Zeitschriften untersagte[3] und Niebelschütz mit seiner Klassikleidenschaft fern der Tagesaktualität nicht ins Bild des kämpferischen Dichters passte. Übrigens hatte sich auch ein erstklassiger Dichter wie Gottfried Benn durch seine freilich wesentlich kritikwürdigere Verteidigung faschistischer Ideengutes Anfang der 1930er Jahre seine literarische Reputation verdorben. Da half es auch nichts, dass er bereits Mitte der dreißiger Jahre seinen Fehler bemerkte und sich distanzierte. Was Niebelschütz betrifft, zunächst zu den Fakten.
Er wurde am 24. Januar 1913 in Berlin als das dritte von sechs Kindern geboren. Sein Vater Ernst von Niebelschütz war Kunsthistoriker, wie sein Sohn später auch, und in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg als Journalist tätig. Wolf Friedrich Magnus von Niebelschütz, wie sein vollständiger Name lautet, kam ab 1927 in das Eliteinternat in Schulpforta, welches auch schon Friedrich Nietzsche besucht hatte. Trotz gewisser Schwierigkeiten mit dem Anspruch der Schule, machte er dort sein Abitur und begann ein Kunst- und Geschichtsstudium in Wien, welches er aber kurz darauf in finanzieller Notlage abbrechen musste. Er wurde daraufhin Volontär und später fest angestellter Mitarbeiter bei der Magdeburgischen Zeitung. 1937 wurde ihm unter dem Vorwurf politischer Unzuverlässigkeit gekündigt, was im Nachhinein freilich nur für ihn spricht. Er ging daraufhin zur Rheinisch-Westfälischen Zeitung. Ein festes Einkommen brauchte er auch, denn im Dezember dieses Jahres heiratete er Ilse Schwenzel, mit der er sechs Kinder hatte. Beide Zeitungen ermöglichten zuweilen den Druck europäisch-humanistischer Beiträge.[4] Im Januar 1940 wurde er zur Wehrmacht eingezogen und diente fortan im Rang eines Feldwebels im besetzten Frankreich.[5] Allerdings bestand sein Tätigkeitsfeld lediglich darin, Wehrmachtszeitungen zu redigieren.[6] Ein Jahr zuvor wurden erste Gedichte von ihm in der „Neuen Rundschau“ gedruckt. Für seine lyrischen Arbeiten bekam er 1942 den Lyrikpreis der Zeitschrift „Die Dame“[7], die als Gradmesser für die Entwicklung der Lyrik gilt[8]. In diesem Jahr begann Niebelschütz auch seine Arbeit am Blauen Kammerherrn. Zwei Jahre darauf wurde ihm der Schrifttumspreis der Stadt Essen verliehen.[9] Da die politische Lage bekannt ist, lässt sich diesen Preisen kein Wert beimessen, denn welche Motive hinter den Preisverleihungen steckten, lassen sich nicht nachvollziehen und könnten die Einschätzung Niebelschütz’ in einem möglicherweise unverdient negativen Licht erscheinen lassen. Leider ist zu den Einzelheiten der Preisverleihungen nichts bekannt, angesichts des geringen Interesses am Autor ist es auch unwahrscheinlich, dass sich dieser Zustand ändern wird.
Nach kurzer Kriegsgefangenschaft nehmen die finanzielle Probleme zu. 1949 erschien dann Der Blaue Kammerherr. Abgesehen von der Verleihung des renommierten Immermann-Preises Düsseldorfs blieb die große Anerkennung allerdings aus. Da auch seine Komödie Eulenspiegel in Mölln bei den „Festspielen des Nordens“ nicht über diesen Anlass hinaus, trotz kurzzeitigen Erfolges, aufgeführt wurde, war Niebelschütz von Auftragsarbeiten abhängig.[10] So verfasste er ab 1954 Biografien und Firmenfestschriften im Auftrag von Unternehmen, bspw. über Robert Gerling mit dem Untertitel Ein dramatisches Kapitel deutscher Versicherungsgeschichte. So undankbar diese Arbeiten für den Dichter gewesen sein müssen, ermöglichten sie ihm immerhin einige Reisen nach Korfu, Italien und in die Provence. Dort recherchierte er für seinen zweiten Roman Die Kinder der Finsternis, der 1959 erschien. Nicht lange darauf, am 22. Juli 1960, erlag Niebelschütz einer Lungenentzündung und allgemeiner Erschöpfung infolge einer Operation an einem Hirntumor.
