Das erste Erscheinen der Historia von D. Johann Fausten liegt mittlerweile mehr als 400 Jahre zurück und „ist mit der Buchmesse in Frankfurt am Main vom Herbst 1587 datierbar.“ Zu diesem Zeitpunkt war es noch keineswegs absehbar, dass dies die „Geburtsstunde eines der bedeutendsten Themen der Weltliteratur war.“ Zwar gibt es „zuverlässige Auskünfte über den Drucker und Verleger Johann Spies“, jedoch weiß man nicht, „wer (…) das Faustbuch niederschrieb.“
Dieses höchst einflussreiche aber auch rätselhafte Werk ist und war natürlichermaßen Gegenstand zahlreicher literaturwissenschaftlichen Betrachtungen. In der vorliegenden Arbeit soll es noch einmal in den Mittelpunkt gerückt werden, um an ihm ein zunächst andersartig anmutendes Analysekonzept zu erproben: Es wird versucht werden ursprünglich aus der Ethnologie stammende Modelle als literaturwissenschaftliche Werkzeuge anzuwenden. Namentlich die Ritualtheorie des angelsächsischen Wissenschaftlers Victor Turner soll zur Untersuchung des Faustbuches dienen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Aufbau und Methodik
- Faustus als liminales Wesen
- Das soziale Drama des Faustus
- Faustus in der Liminalität
- Faustus in Struktur und Anti-Struktur
- Die Studenten um Faustus: Communitas
- Darstellungen von Ritualen im Faustbuch
- Die Ehe
- Die Buße
- Die Teufelsbeschwörungen
- Der Teufelspakt
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Faustbuch von 1587 unter Anwendung von Victor Turners Ritualtheorie. Ziel ist es, die Anwendbarkeit sozialwissenschaftlicher Modelle auf literaturwissenschaftliche Fragestellungen zu erproben und neue Interpretationsansätze zu entwickeln.
- Anwendbarkeit von Victor Turners Ritualtheorie auf literarische Texte
- Analyse der Figur des Faustus im Kontext von Liminalität und sozialem Drama
- Untersuchung der Gemeinschaftsstrukturen im Umfeld des Faustus
- Interpretation von Ritualen im Faustbuch im Lichte von Turners Theorie
- Überprüfung der Grenzen zwischen Sozial- und Geisteswissenschaften
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt das Faustbuch von 1587 als ein einflussreiches und rätselhaftes Werk vor, das hier mit Hilfe von Victor Turners Ritualtheorie neu untersucht werden soll. Es wird die Frage nach der Anwendbarkeit sozialwissenschaftlicher Modelle auf literaturwissenschaftliche Fragestellungen aufgeworfen und die Legitimität dieses Vorgehens begründet. Der Fokus liegt auf der Erprobung eines neuen Analyseansatzes.
Aufbau und Methodik: Dieses Kapitel beschreibt die methodische Vorgehensweise der Arbeit. Es erläutert, wie die Konzepte der Ritualtheorie Turners auf das Faustbuch angewendet werden und wie die Analyse strukturiert ist. Die Arbeit stützt sich dabei auf verschiedene Aufsätze, die bereits Turners Theorien auf literarische Analysen angewendet haben und dient als Beispiel für eine solche Vorgehensweise. Die Analyse fokussiert die Figur des Doktor Faustus und die im Buch dargestellten Szenen im Kontext der turnerschen sozialwissenschaftlichen Theorien, um Interpretationsansätze zu entwickeln. Die Kenntnis des Faustbuches und Turners Theorie wird vorausgesetzt.
Faustus als liminales Wesen: Dieses Kapitel, unterteilt in mehrere Unterkapitel, untersucht die Figur des Doktor Faustus anhand von Turners Konzepten. Es werden Aspekte des sozialen Dramas, der Liminalität, Struktur und Anti-Struktur erörtert, um Faustus’ Position und Entwicklung im Handlungsverlauf zu beleuchten und zu verstehen. Die Analyse soll aufzeigen, wie Faustus' Handlungen und sein Zustand innerhalb der Erzählung in den Kontext von Turners Konzepten eingeordnet werden können, um neue Interpretationsansätze zu liefern.