2.2. Eine Verlaufsskizze des Romans
Die Komplexität des Romans Der Blaue Kammerherr die Anzahl der Figuren und Motive, sowie die Uneindeutigkeit vieler Stellen betreffend, um vom Umfang ganz zu schweigen, wurde bisher bereits deutlich genug erwähnt. Um die Geschichte als Ganzes verständlich zu machen, auch für jemanden, der das Buch nicht gelesen oder stellenweise den Faden verloren hat, wird die Handlung auf den folgenden Seiten zusammengefasst und nur die wichtigsten Namen und Rollen parallel zur erzählten Geschichte vorgestellt. Der Roman besteht aus insgesamt vier Büchern. Das erste trägt den Titel „Der Botschafter der Republik“. Im Laufe der Geschichte fällt nur ein einziges Mal die Erwähnung einer Jahreszahl, demnach ist die Handlung im Jahr 1732 angesiedelt und erstreckt sich über gerade einmal 63 Tage. Wir befinden uns also im Spätbarock. Gleich zu Beginn wird man in die Rahmenhandlung eingeführt. Myrrha, ein fiktives, ägäisches Inselreich hat finanzielle Probleme. Es wird maßgeblich von einem sehr einflussreichen Minister Godoitis regiert, der von den Bankiers es Königreichs abhängig ist und nebenbei der Geliebte der Königin ist. Die sechzehnjährige Prinzessin Danae, einziges Kind des Königspaares, soll daher an einen möglichst vermögenden Prinzgemahl verheiratet werden. Die Insel ist strategisch bedeutsam und wird daher von den Kontrahenten Samos und Venedig umworben. Letzteres schickt seinen Botschafter Don Giovanni di Legua nach Myrrha. Dort befindet sich mit dem Narren Don Pasquale Gheotta bereits ein Venezianer, der hier allerdings im Exil lebt. Im 4. Kapitel findet eine zufällige Begegnung zwischen dem Botschafter und der Prinzessin auf einem Weinberg statt. Das dionysische Motiv wird nochmals dadurch verstärkt, dass Danae lediglich mit einem Panterfell bekleidet ist, Zeichen ihrer bislang ungezügelten, jugendlichen „Wildheit“. Am darauf folgenden Tag treffen sich Godoitis und Giovanni. Es wird verabredet, dass eine Antwort auf den ernsthaften Heiratsantrag des samischen Königs Polykrates verzögert werden soll und Giovanni im Umgang mit Prinzessin Danae freie Hand erhält, denn Venedig ist mächtig. Ein zweites Zusammensein inklusive intimen Gespräches zwischen dem Botschafter und der Prinzessin führt dann auch zur Entwicklung von „Zuneigung“ seitens der unerfahrenen Prinzessin gegenüber Giovanni. Im Laufe des Gespräches fällt eine Zeus-Büste von ihrem Sockel. An dieser Stelle wird erstmals deutlich, dass der Gott Danae für sich beansprucht. Eine überirdische Figurensphäre ist damit geöffnet. Danae wird im folgenden, als sie unter freiem Himmel baden möchte, von einer Woge in eine Marmorgrotte getragen, wo sie Zeus in Form eines goldenen Regens empfangen soll. Da sie sich ihm verweigert, beginnt der Gott in den folgenden Tagen die Insel mit Naturkatastrophen heimzusuchen, gewissermaßen um Danae zu erpressen. Giovanni fällt am gleichen Tag einem Mordanschlag zum Opfer, welches eigentlich dem übermächtigen Minister Godoitis gegolten hatte. Er wird in den folgenden Tagen schwächer werden und den Narren als seinen Nachfolger bestimmen. Während seines Siechtums erscheint Aesculap, der Gott der Medizin, und verspricht, immer dann den Botschafter knapp vor dem Tode zu bewahren, wenn dieser ihn mit voller Überzeugung herbeisehnt, ohne ihm jedoch nachhaltig zu heilen (oder heilen zu können?). Danae sucht am Tag des Attentates (ohne von diesem erfahren zu haben) und der Annäherung an Giovanni als Magd Mariana den Ausbruch in die Sphäre des Volkes, um „zu wissen, was für ein Ding die Arbeit ist, was es heißt müde zu sein, und wie es aussieht in denen, die man Volk nennt“. Sie zeigt damit bereits die Interessen eines verantwortungsvollen Regenten. Sie wird aber vom Staatsminister und der Nachricht vom Attentat auf Giovanni zurück gezwungen. Am Abend des drittens Tages wird im königlichen Schloss trotz der Unwetters (ganz Barock) eine „Soirée dansante“ veranstaltet. Als Ehrengast tritt der „Mohr“ von Venedig auf, Admiral Otello. Giovanni nimmt auf Wunsch der Prinzessin auf dem Sterbebett teil, ein gesellschaftlicher Affront. Seit Beginn der Katastrophen sind etwa 29 Tage, also ein Mondzyklus, vergangen. In dieser Zeit gab Giovanni der Prinzessin politische Lehrstunden und unterwies sie in den Grundprinzipien der Diplomatie. So wendet sich Danae in einer Note an Zeus in dessen Tempel, mit der Bitte, er möge die „Gewalt“ (Unwetter, Erdbeben, Vulkanausbrüche) einstellen und wie jeder andere Bewerber um ihre Hand anhalten. Dafür fordert Jupiter/Zeus per Götterboten Hermes das Leben Don Giovannis, welcher jedoch, unterstützt durch Danae, eine Art „Freitod“ wählt. Innenpolitisch werden Differenzen zwischen Staatsminister Godoitis und Admiral Borromeo angesprochen. Nach dem Begräbnis Don Giovannis ergibt sich Danae im Zeustempel in ihr Schicksal und unterwirft sich dem Willen des Gottes. Es geschieht jedoch, ganz anders als erwartet, nichts Spektakuläres, außer dem Ende der Katastrophen und der Rückkehr von Gutwetter und Sonnenschein. Damit endet das erste Buch.[11]
[...]
[1] Marianne Kotthaus: Wolf von Niebelschütz. Der Blaue Kammerherr. Skizze des Verlaufs – Interpretation – Analyse der Bauformen – Sprachdeutung – Rangfrage. Bonn 1957.
[2] So in: Alban Nikolai Herbst: Frühe postmoderne Fantasien im Werk von Wolf von Niebelschütz. S. 14. Unter: http://www.die-dschungel.de/ANH/txt/pdf/niebelschuetz.pdf, S. 14. 13.10.2007.
[3] Eine Wahrnehmung, die sich erst in jüngster Zeit stärker durchsetzt und abgesehen davon ein bemerkenswertes Zeugnis von Jüngers zwar Ich-Bezogener, aber auch unabhängiger Lebens- und Schreibhaltung und eines zugegeben gefahrenverachtenden „Mutes“.
[4] Hans Dieter Schäfer: Die nichtfaschistische Literatur der „jungen Generation“ im nationalsozialistischen Deutschland. In: Horst Denkler, Karl Prümm: Die deutsche Literatur im Dritten Reich. Themen – Traditionen – Wirkungen. Stuttgart: 1976, S. 459 – 503. Hier S. 461.
[5] http://bonaventura.musagetes.de/?p=80. 16.10.2007.
[6] Detlev Schöttker: Wolf von Niebelschütz. In: Kritisches Lexikon zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Hrsg. von Heinz Ludwig Arnold. Bd. IX. S. 2.
[7] Eine luxuriöse Modezeitschrift die in den 40ern zunehmend Propagandaelemente aufnahm. Siehe: Tanja Fabian: Analyse der Zeitschrift „Die Dame“ 1932 – 1941 unter besonderer Berücksichtigung des nationalsozialistischen Einflusses auf die Mode. Wien 2006. In: http://othes.univie.ac.at/18/1/fabian-tanja-dipl.pdf. 18.10.2007.
[8] Hans Dieter Schäfer: Die nichtfaschistische Literatur der „jungen Generation“ im nationalsozialistischen Deutschland. S. 482.
[9] Detlev Schöttker: Wolf von Niebelschütz. S. 1.
[10] http://bonaventura.musagetes.de/?p=80. 16.10.2007.
[11] Marianne Kotthaus: Wolf von Niebelschütz. Der Blaue Kammerherr. S. 3ff.
- Arbeit zitieren
- Toralf Schrader (Autor:in), 2007, Über Wolf von Niebelschütz’ „Der blaue Kammerherr“ - Randerscheinung und Hochform des „historischen Romans“, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/119806
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