Die Studenten um Faustus: Communitas: Dieses Kapitel befasst sich mit der Gemeinschaft der Studenten um Faustus und untersucht ihre Sozialbeziehungen unter Bezugnahme auf Turners Communitas-Modell. Die Analyse der zwischenmenschlichen Dynamiken und der Gruppendynamik soll neue Einblicke in die Handlung und die Charaktere bieten. Es wird untersucht, wie dieses soziale Gefüge die Handlung des Faustbuchs beeinflusst.
Darstellungen von Ritualen im Faustbuch: Dieses Kapitel analysiert verschiedene Rituale, die explizit im Faustbuch dargestellt werden (Ehe, Buße, Teufelsbeschwörungen, Teufelspakt) und deren Bedeutung für die gesamte Handlung. Es untersucht die Funktion dieser Rituale im Rahmen der Erzählung, die implizierten Bedeutungen und ihre Verbindung zu Turners Theorie.
Schlüsselwörter
Faustbuch von 1587, Victor Turner, Ritualtheorie, Liminalität, Soziales Drama, Communitas, Literaturwissenschaft, Sozialwissenschaften, Geisteswissenschaften, Interpretationsansatz, Ethnologie.
FAQ: Analyse des Faustbuchs von 1587 unter Anwendung von Victor Turners Ritualtheorie
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese wissenschaftliche Arbeit analysiert das Faustbuch von 1587 unter Anwendung der Ritualtheorie von Victor Turner. Sie untersucht die Figur des Faustus, die ihn umgebenden Gemeinschaften und die im Buch dargestellten Rituale, um neue Interpretationsansätze zu entwickeln und die Anwendbarkeit sozialwissenschaftlicher Modelle auf literaturwissenschaftliche Fragestellungen zu prüfen.
Welche Methodik wird angewendet?
Die Arbeit verwendet Victor Turners Ritualtheorie als analytisches Werkzeug. Sie erläutert die Anwendung der Konzepte wie Liminalität, soziales Drama und Communitas auf den literarischen Text und beschreibt die Struktur der Analyse. Es werden bereits bestehende Arbeiten, die Turners Theorien auf literarische Analysen angewendet haben, als Referenz herangezogen.
Wie wird die Figur des Faustus betrachtet?
Faustus wird als "liminales Wesen" betrachtet, das sich zwischen verschiedenen sozialen Strukturen und Zuständen befindet. Seine Handlungen und sein Zustand werden im Kontext von Turners Konzepten des sozialen Dramas, der Liminalität, Struktur und Anti-Struktur analysiert, um neue Interpretationen zu ermöglichen.
Welche Rolle spielt die Gemeinschaft um Faustus?
Die Arbeit untersucht die Gemeinschaft der Studenten um Faustus anhand von Turners Communitas-Modell. Die Analyse der zwischenmenschlichen Dynamiken und der Gruppendynamik soll neue Einblicke in die Handlung und die Charaktere liefern und zeigen, wie dieses soziale Gefüge die Handlung beeinflusst.
Welche Rituale werden analysiert?
Die Arbeit analysiert verschiedene im Faustbuch dargestellte Rituale wie Ehe, Buße, Teufelsbeschwörungen und den Teufelspakt. Die Analyse konzentriert sich auf die Funktion dieser Rituale im Rahmen der Erzählung, ihre implizierten Bedeutungen und ihre Verbindung zu Turners Theorie.
Welche Ziele verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, die Anwendbarkeit von Victor Turners Ritualtheorie auf literarische Texte zu überprüfen, neue Interpretationsansätze für das Faustbuch zu entwickeln und die Grenzen zwischen Sozial- und Geisteswissenschaften zu untersuchen. Sie dient als Beispiel für die Anwendung sozialwissenschaftlicher Modelle auf literaturwissenschaftliche Fragestellungen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Faustbuch von 1587, Victor Turner, Ritualtheorie, Liminalität, Soziales Drama, Communitas, Literaturwissenschaft, Sozialwissenschaften, Geisteswissenschaften, Interpretationsansatz, Ethnologie.
Welche Kapitel enthält die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zur Methodik, ein Kapitel über Faustus als liminales Wesen (mit Unterkapiteln zum sozialen Drama, Liminalität und Struktur/Anti-Struktur), ein Kapitel über die Studenten um Faustus, ein Kapitel über die Darstellung von Ritualen im Faustbuch und ein Fazit.
- Quote paper
- Magister Artium Julian Philipp Schlüter (Author), 2004, Victor Turners Ritualtheorie als literaturwissenschaftliches Werkzeug am Beispiel des Faustbuches von 1587 , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/119746